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Ein Buch über das Leben - wie es ist. Und wie es sein könnte. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer. Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andere hin, sind wir verloren. Gier lauert hinter jeder Tür. Sie will das schnelle Glück und sieht den anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch Haben und Besitzen, freilich in einer ewigen Spirale, die keine Zufriedenheit, kein Maß kennt. Glück: das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und Weite. Gier macht unfähig zum Genießen, sie verengt den Blick und…mehr

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Produktbeschreibung
Ein Buch über das Leben - wie es ist. Und wie es sein könnte. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer. Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andere hin, sind wir verloren. Gier lauert hinter jeder Tür. Sie will das schnelle Glück und sieht den anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch Haben und Besitzen, freilich in einer ewigen Spirale, die keine Zufriedenheit, kein Maß kennt. Glück: das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und Weite. Gier macht unfähig zum Genießen, sie verengt den Blick und verhärtet das Herz. Gier will haben. Glück will sein. Leben braucht Sinn. Wo wir der Gier verfallen verhindern wir den Sinn. Schorlemmer zeigt Konsequenzen für den Einzelnen und für unsere Gesellschaft.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Friedrich Schorlemmer, geb. 1944, Theologe, Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels. Seine politische Biografie beginnt 1968 mit dem Protest gegen die neue Verfassung der DDR und den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei. Mitbegründer des Demokratischen Aufbruchs. Zahlreiche Bücher, bei Herder und Kreuz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2014

Die Macht des Geldes

Adam Smith hat mehr von der Natur des Menschen verstanden als Karl Marx. Wer meint, Gier könne nicht glücklich machen, der hat nicht gelebt - das schreibt Friedrich Schorlemmer in seinem neuen Buch.

Scheine knistern. Münzen klingen. In den Kirchen werden Klingelbeutel herumgereicht, jedem unter die Nase gehalten. Geld, wusste schon Brecht, macht sinnlich.

Schon vor den Augen der Kinder springt der schwerstreiche Dagobert Duck aus den Micky-Maus-Heften vom Sprungturm ins Bassin voller Geld. Dagobert ist der beneidete, listige, aus gutem Grund geizige Onkel. Er lebt die Faszination Geld, dessen Doppelcharakter nicht zu leugnen ist. Vieles mache unabhängig, schrieb Albert Camus, aber nur Geld mache wirklich frei. Es ist nicht zu bestreiten: Die Wahrheit dieses Satzes erfolgreich nachzuweisen oder in ihr unterzugehen - darin erfüllt oder erschöpft sich vieler Menschen Leben.

Mit allen Mitteln versuchen Menschen an Geld und dann an immer mehr Geld heranzukommen. Ob durch Arbeit, ob durch Kauf und Verkauf (auch des eigenen Körpers), ob durch Betrug, Diebstahl, Fälschung oder Einbruch.

Geld macht frei? Ja, frei auch von Bedenken, von Moral, von Anstand. Geld lockert Bremsen und Hemmungen in uns. Geld ist Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher, vor allem aber: Fetisch.

Marx schrieb, dass das Geld der Kuppler sei zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und den Lebensmitteln. Wenn in einer Gesellschaft die Unsicherheit zunimmt und zugleich der Investitionsgeist von Unternehmern abnimmt, dann wollen die Menschen doch trotzdem zahlungsfähig bleiben, wollen nicht all ihr Vermögen verlieren, bloß weil Unternehmen zugrunde gehen.

Der Trieb, Geld zu sparen, und der Trieb, zu investieren und so Gewinn zu "generieren", müssen im Gleichgewicht bleiben. Wird dieses Gleichgewicht gestört, gerät die Geldgier, die alles aufs Spiel setzt, zur Kehrseite der Angst, aus dem Spiel geworfen zu werden. Geld habe eine geradezu verkehrende Macht und "verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Hass, den Hass in Liebe, die Tugend in Laster, die Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn".

Marx entdeckte bei Shakespeare, dass Geld nichts anderes sei als die sichtbare Gottheit, das entäußerte Vermögen der Menschheit. Alles, was der Mensch qua Mensch nicht vermag, das meine er durch das Geld zu vermögen. Geld sei die allgemeine Hure, "der allgemeine Kuppler der Menschen und Völker." (Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, Leipzig 1970, Seite 226 und Seite 224)

Das nennen wir in Zeiten der Globalisierung "Weltwirtschaft". Sie kompensiert Gottlosigkeit, indem sie Geld zum "allmächtigen Wesen" erklärt. Aus Schöpfung ward Wertschöpfung - hin zu einer Welt, in der die menschlichen Werte in eine gefährliche Erschöpfung getrieben wurden.

