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Ein Blick zurück stand auch am Anfang des neuen Albums. »Return To Forever« ist das achtzehnte Studioalbum und über die Jahre haben sich einige Stücke angesammelt, die es nie auf ein Album geschafft haben. »Return To Forever« sollte acht dieser Stücke aus den Achtzigern für die Fans versammeln. Diese »Outtakes« mussten aber erst fertig geschrieben werden und wurden dann komplett neu eingespielt. Im damit angeschobenen Songwriting-Prozess entstanden immer mehr Songideen, bis schließlich 12 Songs für das neue Album fertig waren.

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Produktbeschreibung
Ein Blick zurück stand auch am Anfang des neuen Albums. »Return To Forever« ist das achtzehnte Studioalbum und über die Jahre haben sich einige Stücke angesammelt, die es nie auf ein Album geschafft haben. »Return To Forever« sollte acht dieser Stücke aus den Achtzigern für die Fans versammeln. Diese »Outtakes« mussten aber erst fertig geschrieben werden und wurden dann komplett neu eingespielt. Im damit angeschobenen Songwriting-Prozess entstanden immer mehr Songideen, bis schließlich 12 Songs für das neue Album fertig waren.
Trackliste
CD
1Going out with a Bang00:03:46
2We Built This House00:03:53
3Rock My Car00:03:20
4House of Cards00:05:05
5All for One00:02:58
6Rock 'n' Roll Band00:03:55
7Catch Your Luck and Play00:03:33
8Rollin' Home00:04:03
9Hard Rockin' the Place00:04:06
10Eye of the Storm00:04:28
11The Scratch00:03:41
12Gypsy Life00:04:52
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2015

Stichtag für den Stahlstachel

Von Skorpionen: Seit fünfzig Jahren gibt es sie, von Asien bis Amerika füllen sie Massenkessel mit und ohne Dach. Heute veröffentlichen die Scorpions ihr wohl letztes Studioalbum.

Noch so ein Ding wird diese Band nicht aufnehmen, erzählt sich die Fachwelt. Dieses hier kann ja auch alles, was ein Epilog zu fünfzig Jahren Fiepjaulschrumm wollen darf: "Going Out with a Bang" eröffnet das Album "Return to Forever" im lebhaften Teutonic-Walking-Tempo; das zweite Stück "We Built this House" gräbt die vor dreißig Jahren vom Oberzuckerwatteproduzenten Mutt Lange bei Def Leppard zur waffenfähigen Ohren-Landplage herangezüchteten "Wooh-Oohh"-Chorpassagen wieder aus; die vierte Nummer, eine bergkristallklar blankpolierte Streichelzooballade namens "House of Cards", zeigt den Sänger Klaus "Troubadix" Meine als Legierung aus erschöpftem Helden und kleinem Jungen, ein stilecht inszeniertes Echo der Doppelrolle Lausbub/Lebemann, die Robert Plant für Led Zeppelin erfunden hat. Auf diesem No-Nonsense-Weltprofi-Niveau geht es weiter durch insgesamt zwölf Bausätze, montiert aus dem Überhang an Stahlscharnieren, Sprungfedern und Zahnrädern, der sich in den Tresoren der wetterfestesten deutschen Hardrock-Band im Laufe der letzten halben Ewigkeit angesammelt hat - vom gitarrensimulierten Feueralarm als Songeinstieg ("Catch Your Luck and Play") bis zur Kesseltreiber-Rollkommando-Polterparty, die sich neben den bulligsten Standards des Gemeinschaftsstiftungsrock (also Sachen wie "All We Are" von Warlock oder "In Union We Stand" von Overkill) auf jedem Fahnenappell sehen lassen kann ("All for One").

