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Ein junger Mann verlässt seine vom Krieg zerstörte Heimat Bosnien. Er landet in Kalifornien, unter einem ewig blauen Himmel. Zurückgelassen hat er seine Eltern, seine erste Liebe, einen Teil von sich. Jemand rät ihm, alles aufzuschreiben, um die Vergangenheit zu ordnen. Die Bilder der Kindheit kommen, süß und schmerzvoll. Tuzla, die belagerte Stadt. Das Sommerhaus. Doch wer ist Mustafa, dessen Geschichte sich in seine drängt? Die Erinnerungen zerfallen wie in tausend Scherben ... Ein ergreifender Roman über das, was der Krieg im Menschen zerstört.
"Ein beeindruckender, beunruhigender, kraftvoller Roman." The New York Times
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Produktbeschreibung
Ein junger Mann verlässt seine vom Krieg zerstörte Heimat Bosnien. Er landet in Kalifornien, unter einem ewig blauen Himmel. Zurückgelassen hat er seine Eltern, seine erste Liebe, einen Teil von sich. Jemand rät ihm, alles aufzuschreiben, um die Vergangenheit zu ordnen. Die Bilder der Kindheit kommen, süß und schmerzvoll. Tuzla, die belagerte Stadt. Das Sommerhaus. Doch wer ist Mustafa, dessen Geschichte sich in seine drängt? Die Erinnerungen zerfallen wie in tausend Scherben ...
Ein ergreifender Roman über das, was der Krieg im Menschen zerstört.

"Ein beeindruckender, beunruhigender, kraftvoller Roman." The New York Times
Autorenporträt
Prcic, Ismet
Ismet Prcic wurde 1977 in Tuzla, Bosnien-Herzegowina, geboren. 1996 emigrierte er in die USA. Er studierte an der University of California in Irvine und unterrichtet heute Theater am Clark College in Portland, Oregon, wo er mit seiner Frau lebt. Scherben, sein erster Roman, fand in den USA breite Resonanz und wurde vielfach ausgezeichnet.

Pohl, Jörg
Jörg Pohl, 1979 im Ruhrgebiet geboren, war bereits während seines Studiums am Bochumer Schauspielhaus zu sehen. 2005 wurde er Ensemblemitglied des Schauspielhauses Zürich, 2009 wechselte er ans Thalia Theater Hamburg. Für seine Arbeit wurde Jörg Pohl mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rolf-Mares-Preis in der Kategorie »Außergewöhnliche Leistung Darsteller« und mit dem Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsdarsteller.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Bosnien in den 1990er Jahren: Ein junger Mann flieht vor dem Krieg in die USA. Sein Name, Ismet Prcic, deutet an, dass der Roman autobiografische Züge trägt. Klar und schnörkellos, emotional zurückgenommen erzählt Prcic von Kindheit, Krieg und Flucht. Doch die Erzählungen sind brüchig, darunter scheint ein Sprengsatz zu liegen. Explodiert er, bleiben nur - Scherben. Den Ton des Erzählers und die Spannung des Textes fängt Jörg Pohl meisterhaft ein. Beim Hören vergisst man, dass hier nicht die Hauptfigur selbst spricht, sondern ein anderer.

Der Text, den Jörg Pohl so authentisch liest, besteht aus mehreren Tagebucheinträgen. Denn jemand hat Ismet Prcic geraten, "alles aufzuschreiben", um sein Kriegstrauma zu verarbeiten. Bilder aus der Kindheit, als sich erste Spannungen zwischen Moslems und Christen abzeichnen, stehen neben den Erinnerungen an die Flucht und an die Familie, die im Krieg auseinanderbricht. Doch zwischen die Tagebuchsequenzen schieben sich Erlebnisse eines anderen: Mustafa, ein junger Mann, erlebt die Grausamkeiten des Krieges als Soldat mit. Mehr und mehr verschwimmen die Geschichten von Mustafa und Ismet ineinander, die eindeutige Realität löst sich auf.

