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August Wilhelm Schlegel nannte sie eine "Königin der Herzen". Während Napoleons Armeen die Throne in Europa zum Wanken brachten, gelang es Luise von Preußen, die Untertanen für die Monarchie zu begeistern. Als Preußens Waffen längst vor dem Kaiser der Franzosen kapituliert hatten, trat Luise ihm persönlich entgegen. Daniel Schönpflug erzählt das Leben der jungen Königin, die schon mit 34 Jahren starb, in einer hinreißend geschriebenen Biographie.
Luises Leben verging im Rhythmus jenes großen Theaters der Macht, dessen tieferer Sinn es war, den Status der ersten Familie des Reiches unentwegt
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Produktbeschreibung
August Wilhelm Schlegel nannte sie eine "Königin der Herzen". Während Napoleons Armeen die Throne in Europa zum Wanken brachten, gelang es Luise von Preußen, die Untertanen für die Monarchie zu begeistern. Als Preußens Waffen längst vor dem Kaiser der Franzosen kapituliert hatten, trat Luise ihm persönlich entgegen. Daniel Schönpflug erzählt das Leben der jungen Königin, die schon mit 34 Jahren starb, in einer hinreißend geschriebenen Biographie.

Luises Leben verging im Rhythmus jenes großen Theaters der Macht, dessen tieferer Sinn es war, den Status der ersten Familie des Reiches unentwegt sichtbar und erfahrbar zu machen. Das Geheimnis von Luises Erfolg war die Energie, Hingabe und Brillanz, mit der sie ihre Rolle spielte. In einer Ära radikaler Umbrüche durch die Französische Revolution und Napoleon stand sie für eine behutsame Erneuerung der Monarchie. Doch als Napoleon 1806 Preußen vernichtend geschlagen hatte, brach nicht nur das Königreich, sondern auch Luises Leben zusammen. Einfühlsam und historisch genau zeichnet dieses Buch ein neues Bild der Königin, die wie keine andere in der Erinnerung der Deutschen lebendig geblieben ist.
Autorenporträt
Daniel Schönpflug, geb. 1969, ist Historiker und stellvertretender Direktor des Centre Marc Bloch, Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.07.2010

Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen
War sie mehr als Projektionsfläche und Anlass patriotischer Männerphantasien? – Neue Bücher über Königin Luise, die vor 200 Jahren starb
Als Luise von Mecklenburg-Strelitz im Dezember 1793 in Berlin einzog, um Gemahlin des preußischen Kronprinzen zu werden, standen nahe der Ehrenpforte Unter den Linden dreißig meergrün gekleidete Knaben aus der französischen Kolonie, vierundfünfzig Töchter aus angesehenen Familien der Stadt, die Ältesten der Berliner Judenschaft, daneben jüdische Jungfrauen. Einer nach dem anderen überreichte nun Blumen, brachte Glückwünsche dar – und was weiter geschah, kann man einem 1847 erschienenen Buch des Hofpredigers Eylert entnehmen. In seinen „Charakterzügen aus dem Leben des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III.“ berichtet er:
„Eines von diesen lieblichen Mädchen tritt näher zu Ihr hin, spricht unter Ueberreichung einer blühenden Myrthenkrone ein einfaches, gemüthvolles Bewillkommnungsgedicht, und spricht es vernehmlich im Ausdrucke der Empfindung, der Anmuth und Liebe. Freudig bewegt und gerührt nimmt die Prinzessin die bräutliche Krone an; Sie folgt der Stimme, dem Drange ihres Liebe und Dank athmenden Herzens; Sie kann nicht anders, Sie umarmt das Kind, drückt es an sich und küsst Mund, Stirn und Augen. Die hinter Ihr stehende Oberhofmeisterin von Voß erschrickt und will sie zurückziehen; aber es ist geschehen, das Unerhörte und nie Erlebte.“
Szenen wie diese haben Luise, von 1797 bis zu ihrem frühen Tod 1810 Königin von Preußen, populär gemacht. Die hübsche Prinzessin mit dem offenen Herzen schien frischen Wind, Liebenswürdigkeit und Charme an den Hof der Hohenzollern zu bringen. Dergleichen hatte man in Berlin und Potsdam lange nicht mehr erlebt. Friedrich Wilhelm I. hatte seine Sophie Dorothea mit aller Gewalt in ihre Schranken gewiesen, Friedrich der Große gemeinsame Auftritte mit der Königin vermieden. Der unmittelbare Vorgänger holte das weibliche Element zurück – in Form der Mätressenwirtschaft, was dem inzwischen sittenstrengeren Zeitgeist, der Liebesehen wünschte, zuwiderlief. Einem Bund der Herzen kam die Verbindung zwischen dem Kronprinzen und Luise ziemlich nahe. Und beweist nicht das Herzen des Blumenmädchens, dass Luise voller Zuneigung auch für die Untertanen war, bereit, Konventionen zu übertreten, wenn sie ihrer Natur widersprachen?
