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An den Rändern der Macht ist eine konzeptionell angelegte Portrait-Arbeit von Winfried Bullinger (1965 in München) über Menschen in Afrika. Angehörige der Nuer, der Afar, der Karamajong und anderer Stämme leben und überleben durch einen hohen Grad an Eigenständigkeit und Abgrenzung. Die Bilder des Buches sind während zahlreicher Expeditionen in einem Zeitraum von zehn Jahren mit einer Großformatkamera in den Ländern Sudan, Äthiopien, Kenia, Uganda, Tanzania und der Zentralafrikanischen Republik entstanden. Winfried Bullinger zeigt Portraits von Personen, die für den Moment der Aufnahme ihren…mehr

Produktbeschreibung
An den Rändern der Macht ist eine konzeptionell angelegte Portrait-Arbeit von Winfried Bullinger (1965 in München) über Menschen in Afrika. Angehörige der Nuer, der Afar, der Karamajong und anderer Stämme leben und überleben durch einen hohen Grad an Eigenständigkeit und Abgrenzung. Die Bilder des Buches sind während zahlreicher Expeditionen in einem Zeitraum von zehn Jahren mit einer Großformatkamera in den Ländern Sudan, Äthiopien, Kenia, Uganda, Tanzania und der Zentralafrikanischen Republik entstanden. Winfried Bullinger zeigt Portraits von Personen, die für den Moment der Aufnahme ihren Weg und ihre Arbeit unterbrechen. Der Aufnahmeort ist der Ort des Treffens. Die Portraitierten tragen die Kleidung und die Ausrüstungen des Moments. In einer bislang ungesehenen Art und Weise gelingt es dem Künstler durch seine eigene Sichtweise, den komplexen Zusammenhang zwischen Individuum und der Geschichte seiner Gemeinschaft im Bild zu fassen.

Das Buch finden Sie an unsrem Stand F4 auf der ParisPhoto, Grand Palais, 7.11.-12.11.2017
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.01.2018

Antlitz der Zeit
Winfried Bullingers sorgfältige Porträts aus Afrika
Wie individuell verschieden Menschen sein können, lässt sich kaum irgendwo intensiver nacherleben als in den großformatigen Porträts, die Winfried Bullinger zwischen 2011 und 2016 im östlichen Afrika von Angehörigen indigener Völker gemacht hat. Mit einer unhandlichen Großformatkamera und schweren Zusatzgeräten behängt hat sich Bullinger in den Ländern, die am Großen Afrikanischen Grabenbruch liegen, also im Sudan und Südsudan, in Äthiopien, Kenia und Uganda, auf die Suche nach Menschen begeben, die sich eine Existenz jenseits der zivilisatorischen Normen bewahren konnten. Manche von ihnen sind die letzten Nachkommen eines aussterbenden Volkes, ja einige gar die letzten Vertreter einer ganzen Sprachfamilie.
Bullinger nimmt auf seinen Expeditionen stets Leute aus der Region als Begleiter mit; sie versuchen, Kontakte herzustellen zu den Menschen, die abseits der Handelsplätze und Verkehrswege und weitgehend außerhalb der politisch kontrollierten Gebiete als Nomaden nach eigenen Regeln leben, sich selbst versorgen und, wenn nötig, auch selbst verteidigen, wie die von vielen Männern mitgeschleppten Gewehre zeigen.
Nur wenn die angesprochenen Personen damit einverstanden sind, dass sie in ihrer Alltagsaufmachung betrachtet werden, baut Bullinger die Kamera auf und vollzieht das Ritual des fotografischen Erfassens, des möglichst sachlichen, von Gefühlen, aber auch von technischen Manipulationen unbeeinflussten Porträtierens. Die abgebildeten Personen entscheiden also selber, wie sie sich darbieten wollen. Sie werden allerdings nie erfahren, wie sie wirklich aussehen auf dem Abzug, der irgendwann in Deutschland von der Fotoplatte gemacht wird. Doch wir, die Betrachter der fertigen Porträts, könnten es ihnen sagen: Mehr individuelle Würde haben Menschen in Fotografien selten entfalten können als die Frauen und Männer der Karamojong, der Turkana, der Afar und der Bodi in den Schwarz-Weiß-Fotografien von Winfried Bullinger.
Unter dem Titel „An den Rändern der Macht“ hat Bullinger eine Auswahl seiner afrikanischen Porträts in einem beeindruckenden Bildband zusammengefasst. Im Anhang stellt er die Personen mit den wenigen Dingen, die er von ihnen weiß, einzeln vor und zeigt auf der Karte, wo sie zur Zeit der Begegnung gelebt haben. In einem klugen Essay definiert der Fotografie-Historiker Hubertus von Amelunxen den Platz, den Bullingers Afrika-Zyklus in der Fotografiegeschichte, aber auch im aktuellen postkolonialen Diskurs über Afrika beanspruchen kann. Die Methode, mit der Bullinger Menschen in schwer zugänglichen Regionen porträtiert, mag sich vom konsequent soziologischen Ansatz, mit dem August Sander „Menschen im 20. Jahrhundert“ porträtiert hat, deutlich unterscheiden, doch die schöne Formulierung, die Alfred Döblin für Sanders Menschenbilder gefunden hat, passt auch auf Bullingers Afrika-Porträts: Sie sind ein „Antlitz der Zeit“.
  GOTTFRIED KNAPP
Winfried Bullinger: An den Rändern der Macht. Deutsch und Englisch. Hatje Cantz Verlag 2017. 231 Seiten, 180 Abbildungen 68 Euro
Afrika-Porträts von Winfried Bullinger: Der junge Mann der Nyangatom war 2009 mit einer Viehherde im Südsudan unterwegs.
Foto: W.Bullinger/Verlag
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2018