© BÜCHERmagazin, Ann-Kathrin Maar (akm)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2013

Denn alles ist gelogen
„Scherben“ von Ismet Prcic: Ein Fünfzehnjähriger
entkommt dem Bosnienkrieg
VON HANS-PETER KUNISCH
Für den fünfzehnjährigen Ismet beginnt der Krieg im Fernsehen. Zuerst sieht er nur Politiker, die streiten, es geht um „Verfassung“, „Nation“. Dann gibt es auf einmal Belagerungen, „zivile Opfer, Konzentrationslager, Flüchtlinge. Wo man auch hinsah, wurden Muslime und Kroaten von serbischen Paramilitärs und der jugoslawischen Volksarmee abgeschlachtet.“ – „Welche sind wir?“ fragt Ismet seine Mutter. Dabei hätte er es längst wissen müssen. Als er, zusammen mit Cousin Adi Nachbar-Mädchen aus dem Hinterhalt erschreckt, stürmen die Stojkovics den Hügel hinunter und verfluchen alle schmutzigen muslimischen Gebetsteppiche bis zurück zu Mohammed.
  Eine der vielen Stärken von „Scherben“, dem englischsprachigen Romandebüt des 1967 in Tuzla geborenen Ismet Prcic, ist die hohe Glaubhaftigkeit. Es wird nicht mit brutalen Szenen geprotzt, es geht darum, der Wirklichkeit des Krieges in der Psyche der Überlebenden auf die Spur zu kommen. Was macht einer mit Brutalitäten, die er gesehen hat? Auch wenn ihm selber nichts körperlich Schlimmes geschehen ist: wie kommt er von seinen Träumen los? „Schreib es auf“, meint Dr. Cyrus zu Ismet, der es schließlich nach Kalifornien geschafft hat, „alles“, „mach dir keine Gedanken, was wahr ist und was nicht, damit machst du dich nur verrückt (. . .). Jeder ist der Held seiner eigenen Märchen.“
  Dies „egal, was wahr ist“ ist wichtig. Es ist manchmal viel, woran sich einer erinnern muss, und je mehr zum Vorschein kommt, desto weniger klar ist, was wirklich geschah. Die Akteure eines Kriegs reagieren gleich danach nicht selten ungerührt. Es gelingt ihnen, die Zeit zu verdrängen, so überleben sie. Bei denen, die dem Krieg entkommen sind, zeigen sich die Probleme oft rascher, wuchert der Wahn.
  Auch Ismet plagt die Schuld der Davongekommenen. Sein kleiner Bruder Mehmed und die Eltern sind in Tuzla geblieben. Ismet hört verstörende Nachrichten, und drei Jahre nach dem Krieg kehrt er einmal zurück. Die Mutter, die ihn dabei unterstützt hat zu gehen, hat Selbstmordversuche hinter sich, der Vater, der sie betrügt, fühlt sich als ihr Opfer. Was haben der Ich-Erzähler, der den Namen des Autors trägt, und seine Flucht damit zu tun?
  Der Phantasie bleibt viel Spielraum und dass der Erzähler seine Mutter in seinen Briefen belügt, ist ehrenvoll, aber ihm selber hilft es nicht. Ins Tagebuch, das Prcic immer wieder in Auszügen zitiert, schreibt Ismet, „es tut mir leid, alles, was ich Dir schreibe, ist gelogen“. Er hat kein Geld, ist nicht gesund. Er sitzt in der College-Cafeteria und geht in Deckung - eine Bombe! „Ich habe kein Heimweh, mati, ich bin die ganze Zeit daheim.“ Kalifornien verschwindet.
  Geschickt lässt Prcic über ein alter ego auch jene zu Wort kommen, die alt genug waren, blieben und kämpften. Erst gegen Ende des Romans erfährt man, dass eine Bekanntschaft im Exil der Ausgangspunkt der Figur von Mustafa war, der auf den ersten Seiten eine Waffen-Ausbildung genießt und in den Krieg geschickt wird.
