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Wir stecken in einer Krise der liberalen Demokratie. Die verbreitete Furcht vor sozialem Abstieg, vor einer aus dem Ruder laufenden Globalisierung und unkontrollierter Zuwanderung erzeugt eine aggressive Grundstimmung. Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen sinkt, populistische Demagogen haben Zulauf. Was liegt dieser Revolte zugrunde und wie können wir ihr begegnen? Diesen Fragen geht der Grünen-Vordenker Ralf Fücks in seinem Buch nach. Er verfolgt die langen Linien der Opposition gegen die liberale Moderne und zeigt, dass der Rückzug in die nationale Wagenburg und die Abkehr von…mehr

Produktbeschreibung
Wir stecken in einer Krise der liberalen Demokratie. Die verbreitete Furcht vor sozialem Abstieg, vor einer aus dem Ruder laufenden Globalisierung und unkontrollierter Zuwanderung erzeugt eine aggressive Grundstimmung. Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen sinkt, populistische Demagogen haben Zulauf. Was liegt dieser Revolte zugrunde und wie können wir ihr begegnen? Diesen Fragen geht der Grünen-Vordenker Ralf Fücks in seinem Buch nach. Er verfolgt die langen Linien der Opposition gegen die liberale Moderne und zeigt, dass der Rückzug in die nationale Wagenburg und die Abkehr von der offenen Gesellschaft in Teufels Küche führen. Dagegen setzt Fücks die Erneuerung der demokratischen Republik: Wir brauchen starke öffentliche Institutionen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern - und Bürgerinnen und Bürger, die für die gleiche Freiheit aller eintreten.
Autorenporträt
Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne und war 21 Jahre Vorstand der Heinrich Böll Stiftung. Vor seiner Zeit bei der Böll-Stiftung war er Bundesvorsitzender der Grünen und Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in Bremen. Er gilt als ein Vordenker im grünen Spektrum und mischt seit vielen Jahren in der öffentlichen Debatte mit. Bei Hanser erschien im Jahr 2013 sein Buch "Intelligent wachsen. Die grüne Revolution" und 2017 "Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen". Er lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.05.2017

