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2 Kundenbewertungen

Ein zutiefst menschlicher Roman über eine liebenswerte Truppe von Lebens- und Überlebenskünstlern
Was, wenn ein Zeitungserbe seinem Basset mehr Interesse entgegenbringt als dem Schicksal seines Blattes? Was wird aus der unglückseligen Ruby (alleinstehend, immer auf der Suche nach dem Mann fürs Leben)? Aus Ed, der gefeuert wird und sich an der zuständigen Sachbearbeiterin (alleinerziehend, drei Kinder und keine Zeit für die Liebe) rächt? Aus der Chefredakteurin Kathleen (verheiratet mit einem Weichei und verliebt in einen anderen)? Und aus Lloyd, der, einsam wie ein Straßenhund, aus Not eine…mehr

Produktbeschreibung
Ein zutiefst menschlicher Roman über eine liebenswerte Truppe von Lebens- und Überlebenskünstlern

Was, wenn ein Zeitungserbe seinem Basset mehr Interesse entgegenbringt als dem Schicksal seines Blattes? Was wird aus der unglückseligen Ruby (alleinstehend, immer auf der Suche nach dem Mann fürs Leben)? Aus Ed, der gefeuert wird und sich an der zuständigen Sachbearbeiterin (alleinerziehend, drei Kinder und keine Zeit für die Liebe) rächt? Aus der Chefredakteurin Kathleen (verheiratet mit einem Weichei und verliebt in einen anderen)? Und aus Lloyd, der, einsam wie ein Straßenhund, aus Not eine Story erfindet und auffliegt?

Rachmans wunderbar hintergründiger, ernst-komischer Gesellschaftsroman über eine internationale Tageszeitung und ihre Macher in Rom ist von bezwingender Leichtigkeit und ein Panoptikum unserer Zeit.
Autorenporträt
Tom Rachman, geboren 1974 in London, wuchs in Vancouver auf. Er war Auslandskorrespondent der Associated Press in Rom, die ihn u. a. nach Japan, Südkorea, Ägypten und in die Türkei entsandte. Später arbeitete er als Redakteur des International Herald Tribune in Paris. Rachmans erster Roman ¿Die Unperfekten¿ wurde gleich nach Erscheinen zu einem internationalen Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.12.2017

Wahnsinn, diese Zeitung
Eine Zeitung, der es nicht gut geht. Kein Wunder in Zeiten des Internets, in denen sich Leserinnen und Leser Informationen im Netz kostenlos zusammensuchen können. Tom Rachman, einst selbst Korrespondent der Nachrichtenagentur AP in Rom, dann Redakteur der International Herald Tribune in Paris, erzählt in „Die Unperfekten“ (dtv, 396 Seiten, 11 Euro) aus dem Innenleben einer panischen Redaktion. Einer Redaktion, die mit der Angst lebt, ihr seltsamer Verleger – noch nicht mal 30, in einer Villa lebend, an Kunst und seinem Hund interessiert, aber nicht an der Zeitung – könne das Blatt von einem Tag auf den anderen schließen. Rachman sucht sich Typen zusammen: Ein freier, abgehalfterter Mitarbeiter bietet eine erfundene Geschichte an, fliegt jedoch auf. Die Chefredakteurin, privat schwer mit Liebesdingen beschäftigt, soll Leute feuern, statt in den dringend nötigen Ausbau der Website zu investieren. Ein Redakteur, gerade entlassen, beginnt eine Affäre mit der Finanzchefin des Verlags, um sich an ihr zu rächen. Nach dem Flirt lässt er sie nackt auf dem Bett im Hotelzimmer liegen. Der Roman blickt in den Kosmos des alltäglichen Wahnsinns einer Redaktion, mit Ironie und Sympathie für die Schwächen von Journalisten.
WOLFGANG KRACH
Chefredakteur
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der Roman blickt in den Kosmos des alltäglichen Wahnsinns einer Redaktion, mit Ironie und Sympathie für die Schwäche von Journalisten. Wolfgang Krach Süddeutsche Zeitung 20171202
»Autor Rachman schreibt über den Herausgeber, die Chefredakteurin, den Textchef und fünf weitere Charaktere. Er erzählt ihre Geschichten mit zurückhaltender Vorsicht und melancholischem Unterton, er jagt seine Leser zwischen Mitgefühl und Missverständnis für die jeweiligen Situationen hin und her.« Kölner Stadt-Anzeiger 08.09.2011

