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»Immer wenn ich gerade beschlossen habe, weniger zu schreiben und stattdessen etwas für meine Gesundheit zu tun - vielleicht Eistanz oder so -, ruft mich garantiert irgendein glattzüngiger Verleger an und macht mir ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann. In gewisser Weise ist dieses Buch also schlicht das Ergebnis meiner unterentwickelten Fähigkeit, nein zu sagen.« Ob Rezensionen zu John Updike und Toni Morrison oder eine Würdigung Dashiell Hammets; ob ein Afghanistan-Reisebericht, der zur Grundlage für den Report der Magd wurde, ob leidenschaftliche Schriften zu ökologischen Themen,…mehr

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Produktbeschreibung
»Immer wenn ich gerade beschlossen habe, weniger zu schreiben und stattdessen etwas für meine Gesundheit zu tun - vielleicht Eistanz oder so -, ruft mich garantiert irgendein glattzüngiger Verleger an und macht mir ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann. In gewisser Weise ist dieses Buch also schlicht das Ergebnis meiner unterentwickelten Fähigkeit, nein zu sagen.« Ob Rezensionen zu John Updike und Toni Morrison oder eine Würdigung Dashiell Hammets; ob ein Afghanistan-Reisebericht, der zur Grundlage für den Report der Magd wurde, ob leidenschaftliche Schriften zu ökologischen Themen, herrlich komische Geschichten über »meine peinlichsten Momente« oder Nachrufe auf einige ihrer großen Freunde und Autorenkollegen: Margaret Atwoods Vielfalt, ihr großes Engagement und ihr herrlicher Witz machen dieses durchaus lehrreiche Kompendium zu einem Riesen-Lesevergnügen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr "Report der Magd" wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.11.2017