Ersann Marx auch den Rettungsweg? Er verstand viel von Ökonomie, von Akkumulation, von Interessen- und Klassenkämpfen, aber fast nichts von menschlicher Psychologie, von Gewinn- und Überlegenheitswünschen jedes Einzelnen. Da er das Individuum nur als einen (sterblichen) Teil der Gattung und im Übrigen als Funktionspartikel des "Ensembles der gesellschaftlichen Verhältnisse" definierte, wurde ihm der einzelne Mensch zum Abstraktum. Damit war der Weg für die kommunistischen Kaderparteien gewissermaßen vorgezeichnet: Du bist nichts, das allwissende Kollektiv aber ist alles.

Es ist Marx persönlich nicht anzukreiden, doch sein Menschenbild wurde zur Blaupause roter Verbrechen. Ganze 130 Jahre lang war bewusst überlesen worden, was Marx mit Engels zusammen im "Kommunistischen Manifest" formuliert hatte: "An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entfaltung eines jeden die Bedingung für die freie Entfaltung aller ist."

Um die freie Entfaltung eines jeden war es ursprünglich einmal gegangen, dann wurde dieser Satz in jenes Gegenteil verkehrt, bei dem die Freiheit aller zur Bedingung der Freiheit des Einzelnen wurde. Den Freiheits- und Entfaltungsraum legte die Parteiführung fest und nannte das "die Diktatur des Proletariats". Die Idealvorstellungen vom Menschen und einer friedlichen, gerechten Gesellschaft bekamen totalitäre Züge, und der Selbstbetrug, Sieger der Geschichte zu sein, wurde zur einschnürenden freiheitsfeindlichen Staatsideologie.

Nun steht aber doch fest, dass Egoismus beziehungsweise ein ganz natürliches Eigeninteresse in jedem System wirken, also entsprechend unterdrückt oder geweckt, kanalisiert oder losgelassen werden kann. Selten geschieht balancierte Steuerung.

Der von der Linken als Begründer einer kalten Marktwirtschaft geziehene Adam Smith verstand im Gegensatz zu Marx sehr wohl etwas vom Menschen und hatte sehr wohl eine Moral. "Als die Natur den Menschen für die Gesellschaft bildete, da gab sie ihm zur Aussteuer ein ursprüngliches Verlangen mit, seinen Brüdern zu gefallen, und eine ebenso ursprüngliche Abneigung, ihnen wehe zu tun."

Smith befasste sich gerade nicht nur mit Vernunft und Kalkül, sondern auch mit Gefühlen als Quellen des Wissens über das, was moralisch angemessen sei. Man kann von Einfühlungsvermögen sprechen - als einer Art Rückkopplungsprozess zwischen dem Einzelnen, den erlernten Moralvorstellungen im menschlichen Miteinander mit den Tugendregeln - bis hin zum kategorischen Imperativ.

All das hat natürlich Konsequenzen für die Ökonomie, im Kleinen wie im Großen. Jeder nimmt seine Interessen wahr, aber er soll sie nach Smith so wahrnehmen, dass auch die anderen ihre Interessen wahrnehmen können.

Ausgleich der Egoismen. Auf diese Weise geht es um einen mehr oder weniger zivilisierten Konsens der Konfliktlagen, nicht vordringlich um Machtgebrauch, der über den Einzelnen hinwegwalzt.

Nachdenken über Leben, das sich zur Schwäche bekennt und das annimmt, was ist, in aller Widersprüchlichkeit, in allen Spannungen, das heißt auch: unseren Lebenshunger, unsere Gier und unser Glück zusammen sehen, innere Nähe und fließende Übergänge, aber auch den Gegensatz zu erkennen, die Bruchstellen zu verorten, zu sehen, wo ein vitaler Impuls zur tödlich zerstörerischen Kraft wird. Und dabei immer auch auf sich selbst zu achten, nicht nur auf die anderen oder die Umwelt.

