Nachts träumen die Menschen ihre Geschichten. Die Dämonen werden übermächtig, die Ängste unbezwingbar, die Sehnsüchte riesengroß. In der Nacht, um die Lobo Antunes' Roman kreist, denken die Menschen über ihr Leben nach, in Lissabon, Évora und Estremoz. Zwei Ehepaare, eine Tochter, Verwandte und Kollegen, Kriminalpolizisten - sie alle sind in eine Geschichte verstrickt, in der es um Betrug, Verrat und Schweigen geht, vielleicht sogar um Mord. So setzt sich ein schillerndes Mosaik zusammen, das die stille Nacht der Einsamkeit jedes Einzelnen zeigt, die Nacht eines Landes, die Nacht in uns allen.
»Der Wortmagier António Lobo Antunes ist der wohl größte noch lebende Schriftsteller Portugals.« 3sat Kulturzeit
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Uwe Stolzmann erkennt in Antonio Lobo Antunes' neuem Roman sowohl thematisch als auch formal die Eigenschaften, die ihn den portugiesischen Autor so hoch schätzen lassen. Der "Meister", wie der Rezensent ehrfurchtsvoll schreibt, lässt darin ungefähr acht Menschen eine Nacht hindurch ihren Erinnerungen nachgehen. Da ist vor allem ein namenloser früherer Polizist und Geheimdienstler der Salazar-Diktatur, der sich an seine sadistischen Folterungen, aber auch an das frühe Trauma vom Tod der Mutter erinnert. Genauso aber kommen Opfer des Regimes zu Wort, so Stolzmann, der dringend empfiehlt, das Buch zweimal zu lesen, damit sich die ganze Komplexität und die "Schönheit" der Komposition erschließt. Und schließlich verrät der tief beeindruckte Rezensent auch, was ihm erst spät bei der Lektüre klar geworden ist: dass der "Meister" hier Tote sprechen lässt, die nachts einem Mann namens Antonio Lobo Antunes ihre schrecklichen Geschichten anvertrauen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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