LITERATUR
Mary und
der Riesenhai
Essays der Friedenspreisträgerin Margaret Atwood
Viele Bewohner kleiner Länder haben einen ausgeprägten, eigenen Humor. Er entsteht aus Hilflosigkeit und der Notwendigkeit, mit großen Nachbarn klarzukommen, weshalb man weder sie noch sich selbst ganz ernst nimmt. Kanada ist gigantisch groß, aber mit den mächtigen USA zu seinen Füßen betrachten viele Landeskinder sich eher als Zazie in der Metro denn als Captain Marvel. Letzteres gilt auch für Margaret Atwood, davon kündet die Sammlung ihrer Essays und Rezensionen, die anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in deutscher Übersetzung erschienen ist.
2003, nachdem die USA im Irak eingefallen waren, hat Atwood einen offenen „Brief an Amerika“ geschrieben. Der tat naiv und war Ergebnis des Entsetzens, mit dem Atwood den Krieg und die Destabilisierung des Mittleren Ostens ansah: „Liebes Amerika (…) Obwohl wir hier nördlich des 49. Breitengrads einen Logenplatz haben, haben wir Dich nie ganz verstanden. Wir sind wie die Gallorömer – wir sehen aus wie Römer, ziehen uns an wie Römer, sind aber keine Römer –, die über die Mauer auf die echten Römer schauen. Was machen sie? Warum? Was machen sie jetzt?“ Anlässlich ihrer Dankesrede nach Erhalt des Friedenspreises sagte sie: „Kanadier scheuen sich grundsätzlich, sich irgendetwas als persönlichen Verdienst anzurechnen. Wenn es heißt, wir hätten etwas gewonnen, werfen wir erst mal einen Blick hinter uns, um zu sehen, wer tatsächlich gemeint war.“
Atwood ist Dichterin. Beim Dichten zählt jede Silbe. Ungezwungen-einfach aber wirkt ihre Prosa. Darin regieren die Gedanken, die Komposition und die Lust daran, die Leser zu unterhalten. Mehrmals in ihrem Leben hat sie erklären sollen, worauf es ihr beim Schreiben ankomme. Das ist für sie vertrackt, denn sie arbeitet ohne Netz, soll heißen: Sie arbeitet nicht auf Grundlage eines Konzeptes, sondern lässt einen Roman beim Schreiben sich entwickeln. Schriftsteller, meint sie, haben beim Verfassen von Romanen keinen „groben Plan“, der dann nur noch „mit Figuren und Wörtern“ koloriert werden müsse, „ähnlich wie beim Malen nach Zahlen“.
Was soll es die Leser, die sich nicht als Romanciers versuchen wollen, angehen, wenn Atwood erklärt, wie sie schreibt? Die Antwort ist von grandioser Banalität: Was Atwood als „Flaschenpost“ (ihr Wort) in die Welt setzt, ist interessant, weil sie etwas zeigt: Jeder Essay in diesem Sammelband führt den Lesern ein kleines Teilchen des Universums vor Augen, klug und unterhaltsam. Wer sich darauf einlässt, wird mitgenommen. Hilfreich dabei ist, dass die Texte alle sehr gut übersetzt sind – es gibt keinen Schleier zwischen der deutschen Sprache und dem, was Atwood sagen will. „Jede Fiktion“, sagt sie, „beginnt mit der Frage Was wäre wenn? Inhaltlich variiert sie von Buch zu Buch: Was, wenn John Mary lieben würde, was, wenn er sie nicht lieben würde, was, wenn Mary von einem Riesenhai verspeist würde, was, wenn die Marsianer hier einfallen würden?“
Die Aufsätze handeln von den Unterschieden zwischen Männern und Frauen (wenn ein Mistkäfer „die unbefangene Neugier“ von Wissenschaftlern verdiene, „warum dann nicht das etwas kompliziertere Studienobjekt, der menschliche Mann?“); von Büchern, die Atwood schätzt (sie hat nie Bücher besprochen, von denen sie nichts hält); von fremden Ländern und Geschichten. Am Ende steigt aus dem tiefen Wasser ihrer Welt eine Autorin, deren Verhältnis zu den Lesern mit Goethe gut beschrieben ist: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“ Nur dass Atwoods Leser nicht untergehen, sondern bereichert aus der Lektüre auftauchen.
FRANZISKA AUGSTEIN
Margaret Atwood: Aus Neugier und Leidenschaft. Gesammelte Essays. Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Christiane Buchner, Claudia Max, Ina Pfitzner. Berlin Verlag, Berlin 2017. 478 Seiten, 28 Euro. E-Book 24,99 Euro.
Die kanadische Schriftstellerin Magaret Atwood, geboren 1939, erhielt in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Foto: picture alliance / dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2017

Diese Geschichte muss ich unbedingt noch erzählen

Spekulative Fiktion, nicht nur für Fans: Margaret Atwoods Essays verknüpfen Gegenwartsdiagnostik mit poetologischer Selbstauskunft.

Von Silke Scheuermann

Wissen Sie schon, was "atwoodian" bedeutet? Nein? Nun, es heißt in etwa "klar", "klug", "ironisch", "auf die Zukunft gerichtet", und Sie können es zur Beschreibung so ziemlich jedes Textes verwenden, der Ihnen pfiffig vorkommt und den Sie dafür loben möchten.

Genau wie das Adjektiv "kafkaesk "auf Franz Kafkas absurde, düstere Erzählkonstruktionen anspielt, stand ein Autor für "atwoodian" Pate, besser gesagt, eine Autorin: nämlich die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood, die im Oktober in Frankfurt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Ihr bereits in den achtziger Jahren erschienener Roman "Der Report der Magd" wird weltweit diskutiert, seit die BBC ihn als Serie adaptierte - und parallel dazu die neue amerikanische Regierung Donald Trumps auf den Plan trat, die das im Roman geschilderte frauenfeindliche, kunstferne, diktatorisch unter Männern aufgeteilte Dystopia scheinbar zum Vorbild für die Umgestaltung Amerikas genommen hat.

