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Versteckt in den bewaldeten Bergen an der Westküste Japans liegt das kleine Zen Kloster Antaiji. Eine junge Frau (Sabine Timoteo) bricht auf, um von Herbst bis Frühjahr in das Abenteuer des klösterlichen Lebens einzutauchen und die Philosophie des japanischen Zen Meisters Kodo Sawaki kennenzulernen.

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Produktbeschreibung
Versteckt in den bewaldeten Bergen an der Westküste Japans liegt das kleine Zen Kloster Antaiji.
Eine junge Frau (Sabine Timoteo) bricht auf, um von Herbst bis Frühjahr in das Abenteuer des klösterlichen Lebens einzutauchen und die Philosophie des japanischen Zen Meisters Kodo Sawaki kennenzulernen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2016

Geradeaus weitergehen ins Nichts
Werner Penzels Film "Zen for Nothing" besucht ein japanisches Bergkloster.

Jeder Aufstieg ist schwer, und die Stufen zum Kloster Antaiji nördlich von Kyoto sind nicht für Spaziergänger gedacht. Wer diesen Ort aufsucht, hat tiefere Gründe im Herzen, aber nie auf den Lippen. Sabine Timoteo hat die lange Anreise aus der Schweiz nicht gescheut, um in Werner Penzels Film Modell zu stehen, zu sitzen, zu gehen, zu schweigen und zu reden, eine Suchende, die Stille aufspüren oder sie in sich einlassen und endlich frei werden will vom Ballast der Gedanken.

Ob sie selbst eine Zen-Schülerin ist oder die Rolle nur mimt, so wie wir sie in Philip Grönings "L'amour, l'argent, l'amour" und in Dominik Grafs Film "Die Freunde der Freunde" erlebten, bleibt unerheblich, solange an der Spielweise nichts Besonderes auffällt außer dass zum Beispiel an ihrer Sitzhaltung bei den langen Zazen-Übungen (der rechte Fuß auf dem linken Oberschenkel, die Wirbelsäule senkrecht, die Augen halb geschlossen) etwas auffallen soll: ein Klostergast, der die Regeln noch nicht ganz sicher beherrscht. Ein schneller Blick zum Nachbarn dient der Selbstkorrektur. Drei Jahre Zen-Praxis sollte allerdings mitbringen, wer in dem 1921 gegründeten, später an einen einsamen Ort verlegten Kloster Einlass begehrt. Manche Gäste bleiben lange, vielen dagegen ist es nur eine Durchgangsstation - Schulungsort oder Trainingszentrum wären die unpassenden Begriffe - auf dem Weg durchs Leben.

Sabine Timoteo gehört zu den Letzteren. Als alle im Mönchsgewand auf einer Straße in Kyoto Aufstellung nehmen und Passanten Gelegenheit für Spenden geben, trägt die gelehrige Schülerin aus dem fernen Bern bereits wieder ihr Gepäck auf dem Rücken, im Begriff, seelisch erleichtert zu Mann, den Kindern und vermutlich auch einer neuen Rolle den Heimweg anzutreten. Das Betteln zu erlernen gehörte ohnehin nicht zu ihren Aufgaben, weil das Kloster Antaiji unter dem weisen Abt Miyaura Shinyu und dessen deutschem Nachfolger Muho Nölke zum chinesischen Ideal der Selbstversorgung zurückkehren wollte. Reispflanzen in die Erde setzen, Holz hacken und Schnee räumen, auch dies hat der Schweizer Gast bei seinem Aufenthalt von Herbst bis Frühjahr mitgemacht - und ein ausgelassenes Fest dazu.

Werner Penzel, der sich mit den ungewöhnlichen dokumentarischen Porträts "Step Accross the Border" (1990), "Middle of the Moment" (1995, beide mit Nicolas Humbert) und weiteren Arbeiten zum exklusiven Außenseiter des deutschen Dokumentarfilms qualifizierte, lebt seit 2009 in Japan, auf der Insel Awajishima und ist, bleibt zu vermuten, mit Zen gut vertraut. Doch wie lässt sich eine quasi religiöse Geistesrichtung vermitteln, die nichts weniger als eine Religion mit festen Glaubensinhalten sein will, sondern einzig die Meditation pflegen? Penzel, der wieder selbst die Kamera führt, hält sich an das Sichtbare: den Gong, der die gemeinsamen Zeiten ankündigt, den schmalen Flur, über den die Männer und Frauen mit nackten Füßen huschen, die Sitzordnung bei den Mahlzeiten und natürlich das Zazen, das Stillewerden in der Gemeinschaft. Dazu kommen Schwenks über die Dächer und auf die dunstverhangenen Berge.

Frei von jeder Betulichkeit, erweist der Film dem Kloster seinen tiefen Respekt, ohne darüber in Ehrfurcht zu erstarren. Ein kurzes Statement darf trotzdem nicht fehlen. Sie sei nun immer sie selbst, wenn sie etwas tue, sogar beim Holzhacken, mehr als ein Organ der jeweiligen Tätigkeit, bekennt Sabine Timoteo zögernd, bevor sie die Tafelrunde verlässt. Schwebte nicht dem - fernöstlichen Gedanken stets aufgeschlossenen - Dramatiker Brecht eine ähnliche Distanzhaltung vor, als er die Idee des V-Effekt unter die Theaterleute brachte? Indes bedeutet Zen, so einer seiner Meister, lediglich ein "Geradaus-Weitergehen". Wieder etwas Einfaches, das schwer zu machen ist.

HANS-JÖRG ROTHER

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