Hintern hoch
Harald Welzer und Ralf Fücks mobilisieren für die offene Gesellschaft – der eine brachial, der andere staatsmännisch, aber beide mit sehr guten Argumenten
Im Oktober 2016 hält Harald Welzer einen Vortrag im Deutschen Theater Berlin. Der Soziologe und Mitbegründer der Zukunfts-Plattform Futur II propagiert die „Offene Gesellschaft“, sprich: ein wandlungsfähiges Gemeinwesen, das seinen Bürgern demokratische Freiheit garantiert, sie zugleich in die Pflicht nimmt und alle Interessen auf dem Verhandlungsweg ausbalanciert. Es sei denn, „neurechte Hysteriker“ melden Ansprüche an. Da hilft kein Dialog, da hilft nur „Konfliktbereitschaft“, meint der Referent. Bei der Publikumsdiskussion meldet sich eine „Transperson“ (Welzer) zu Wort. Sie sei – Frauenkleider tragend – von Syrern attackiert worden. Welzer will es genau wissen: Waren es wirklich Syrer? Auf jeden Fall „Flüchtlinge“, lautet die Antwort. Auf jeden Fall Muslime! Weil die nun mal Männer in Damengarderobe nicht akzeptieren. Sagt die „Transperson“ und unterstellt damit stillschweigend, dass Christen, Europäer, Deutsche nie solche Probleme machen. Immer sind es „die anderen“, behauptet ja auch die AfD.
Harald Welzer verkneift sich diese Replik, erzählt die krude Episode aber jetzt in seiner hinreißend schonungslosen Streitschrift „Wir sind die Mehrheit“. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Intoleranz und Engstirnigkeit auch im metrosexuellen Laissez-faire-Milieu gedeihen, dann hat Welzer ihn geliefert. Bissig im Stil, hart in der Sache – seine rabiate Rhetorik ist vermutlich nicht jedermanns Sache. Wer sich lieber staatsmännisch belehren lässt, ist mit der grünen Alternative – Ralf Fücksʼ „Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die Offene Gesellschaft gewinnen“ – gut bedient. Der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung schlägt gemäßigte Töne an, wo Welzer geradezu eruptiv mit Frauke Petry, Horst Seehofer und allen „Starkerregten“ ins Gericht geht und dabei schon mal übers Ziel hinausschießt. Erdoğan gleich Hitler gleich Trump? Solche Genealogien sind postfaktischer Nonsens.
Dass Fücks und Welzer inhaltlich über weite Strecken dʼaccord sind, hängt nicht zuletzt mit ihrem gemeinsamen Referenzrahmen zusammen. Beide rufen Karl Popper und dessen zweibändige, 1945 erschienene Studie „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ als Kronzeugen auf. Poppers Auseinandersetzung mit totalitären Ideologien, diktatorischen Regimen, gewaltgetriebenen Herrschaftsformen hat so wenig an Aktualität eingebüßt wie seine Verteidigung demokratischer Gestaltungsräume und Werte. Anders als Welzer geht Fücks hier wirklich in die Tiefe und setzt sich kritisch mit Vordenkern von Karl Marx bis Peter Sloterdijk auseinander. Dabei gelingt ihm nicht nur eine kluge Relektüre kommunistischer Urschriften, sondern auch die Korrektur der einen oder anderen linken Unschärfe. So wenn er darauf aufmerksam macht, dass heutige Kapitalismuskritik genau das aufspießt, was Marx als historisches Verdienst der „Bourgeois-Epoche“ feierte: die Entfesselung der Produktivkräfte. Nach der reinen Lehre ist schließlich der ausdifferenzierte, voll entwickelte Kapitalismus die Vorbedingung für jedes sozialistische Experiment.
Der Horizont, den Fücks mit dem Kompass des Historikers und Ökonomen abschreitet, lässt keine globale Konfliktzone aus. Deshalb geraten die deutschen Unwuchten bisweilen aus dem Blickfeld, obwohl das Buch als Kampagnenwerkzeug im Superwahljahr 2017 daherkommt: als Manifest einer auf- und abgeklärten grünen Weltsicht, die das System nicht mehr infrage stellt und seine neoliberalen, asozialen, umweltzerstörerischen Auswüchse lieber am Verhandlungstisch als auf Sponti-Demonstrationen niederringen will.
Dagegen lässt Harald Welzer seinem Zorn durchaus die Zügel schießen, was die eigene, an Frieden und Wohlstand gewöhnte Generation ebenso wie den Nachwuchs betrifft. „Hört auf zu liken, hört auf durchzublicken. Hört auf zu glauben, dass ihr etwas tun könnt, ohne euren Arsch zu bewegen.“ So klingt sein brachialer Appell „an die Jugend“. Genauso kriegen die älteren Semester, die Foucault-Jünger und Butler-Nachbeterinnen, ihr Fett ab. Wo alles als „kulturell konstruiert“ gilt, lässt sich, so Welzer, keine „sinnvolle Unterscheidung“ mehr treffen. Recht hat er. Längst ist der postmoderne Strukturalismus zur Karikatur geworden: Seine Verfechter haben sich in den Parallel-Orbit des reinen Diskurses verabschiedet, statt nach gesellschaftlicher Realität und unser aller Verantwortung zu fragen.
Das Gebot der Stunde lautet nun: Hintern hoch! Sagen Fücks und Welzer unisono. Die Tatsache, dass das oft belächelte Ehrenamt sich 2015/2016 als unverzichtbar erwies, dass Scharen freiwilliger Helfer sich für die Aufnahme, Versorgung, Integration ankommender Flüchtlinge stark machten, ist ein lebendiges Plädoyer für die offene Gesellschaft. Harald Welzer schlägt vor, die Bremser und Brachialrevisionisten, die „unser Land in ein Museum der Aversion gegen alles Neue und Offene“ verwandeln wollen, zur Rede zu stellen: „Was habt ihr eigentlich vorzuweisen? Was könnt ihr denn so . . . außer schlechte Laune verbreiten und Leute aufhetzen?“ Hervorragende Idee.
DORION WEICKMANN
Harald Welzer: Wir sind die Mehrheit. Für eine offene Gesellschaft. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt 2017, 128 Seiten, acht Euro.
Ralf Fücks: Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen. Hanser-Verlag, München 2017, 256 Seiten. 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Anders als Welzer geht Fücks hier wirklich in die Tiefe und setzt sich kritisch mit Vordenkern von Karl Marx bis Peter Sloterdijk auseinander. Dabei gelingt ihm nicht nur eine kluge Relektüre kommunistischer Urschriften, sondern auch die Korrektur der einen oder anderen linken Unschärfe." Dorion Weickmann, Süddeutsche Zeitung, 29.05.17

"Dieses Buch muss man lesen, diesen Autor kennen. 'Freiheit verteidigen' ist eine der umsichtigsten und gehaltvollsten Diagnosen einer von antiliberalen Kräften bedrohten Gegenwart, die sich derzeit finden." Karen Horn, Neue Zürcher Zeitung, 30.04.17

"Ralf Fücks hat sich dem mit erstaunlichem Mut und großer Klarheit gewidmet - mit dem Ergebnis, dass jeder, der sein Buch liest, nicht mit allen Thesen einverstanden sein muss, aber gründlich angeregt ist, selbständig weiter nachzudenken. Und das ist es, was wir in der Politik am wichtigsten brauchen: dass es eben nicht nur Politiker gibt, die Mehrheiten erringen, sondern auch zahlreicheAndere, die dafür sorgen, dass das Denken dabei nicht zu kurz kommt. Dem Autor gelingt es überzeugend, aktuelle politische Ereignisse mit langfristigen historischen Kraftlinien zu verbinden." Peter Altmaier, Berliner Morgenpost, 07.04.17

"Das Buch verbindet sorgsam gebändigte Skepsis mit einem eindringlichen Plädoyer für die Kräftigung der Institutionen." Hans Hütt, Der Freitag, 23.03.17

"Das Buch beweist einmal mehr, dass Fücks zurecht als Grüner Vordenker bezeichnet wird, denn es leistet eine hervorragende Orientierungshilfe. Der Leser findet sich nach der Lektüre besser in der Gesellschaft zurecht (...) Fücks zeigt an eindrucksvollen Beispielen, dass es schon häufiger zu früh für Endzeitstimmung war, die Menschheit noch immer geschafft hat, ihre Lebensgrundlagen durch Intelligenz zu bewahren. Den Entmutigten und Resignierten sei dieses Buch besonders empfohlen, auch weil es am Ende eine To-Do-Liste enthält (...)". Sabine Adler, Deutschlandradio Kultur "Lesart", 11.03.17…mehr