Margaret Atwoods Ruhm ist also durchaus mit den (negativen) Entwicklungen der Zeit verknüpft, was die Autorin natürlich weiß. Wenn sie auf das von ihr in den vergangenen Jahren hauptsächlich gepflegte Genre des Zukunftsromans angesprochen wird, beharrt sie entsprechend darauf, keine Science-Fiction zu schreiben, sondern speculative fiction. Es gehe nämlich weder um Raumschiffe noch um Außerirdische in ihren Büchern - alles, was sie schildere, liege im Rahmen des heute schon Möglichen.

Wo Realität und Fiktion, Zukunft und Gegenwart auf dermaßen beängstigende Weise ins Schwimmen geraten, braucht der Mensch etwas, an dem er sich festhalten kann, einen Begriff zum Beispiel - doch da wären wir wieder bei "atwoodian". Oder aber er konzentriert sich, in einer Gegenbewegung, auf Konkretes, stellt kleine, leicht zu beantwortende Fragen, die ihm ein gutes Gefühl geben.

Nur so kann man sich womöglich erklären, was Gesprächspartner von der siebenundsiebzigjährigen Autorin bei Lesungen und Interviews so alles wissen wollen: von welchem Beruf Atwood als Teenager geträumt hat (Modedesignerin), warum sie es bereut, nicht die Sekretärinnen-Schule durchlaufen zu haben (sie könnte dann auch tippen, ohne dabei ständig auf die Tastatur zu starren), oder worin sie denn eigentlich in den vergangenen Jahren besser geworden sei (kaputte sanitäre Anlagen selbst reparieren).

Deutschsprachige Leser können nun aufatmen, Radio, Fernsehen und Youtube-Kanäle ausschalten beziehungsweise schließen, denn es ist mit "Aus Neugier und Leidenschaft" im Berlin Verlag ein großartiges Buch für Atwood-Fans erschienen: die gesammelten Gelegenheitsaufsätze der Autorin von den siebziger Jahren an bis heute. "Curious Pursuits" heißt das Buch im Original. In pursuits steckt bekanntlich das englische Wort für verfolgen, was im Titel "Aus Neugier und Leidenschaft" leider verlorenging. Atwood lässt die Leser aber wissen, dies habe ihr besonders gut gefallen, denn sie habe oft den Eindruck, immerzu damit beschäftigt zu sein, der Wirklichkeit nicht nachzujagen; sie zu verfolgen.

Die Sammlung gliedert sich chronologisch in drei Teile, reicht von Aufsätzen aus den siebziger und achtziger Jahren über den mittleren Teil mit Texten von der Zeit des Berliner Mauerfalls an bis 1999. Im dritten Teil finden sich Stücke, die seit der Jahrtausendwende mit ihren Untergangsprophezeihungen entstanden sind (In Atwoods Worten: "dem Millenniumsjahr, in dem nichts wie erwartet in die Luft flog").

"Aus Neugier und Leidenschaft" behandelt gesellschaftsrelevante Themen, man findet aber auch Aufsätze und Kritiken zu nicht ganz so einfachen Büchern, Anekdoten aus Atwoods Leben und allgemeinere Bemerkungen zum Schreiben - und doch liest das Buch sich als Ganzes zusammenhängend und spannend wie ein Roman; selbst das leidige Thema der weiblichen Autorschaft, das von den siebziger Jahren ebenso wenig zu trennen ist wie die Streifen vom Zebra. Liest man das Buch chronologisch, kann man gleich zu Beginn erleichtert aufatmen, denn Distanz, Humor und Anschaulichkeit sind es, die vorherrschen, von Frustration ist zumindest im Ton nichts zu spüren. Und nicht nur das: Manche Beispiele kommen mir beim Lesen auch heute noch verdächtig bekannt vor. (Beispielsweise wird immer noch genauso an den von schreibenden Frauen erfundenen weiblichen Charakteren herumgemäkelt, sie hingen zu viel herum, seien zickig, hätten ja nicht mal einen vernünftigen Job und so weiter, dass man meinen könnte, der Kritiker untersuchte die Figur nicht in ihrem für sie erdachten Umfeld und mit ihrer ganz eigenen Problemlage, sondern plante, mit ihr zusammenzuziehen. Männer dagegen dürfen auch als Romanfigur so ziemlich alles.)

