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Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an. Er gehört nun zu den jungen Menschen, die die Mauer unter Einsatz ihres Lebens gegen Eindringlinge verteidigt. Das Leben auf der Mauer verlangt Joseph einiges ab, doch seine Einheit wird zu seiner Familie. Mit Hifa, einer jungen Frau, fühlt er sich besonders eng verbunden. Gemeinsam absolvieren sie Kampfübungen, die sie auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Denn ihre Gegner können jeden Moment angreifen. Und die sind gefährlich. Für ein Leben hinter der Mauer setzen sie alles aufs Spiel ... Mit viel Tiefgang gelesen von Johannes Klaußner

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Produktbeschreibung
Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an. Er gehört nun zu den jungen Menschen, die die Mauer unter Einsatz ihres Lebens gegen Eindringlinge verteidigt. Das Leben auf der Mauer verlangt Joseph einiges ab, doch seine Einheit wird zu seiner Familie. Mit Hifa, einer jungen Frau, fühlt er sich besonders eng verbunden. Gemeinsam absolvieren sie Kampfübungen, die sie auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Denn ihre Gegner können jeden Moment angreifen. Und die sind gefährlich. Für ein Leben hinter der Mauer setzen sie alles aufs Spiel ... Mit viel Tiefgang gelesen von Johannes Klaußner

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Autorenporträt
John Lanchester, geboren 1962 in Hamburg, wuchs im Fernen Osten auf und war nach seiner Ausbildung in England als Lektor beim Verlag Penguin Books tätig, ehe er Redakteur der »London Review of Books« wurde. Daneben war er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften wie »Granta« und »The New Yorker« tätig sowie als Restaurantkritiker für »The Observer« und Kolumnist für »The Daily Telegraph«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2019

Einer kommt rein
John Lanchesters Roman "Die Mauer"

Die Zukunft, wie sie uns John Lanchesters Roman "Die Mauer" ausmalt, ist nicht sehr viel anders als unsere Gegenwart. Es gibt allerdings einen Unterschied, und der ist gewaltig: Alles, was wir heute nur befürchten, wird eingetreten sein.

Wie werden wir dann leben? Lanchester gibt einige sehr plausible Antworten auf diese Frage und legt sie seinem Ich-Erzähler in den Mund, einem jungen Mann namens Kavanagh, der zu Beginn des Romans seinen Dienst am Vaterland antritt. Er besteht darin, zwei Jahre lang Wache zu schieben. Wie alle anderen jungen Männer und Frauen des Landes muss Kavanagh die Mauer bewachen, mit der sich Großbritannien eingekapselt und abgeschottet hat: fünf Meter hoch, drei Meter dick, zehntausend Kilometer lang. Denn seit der vom Klimawandel verursachte Anstieg der Meere ganze Inseln verschlungen und viele Küsten unbewohnbar gemacht hat, ist der Flüchtlingsstrom immer größer geworden. Zahllose Menschen suchen eine neue Heimat. Lanchesters England der Zukunft ist buchstäblich eine Festung im Meer, bedroht von einer Armada aus Schlauchbooten, deren Insassen zum Äußersten entschlossen sind.

