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Die Medizinverbrechen der Nazis waren nicht das Ergebnis der Verfehlungen Einzelner, sondern der extreme Endpunkt des Glaubens an ärztliche und naturwissenschaftliche Objektivität mit dieser kontroversen These handelte sich Alexander Mitscherlich nicht nur Widerspruch des medizinischen Mainstreams seiner Zeit ein, sondern legte auch den Grundstein einer verstehenden, menschlichen Medizin, die Krankheit als Ergebnis nicht nur organischer, sondern auch lebensgeschichtlicher und sozialer Ursachen begreift. Denn ein kranker Mensch ist mehr als ein defekter Organismus. Der vorliegende Band…mehr

Produktbeschreibung
Die Medizinverbrechen der Nazis waren nicht das Ergebnis der Verfehlungen Einzelner, sondern der extreme Endpunkt des Glaubens an ärztliche und naturwissenschaftliche Objektivität mit dieser kontroversen These handelte sich Alexander Mitscherlich nicht nur Widerspruch des medizinischen Mainstreams seiner Zeit ein, sondern legte auch den Grundstein einer verstehenden, menschlichen Medizin, die Krankheit als Ergebnis nicht nur organischer, sondern auch lebensgeschichtlicher und sozialer Ursachen begreift. Denn ein kranker Mensch ist mehr als ein defekter Organismus. Der vorliegende Band versammelt und ordnet seine zentralen Texte zur Menschlichkeit in der Medizin.
Autorenporträt
Alexander Mitscherlich, geboren am 20. September 1908 in München, gehört zu den großen kritischen Gelehrten der Bundesrepublik Deutschland. Von 1960 bis 1976 leitete der Mediziner und Psychoanalytiker das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Seine Bücher Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft (1963), Krankheit als Konflikt (1966) und Die Unfähigkeit zu trauern (zusammen mit Margarete Mitscherlich-Nielsen, 1967) lösten tiefgreifende Diskussionen aus. 1969 erhielt Alexander Mitscherlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Alexander Mitscherlich starb am 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main. Im Suhrkamp Verlag erschienen seine Gesammelten Schriften.

Bernd Hontschik, geboren 1952 in Graz, ist Chirurg in Frankfurt am Main. Abitur und Medizinstudium in Frankfurt am Main. 1978 Beginn der chirurgischen Ausbildung, 1987 Promotion über die Theorie und Praxis der Appendektomie, die als Buch veröffentlicht und 1989 mit dem Roemer-Preis des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichnet wurde. Bis 1991 Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Städtischen Krankenhauses Frankfurt/Main-Höchst, bis 2015 in der Frankfurter Innenstadt niedergelassen in einer chirurgischen Praxis und ambulantem OP-Zentrum.

Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Bernd Hontschik war u.a. Vorstandsmitglied der Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin, ist Herausgeber der Taschenbuchreihe »medizinHuman« im Suhrkamp Verlag, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift Chirurgische Praxis, wurde in die Betriebskommission der Städtischen Klinik Frankfurt am Main/Höchst berufen und schreibt nach zahlreichen Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften eine regelmäßige Kolumne in einer Frankfurter Tageszeitung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2010

Im Wartezimmer

Alexander Mitscherlich war nicht nur der Verfasser aufsehenerregender sozialpsychologischer Studien, sondern auch medizinischer, bis heute nicht veralteter Schriften. Eine lesenswerte Auswahl findet sich in dem Band "Krankheit verstehen", der als "Lesebuch" herausgegeben wird. Freuds Konversionstheorie aufgreifend, hat Mitscherlich eine materialreiche Theorie chronischer Krankheitsbildung entworfen. In dem Lesebuch abgedruckt ist der wegweisende Aufsatz "Bedingungen der Chronifizierung psychosomatischer Krankheiten", den Mitscherlich 1967 für den zweiten Band von "Krankheit als Konflikt" geschrieben hatte. Hier erörtert er anhand etlicher Beispiele seine Zweistadientheorie der Verstetigung von Krankheiten: Demnach verlagert sich der Schauplatz der Trieb- und Konfliktbewältigung unter bestimmten, von Mitscherlich dramatisch beschriebenen Bedingungen von der Psyche auf das Körperliche. In einer buchstäblichen "Notlösung" wird aus dem Neurotiker beispielsweise ein Asthmatiker. Mitscherlich ruft zur Überwindung einer reinen "Reparaturmedizin" auf, die das anspruchsvolle Geschäft der Ursachenerhellung zugunsten der schnellen Symptombehandlung vernachlässigt. Mit essayistischer Eleganz werden zentrale Probleme des Medizinbetriebs erörtert, die der Leser von heute in verschärfter Form erfährt. Die Lektüre befähigt ihn, auf krank machende Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem, aber auch in der persönlichen Biographie aufmerksam zu werden. Das Buch gehört in jedes Wartezimmer. (Alexander Mitscherlich: "Kranksein verstehen". Ein Lesebuch. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2010. 333 S., br., 10,- [Euro].) gey

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