Wer weiß schon die Symbole zu deuten

Der Fotograf Winfried Bullinger ist seit Jahrzehnten im Osten Afrikas unterwegs, vom Süden Sudans bis in den Norden Kenias. Seine Vorliebe gilt abgelegenen Orten, die mangels Infrastruktur und wirtschaftlicher Interessen von nationalen Regierungen weitgehend außer Acht gelassen werden. Die Stämme dort leben isoliert, vielleicht nicht anarchisch, aber doch nach eigenen Regeln. Bullinger zeigt einzelne Personen in ihrer Umgebung. Genauer: Er lässt sie sich zeigen. Denn die Porträtierten entscheiden, wie sie sich präsentieren. Sie bleiben Subjekte. Am auffälligsten ist, wie sie sich frontal der Kamera zuwenden. Nicht nur wir schauen, wir werden auch angeschaut. Beteiligt freilich ist der Fotograf insofern, als er das "Setting" bestimmt, bei dem jedes Schwarzweißbild zum Teil einer Serie wird. Deren Ziel ist nicht jähes Staunen, sondern eine Betroffenheit, die bleibt und nachwirkt. In Bullingers ausführlichen Legenden erfahren wir, wie schwierig das Überleben dieser Menschen als Halbnomaden geworden ist. Und wir sehen, dass Authentizität nicht bedeutet, von der Zivilisation verschont zu sein: Im harmloseren Fall steht dann auf einem T-Shirt "Fly Emirates", im schlimmeren sind die abgenutzten Kalaschnikows fast allgegenwärtig - als Symbole der eigenen Mächtigkeit, aber auch einer zunehmenden Verzweiflung, die den unsicheren Lebensumständen geschuldet ist. Details der Kleidung oder aufwendige Schmucknarben machen uns indes bewusst, dass wir auf diesem fremden Terrain Analphabeten sind.

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"An den Rändern der Macht" von Winfried Bullinger, mit Texten von Winfried Bullinger und Hubertus von Amelunxen. Verlag Hatje Cantz, Berlin 2018. 232 Seiten, 165 Fotos. Gebunden, 68 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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