Die Handlung setzt mit dem Dienstantritt von Kavanagh auf der Mauer ein. Es herrscht Kasernenatmosphäre. Die Tage sind bestimmt von Routine, Langeweile, Hierarchien, Eiseskälte in der Nacht und der unbestimmten Drohung eines jederzeit möglichen Ernstfalls. Man könnte an Dino Buzzatis großartigen Festungsroman "Die Tatarenwüste" denken oder an die Nachtwache in "Game of Thrones". Kavanagh, der Ich-Erzähler, ist ein genauer Beobachter, nicht zuletzt seiner selbst, aber die eigentliche Hauptfigur in diesem ersten von drei Teilen des Romans ist nicht er, sondern die Mauer. Alles, was passiert, die äußere Handlung ebenso wie die innere Entwicklung des Erzählers, hat mit ihr zu tun. Geschaffen zum Schutz ihrer Erbauer, hat sie sich ihre Schöpfer unterworfen. Sie konstituiert die Gemeinschaft und definiert zugleich das Fremde auf die denkbar einfachste Weise: Alle, die sich außerhalb der Mauer aufhalten, sind die "Anderen". Die Mauer definiert und stiftet Identität aber nicht nur, sondern sie raubt sie auch. Denn wer beim Dienst auf der Mauer versagt, wird ausgestoßen. Für jeden Eindringling, dem es gelingt, die Mauer zu überwinden, muss ein Wächter die Gemeinschaft, die er beschützen sollte, verlassen. Es ist ein Prinzip von schlichter, grausamer, sehr archaisch anmutender Logik: "Einer kommt rein, einer geht raus." Aber was heißt eigentlich beschützen, wenn der Angreifer nicht rauben, morden, unterwerfen will, sondern nur dazugehören möchte? Sind dann nicht Angreifer und Verteidiger austauschbar? Waren sie es nicht von vornherein?

John Lanchester, Jahrgang 1962, ehemaliger Verlagslektor und Redakteur der "London Review of Books", wurde in Deutschland bekannt, als 2012 sein vor dem Hintergrund der Finanzkrise spielender Roman "Kapital" erschien. Er schreibt unterhaltsam und scheut weder Spannungsmomente noch effektvolle erzählerische Kniffe. Auch in "Die Mauer" lässt er nichts aus, nicht einmal eine Liebesgeschichte zwischen Kavanagh und einem weiblichen Mitglied seiner Wachkompanie. Man liest das gern, aber das Faszinosum dieses Buches macht etwas anderes aus. Neben den Zufall, der mit der Geburt unveränderlich darüber bestimmt, auf welcher Seite der Mauer einer geboren wird, stellt Lanchester seine Variante des Rollentauschs: Wer sich als Wächter nicht bewährt, wird ausgestoßen und muss die Gemeinschaft verlassen. Von nun an ist er selbst ein "Anderer", während der erfolgreiche Eindringling in die Gemeinschaft aufgenommen wird, wenn auch nur mit großen Einschränkungen. Beim Dienst auf der Mauer werden die Wächter auf den Rollentausch vorbereitet, wie Kavanagh bemerkt, wenn er über die "Anderen" sagt: "Sie sind clever, sie sind verzweifelt, sie sind skrupellos, sie kämpfen um ihr Leben, also musste all das auf uns auch zutreffen." Auf Mauers Schneide lernt er, dass Einfühlung eine Frage des Überlebens sein kann.

"Die Mauer" wurde als Lanchesters kluger Kommentar zum Brexit gelobt. Aber seien wir ehrlich: Der Brexit ist ein Klacks im Vergleich zu dem, was uns und allen anderen bevorstehen könnte.

HUBERT SPIEGEL

John Lanchester: "Die Mauer". Roman.

Aus dem Englischen von Dorothee Merkel.

Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2019. 348 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.01.2019

