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>crónicas

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Produktbeschreibung
>crónicas<, literarischen Reportagen.

Verdammter Süden ist eine kleine Wunderkammer solcher Reportagen, es sind die preisgekrönten Geschichten namhafter Autorinnen und Autoren. Geschichten von bolivianischen Wrestlerinnen und Herzblatt spielenden peruanischen Gefängnisinsassen, vom Leben und Sterben in Ciudad Juárez, von der brasilianischen Welthauptstadt der Zwillinge, transzendentaler Obdachlosigkeit in Patagonien, sechs Monaten mit Mindestlohn in Medellín, einem argentinischen Dorf, das seine eigene Telenovela produziert, von einem larmoyanten Beerdigungscomedian in der Karibik.

Es sind seltsame, bewegende, abgründige und komische Geschichten - Geschichten, die die Welt zum Leuchten bringen.

Mit crónicas von: Josefina Licitra, Alberto Salcedo Ramos, Martín Caparrós, Andrés Felipe Solano, Fabrizio Mejía Madrid, Alma Guillermoprieto, José Alejandro Castaño, Juan Pablo Meneses, Guido Bilbao, Leila Guerriero, Héctor Pavón, Marcela Turati und Cristian Valencia.


Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Pinilla, CarmenCarmen Pinilla lebt in Barcelona und Berlin und arbeitet als literarischer Scout.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2014

Unterwegs zu den Herren der Finsternis

Wenn Turnschuhe zum Verhängnis werden: "Verdammter Süden" versammelt literarische Reportagen aus Südamerika, die erschüttern.

Eine der Aufseherinnen hat offenbar eine Anwandlung von Aufrichtigkeit. Sie erzählt, dass derzeit 25 Mädchen in der Einrichtung untergebracht sind, alle sehr impulsiv, und jederzeit müsse man damit rechnen, dass eine ausrastet und ein ganzes Stockwerk in Schutt und Asche legt." Eine davon ist Silvana mit den gezupften Augenbrauen. "Um zu ihr zu gelangen, muss man sich einsperren." Silvana werden zum Entstehungszeitpunkt der Reportage von Josefina Licitra zehn Delikte vorgeworfen. Die Fünfzehnjährige soll Boss einer Gang gewesen sein, die sich auf Entführungen in der argentinischen Hauptstadt spezialisiert hat. Was sie mit dem Geld, das diese Entführungen abgeworfen haben, angefangen haben will? "Clubs, Leihlimousinen, Alkohol, Koks, Pillen, Hasch und Patex für alle." Darüber hinaus hat Silvana eine Schwäche für Turnschuhe. "Turnschuhe sind ihr Verhängnis." Für "Silvana rennt" recherchierte Josefina Licitra undercover. Sie wurde später mit dem Premio Nuevo Periodismo ausgezeichnet. Ihre Reportage ist nun neben vielen anderen in deutscher Übersetzung erschienen - in einem Sammelband mit journalistischen Texten, literarisch ambitionierten crónicas, aus Südamerika.

Um Turnschuhe geht es auch in einer anderen dort veröffentlichten Geschichte. Der Kolumbianer Andrés Felipe Solano hat sich nach Medellín aufgemacht, ins einst vom Drogenboss Escobar regierten Departamento Antioquia, um dort sechs Monate lang als eine Art lateinamerikanischer Günter Wallraff vom Mindestlohn zu leben. Er zieht in den von Bandenkriminalität gebeutelten Bezirk Santa Inés zu einer Gastfamilie und versucht, so sparsam wie möglich mit dem zu sein, was er als Regaleinräumer in einer Kinderkleiderfabrik verdient. Eines Tages, auf dem Weg zum Fleischer, greift seine Vermieterin nervös nach seiner Hand, "als würde sie nach einem Votivbild des heiligen Judas greifen, in dessen Macht es steht, den Menschen vor allem Bösen und vor aller Gefahr Schutz zu bieten". Den Leibhaftigen habe sie auf einer Bank sitzen sehen, sagt Doña Carrasquilla. "Da saß aber nur irgendein Alter, der offenbar nichts zu tun hatte", schreibt Solano. Correa war allerdings, wie er später in Erfahrung brachte, der Chef einer berüchtigten Gang gewesen, "der hiesige Herr der Finsternisse".

Das also ist die neue Nachbarschaft des frischgebackenen Fabrikarbeiters, der zehn Stunden pro Tag durch eine riesige Lagerhalle tänzelt, bis die Füße anfangen zu schmerzen und die Turnschuhe durchgetragen sind. Neue müssen her, verheißungsvolle, da finanziell unerreichbare Turnschuhe in den Auslagen einer nahe gelegenen Shoppingmall. "Seit ich hier arbeite, kommen mir häufiger biblische Bilder, als mir lieb ist", schreibt Solano. "An manchem Morgen, wenn ich fünfzehn Minuten zu früh aus dem Bus steige, beschloss ich, eine nahe gelegene Kirche aufzusuchen." Sind monotone Fabrikarbeit und finanzieller Bankrott der Boden, auf dem die Frömmigkeit gedeiht?