Dass Margaret Atwoods erste Publikationen Gedichtbände waren, wird heute leicht vergessen; hier erinnert man sich daran. Es wimmelt gerade in den Texten zur Lyrik nur so von interessanten Gedanken. Etwa, dass die in den sechziger Jahren gefeierte Amerikanerin Anne Sexton, die sich mit Mitte vierzig das Leben nahm, "zutiefst Angst vor der Zukunft" gehabt hätte, habe ich so schlicht und gleichzeitig treffend noch nirgends formuliert gesehen. Auch die Rezension zu Adrienne Richs Lyrikband "Ins Wrack tauchen" liest sich heute noch mit Gewinn, finden sich doch Sätze wie: "Die Wahrheit ist eben nicht bloß, was sich findet, wenn man eine Tür aufmacht: Sie ist selbst eine Tür, durch die die Dichterin sich jeweils anschickt zu gehen."

Atwoods Interessen weiten sich mit den Jahrzehnten aus, früh schon war die Umwelt ein Thema, die genauere Beschäftigung mit Geschichtlichem und historischen Romanen kommt später hinzu. Zu den interessantesten Texten kommt man im letzten Drittel, wenn sie große Werke, von George Orwell oder H. G. Wells ("Zehn Annäherungen an die Insel des Dr. Moreau") untersucht. Von Wells' überehrgeizigem Wissenschaftler und seinen zum Leben erweckten Tier-Mensch-Mischwesen hat sich die Autorin deutlich für ihren Roman "Oryx und Crake" inspirieren lassen.

Margaret Atwoods Argumentationen bleiben dabei nie abstrakt, selbst dann nicht, wenn sie schwerstes Geschütz auffährt wie an jener Stelle, an der sie die Heisenbergsche Unschärferelation auf die Literatur bezieht. "Sehr frei" formuliert, schreibt Atwood, laute diese: "Man kann zwar sagen, warum eine Geschichte schlecht ist, aber nur viel schwerer, warum sie gut ist", und dabei bezieht sie sich auf ihre Arbeit als Herausgeberin. Aus dem Berg angebotener Texte heraus will sie nur einige für eine Anthologie aussuchen, und während dies geschieht, fragt sie sich ständig selbst, was denn nun ihre Kriterien seien. Kaum möglich, denn sobald "man Listen anlegt oder Regeln für Short Stories oder sonstige literarische Gattungen aufstellen will, kommt garantiert eine Autorin daher und verstößt beiläufig gegen jede abstrakte Regel, die man selbst oder sonst jemand aufgestellt hat."

Man spürt an jeder Stelle, wie sehr Margaret Atwood Vagheit, Unschärfe, Schwammigkeiten jeder Art hasst. Sobald sie auf solche stößt, krempelt sie sozusagen die Ärmel hoch und packt zu, darauf gefasst, dass sie, sobald das flutschige Ding Wahrheit ihr dann doch wieder aus der Hand gleitet, sich etwas anderes überlegen muss, zum Beispiel, sich Angelzeug anzuschaffen oder etwas über Fische dazuzulernen, das ihr helfen könnte. Es geht ihr immer um die gute Geschichte, und dies wäre eine, bei der sich die Leser "sicher fühlen" können, dass "der Erzähler nicht das Buch mittendrin zuklappt oder Helden und Bösewichte verwechselt". Magaret Atwoods Sprache ist zupackend; wenn sie Felder beackert, gleicht ihr Zugriff eher dem eines Bauern, der seinen Mähdrescher benutzt, als dem eines Bonsai-Liebhabers. Auch ihr eigenes Leben behandelt sie als Stoff, den es auf Spannung und Witz zu trimmen gilt. Dieser flotte und bildreiche Zugriff erweist sich als großer Gewinn.