Die Schuld
von Generationen
John Lanchester verknüpft in „Die Mauer“
Verhängnisse mit einer moralisch erbaulichen Fabel
VON THOMAS STEINFELD
In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, erzählt der Schriftsteller John Lanchester, werde eine Klimakatastrophe über die Erde gekommen sein, in Gestalt eines eher plötzlich eingetretenen „Wandels“, der den Meeresspiegel um viele Meter habe ansteigen lassen. Zugleich habe sich eine Insel, die bald als Großbritannien zu erkennen ist, vom Rest einer Welt getrennt, in der ein absoluter Ausnahmezustand zu herrschen scheint. Eine Mauer aus Beton sei deswegen entlang ihrer Küsten errichtet worden, fünf Meter hoch und zehntausend Kilometer lang, Schottland eingeschlossen, Nordirland aber vermutlich nicht. Innerhalb des so eingefriedeten Territoriums gingen, so John Lanchester, gewöhnliche und offenbar gänzlich unpolitische Briten ihren gewöhnlichen Tätigkeiten nach, ohne jede Kenntnis dessen, was jenseits der Grenze geschehe, während die Mauer von einer Armee aus Dienstverpflichteten bewacht werde. Ihre Aufgabe sei es, jeden „Anderen“, der, über das Meer kommend, in das Land der Briten einzudringen versuche, an seiner Tat zu hindern und ihn gegebenenfalls zu töten. Barbaren, die dennoch durchkommen, haben die Wahl, sich versklaven zu lassen.
Dunkel drohend ist die Zukunft, die John Lanchester in seinem Roman „Die Mauer“ entwirft, aber es ist, als könnte es ihm gar nicht genug Bedrohung geben. Gleich drei Verhängnisse türmt er übereinander: das Ansteigen des Meeresspiegels, den Abschied des Landes aus der Europäischen Union und das Elend der illegalen Immigranten.
In Großbritannien, wo das Buch in der vergangenen Woche erschien, wurde es mit H. G. Wells „Die Zeitmaschine“ (1895), George Orwells „1984“ (1949) und Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ (1985) verglichen. Keinem der Rezensenten entging indessen, dass John Lanchesters Roman von nahezu tagespolitischer Aktualität zu sein scheint, selbst wenn sich die dargestellten Bedrohungen in der Realität über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte erstrecken. Auch der deutsche Verlag reagiert auf diese Aktualität: Er zieht die Veröffentlichung des Werkes um mehrere Wochen vor. Fraglich indessen ist, worin diese Aktualität bestehen soll. Darin, dass gegenwärtige Heimsuchungen in der Vorstellung so gesteigert werden, dass mindestens eine halbe Apokalypse daraus hervorgeht? Worauf die Leser dieses Buches besser verstehen, was es mit diesen Bedrohungen auf sich hat, sodass sie ihr Verhalten ändern und vielleicht auch Einfluss auf die Politik nehmen, die jenen Verhängnissen überhaupt erst die Grundlage lieferte?
In der Anrufung der „Aktualität“ würde sich, sollte sie denn im Roman angelegt sein, ein erhebliches Maß an politischem Moralismus verbergen. Nicht auszuschließen ist demgegenüber, dass die „Aktualität“ an das Buch erst herangetragen wird – von den Verlegern, von den Kritikern, von wem auch immer. Was bedeuten würde, dass der Roman sich zwar der Verhängnisse der Gegenwart bediente, doch nur als Stoff, und eigentlich etwas anderes täte, nämlich, nach Art eines Romans, eine Geschichte zu erzählen.
John Lanchesters „Die Mauer“ beginnt als Roman, im literarischen Sinn: Ein junger Mann, Joseph Kavanagh, tritt seinen Dienst als „Verteidiger“ an. Er lernt das Bauwerk kennen, seine unermessliche Größe, seine absurde Ferne, die öde Existenz im Angesicht des Nichts. Er schließt Bekanntschaft mit der bodenlosen Langeweile eines Dienstes, der darin besteht, zwölf Stunden hintereinander auf das Meer zu starren. Er erfährt die Kälte der Mauer, eine Kälte, die keineswegs nur physisch sein kann, sondern hinunterreichen muss bis an den Grund des Daseins.