  Trotzdem bleiben die kleinen Geschichten des Ich-Erzählers, seine Ungeschicklichkeiten, seine erste Liebe, die Beziehung zu seinen Eltern, das zentrale Thema des Romans. Das Bild eines durchschnittlichen Lebens unter besonderen Bedingungen entsteht, und immer wieder gibt es schöne Fundstücke, wie die Lehre des Vaters: „Ismet“, sagt er, „wenn Du im Leben mal nicht weißt, was Du machen sollst, dann sieh dir an, was die anderen machen und mach' dasselbe.“
  Getreu dieser bauernschlauen Anleitung bleibt Ismet lange Zeit anpasserisch, vorsichtig. Zur Flucht kommt es erst spät. Es beginnt mit Theater. Während des Kriegs spielt der Erzähler in einer freien Gruppe. Auch deren Alltag ist von Konflikten durchdrungen. Theater sei keine demokratische Angelegenheit, meint einer der Akteure, von Diktaturen ließe sich in diesem Bereich mehr lernen. Doch viele, die Theater spielen, wollen weg. Und als die Gruppe um den 25.Mai 1995, an dem das zur UN-Schutzzone erklärte Tuzla von einer Artillerie-Granate schwer getroffen wird, eine Einladung zum Fringe-Festival nach Edinburgh erhält, wird der Absprung auf einmal möglich.
  In Schottland hat Ismet das Glück, dass sich ein Mädchen in ihn verliebt. Schließlich rennt er, weil die Reiseleiterin Verdacht schöpft, planlos davon, hat aber die Adresse des Mädchens, die Mutter versteckt ihn und vermittelt Kontakte, als seine Flucht entdeckt wird. Ismet gelangt nach Zagreb, wo er, wieder versteckt, wochenlang auf Papiere wartet, die ihn nach Kalifornien bringen sollen. Ein Onkel hat ihn eingeladen, in den USA zu studieren.
  Geschickt macht Prcic im Erzählen dieser Turbulenz deren Folgen für die Psyche sichtbar. Nach der Flucht ist Ismet immer einer mehr, als nur er selbst: er ist auch der, der gern dageblieben wäre, ist auch Ismet, der Feigling, oder Mustafa, der im Krieg die Hoden seines Bruders essen musste und andere Bestialitäten erlebte. Identitätsprobleme sind für ein Buch oft risikoreich vage. Hier jedoch bleiben sie keine Kopfgeburt, sondern gehen aus nüchtern gesehener Realität hervor. Das befördert den inneren Zusammenhalt des Texts.
  Sieben Jahre, sagt Ismet Prcic, habe er an „Scherben“ gearbeitet – indem er diese Scherben zunächst zusammensuchte und dann zwei Jahre darauf verwendete, zu ordnen, zu kürzen, zu ergänzen. Keine einfache Sache. Trotzdem präsentiert sich der Roman, noch in der gut lesbaren deutschen Übersetzung, gleichzeitig geschlossen und offen genug, um heute als eines der glaubwürdigsten Zeugnisse des Jugoslawien-Kriegs zu wirken.
Ismet Prcic: Scherben. Aus dem Englischen von Conny Lösch. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 442 Seiten, 21,95 Euro.
„Mach dir keine Gedanken, was
wahr ist und was nicht, damit
machst du dich nur verrückt“
Was macht einer mit dem, was er gesehen und gehört hat? Tuzla, Bosnien.
FOTO: MARTIN ROEMERS/LAIF
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2013