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2010

Ein Leben in Schlagzeilen

So wortgewandt Journalisten im Job sind, so sprachlos stehen sie vor den Trümmern ihrer privaten Existenz: Tom Rachmans Debüt erzählt höchst unterhaltsam von den "Unperfekten" aus einer Zeitungsredaktion.

Ihre treueste Leserin heißt Ornella de Monterecchi. Seit 1976 benutzt sie die internationale Zeitung als ihre einzige Nachrichtenquelle. Sie hat jedoch nie gelernt, wie man eine Zeitung richtig liest; sie durchkämmt sie Zeile für Zeile, von vorne bis hinten, was unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt. Dabei ist ihr irgendwann die Gegenwart abhandengekommen. So schätzt sie den Stil von Korrespondenten, die längst nicht mehr für die Zeitung tätig sind. Vom 11. September oder dem Klimawandel hat sie noch nie etwas gehört. Während die Redaktion in Rom an den Schlagzeilen vom Februar 2007 arbeitet, steckt Ornella im April 1994 fest, kurz vor einem für sie schicksalhaften Datum. Doch ausgerechnet die Ausgabe jenes Tages fehlt in ihrem Archiv. Als sie die Redaktionsräume aufsucht, um danach zu fragen, verspürt sie kurz den Wunsch, den Newsroom zu betreten und zu sehen, wie dort gearbeitet wird. Doch sie überlegt es sich anders: "Wer seinen Appetit auf Würstchen behalten will, soll keine Wurstfabrik besuchen."

Den Lesern von Tom Rachmans Roman "Die Unperfekten" wird der ausführliche Blick in die printmediale Wurstfabrik gewährt. Sein Buch, das in Amerika einen der höchsten Vorschüsse erhielt, die in den vergangenen zehn Jahren für ein Debüt gezahlt wurden, ist allerdings kein fiktional verbrämter Insiderbericht aus Branchenkreisen und keine medienkritische Suada. Es umkreist vielmehr das Privat- und Berufsleben von Redakteurinnen und Korrespondenten, von peniblen Korrektoren und knauserigen Finanzchefinnen, von ehrgeizigen Verlegern und ambitionslosen Verfassern von Nachrufen; allesamt sind sie so liebenswert und verabscheuungswürdig wie jeder andere auch. Rachman selbst arbeitete als Auslandskorrespondent für Associated Press in Rom und später als Redakteur für die "International Herald Tribune" in Paris. Man darf also davon ausgehen, dass er aus Erfahrung spricht, wenn er von einer geplatzten Story erzählt, von intriganten Rangeleien um besser besetzte Posten und von geltungssüchtigen Reportern, die alles dafür tun würden, um ins nächste Krisengebiet geschickt zu werden.

In jedem Kapitel fokussiert Rachman eine andere Figur, die für die Zeitung arbeitet (oder sie liest), um anschließend ihre Entstehung und ihren Niedergang kursorisch zu rekapitulieren. Vom ehemaligen Glanz des in den fünfziger Jahren vom amerikanischen Geschäftsmann Cyrus Ott gegründeten Blattes bleibt in der Gegenwart, da sein unbedarfter Enkel Oliver das Heft in die Hand nehmen muss, nicht mehr viel übrig. Zu lange hat sich das einst angesehene Presseorgan gegen die notwendige Modernisierung gesträubt; nicht einmal eine Homepage gibt es für diese Zeitung. Zu deutlich spürt sie jetzt die Auswirkungen einer durch äußere und innere Faktoren bestimmten Krise, die unweigerlich zu Personalabbau führen wird. Dass sich ein gefeuerter Journalist und die für seine Entlassung verantwortliche "Miss Buchhaltung" im selben Flugzeug über den Weg laufen und einander näherkommen, ist da nur einer von vielen schönen oder unschönen Zufällen, die Tom Rachmans kaleidoskopische Erzählstruktur hervorbringt.

