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4 Kundenbewertungen

Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich »zurückdrehen«? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.

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Produktbeschreibung
Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich »zurückdrehen«? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.
Autorenporträt
Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane (darunter ¿Melody¿ und ¿Der letzte Weynfeldt¿) und die ¿Business-Class¿-Geschichten sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sieben Bände vor. 2022 feierte der Kinofilm von André Schäfer ¿Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit¿ am Locarno Film Festival Premiere. Seit einigen Jahren betreibt der Autor die Website martin-suter.com. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Martin Suter hat die seltene Gabe, Schweres leicht erscheinen zu lassen. Er schreibt einen Bestseller nach dem anderen, die inhaltlich wie literarisch glänzen. Sein jüngster Roman ist ein philosophisches Stück über die Zeit. Wie nehmen wir sie wahr? Wie vergänglich ist die Zeit? Was macht sie mit uns? Diese Fragen versteckt er in eine Art Kriminalroman, bei dem die Protagonisten, ein ungleiches gleiches Paar, die Vergangenheit überwinden wollen, um eine neue Gegenwart und Zukunft zu schaffen.

Mit Gert Heidenreich wurde für diese Geschichte die ideale Stimme gewählt. Er liest zurückhaltend, angenehm unaufdringlich, mit dem richtigen Tempo, um den beiden Charakteren Taler und Knupp Gestalt und Leben einzuhauchen. Heidenreich lässt Worte wie Wendungen wirken und gibt damit dem Hörer die nötige Zeit, die dichte Atmosphäre des Romans aufzunehmen. Unglaublich, wie Heidenreich eine der Schlüsselszenen des Romans liest: "Die Zeit vergeht nicht, alles andere vergeht. Die Natur, die Materie, die Menschheit. Aber die Zeit nicht. Die Zeit gibt es nicht." Das sollte man gehört haben. Gert Heidenreich nimmt einen mit, auf die Reise durch Raum und Zeit. Sicher und gut!

© BÜCHERmagazin, Michael Knoll (kn)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2013

NEUE TASCHENBÜCHER
Verlust
und Besessenheit
Dass unsere lineare Zeitvorstellung nichts als eine Hilfskonstruktion ist, wusste Einstein, weiß die Quantenphysik. Wie man mit dieser Erkenntnis ein spannendes Spiel treiben kann, und zwar jenseits von Science-Fiction, zeigt Martin Suter in seinem Psychothriller „Die Zeit, die Zeit“, der nur in Teilen als Krimi durchgeht.
  Zwei Männer, Nachbarn, beide verwitwet, der eine hochbetagt, der andere noch fast jung, kämpfen gegen die Unwiderruflichkeit eines schweren Verlusts. Der eine will den Mörder seiner Frau finden, indem er jeden Tag aufs Neue rekonstruiert, was sich vor jenem Verbrechen zugetragen hat. Der andere hängt einer Theorie an, nach der er den Malariatod seiner Gattin rückgängig machen wird, wenn er in seinem Umfeld akribisch alle Veränderungen tilgt, die sich seit ihrem Ableben ereignet haben. Gemeinsam lassen sich die beiden Besessenen auf ein abenteuerliches Experiment ein, das Suter mit kühler Sachlichkeit und nervenaufreibender Detailtreue schildert. Mag der Schluss auch ein wenig enttäuschen, so ist das, was vorausgeht, doch eine der reifsten Leistungen des Schweizer Erfolgsschriftstellers.  KRISTINA MAIDT-ZINKE
    
    
          
Martin Suter: Die Zeit,
die Zeit. Roman. Diogenes Verlag Zürich 2013.
198 Seiten, 10,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2015

Genauigkeit und Zeit
Martin Suter schreibt den Schluss seines Romans um

Martin Suter ist ein Autor, dem es um Genauigkeit zu tun ist, in jedem seiner Bücher aufs Neue. Sein jüngster Thriller "Montecristo", in dem er es mit dem Gebaren der Großbanken und der Politik aufnimmt, ist dafür ein weiterer Beweis (F.A.Z. vom 7. März). Suters Präzision funktioniert auch in "Montecristo" nicht leichthändig realistisch, sondern er treibt den Möglichkeitssinn auf die Spitze maximaler Annäherung an die Wahrscheinlichkeit. Die Fiktion ist absolut plausibel; sie kann nur von der Wirklichkeit selbst überboten werden. Seine bisher weitestgehende Probe aufs Exempel des Wahrscheinlichen hat er aber 2012 im Roman "Die Zeit, die Zeit" statuiert.

Dort spielt Suter ein Szenario durch, das es mit dem Enigma des Raum-Zeit-Kontinuums aufnimmt: Was geschieht, wenn bis ins kleinste Detail ein Jahrzehnte vergangener Raum wiederhergestellt wird? Lässt sich dann auch die Zeit zurückstellen? Und lassen sich mit ihr auch Geschehnisse in der Zeit ungeschehen machen, allen voran der Tod? "Die Zeit, die Zeit" handelt von heute Lebenden, die ihre betrauerten Toten zurücksehnen. Sie stellen deshalb mit unvorstellbarem Aufwand eine zwei Jahrzehnte zurückliegende Umgebung wieder her, wie sie zu einem sekundengenauen Moment in der Zeit existierte, mit äußerster Perfektion wird ein ganzes Haus samt Interieur und umliegendem Gelände rekonstruiert. Am Ende entließ Suter seine Leser aus "Die Zeit, die Zeit" ins Ungewisse, ob nämlich nicht, was im Buch geschieht, einem schweren Traum entsprungen sein könnte - bisher.

Den Autor selbst mit solcherart Sinnfragen zu behelligen, entspricht nicht ganz den Spielregeln. Doch das Rätsel von "Die Zeit, die Zeit" insistierte, auch in mir. Also habe ich Martin Suter bei Gelegenheit darauf angesprochen. Er nahm das zum Anlass einer Erklärung: "Ich habe den Schluss von ,Die Zeit, die Zeit' umgeschrieben." Denn es hatte ihm keine Ruhe gelassen, dass eine kurze Passage fast am Ende des Romans die Absicht, die er mit seinem Erzählen verfolgte, unklar werden ließ: "Ausgerechnet mir, der ich Geschichten, die sich am Schluss als bloße Träume herausstellen, stets aus tiefstem Herzen gehasst habe, musste dieses Missverständnis passieren. Und ich wusste auch genau, welcher kleine handwerkliche Fehler dazu geführt hat." Also hat er diesen - aus seiner Sicht - Fauxpas korrigiert, für die aktuelle Auflage von "Die Zeit, die Zeit". Es brauchte dafür nur ein paar Sätze, doch die waren ihm wichtig. "Es funktioniert", sagte er noch mit einem Lächeln, als wir darüber redeten.

Martin Suter ist ein Schriftsteller, und er hasst das Ungefähre; ihm ist es um die Wahrheit im Innern seiner Geschichte zu tun. Und die beinah unmerkliche Variante hat mit seiner Genauigkeit zu tun. Vor allem aber ist sie eine Geste der Sorgfalt und Achtung gegenüber seinen Lesern; er hat sie nicht in einer Ungewissheit belassen wollen, die er selbst verschuldet hat.

ROSE-MARIA GROPP

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.«