Als die härteren, schrofferen, teils übersteuerten, teils lavadickflüssigen Gangarten der Rockmusik Anfang bis Mitte der achtziger Jahre vom Streifenpolizisten bis zur Hairstylistin, vom Gymnasialsportlehrer bis zum Autoschlosser die schweigende Mehrheit im kurz vor seinem Epochensieg stehenden freien Westen durch die Wochenenden prügelten, waren den jüngsten, aufbruchwilligsten Menschen in dieser Klientel die Scorpions schon fast als Alteisen zuwider. Man interessierte sich mehr für tiefergelegte oder beschleunigte Spielarten der Kreissägenmusik- zunächst die New Wave of British Heavy Metal, dann Überbietungserscheinungen wie Speed- und Thrash-Metal. Dass die Scorpions und vergleichbare deutsche Panzermodelle (Accept zum Beispiel, zurzeit in Hochform) noch eine lange und breite Zukunft haben würden, hätten hiesige Headbanger seinerzeit stark bezweifelt. Amerikaner allerdings geraten noch heute ins Schwärmen, wenn sie den legendären Scorpions-Auftritt auf dem dreitägigen "US Festival" im San Bernardino Valley im Mai 1983 nacherzählen, der nach einer perfekt einstudierten Revue von höchster technischer Vollendung mit chaotischem Übereinanderstürzen der Musiker zu zehnminütigem Feedback-Saitenschleifer-Krach endete. Finanziert wurde der Exzess übrigens von Steve Wozniak, einem der beiden Apple-Gründer - so viel zur Zukunftsfähigkeit der Scorpions, die kaum zehn Jahre später dann auch noch einen Kompositionsauftrag der Weltgeschichte ergattern konnten: Als Klaus Meine am Rande eines weiteren Stadion-Mega-Events in Moskau auf die Idee kam, den Pfeif-und-Säusel-Soundtrack zur Perestrojka "Wind of Change" zu dichten, entstand damit die Mitschunkelversion von Gorbatschows Erklärung auf dem 28. Parteitag der KPdSU über die Notwendigkeit der Verwandlung staatlicher Unternehmen etwa in Aktiengesellschaften und der Zerstörung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Damals Perestrojka, heute Troika, damals die Sezession von dem Westen entgegenstrebenden Teilen Jugoslawiens, die man im Heimatland der Scorpions sehr begrüßte, heute die Sezession von dem Osten entgegenstrebenden Teilen der Ukraine, die man im Heimatland der Scorpions scharf verurteilt: Kinder, wie die Zeit vergeht.

Rock- und Popmusik, als Aktualitätenzauber in die Welt gekommen, beweist im Zeitalter der ins tendenziell Schrankenlose erweiterten Zugänglichkeit einschlägiger Archive für Massen von Menschen an Massen von Rechnern mitunter eine geradezu zeitentrückte Zählebigkeit. Der von keinem Stimmungswechsel mehr beeindruckbare Anachronismus ist gleichsam das Spätschicksal dessen, was einmal die rücksichtslose Feier des ewigen Hier und Jetzt (in einer genial-idiotischen Live-Gesangsfehlleistung von Leather Leone: "We'll live forever tonight") sein sollte. In der demnächst die Kinos erreichenden Verfilmung des Clemens-Meyer-Romans "Als wir träumten" pumpt ein Moderat-Track von 2009 einer Geschichte das Herzblut in die Venen, die Anfang der Neunziger spielt. Hätte man 1982 einen Film über die Vorgeschichte von 1968 mit Neue-Deutsche-Welle-Musik unterlegen können? Die neue, stolz ausgestellte Ahistorizität bestimmter Popmusikzweige - vor allem derjenigen, die eine Steigerung des Einzelerlebens zum Massenerleben versprechen - liegt seltsam quer zum spezifisch Deutschen an Exporterfolgen wie Kraftwerk, Rammstein oder eben den Scorpions, die alle weniger von Zeit- als vielmehr von Raumordnungen handeln - nämlich davon, dass das Ausland in Deutschland produzierte Popmusik gern als deutsch wahrnimmt, als präzise und effizient etwa (Kraftwerk in der Rezeption von Lester Bangs) oder bockig illiberal (Rammstein in der Rezeption von Lars von Trier), während die Deutschen selbst die internationale Popmusik und Popkultur als Importsoftware zu handhaben versuchen, die es ihnen erlaubt, unkonventionell oder nonkonformistisch "yeah" zu sagen statt wie ganz früher "jawoll". Das riecht, mit einem Wort der Rodgau Monotones, nach "unser David Bowie heißt Heinz Schenk" - so wie unser Frank Sinatra eine Weile eben Harald Juhnke war und unser David Letterman Harald Schmidt. Der Witz ist: Die Scorpions sind nichts dergleichen, keine Zerrspiegelung eines Fernweh-Ideals, sondern schlicht und unverwüstlich stumpf unsere Scorpions - eine Musik und ein Phänomen, die nicht die importierte Internationalität, sondern umgekehrt die universalisierte Hannoverhaltung verkörpern (Hauptstadt des Subtilen: Ernst August, Scooter ...) - das deutscheste Amerikanisch aller Zeiten, das auch auf "Return To Forever" seine Sternstunden hat, etwa den aparten Jubelruf "Raggenroh Bääh!", den man erst versteht, wenn man auf dem CD-Cover den Songtitel nachschaut: "Rock 'n' Roll Band".

Man kann - und viele werden - zu diesem Ding Auto fahren, mit den Kindern (oder: Enkeln) im Wohnzimmer herumalbern, Feuerzeuge, Wunderkerzen und Handys in die Höhe halten, ein Weilchen ruckartig nicken oder das Geschirr abtrocknen. Man kann dazu nicht im Internepp oder in Berliner Hipsterbart-Käsebudiken über die Krise der Popmusik und die Relevanz der Indolenz des performativen Firlefanz mitlabern. Na also. Und wenn die nächste gelungene Platte - denn lassen können werden sie's ja doch nicht - zum Hundertjährigen erscheint, ist bestimmt auch der Sozialismus wieder da und pfeift den "Wind of Change" zur Abwechslung linksherum.

DIETMAR DATH

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