Gierig sein ist eine Gefahr und kann zur tödlichen Sünde werden. Aber Gier als elementare, äußerst expressive Lebensäußerung, in der auch viel von unserem Glücksverlangen als Verlangen nach der prallen Fülle des Lebens steckt, kann auch eine unverzichtbare Lebenskraft sein. Glück ist ja nichts Vergeistigtes, es vereint Sinnenerleben und Sinnerfüllung.

Damit verbindet sich der Entschluss, einfach zu leben, mit dem Wunsch, einfach zu leben, also danach, dem Dionysischen, dem Überschwang und Überschuss Raum zu geben und zu lassen.

Wer also meint, Gier sei nichts, was glücklich machen könnte, hat nicht gelebt. Und er übersieht: Ohne die Kraft des Begehrens, ohne die Gierkraft gäbe es einfach viel zu wenig Leistungsanreiz mit Gewinnerwartung, Selbstanstrengung mit Selbstentfaltung. Freilich: Glückserleben bleibt aus, sobald alles Leben sich mit Gier verschwistert, sobald Gier nach immer mehr die alles beherrschende und alles verschlingende Kraft wird, die nichts anderes und keinen anderen mehr im Blick hat.

Die Glücksillusion des "Immer-mehr" neigt zur Kälte gegenüber denen, die im Zuwenig dahinvegetieren müssen. Die Frage bleibt, für uns als Einzelne, aber auch für die Gesellschaft: Wie können wir - ohne unter das verlockende Joch einer Gier zu geraten, die nur unfrei macht - gewinnen, wonach wir hungern und wonach wir uns sehnen: ein intensives, ein glückendes Leben? Denn das wollen alle.

Und wer ohne Gier ist, trete vor! Sie sind noch nie gierig gewesen? Dann haben Sie nicht nur etwas verpasst, dann sind Sie unter Ihren Möglichkeiten geblieben. Selbst gierig zu essen, kann glücklich machen, zumal dann, wenn einer lange Zeit gierig sein musste, um etwas (ab)zu bekommen.

Wie ich es immer drehe und wende - Satz und Gegensatz stimmen. Glück und Gier gehören zusammen. Ebenso stimmt die Alternative Glück oder Gier.

Wir erleben Glück ohne jede Gier und Gier ohne jedes Glück. Glück durch Gier und Gier statt Glück. Abgesehen vom stillen Glück der Eremiten, von in sich ruhenden weltfernen Klosterbrüdern und zurückgezogenen bedürfnislosen Buddhisten, ist Glück nicht vom Überschwang, von genussvollem Überfluss samt der emotionalen Kraft der Lebensgier ablösbar.

Wer sich ganz sicher gierfrei wähnt, wer für sich die Hand ins Feuer legen will, der trete vor. Verirrt und verlockt, verwoben und versucht im Bann der Geld-, der Macht-, der Sex-, der Fress-, der Darstellungs- und Geltungsgier mit narzisstischen Anteilen - wer sich ganz sicher ist, der trete vor. Dazu treten die Derivate der Gier, die Alkohol- und Anerkennungssucht, der Kauf- und der Schnelligkeitsrausch, der Arbeits- und der Schönheitskult, die Hass- und die Liebesbesessenheit, die Obsessionen im Sport, in der Kunst, in der Wissenschaft, bei genüsslicher oder gemeiner Geheimnisschnüffelei oder einträglicher Geheimnisverräterei.

Die Raffgier und Rachgier, die Gewinn- und Ehrbegier, die Profit- und Anerkennungsgier entfachen ungeahnte Kräfte. Dem Giervirus ist Aggressives und schier Unstillbares eigen. Das Sonnensüchtige oder das Redselige gehören zum Menschen.

Einige jener dem Menschen eigenen Obsessionen sind glückhaltig, andere zerstörerisch.

Die humane, Maße und Maßstäbe setzende Herausforderung liegt für jeden einzelnen darin, mit seinen Obsessionen fertig zu werden, hinter den eigenen Süchten der tiefer wurzelnden Sehnsucht auf die Spur zu kommen und dieser Spur zu folgen. Und aus innerem Antrieb der Sehnsucht ein Maß zu geben und damit eine Gelassenheit zurückzugewinnen, die nicht in Leblosigkeit, Emotionslosigkeit, Begeisterungslosigkeit mündet.

Auszug aus: Friedrich Schorlemmer: "Die Gier und das Glück. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen", eben erschienen im Herder-Verlag, 14 Euro

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