Aber stimmt die Szene? Der Historiker Daniel Schönpflug bezweifelt dies. Eylert habe fünfzig Jahre nach den Geschehnissen geschrieben, eine zeitgenössische Quelle für die allerliebste Szene sei nicht bekannt. Möglich, dass man dereinst einen Beleg finde, bis dahin aber tue man gut daran, den Kuss als ein „klassisches Beispiel für Mythenbildung zu verstehen“. Über die Legende von der Königin sind wir eigentlich gut informiert: Günter de Bruyn hat sie in „Preußens Luise“ (Siedler Verlag, 2001) behutsam nacherzählt und kommentiert – ohne die patriotischen Prahlereien, die nach 1871 üblich wurden und in Veit Harlans Durchhaltefilm „Kolberg“ ihren bislang letzten Auftritt hatten. De Bruyn vermied aber auch klug die überkritischen Besserwissereien. Die Geschichte des „Luisenkults“ hat der Kunsthistoriker Philipp Demandt (Böhlau Verlag, 2003) so aufgeklärt wie unterhaltsam rekonstruiert.
Das Interesse an der Königin ist seitdem nicht kleiner geworden. Die Stiftung preußische Schlösser und Gärten hat die 200. Wiederkehr des Todes der Königin zum Anlass genommen, Wohnräume im Schloss Charlottenburg und das Mausoleum im Schlosspark wiederherzustellen. Der Reigen der Ausstellungen wird bald, Ende des Monats, fortgesetzt mit einer über die „Kleider der Königin“ im noch gar nicht so lange vom LPG-Chic erlösten Schloss Paretz. Wer in dem üppig bebilderten Katalog blättert ( Mode, Schmuck und Accessoires am preußischen Hof um 1800. Hirmer Verlag, München 2010. 278 Seiten, 63 Farbtafeln, 256 Abbildungen in Farbe und 24 in schwarz-weiß, 34,90 Euro ), versteht unverzüglich das überraschend große Interesse an der Königin und ihrer Zeit. Gedankenträge Zeitgenossen werden dies als Symptom der gerne beschworenen „Preußenrenaissance“ verbuchen, aber die gibt es nicht – höchstens ein neu erwachtes, frisches Interesse für die lange durch Kriegs- und Teilungsfolgen verstellte Landesgeschichte Berlin-Brandenburgs. Hinzu kommen ab und an Momente des kulturellen Konservatismus. Im Falle von Luise aber braucht es nicht einmal den, es reicht die Faszination durch die Werke selbst, durch ihre einzigartige Qualität.
Mit Schadow und Rauch haben gleich zwei Großmeister der Skulptur ihre Figur modelliert; Novalis und Kleist, gewiss nicht die schlechtesten Dichter, besangen die hohe Frau, und das preußische Kunstgewerbe erlebte um 1800 einen Höhepunkt. Aber war Luise mehr als Projektionsfläche, mehr als bloßer Anlass für patriotische Männerphantasien?
Immerhin meinte Heinrich von Treitschke über sie, es sei „der Prüfstein ihrer Frauenhoheit, daß sich so wenig sagen läßt von ihren Taten“. Wirkte sie allein durch Anmut, die Strahlkraft einer schönen Seele? Worin lag der Zauber ihrer Person?
In den beiden Biographien, die mehr sind als Fleißarbeiten zum Jubiläum und über dieses Jahr hinaus Bestand haben werden, finden sich sehr verschiedene Antworten. Daniel Schönpflug zeichnet knapp und intelligent ein Porträt der historischen Figur. Seine Luise ist eine Prinzessin des Ancien Régime, ihr Spielraum begrenzt auf die Bühne des Hofes. Bis 1804 hat sie keine eigenen politischen Absichten, und auch als die seit 1795 glorreich gewahrte Neutralitätspolitik nicht länger verfolgt werden konnte, bleib sie strikt auf den ihr vorgezeichneten Bahnen. Sie half lediglich, Zugang zum König zu finden, was in einer Monarchie nicht bedeutungslos ist. Gerade in den Wirren nach 1806 war dies hilfreich, erst recht für Intriganten, wie es die preußischen Reformer notwendig waren. Schönpflugs Buch ist eine gelungene Einführung in Luises Welt. Die Konflikte und Parteiungen um 1806 hätte man schärfer konturieren können, aber endlich wird hier mit dem ewigen Fluch der Identifikation gebrochen. Schließlich ist die aristokratische Kultur, die bewegliche Welt der Höfe uns vollkommen fremd. Nur hermeneutische Anstrengung kann Brücken über den Abgrund bauen, der uns von Luise trennt. Wie das geht, zeigt Schönpflug mit einer in der Preußen-Literatur seltenen Leichtigkeit.