Man mag sich über einige merkwürdige Flapsigkeiten wundern, die vielleicht den Übersetzungen geschuldet sind, vielleicht aber nicht nur. Dass man das Buch aufschlägt und lesen muss, den Leser erwarte mit diesem Essayband "ein Mischmasch" aus "Gelegenheitswerken", ist zum Beispiel merkwürdig, schließlich sind die Texte doch einzeln hintereinandergestellt, nach Publikationsdatum geordnet und nicht auf irgendeine Weise ge- oder vermischt. Oder wenn es im erwähnten Anthologie-Vorwort um die "konkreten Details" der Short Stories geht, fragt man sich, ob es denn unkonkrete Details gibt und wie die aussehen könnten. Doch man tröstet sich mit so vielen anderen Stellen, an denen der Mähdreschereinsatz funktioniert und Margaret Atwood das Feld frei gemacht hat für Sätze wie "Sie brauchen [gemeint ist, als Erzählerin oder Erzähler] das Ancient-Mariner-Element, das Scheherazade-Element: eine gewisse Dringlichkeit", als würde man zu Kindern sprechen. "Diese Geschichte muss ich unbedingt noch erzählen; die musst du dir unbedingt noch anhören."

Unbedingt anhören wollen sich Margaret Atwoods Geschichten inzwischen Leser auf der ganzen Welt. Und das ist gut so, denn "im Akt ihres Zuhörens erfährt die Geschichte ihre Wiedergeburt", was wiederum, im Idealfall, verhindern könnte, dass außer im Kopf auch in der Realität die Horrorszenarien der Geschichte und aus Geschichten wiedergeboren werden. "Aus Neugier und Leidenschaft" ist ein einziges großes Plädoyer für die Phantasie, dafür, aus ihr heraus stetig neue Hoffnung und Menschlichkeit wachsen zu lassen, auch wenn die Lage ernst ist.

Margaret Atwood: "Aus Neugier und Leidenschaft". Gesammelte Essays.

Aus dem Englischen von Christiane Buchner, Claudia Max und Ina Pfitzner.

Berlin Verlag, Berlin 2017. 480 S., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Schreiben, meint Margaret Atwood, sei die meiste Zeit wie der "Ringkampf mit einem eingefetteten Schwein im Dunkeln", zitiert Rezensent Jan Wilm die kanadische Autorin, die jüngst einen Essayband herausgebrachte mit Texten aus 35 Jahren literarischen Schaffens und über das literarische Schaffen, über den Ringkampf mit dem Schwein. "Aus Neugier und Leidenschaft" heißt der Titel im Deutschen und tatsächlich seien dies die zwei Attribute, welche in jedem der Essays deutlich hervorträten und den Texten ihre Frische und "Spritzigkeit" verliehen. Vor allem um ihr eigenes Schreiben, aber auch um andere Texte und Autoren wie Northop Frye , H. Rider Haggard oder Ursula Le Guin geht es darin und insbesondere um das Schreiben und Leben als AutorIn und als Feministin, lesen wir. Atwood erlaubt sich bei all den bedeutenden Themen, die sie beherzt anpackt, be- und verhandelt, keine einzige Plattitüde, keinen vorschnellen Schluss, keine Denk-Abkürzungen und trotzdem bleiben ihre schlauen und mitunter mutigen Essays stets behände, grazil, amüsant und angenehm "unträtentiös", so der begeisterte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
»In diesen äusserst klugen und bisweilen kühnen Essays ist auf jeder Seite zu erkennen, wie Atwoods Denken ausserhalb der Fiktion funktioniert.« Neue Zürcher Zeitung 20180311