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2 Kundenbewertungen

"Immer da wo du bist bin ich nie" heißt es, und man möchte analog dazu ausrufen: sie sind immer da, wo man sie gerade nicht vermutet, denn wenngleich dieses Album die unverwechselbare Handschrift von Element Of Crime trägt und jedes Lied dem, der die Band kennt, zugleich neu wie auch vertraut vorkommt, so hat es doch einige Eigenheiten, die wir so nicht erwartet hätten: einen folkige Frische, die einem die Ohren freibläst, eine herbe Schönheit, die ein bisschen auf die Frühphase der Band verweist, auf die englischsprachigen 80iger Jahre, als man sie in aller Hilflosigkeit wahlweise (und…mehr

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Produktbeschreibung
"Immer da wo du bist bin ich nie" heißt es, und man möchte analog dazu ausrufen: sie sind immer da, wo man sie gerade nicht vermutet, denn wenngleich dieses Album die unverwechselbare Handschrift von Element Of Crime trägt und jedes Lied dem, der die Band kennt, zugleich neu wie auch vertraut vorkommt, so hat es doch einige Eigenheiten, die wir so nicht erwartet hätten: einen folkige Frische, die einem die Ohren freibläst, eine herbe Schönheit, die ein bisschen auf die Frühphase der Band verweist, auf die englischsprachigen 80iger Jahre, als man sie in aller Hilflosigkeit wahlweise (und wahllos) mit Velvet Underground, Bo Diddley oder Bob Dylan verglich. Es gibt da diese Tendenzen zum Lärm und zum Stampfen, zu Hammond-Orgel, Tambourin und Feedback-Gitarre, und wenn wir bei dieser Platte von Streichern sprechen, dann reden wir nicht vom süßen Schmelz, sondern eher von der "kratzig Violin", wie sie 1991 in einem Text auf der Platte "Damals hinterm Mond" erwähnt wurde.
Trackliste
CD
1Kopf aus dem Fenster00:04:34
2Am Ende denk ich immer nur an dich00:04:14
3Deborah Müller00:04:30
4Kaffee und Karin00:04:10
5Einer kommt weiter00:03:20
6Immer da wo du bist bin ich nie00:03:09
7Bitte bleib bei mir00:05:41
8In mondlosen Nächten00:03:30
9Der weisse Hai00:02:48
10Euro und Markstück00:04:11
11Storms Are On The Ocean00:03:46
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2009

Zur Not bin ich auch noch da

Jammern und picheln auf hohem Niveau: Vier Jahre nach "Mittelpunkt der Welt" erscheint jetzt ein neues Album von "Element Of Crime". Musikalisch ist es solide, die Texte sind meisterlich und fordern das Ende der Metaphernwirtschaft.

Das macht ihnen so schnell keiner nach: "Auf einem Spielplatz ruft ein Kind nach seiner Mutter / Damit die sieht, wie hoch das Kind schon schaukeln kann / Und es wirft die Beine vor und hoch zum Himmel / Bis ein Schuh davonfliegt und der landet dann / Auf einem Auto, das am Straßenrand geparkt ist / Auf dessen Windschutzscheibe ,Schwein' geschrieben steht. / Und das metallic-braun und glatt wie deine Haare / Genau wie du sein wahres Alter nicht verrät." So fängt das zweite Lied an, das für einen frühen Höhepunkt auf der neuen Platte von "Element Of Crime" sorgt. Es heißt treffend "Am Ende denk' ich immer nur an dich", aber bis es so weit ist, folgen wir exakt dem Blick des Sängers, als wären wir auf dem Spielplatz dabei, wo der Kinderschuh eine Parabel zum Auto beschreibt und der Gedankenweg bei der metallic-braunen Dame anlandet, zufällig und zielgerichtet zugleich.