Die Journalistin Sibylle Wirsing will dagegen das Bild der Königin lebenssatter, realistischer, komplexer zeichnen. Ausführlich charakterisiert sie die Quellen, berücksichtigt auch bisher Ungedrucktes, deutet Gemälde, Skulpturen und lässt vor den Augen des Lesers die Königin als ein begnadetes, rachsüchtiges, standesbewusstes Bühnentalent erstehen. Vieles in diesem Luise-Buch für Fortgeschrittene ist äußerst anregend, etwa der Einfall in Kleists „Amphitryon nach Molière“ und der tradierten Ehebruchsgeschichte mit Amphitryon, Alkmene und Jupiter das Dreieck Friedrich Wilhelm III. – Luise – Alexander wiederzufinden. Bekanntlich schwärmte die preußische Königin für den feschen Zaren. Wirsing formuliert oft geistreich. Über das unter Wilhelm II. umgebaute Mausoleum etwa heißt es: „Das Ensemble macht den Eindruck, als habe man vor einen imperialen Leichenwagen ein Pony gespannt.“ Besser kann man es wohl nicht sagen: Und doch wird der Leser nicht recht froh: es fehlen Abbildungen, obwohl der Text sich häufig auf Bilder bezieht, Register und Inhaltsverzeichnis hat man sich gespart. Es finden sich Ungenauigkeiten wie die Rede von der „Krönung“ Friedrich Wilhelms III. Es zeichnete Preußen aus, dass es nur eine Huldigung gab. Die napoleonische Militärdiktatur wird stark idyllisiert. Gewiss war es ein Fehler der Preußen, im Herbst 1806 allein loszuschlagen, aber im Frieden konnte man mit dem Kaiser nicht leben. Dafür hat Sibylle Wirsing ebenso wenig Verständnis wie für Friedrich Wilhelm III., der kein Großer, kein Redebegabter war, aber doch keine Karikatur.
„Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen“, sagte Kleist von der Königin, die vor allem eins war: fast immer schwanger. Die Flucht nach Ostpreußen, die Verzweiflung über das verloren scheinende Preußen mögen zur Entkräftung beigetragen haben. Am 19. Juli vor 200 Jahren starb sie in Hohenzieritz. Bücher gibt es jetzt genug über die Königin.
JENS BISKY
SIBYLLE WIRSING: Die Königin. Luise nach zweihundert Jahren. wjs Verlag, Berlin 2010. 326 Seiten, 19,95 Euro.
DANIEL SCHÖNPFLUG: Luise von Preußen. Königin der Herzen. Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, München 2010. 286 Seiten, 19,95 Euro.
„Es ist der Prüfstein ihrer
Frauenhoheit, daß sich so wenig
sagen läßt von ihren Taten.“
Ölgemälde von Josef Grassi aus dem Jahr 1802. Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine neue Begeisterungswelle für die beim Volk populäre Preußenkönigin Luise steht zu deren 200. Todestag ins Haus. Nichts findet Jens Bisky schlimm daran, von einer neuen reaktionären "Preußenrenaissance" will er nichts wissen. Schön findet er, dass nun zwei neue Biografien zu Luise erschienen sind, die seiner Überzeugung nach den aktuellen Anlass überdauern werden. Sibylle Wirsings Buch gefällt ihm allerdings nicht so gut wie Daniel Schönpflugs gleichfalls besprochener Band "Die Königin". Im großen und ganzen kompetent, in mancher Einzelheit "anregend", oft sogar "geistreich" findet er Wirsings auch abgelegene Quellen und Abbildungen einbeziehende Biografie. Er vermisst dann aber adäquate Illustrationen sowie Register und Inhaltsverzeichnis und bedauert den einen oder anderen kleinen Schnitzer im Inhalt. Besonders die geradezu "karikatureske" Darstellung Friedrich Wilhelms III. bemängelt er.

© Perlentaucher Medien GmbH
Schöne erzählerische Biografie.
Stern 20111215