Die Kunst beim Lesen nicht zu Denken
Eins vorweg: Ich hätte diese Rezension nicht geschrieben würde diese Buch nicht wochenlang an der Spitze der Bestsellerliste der Wirtschaftsbücher geführt.
Als langjähriger und regelmäßiger Konsument von Wirtschaftsbüchern muss ich konstatieren: Das ist das
schlechteste oder oberflächlichste Buch, das ich jemals gelesen habe!
Warum? Der Autor Dobelli…mehrDie Kunst beim Lesen nicht zu Denken
Eins vorweg: Ich hätte diese Rezension nicht geschrieben würde diese Buch nicht wochenlang an der Spitze der Bestsellerliste der Wirtschaftsbücher geführt.
Als langjähriger und regelmäßiger Konsument von Wirtschaftsbüchern muss ich konstatieren: Das ist das schlechteste oder oberflächlichste Buch, das ich jemals gelesen habe!
Warum? Der Autor Dobelli erfindet eine Vielzahl an Varianten von Denkfehlern, clustert diese und belegt sie mit Anglizismen. Sehr wissenschaftlich. Im Stile eines angelsächsischen Textbooks erläutert er die Denkfehlerarten anhand von Beispielen. Sehr elegant. Und schön zu lesen. Eines darf man jedoch bei der Lektüre der Denkfehler nicht: Denken! Sobald man dieses tut, fallen einem zwangsläufig haarsträubende (bei mir nicht), oberflächliche, einseitig beleuchtete oder schlichtweg falsche Argumentationen auf. Alles „belegt“ der Herr Autor dann mit Untersuchungen, die stets und immer ein-eindeutig verlaufen sind. Unfassbar. Wahnsinn. Beispiel? Er vergleicht zwei Lotterien, eine mit einer geringen Gewinnsumme aber einer hohen Gewinnchance, und eine mit einer Millionengewinnsumme und den üblichen minimalen Chancen auf den Hauptgewinn. Die übliche Untersuchung belegt nun in diesem Beispiel wo alle Teilnehmer mitmachen: natürlich in der Lotterie des Millionengewinns. Aufgrund der Gewinnwahrscheinlichkeiten befindet nun der Autor, dass hier ein Denkfehler geschehen ist, wer hätte das gedacht. Omg! - Man möchte wie Bully Herbig alias Winnetouch ausrufen: „Überraschung!“ Natürlich aber gibt es einen Grund, bei der niedrigstwahrscheinlichen Ausspielung mitzumachen: Die pure Hoffung auf einen Millionengewinn. Für viele Teilnehmer ist das ein (hoffentlich nicht der einzige) Antrieb morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Wo also ist der Fehler? Der Verfasser schafft es hernach sogar noch, die Personen ob ihres „Denkfehlers“ zu verurteilen. Ja, soviel Zeit muss sein.
Einen solchen Quatsch (teilweise nicht so offensichtlich) findet sich in fast jedem - nein in jedem (!) seiner Kapitelchen. Zum Davonlaufen!
Sicher findet sich auch in diesem Buch der ein oder andere interessante Denkanstoß. Bei mir hat sich zum Beispiel durch das Buch der Begriff „Social Loafing“ in meinen Wortschatz eingenistet. Dank an den Autor. Aber summa summarum, eine krasse Zeitverschwendung. Strong sell!
Ganz am Rande erwähnt verspricht der Autor im Anhang eine Sammlung von Buffet-/Munger-Zitaten, welche dort aber vergeblich zu suchen sind. Zum Glück gibt es das Internet.
Zugute halten möchte ich dem Autor resp. den Verlegern allerdings folgendes: Das Buch kommt absolut wertig daher. Ansprechendes Format, sympathische Bebilderung, klare (deutsche) Strukturierung, Quellenangaben und hochwertige Bindung. Last not least gibt natürlich der Erfolg dem Werk absolut recht und meiner Rezension unrecht. Ends.
Diskussionen gerne mit mir unter lexa@usa.com. Axel Schuster