Imperium zerstörter Seelen

Der Zerfall Jugoslawiens hat eine neue Generation von Autoren hervorgebracht. Wie einige von ihnen schreibt auch Ismet Prcic über Kindheit und Jugend im Krieg.

In den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien zerbarst das kommunistische Vielvölkerreich, selbst eine Art Zerfallsprodukt der österreichisch-ungarischen Monarchie. Gleichzeitig entstand ein neues, grausames Imperium, eines der Traumata: Hunderttausende wurden vertrieben, Familien zerrissen, Lebensträume zerstört, von den Toten ganz zu schweigen. Die Kinder dieser Kriege, Angehörige der letzten noch im alten sozialistischen Jugoslawien geborenen und aufgewachsenen Generation, melden sich nun mit Vehemenz literarisch zu Wort. Ihre Bücher lassen sich in den Scherbenstücken der einstigen Heimat verorten und in der Unbehaustheit zahlreicher Exile, die scheinbar noch lange nicht zu einer neuen Heimat werden. Eine gewisse Nostalgie für das alte Tito-Imperium verbindet sie ebenso wie die Wut, dass ihnen die Vertrautheit der Kindheitsräume und ein Teil des Kindseins selbst auf brutale, sinnlose Weise genommen wurden.

Der 1977 in Tuzla, im heutigen Bosnien-Hercegovina geborene Ismet Prcic versucht in seinem Romandebüt die malträtierte Seelenlandschaft eines bosnischen Kriegsflüchtlings in den Vereinigten Staaten zu dekontaminieren. Prcic spricht man "Persick" aus, was vielleicht ein Hinweis auf eine entfernte Herkunft des bosnischen Muslims sein könnte, der heute im amerikanischen Bundesstaat Oregon lebt und dort an einem College Theater unterrichtet. Der Held seines Romans ist ein fiktionales Alter Ego, das seinen Namen trägt und dessen Biographie sich in vielem mit der des Autors deckt, den der Krieg als Achtzehnjähriger jäh ans andere Ende der Welt geschleudert hat. Erinnerungen, Briefe und Tagebuchnotizen werden zu einer Art brüchigem Mosaik montiert, über das sich das Schicksal des Erzählers und eines als Soldat in der Heimat gebliebenen Doppelgängers erschließt. Es ist ein zorniges, ein verzweifeltes Buch, dessen nicht immer einfache Erzählstruktur den desolaten Seelenzustand der Charaktere eindrucksvoll spiegelt.

Eine relativ unbeschwerte Kindheit in bescheidenen Verhältnissen, der Vater war Ingenieur, die Mutter Krankenschwester, es gibt einen kleineren Bruder, endet mit dem Ausbruch des Krieges, den die kettenrauchende Mutter einer Kassandra gleich voraussagte. Gleichsam über Nacht werden aus Nachbarn Feinde, über deren Grundstück man nicht mehr wie gewohnt zum Wochenendhäuschen gelangt, bis man es ganz aufgeben muss. Der Krieg rückt näher, so nah, dass man simultan die Bombe im Nachbarhaus und das Einschlagen der Bombe im Nachbarhaus im Fernsehen sehen kann. Die Kriege in Jugoslawien demonstrierten neben vielen anderen Greueln auch das Perfide der neuen Medienwelt: Die Opfer der Gewalt konnten sich medial als Opfer auf dem Bildschirm sehen, nahezu gleichzeitig. Im Abnormen versucht man verzweifelt, Normalität aufrechtzuerhalten, was nur sehr bedingt in dem Hin und Her von Flucht und Rückkehr, Hunger, Zerstörung und Enge gelingen kann. Im Ausnahmezustand des Krieges erlebt Ismet nicht nur die Auswirkungen der Massaker, sondern auch die ersten Pickel, die erste Liebe, den ersten Kuss, den ersten Streit, Teenager-Romantik in den Grenzen von Ausgangssperre und Bombardements. Zum Kampf um Normalität zählt auch sein hartnäckiger Versuch, in einer Theatergruppe mitzuspielen, der es kurz nach seiner Musterung zum Militär wie durch ein Wunder gelingt, zu einem Gastspiel nach Schottland zu reisen, wo sich die meisten Mitstreiter absetzen, um der Rückkehr in die kriegszerrüttete Heimat zu entgehen.