Es dauert eine Weile, bis der Autor diesem Gegenstand einen Ort und eine Zeit verleiht. Bis dahin könnte es sich um die Befestigung handeln, die Franz Kafkas „Schloss“ (warum heißt der Held wohl wie „Josef K.“ ?) umgibt, oder um „Hadrian’s Wall“, mit dem die Römer einst Einwanderer aus Schottland oder Irland abzuwehren suchten, oder um die Mauer aus Eis, die in „Game of Thrones“ die sieben Königreiche von Westeros vor dem ewigen Winter abschirmt. Und als dann das Bollwerk, das ganz Großbritannien umschließen soll, endlich in die Geschichte eintritt, geschieht es allmählich, als würde es von Nebeln freigegeben. John Lanchester erzählt von der Mauer, wie überhaupt, in einer offenbar gewollt flachen Prosa. Diese Passagen gehören zu den besten des Werkes.
Von einem Roman, der als politische Allegorie angelegt ist und auf dieser Grundlage eine moralische „Aktualität“ beansprucht, wäre zu erwarten, dass er es mit der Beschreibung seiner Gegenwart ernst meint. Wer die Menschen in ihren tatsächlichen Verhältnissen bewegen will, muss es mit diesen Verhältnissen genau nehmen. John Lanchester folgt dieser Regel nicht.
Jeder, der einmal eine längere Zeit an einem Meeresufer verbracht hat, weiß, dass Stürme manchmal Strände mit sich reißen, dass dann aber wieder neue Strände entstehen. Bei Lanchester bleiben die Strände verschwunden, auf dass die Festung um so deutlicher hervortritt. Und wie plausibel ist der Gedanke, dass Großbritannien, nachdem weite Teile des Landes im Meer verschwunden sein dürften, noch die ökonomische Kraft und den politischen Willen haben sollte, einen Ring aus Beton um sich zu legen? Und wer sollen die „Anderen“ sein, wenn sich die Zugehörigkeit zum Stamm der Briten lediglich einem in den Arm operierten Chip verdanken soll – ein Feind ohne Gesicht, ohne Überlieferung, ohne Kontinuität, so dass es schwierig sein muss, ihn überhaupt für das „Andere“ eines „Wir“ zu halten? Und wie kann es sein, dass in Großbritannien die Vorortzüge fahren und die Pubs geöffnet haben, ohne dass je auch nur eine Nachricht aus Calais herüberdränge? Nein, Lanchesters Version einer nahen Zukunft ist allzu fantastisch, als dass sich damit eine „Aktualität“ beanspruchen ließe.
Ein Roman, der als moralische Aufklärung über die Lage der Welt dienen kann, bedarf der äußeren Stimmigkeit. Das Universum, das er entwirft, muss als halbwegs folgerichtige Ableitung aus gegenwärtigen Verhältnissen erkennbar sein. Ein Roman, der im Wesentlichen Literatur sein soll, muss sich hingegen nicht an realen Ereignissen messen lassen. Er bedarf einer anderen Art von Stimmigkeit, nämlich einer inneren. Fremdes muss als Mögliches erkennbar werden, Unwahrscheinliches als immerhin Träumbares, und vor allem müssen die Figuren lebendig werden, in ihren Unsicherheiten, unscharfen Geisteslagen und fraglichen Loyalitäten.
Joseph Kavanaghs Innenleben aber ist einfältig wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, und der Held ist noch die subtilste der in diesem Buch auftretenden Gestalten. Wie schlicht Lanchester sein Personal zusammenfügt, wird besonders deutlich in einer Passage, in der Joseph Kavanagh während einer dienstfreien Zeit seine Eltern besucht. Jüngere Menschen, erfährt der Leser, unterhalten in Zukunft keine engeren Beziehungen mehr zur Generation ihrer Mütter und Väter, weil diese kollektiv für den Untergang der alten Welt verantwortlich gemacht werden: „Die Diagnose ist nicht schwer – sie ist nicht einmal kontrovers. Sie lautet: Schuld. Die Schuld von Massen. Die Schuld von Generationen. Die Alten haben das Gefühl, die Welt unwiederbringlich vor die Wand gefahren und es dann zugelassen zu haben, dass wir in sie hineingeboren wurden. Und was soll ich dir sagen? Genauso ist es.“ Und diesen tonnenschweren, ebenso dummen wie selbstgefälligen Moralismus soll der Leser hinnehmen? Er soll tatsächlich so tun, als gäbe es keine Macht, keine Politik, keine Ökonomie, kein Kapital, keine gegensätzlichen materiellen Interessen, sondern nur ein gewaltiges psychologisches Versagen? Nein, als literarisches Werk macht dieser Roman auch keinen guten Eindruck.
