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Das Virus des Bösen
Was verbindet einen Jugendlichen, der in den 70er Jahren in Kansas das Haus seiner schlafenden Eltern anzündet, einen New Yorker Stricher, der Jahrzehnte später den dreijährigen Sohn einer Kundin entführt, die Kellnerin in Indiana, die von einem grauenhaften Ereignis aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird, und den Ehemann, der auf der anderen Seite des Atlantiks rasend vor Eifersucht seine Frau umbringt? Kapitel für Kapitel, Geschichte für Geschichte führt J. Fel den Leser hinein in ein beängstigendes Labyrinth: Im Epizentrum des von den USA bis nach Europa wabernden…mehr

Produktbeschreibung
Das Virus des Bösen

Was verbindet einen Jugendlichen, der in den 70er Jahren in Kansas das Haus seiner schlafenden Eltern anzündet, einen New Yorker Stricher, der Jahrzehnte später den dreijährigen Sohn einer Kundin entführt, die Kellnerin in Indiana, die von einem grauenhaften Ereignis aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird, und den Ehemann, der auf der anderen Seite des Atlantiks rasend vor Eifersucht seine Frau umbringt? Kapitel für Kapitel, Geschichte für Geschichte führt J. Fel den Leser hinein in ein beängstigendes Labyrinth: Im Epizentrum des von den USA bis nach Europa wabernden Bösen steht der Psychopath, eiskalte Mörder und Gangsterboss Walter Kendrick.
Autorenporträt
Jérémy Fel, geboren 1979 in Le Havre, Drehbuchautor und ehemaliger Buchhändler, ist ein großer Fan amerikanischer Literatur und US-amerikanischer Drama-Serien. Sein grandioses Romandebüt 'Die Wölfe kommen' war für Kritik und Leser die Entdeckung der Rentrée 2015 und wurde auf dem Quais du Polar, dem größten Krimifestival Europas, mit dem »Prix Polar en Séries 2016« ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2017

DIE KRIMIKOLUMNE
Die Wölfe des
Jérémy Fel
Bloß weg aus Kansas! Doch nicht ins magische Land Oz fantasiert Daryl Greer sich, fort von seinem tristen Farmleben, er fackelt den ur-amerikanischen Traum vom sicheren Heim kurzerhand ab. Lichterloh brennt sein Elternhaus und erhellt den Nachthimmel. Als seine Mutter Loretta vom Rauch geweckt wird und durchs Fenster Daryls verzückten Blick sieht, verlässt sie ihr Überlebenswille.
Eine hoffnungslose, unerbittliche Welt zeichnet der Franzose Jérémy Fel in seinem Romandebüt „Die Wölfe kommen“. Gewalt und Hass bestimmen sie, dringen bis in die entlegensten Winkel der Gesellschaft und der Familien vor. Kurz vor ihrem Tod träumte Loretta noch von Wesen, die in der nächtlichen Dunkelheit morden, aber die Gefahr in der eigenen Familie wittert sie nicht. Ganz unbemerkt lässt Fel den Nachtmahr, dieses gestaltwandlerische Monster mit glühenden Augen, das unter dem Bett die Krallen wetzt, aus dem Schatten hervorkriechen. Die märchenhaften Wölfe, der mythologische Wendigo, das sind wir.
Nachdem der Albtraum in die Realität floss, drohen Eltern ihren ungezogenen Kindern nicht mehr mit dem Kinderfresser, sondern – mit dem Daryl Greer. Nach dem Mord an seinen Eltern tauchte er unter, konnte nie gefasst werden. Er ist zum realen Ammenmärchen geworden, schwebt als dunkle Präsenz über den dreizehn lose miteinander verwobenen Kapiteln dieses Romans. Jedes ist eine in sich geschlossene kleine Horror-Vignette, novellenhaft beinahe, sie beobachten jeweils eine scheinbar zufällig ausgewählte Person, und wie deren Leben von einer Bluttat aus der Bahn geworfen wird.
Tiefsitzende Ängste bahnen sich ihren Weg, wenn die junge Französin Claire noch Jahre später in Daryls Bann gerät, nachdem sie ihre Abschlussarbeit über seine Psyche geschrieben hat. Im abgeschiedenen Landsitz Manderley will sie ein paar ruhige Tage verbringen und dem spurlosen Verschwinden ihrer Mutter nachgehen. Man kennt den Namen des Hauses, aus Daphne du Mauriers Klassiker „Rebecca“. Ein Kinderstreich löst einen finsteren Erinnerungsstrom in Claire aus, der ihr mit dem Anwesen verknüpftes Kindheitstrauma entfesselt und sie in die Abgründe der eigenen Psyche blicken lässt.
Dass sein unschuldiger Streich aus harmlosem Grusel einen Gewaltausbruch macht, ist dem damals noch kleinen Damien wie ein Schlag ins Gesicht. Jahre später überkommt ihn selbst eine Welle aus Aggression und Grausamkeit, die von Claires Arbeit über Greer und Damiens Faible für den indigenen Mythos des menschenfressenden Wendigo regelrecht genährt wird.
Diese unkontrollierte finstere Seite löst bei Jérémy Fel Familienbande auf. Mutterliebe kann nur scheitern, endet in Schmerz – im Tod, im Verschwinden, in Rache, wenn etwa die Ex-Geliebte eines Gangsterbosses ihren entführten Sohn auf eigene Faust zurückholen will.
Jérémy Fel setzt die Gewaltausbrüche keineswegs nur als momentane Schockeffekte ein. Die im Verborgenen schwelenden Urängste, die Unsicherheit darüber, welche der so normal erscheinenden Figuren als Nächste von ihnen überwältigt wird – das bricht sich in schlaglichtartigen, lebendigen Bildern des Grauens Bahn. Diese dunklen Gedankenbilder brennen sich tief in das innere Auge – etwa Claires wiederkehrender Albtraum, in dem ein schwarzes, bäriges Monstrum ihrer Mutter große Fleischbrocken aus dem Bauch reißt und anschließend knurrend unter dem Bett auf sie wartet und sie mit seinen Klauen zu greifen versucht.
Jérémy Fel kommt von der Filmarbeit, und das merkt man seiner Vorstellungswelt an. Sein wirbelndes Kopfkino blendet scheiternde Familiengeschichten fließend in Gewaltfantasien, mythische Albträume und traumatische Erinnerungswelten über, die episodische Struktur des Buchs formiert sich zum Ganzen, einer Art Serie. 2016 wurde Fel mit dem Prix Polar en séries auf dem Krimifestival Quais du Polar in Lyon ausgezeichnet – ein Preis, der an einen Kriminalroman geht, der das Potenzial hat, als Serie adaptiert zu werden.
SOFIA GLASL
Jérémy Fel: Die Wölfe
kommen. Aus dem
Französischen von Anja Nattefort. dtv premium, München 2017.
400 Seiten, 16,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Jérémy Fel kommt von der Filmarbeit, und das merkt man seiner Vorstellungswelt an. Sofia Glasl Süddeutsche Zeitung 20170911