Natürlich kehrt alles, was in diesem ersten Bild entworfen wird, in den nächsten Strophen verwandelt wieder, ein Bein wird gestellt, Erdbeereis tropft auf den Boden ("und wird zu Dreck da, genau wie ich bei dir"), alles Normale bleibt normal und gewinnt gleichzeitig ungemein an Bedeutung, weil sich das Netz der Assoziationen fest um den Kopf des Sängers gelegt hat und so der Gedankenstrom kompassnadelgleich bei derjenigen landet, die er bang fragt: "Und darf ich irgendwann noch mal zurück zu dir?" Wie am Ende jedenfalls all die losen Fäden der einzelnen Strophen weniger verknüpft als verwoben werden, ist so unangestrengt wie schön und gleichzeitig äußerst herbstlich - auf eine gemeinsame Zukunft des getrennten Paares möchte man jedenfalls keine Wette abschließen.

Musikalisch geht "Am Ende denk' ich immer nur an dich" dagegen überraschungsfrei seinen Gang: Zu den aufgelösten Akkorden der Gitarre kommen im Verlauf des Liedes gemächlich ein dezentes Schlagzeug, der Bass und schließlich schwelgende Streicher; das feine Gitarrensolo stellt sich in den Dienst des Ganzen, indem es an der richtigen Stelle kommt und, ohne groß in Erinnerung zu bleiben, wieder aufhört.

Dabei ist die Platte von Stück zu Stück keineswegs gleichförmig. Das beginnt mit dem mäßig gehetzten Unterwegslied "Kopf aus dem Fenster", setzt sich fort in einer ganzen Reihe von ruhigeren Stücken von jeweils unterschiedlichen Stufen filigraner Melancholie, dem prächtig instrumentierten Walzer "Kaffee und Karin" oder dem betont wurstigen Titelstück der Platte "Immer da wo du bist bin ich nie". Sven Regeners Stimme ist mit den Jahren immer ein bisschen rauher geworden, Jakob Iljas Gitarre setzt ihre gewohnten Akzente zwischen den Liedzeilen, hin und wieder, wie in "Deborah Müller", schleicht sich eine Geige als Gegenpart des Gesangs ein oder eine Mundharmonika. Nichts davon wird irgendjemanden überraschen, der andere Platten der Band kennt. Und nichts davon vermag zu verstören oder aufzuregen.

Was nachhallt, sind die Texte. Viele berichten vom Kreisen um verlorene Lieben und machen dabei Denkprozesse transparent; manche, wie das exquisite "In mondlosen Nächten", sind voller Überraschung darüber, dass die Sache immer noch nicht vorbei ist, manche, wie "Kaffee und Karin", voller Trotz: "Deinen Namen hab' ich vergessen / Deine Nummer fällt mir nicht ein / Einen Ring hab' ich niemals besessen / Und einsam will ich nicht sein." Das mündet dann in den Refrain mit seiner klaren Agenda: "Kaffee und Karin, Birgit und Bier / Jammern und picheln im Gartencafé." In den meisten wird man eine Kaskadenstruktur beobachten, irrwitzige Wendungen einer Suada, die in ihren Widersprüchen brilliert und ihrer entschiedenen Abkehr vom Ausgangspunkt: "Was für Cloppenburg Pfanni ist, / bist du für mich, / und dann scheiß auf Metaphern, / die sind böse und heiß, / und im Gesicht hab'n sie Pickel, / die sind nicht schön", singt Regener, und wie er dabei das Wort "Pickel" auskostet, muss man gehört haben.

Wer "Element Of Crime" mag, und das sind spätestens nach dem Erfolgsalbum "Mittelpunkt der Welt" offenbar sehr viele, wird auch diese Platte ins Herz schließen. Dass die Bereitschaft zur Zuneigung auch dem Texter nicht fremd ist, zeigt sich spätestens im dritten Lied, das der alten Sängerin "Deborah Müller" gewidmet ist: "Der liebe Gott liebt dich", heißt es dort tröstlich. Schaut die Angesungene zweifelnd zurück? Für alle Fälle legt Regener nach: "Und wenn nicht, bin ich auch noch da."

Seit "Mittelpunkt der Welt" hat man keine zärtlichere Liebeserklärung gehört.

TILMAN SPRECKELSEN

Element Of Crime, Immer da wo du bist bin ich nie. Vertigo 52713646 (Universal)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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