Wenn dieses Buch aber weder eine dystopische Parabel noch ein in sich stimmiges poetisches Werk ist – was ist es dann? Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, muss noch ein wenig nacherzählt werden: Für jeden „Verteidiger“ der Mauer gilt, dass er persönlich verantwortlich gemacht wird, wenn es in dem von ihm bewachten Abschnitt einem „Anderen“ gelingt, das Bauwerk zu überwinden. Zur Strafe wird er, von seinem Chip befreit, in einem Boot auf dem offenen Meer ausgesetzt. Selbstverständlich widerfährt auch dem Helden dieses Schicksal, und er findet sich in der schlechten Unendlichkeit eines Elements wieder, das alle Merkmale der Mauer besitzt, aber flüssig ist. Zugleich jedoch ändert sich der Charakter des Romans. Aus der Beschreibung eines absoluten Verhängnisses, einer geschlossenen Welt ohne Zukunft, war schon zuvor, gleichsam spielerisch, eine Geschichte vom Überleben hervorgetreten. Auf dem offenen Meer nun verwandelt sich das Buch in einen Abenteuerroman, bei dem der Leser darum bangt, ob sich der Held und seine Geliebte – auch sie hat sich rechtzeitig eingefunden – noch retten können, obwohl sie einen Zwischenaufenthalt einlegen müssen, der fatal an Kevin Costners „Waterworld“ (1995) erinnert, einen der schlechtesten Filme, die je gedreht wurden.
Auf dem Weg von Franz Kafkas „Schloss“ zur Blauen Lagune, die sich als ehemalige Bohrinsel erweist, wird indessen eine Wahrheit offenbar, die für viele der Romane des Genres gilt, das man „Dystopie“ nennt und das gegenwärtig sehr beliebt ist. Weniger als dass sie eine verlorene, grausame Welt schildern, aus der es keinen Ausweg gibt, gefallen sie sich in einem faszinierten Einverständnis mit den Katastrophen, deren Wirkung sie schildern: auf dass sich, wenn alles vorbei ist, der Held, der Last der Geschichte entronnen, auf den Weg machen kann, allein auf sich gestellt und dem Licht der aufgehenden Sonne entgegen. Und tatsächlich, wenn Joseph K. dann auf seine Eva („Hifa“) trifft und die beiden sich auf eine alte Matratze legen, fängt alles wieder von vorne an.
In John Lanchesters „Die Mauer“ steckt eine erbauliche Fabel, die allen Erwartungen Hohn spricht, die mit einem so „aktuellen“ Buch Aufschlüsse zur gegenwärtigen Weltsituation verbinden wollen. Nicht auszuschließen indessen ist, dass dieser Roman ein großer Erfolg wird. Wenn er es aber wird, verdankt er ihn weder analytischen noch literarischen Qualitäten, sondern vielmehr einer Art journalistischen Spekulantentums.
John Lanchester: Die Mauer. Roman. Aus dem Englischen von Dorothee Merkel. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 348 Seiten, 24 Euro.
Der Meeresspiegel steigt, das
Land verlässt die EU, elend ist
das Los illegaler Immigranten
Auf der offenen See beginnt
ein Abenteuerroman: Werden
Held und Geliebte überleben?
John Lanchester, Jahrgang 1962, wurde mit den Romanen „Die Lust und ihr Preis“ (1996) und „Kapital“ (2012) bekannt. Sein neues Buch „The Wall“ wurde in England mit „Die Zeitmaschine“ und „1984“ verglichen.
Foto: Murdo Macleod / Polaris / laif
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»Der großartige Roman Die Mauer verliert sich nicht im Geschwätz über Gesellschaftsstrukturen und Systeme. Er beschreibt die Kälte, die Langeweile, die Verzweiflung. Und die Gleichgültigkeit, mit der einer ein System erlebt, das irgendwie nicht gerecht zu sein scheint, in dem er aber schlicht Karriere machen will.« Thomas Friedrich, Ultimo Bielefeld, 04.10.2019 Thomas Friedrich Ultimo 20191004