Geschickt hält der 1974 in London geborene Autor die Fäden in der Hand. Er verknüpft die einzelnen Episoden, die zumeist ohne Weiteres als in sich geschlossene Kurzgeschichten funktionieren, indem er die Handlungsstränge hintergründig zusammenführt. Eine gemeinsame Vergangenheit, eine Affäre, Verwandtschaft und professionelle Konkurrenz fügen sich zu einem filigranen Gewebe, das dem Roman eine unaufgeregte Dramaturgie verleiht. Darüber hinaus gelingt es Rachman, seine Protagonisten menschlich, also niemals makellos zu zeichnen. Sie haben alle ihre Marotten und Wehwehchen, werden ausgetrickst und betrogen, sie sind einsam, unbeholfen oder derart überglücklich, dass sie im nächsten Moment ihr Glück aufs Spiel setzen, um das selige Einerlei durch einen fatalen Seitensprung zu zerstören. So wortgewandt sie für gewöhnlich im Job sind, so sprachlos stehen sie manchmal vor den Trümmern ihrer persönlichen Existenz. Das ist ebenso oft traurig und ergreifend, wie es heiter und grotesk sein kann. Arthur Gopal etwa, der sich erfolgreich nach unten durchgearbeitet hat und das Nichtstun zu seinem Arbeitsziel erklärt, muss einen Nachruf zu Lebzeiten schreiben und dafür eine todkranke österreichische Schriftstellerin interviewen. Ein Todesfall in der eigenen Familie reißt ihn schließlich aus der tristen Routine. Gerade dieser Schicksalsschlag kurbelt im Kontext einer tragikomischen Pointe seine eigene Karriere wider Erwarten an. Im Schreiben über eine ihm fremd bleibende Frau findet er den Trost und die Anteilnahme, die ihm im wirklichen Leben versagt bleiben.

"Die Unperfekten" könnte ebenfalls als Nachruf zu Lebzeiten verstanden werden - als Grabrede auf das Zeitungswesen, das angeblich immer mehr an Bedeutung verliert und angesichts der Beschleunigung durch Internet- und Fernsehberichterstattung "in Echtzeit" seinem baldigen Ende entgegentaumelt. Wer indes mit so viel Herzblut, Witz und Verstand darüber schreibt wie Rachman, der hat die Hoffnung längst noch nicht aufgegeben. In den Chor des kulturpessimistischen Gejammers stimmt er nicht vorbehaltlos ein. Die Zeitung seines vielschichtigen literarischen Erstlings steckt voller Leben.

ALEXANDER MÜLLER

Tom Rachman: "Die Unperfekten". Roman. Aus dem Englischen von Pieke Biermann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010. 396 S., br., 14,90 [Euro].

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"So gut, dass die 'New York Times' schier ausflippt."
ZEITmagazin 20.05.2010

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lothar Müller hätte es schon gereicht, wenn Tom Rachman es in seinem Roman über den Tod einer Zeitung dabei belassen hätte, die Protagonisten den aussterbenden "Technologien und Formaten" des Zeitungswesens gegenüberzustellen. Schön findet der Rezensent nämlich die Idee des ehemaligen Auslandskorrespondenten für die Associated Press und die International Herald Tribune, sein "heiteres Begräbnis" ausgerechnet in der "ewigen Stadt" auszurichten und bestens amüsieren kann er sich beispielsweise über den völlig anachronistisch an seinem "Word Processor des Jahrgangs 1993" und seinem Faxgerät festhaltenden Reporter Lloyd Burko. Dass der britische Autor dann allerdings noch zu weiteren typischen Ingredienzien des Unterhaltungsromans greifen muss, findet Müller, wie es scheint, gar nicht notwendig.

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