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- Produktdetails
- Verlag: Primus Verlag GmbH
- Seitenzahl: 96
- Erscheinungstermin: 01.01.2011
- Deutsch
- ISBN-13: 9783896789549
- Artikelnr.: 37142083
Kai Brodersen erzählt vom Leben des Spartacus, der vom Sklaven und Gladiator zum Helden der Unterdrückten wurde
Die römische Republik beruhte, nicht anders als die klassische Demokratie in Griechenland, auf der brutalen Ausbeutung von Sklaven. Für den Bürger gehörte es sich einfach nicht, dass er sich die Hände schmutzig machte, denn Arbeit hätte ihm die Muße zu politischen Treibereien oder dem Studium der Philosophie genommen. Wenn der gebildete Römer sich in die idyllische Landschaft südlich der übervölkerten und hoffnungslos proletarisierten Stadt zurückzog, um der vita contemplativa zu pflegen, ermöglichten ihm das Hunderttausende Kriegsgefangene und anderen Beutestücke, die für ihn schufteten. Das Gewissen schlug nicht jedem, doch bemerkte der Philosoph Seneca zum Selbstmord, in dem viele Sklaven die letzte Rettung vor ihrem Elend sahen: „Vorzuziehen ist der schmutzigste Tod der saubersten Sklaverei!“
Nicht alle fanden sich damit ab. Drei Mal kam es zum großen Aufstand dieser Elenden, und drei Mal wurde der Aufruhr von Feldherren niedergeschlagen. Rom, gar das römische Imperium, war durch die Revolten niemals ernsthaft bedroht (anders als der Erbfeind Karthago durch seine Söldner), doch ist zumindest die letzte durch ihren Anführer in die Staatsgeschichte eingegangen.
Spartacus – oder wie er in Deutschland heißt: Spartakus – war ein vermutlich aus Thrakien stammender Gladiator, der in der Schule des Lentulus in Capua focht, 73 v. Chr. mit siebzig weiteren Kämpfern ausbrach, eine eilends aufgebotene Schar, die gegen die Entsprungenen geschickt wurde, entwaffnete und so fortan nach Art der Römer kämpfen konnte.
Verstand und Aufstand
Großen Zulauf erhielt Spartacus in Kampanien und den Regionen am Stiefel Italiens, er schlug mehrere Heere, die gegen ihn ausgesandt wurden, versuchte einmal über die Alpen den Weg in die Freiheit zu gewinnen, einmal übers Meer, um schließlich nach einem zweijährigen Krieg – denn ein Krieg wird es schließlich – dem Feldherrn Crassus zu unterliegen.
Der Altphilologe Kai Brodersen zitiert mit pädagogischer Geduld die trockenen Quellen der Antike, in denen gern von der „Schande“ Roms die Rede ist, der Schande, diesen Sklaven fürchten zu müssen, der sich zum fast ebenbürtigen Feldherrn aufschwingen konnte. Obwohl Sklaven im römischen Staatsverständnis nichts galten, erschien der ehemalige Gladiator früh als Held von beinah herakleischer Gestalt. Der Geschichtsschreiber Plutarch rühmte den Mann, der „durch Verstand und Herzensgüte besser war als sein Stand und sein Schicksal“.
Brodersen erwähnt die Bedeutung, die der Sklavenaufstand für die pazifistische Gruppe um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg bekam, die sich im Ersten Weltkrieg bildete. Kirk Douglas machte ihn in Stanley Kubricks Film (1960), zu dem der Kommunist Howard Fast das Drehbuch geschrieben hatte, zum körperbetonten Heroen der Unterdrückten aller Länder. In seiner Wirkungsgeschichte vergisst Brodersen auch nicht den neuerdings zum schwulen Heiligen erhobenen Spartacus, der doch nach bisheriger Quellenlage ordentlich verheiratet war. Der Sklave Spartacus bleibt in seinem Freiheitsstreben und seiner Opferbereitschaft der edelste Römer, den die Antike kannte. WILLI WINKLER
KAI BRODERSEN: Ich bin Spartacus. Aufstand der Sklaven gegen Rom. Primus-Verlag, Darmstadt 2010. 96 Seiten, 12,90 Euro.
Kirk Douglas 1960 als Film-Spartacus. Foto: Everett Collection/action press
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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