Ismet muss nach Zagreb zurück, um dort seine Ausreise zu einem Verwandten in die Vereinigten Staaten zu betreiben. Während ihm dies nach zermürbendem Warten in der gefährlichen Illegalität in Kroatien gelingt - schließlich ist er Angehöriger einer feindlichen Armee -, erwartet ihn in den Vereinigten Staaten alles andere als das Gelobte Land. Der Krieg verfolgt ihn psychisch und physisch - in einem Vorort in Kalifornien gerät der inzwischen obdachlose Bosnier zufällig auf eine scheinbar harmlose Geburtstagsparty. Die Gastgeber, das stellt sich bald heraus, sind serbische Tschetniks, die ihn für einen der Ihren halten, der möglichst vielen Bosniern mit den eigenen Händen den Hals umgedreht und das Herz aus der Brust gerissen hat. In seine retrospektiven Aufzeichnungen, geschrieben auf Anraten eines amerikanischen Therapeuten, verwebt sich immer stärker eine zweite Figur, die eines Doppelgängers, der zusammen mit ihm in Bosnien gemustert wurde und anders als Ismet in den Krieg ziehen musste, in dem er Grausames erlebt.

Auf diese Weise gelingt es dem Autor, beide Traumata seiner Generation zu erzählen, das des Exils, der Trennung von der inzwischen zerrütteten Familie, der depressiven, suizidgefährdeten Mutter, dem erfolglosen Bruder, der zurückgelassenen Liebe, der Unbehaustheit in der Fremde einerseits und das Trauma der körperlichen und seelischen Qualen jener, die fast noch als Kinder in einen Kampf geschickt wurden, dessen politische Hintergründe sie nur schwer begreifen konnten. Nur eine Armbinde an den alten Uniformen der jugoslawischen Armee unterschied die Kämpfer, die noch bis vor kurzem Schulfreunde, Verwandte, Nachbarn waren. Am Ende verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Figuren, und es bleibt ungewiss, wer von beiden überlebt und wer nicht.

Ismet Prcic schreibt auf Amerikanisch, ähnlich wie seine Schriftstellerkollegen Tea Obreth und Alexander Hemon, die ebenfalls in den neunziger Jahren als Flüchtlinge aus dem zerfallenden Jugoslawien in den Vereinigten Staaten strandeten. Anders als sein Held konnte der Autor keinen Therapeuten finanzieren und schrieb sich in einer Pause von der Theaterarbeit seine Dämonen von der Seele. Die sprachliche Distanz zwischen Erlebtem und Erzähltem mag ihm dabei eine Hilfe gewesen sein. Ungeachtet der Sprache, die klar und zuweilen im schnoddrigen Ton eines Teenagers daherkommt, ist er damit Teil einer neuen Welle einer postjugoslawischen Literatur junger Autoren, die in ihren Büchern versuchen, die Verluste der jüngsten Vergangenheit, darunter den der Heimat, die eben auch die Heimat der Kindheit war, zu bewältigen. Die Scherben kleben sie dabei nicht wieder zusammen, sie sammeln sie vielmehr in einer Art Museum der Traumata.

SABINE BERKING

Ismet Prcic: "Scherben". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 440 S., geb., 21,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Trotz seiner "experimentellen Struktur" ist Ismet Prcics "Scherben" ein gut lesbares und vielschichtiges Debüt, findet Judith Leister. Der in Bosnien geborene und in die USA emigrierte Autor präsentiert eine Vielzahl teilweise autobiografischer Geschichtsfragmente, die sich durch ihre Betrachtung von Krieg, Emigration und Identität dennoch zu einem Ganzen fügen. Der Protagonist heißt wie der Autor Ismet Prcic, und wie dieser ist er aufgrund der religiös-ethnischen Spannungen des Bosnienkrieges in die USA geflohen. Parallel hierzu wird in Fragmenten die Geschichte von Mustafa erzählt, der eine Art Gegenentwurf zu Ismet darstellt. Im Verlauf des Romans verschwimmen dann aber zunehmend ihre beiden Identitäten, berichtet die Rezensentin. Gerade dieses Infragestellen und Auflösen von 'Identität' ist Prcic bestens gelungen, lobt Judith Leister.

© Perlentaucher Medien GmbH