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© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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Zwei Kommissarinnen am Scheideweg: Kerstin Signe Danielssons und Roman Voosens deutscher Schwedenkrimi
Das Erste, was an diesem Krimi auffällt, ist, wie viele Erwartungen er bedient, die mit dem Genre eigentlich nichts zu tun haben, aber in den letzten Jahren trotzdem zu seinen Erfolgsmerkmalen geworden sind. Zunächst einmal ist es ein Serienprodukt aus dem Bestsellerbereich des - deutschsprachigen - Schwedenkrimis, nämlich die vierte Lieferung des schwedisch-deutschen Autorengespanns Kerstin Signe Danielsson und Roman Voosen. Dann lässt sich "In stürmischer Nacht" auch als eine Art Reiseführer für das waldreiche Småland in Südschweden lesen, als Psychogramm der beiden ungleichen Ermittlerinnen Ingrid Nyström und Stina Forss oder als intelligent konzipierter Stichwortlieferant für Probleme wie Fremdenhass, Zuwanderung oder ökologische Landwirtschaft.
Anders ausgedrückt: Es handelt sich um eine Mischung aus Charakter- und Gesellschaftsporträt mit einem eher unblutigen - auch das ein Trend - Mord als Beigabe. Leser, die bereits von Vorgängerbänden wie "Später Frost", "Rotwild" oder "Aus eisiger Tiefe" angefixt sind, werden die neuesten Entwicklungen in den Privatleben der beiden Polizistinnen wahrscheinlich mit gesteigertem Interesse verfolgen - Ingrid Nyström versucht, ihre angeblich geheilte Krebserkrankung wegzustecken, Stina Forss ist nach einigen Jahren in Berlin ins väterliche Haus gezogen und wird dort von Dämonen heimgesucht, die nicht nur mit ihrem Konsum von Aufputschmitteln zu tun haben. Für denjenigen, der erst bei diesem Band einsteigt, verlangsamen die vielen privaten Details die ohnehin nur schwerfällig in Fahrt kommende Lektüre.
Der aus Papenburg stammende Roman Voosen und seine in Växjo geborene Partnerin Kerstin Signe Danielsson sind als Autoren ein eingespieltes Paar. Er ist vor allem für die Handlung und die stets zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springenden Fälle zuständig, sie für die Atmosphäre und das Innenleben der Figuren. Diesmal beginnen die Ermittlungen mit dem Fund einer Leiche auf einem in einer Sturmnacht abgebrannten Bauernhof. Dass es sich um keinen Unfall handelt, beweist die Mistgabel, die noch im Torso des Toten steckt. Nicht nur dessen Identifizierung, auch die Zeugenbefragungen gestalten sich in dem spärlich besiedelten Landstrich äußert mühsam; keiner will etwas gehört oder gesehen haben.
Doch dann macht der Umstand, dass vor zehn Jahren während eines Orkans auf demselben Gehöft schon einmal jemand zu Tode gekommen sein soll, die Kommissarinnen stutzig, die sich indes nie auf einen gemeinsamen Ansatz für die Ermittlungen einigen können.
Danielsson und Voosen sind immer wieder dafür gelobt worden, dass sie komplexe Fälle mit sozialkritischen und historischen Bezügen entwerfen ("In eisiger Tiefe" handelt vom Untergang der Estonia), die sie nicht nur plotdynamisch, sondern auch sprachlich überzeugend lösen. Diesmal allerdings werden sie ihrem Ruf nicht gerecht. Zwar ist, was "In stürmischer Nacht" geschah, allemal aufregender als die dauernden Spannungen zwischen Nyström und Forss, aber es werden allzu auffällig die Knöpfe gedrückt, die Erfolg versprechen. Man spürt die Absicht und ist verstimmt.
FELICITAS VON LOVENBERG
Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson: "In stürmischer Nacht".
Ein Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2015.
400 S., br., 14,99 [Euro].
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