Wer den südamerikanischen Kontinent ein wenig kennt, wird in "Verdammter Süden" vieles wiederfinden: die Armut in den Metropolen, die häufig davon verursachte Kriminalität, im Falle Kolumbiens die Rudimente einer von Drogenkriegen zermürbten Gesellschaft, im Falle Mexikos die bis heute unaufgeklärte Gewalt gegen Frauen in Ciudad Juárez, dem Epizentrum der narcocultura, dann aber auch die unübersehbare Lebenslust, den Humor, insgesamt das Familienbetonte und Festive.

Im bolivianischen Hochland etwa gehen "Die Liebeshungrige Yolanda" und "Die Böse Claudina" unter frenetischem Jubel aufeinander los - und zwar in einer Sporthalle: "Willkommen in der wahnsinnigen Welt des bolivianischen Wrestlings", heißt Alma Guillermoprieto ihre Leser willkommen. "In der kalten, baumlosen und trübseligen Stadt El Alto ("die Höhe"), 4100 Meter über dem Meeresspiegel, leben knapp eine Million Menschen, die meisten sind in den vergangenen drei Jahrzehnten zugezogen, auf der Flucht vor der drückenden Not auf dem Land. Wer Glück hat, findet Arbeit in La Paz, der Hauptstadt, die etwas unterhalb von El Alto liegt. Viele verkaufen Bekleidung, Zwiebeln, raubkopierte DVDs, Barbiepuppen, Autoteile, kleine getrocknete Säugetiere für Zauberrituale." Dass Frauen zur Erhöhung ihrer Entwicklungschancen in einem unterentwickelten Land tatsächlich in den Ring steigen, scheint einem dann aber doch reichlich skurril: "Yolanda dreht sich langsam um, Claudina haut sie von den Beinen und steigt dann wie eine Irre auf die Seile. ,Ich bin die Schönste!', brüllt sie ins Publikum. ,Ihr seid alle hässlich! Ich geb hier den Ton an!'"

Nicht alle Texte glänzen sprachlich und kompositorisch. Aber das bunte Konglomerat lateinamerikanischer Lebenswelten, in die der Leser durch die gelungene Auswahl von Carmen Pinilla und Frank Wegner geführt wird, überzeugt. Ob es um zwei in Pablo Escobars einstigem Renommierzoo in Puerto Triunfo, einer Art Arche Noah des Mafiazeitalters, entlaufene Nilpferde geht oder um die "Argentinische Arbeitsgruppe für Forensische Medizin" in Buenos Aires, die seit den neunziger Jahren die Exhumierung der politischen Entführungsopfer, der sogenannten "desaparecidos", aus der Zeit von 1976 bis 1983 betreibt - junger Leute, die bei ihrer Exhumierung bis zu zwanzig Kopfschüsse aufweisen und deren sterbliche Überreste von den Forensikern an die noch immer nach ihnen suchenden Mütter übergeben werden.

Eine der heitersten Geschichten dieses Bandes ist die des letzten Totenwachenkomikers von Soledad, einer Stadt an der kolumbianischen Karibikküste. Chivolito, Ziegenböckchen, heißt der gute Mann, und seine Aufgabe ist es, die Trauernden mit Witzen bei Laune zu halten. "Am Ende hält er ihnen seine Mütze hin, damit sie Geld reinwerfen. Er kommt fast immer auf ungefähr 10 000 Pesos." Sterben sei das Einfachste der Welt, sagt Chivolitos Domino-Partner Rico einmal. "Man schläft lebend ein und wacht tot wieder auf." Solange man sich vorher mit diesen lebensprallen Reportagen aus Südamerika wappnet, kann das nicht sehr langweilig werden.

KATHARINA TEUTSCH

"Verdammter Süden". Das andere Amerika. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Carmen Pinilla und Frank Wegner.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2014, 308 S., br., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Eva-Christina Meier begrüßt diese Anthologie von "Chroniken", der spezifisch latein-amerikanischen Form der literarischen Reportage, die Carmen Pinilla und Frank Wegner herausgegeben haben. Die Beiträge der dreizehn Autorinnen und Autoren vermitteln für sie ein anschauliches und facettenreiches Bild der sozialen und politischen Realität Südamerikas, die von Gewalt, Armut und Korruption, aber auch vom Kampf gegen dieses Unrecht geprägt ist. Der Blick der Journalistinnen und Journalisten auf den Alltag in Ländern wie Argentinien, Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Mexiko, Peru oder Panama schätzt Meier als sehr persönlich, empathisch und engagiert, auch wenn sie anmerkt, dass nicht jeder Text literarisch brillant ist. Besonders lobt sie den Beitrag von Andrés Felipe Solano über ein halbes Jahr als Lagerarbeiter in einer Textilfabrik am Existenzminimum. Einziger Kritikpunkt der Rezensentin an dem Band ist, dass die Herausgeber zu wenig aktuelle Texte aufgenommen haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
»...ein tröstlicher Beleg dafür, dass die humanen Werte Lateinamerikas auch die brutalsten Überlebenskämpfe anscheinend unbeschädigt überstanden haben.« Sebastian Schoepp Süddeutsche Zeitung 20150421