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Luise von Toscana, der 1870 geborenen Erzherzogin von Österreich, schien ein glanzvolles Leben bevorzustehen. Als Habsburgerin ist sie eine begehrte Partie auf dem Heiratsmarkt des europäischen Hochadels. Sie entscheidet sich unter verschiedenen Bewerbern für Prinz Friedrich August aus dem Haus der Wettiner, den zukünftigen König von Sachsen. Doch nach der Heirat 1891 beginnt ein Drama: Der sächsische Hof nimmt die Kronprinzessin feindlich auf, Intrigen über Intrigen vergiften ihr Leben. Beim Volk ist sie populär, was sie dem Hof noch verdächtiger macht. In dieser Situation begegnet sie einem…mehr

Produktbeschreibung
Luise von Toscana, der 1870 geborenen Erzherzogin von Österreich, schien ein glanzvolles Leben bevorzustehen. Als Habsburgerin ist sie eine begehrte Partie auf dem Heiratsmarkt des europäischen Hochadels. Sie entscheidet sich unter verschiedenen Bewerbern für Prinz Friedrich August aus dem Haus der Wettiner, den zukünftigen König von Sachsen. Doch nach der Heirat 1891 beginnt ein Drama: Der sächsische Hof nimmt die Kronprinzessin feindlich auf, Intrigen über Intrigen vergiften ihr Leben. Beim Volk ist sie populär, was sie dem Hof noch verdächtiger macht. In dieser Situation begegnet sie einem Mann, den sie für ihre große Liebe hält und für den sie alles aufzugeben bereit ist ... Erika Bestenreiner erzählt die Geschichte dieses königlichen Dramas fesselnd wie einen Roman, aber doch genau nach den Quellen, nicht zuletzt aufgrund von Luises eigenen Erinnerungen.
Autorenporträt
Erika Bestenreiner, geboren 1926 in Wien, schloss ihr Studium der Germanistik und Romanistik mit der Promotion ab. Danach war sie als freiberufliche Journalistin und Autorin tätig. Bis zu ihrem Tod lebte sie in Grünwald bei München. Auf ihr sehr erfolgreiches Buch »Luise von Toscana. Skandal am Königshof« folgten »Sisi und ihre Geschwister«, »Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg« sowie »Charlotte von Mexiko« und zuletzt »Die Frauen aus dem Hause Coburg«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2000

Ach so, Sie sind Prinzessin, das ist etwas anderes
Scheidungen kommen in den schlechtesten Familien vor: Trotzdem leidet man mit Luise von Toscana

"Im Namen des Königs. In der Prozeßsache Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, in Dresden, Herrn Klägers, gegen Höchstseine Gemahlin Luise, Taufname Ludovica, geborene Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Toscana, zur Zeit in La Métairie bei Nyon, Frau Beklagte, wegen Scheidung der Ehe erkennt das durch Allerhöchste Verordnung vom 30. Dezember 1902 niedergesetzte besondere Gericht unter Mitwirkung des Präsidenten des Oberlandesgerichts für Recht: Die am 21. November 1881 geschlossene Ehe der Parteien wird wegen Ehebruchs der Frau Beklagten mit dem Sprachlehrer André Giron vom Bande geschieden. Die Frau Beklagte trägt die Schuld an der Scheidung. Die Kosten des Rechtsstreites werden der Frau Beklagten auferlegt."

Mit diesem Zitat aus den Handakten der Anwälte von Luise Toselli wäre im Prinzip alles gesagt. Scheidungen in Königshäusern gab es also auch schon vor rund hundert Jahren, auch damals war so ein Ereignis ein gefundenes Fressen für die Presse und wurde von verschiedenen Seiten instrumentalisiert. Im zu einem bedeutenden Anteil protestantischen Königreich Sachsen, dessen Herrscherhaus seit August dem Starken allerdings (erz-)katholisch war, wurde so eine Affaire zusätzlich benutzt, um die Jesuiten zu schmähen, die am Hofe, und nicht nur dort, die Erziehung in Händen hatten.

Die Lebensgeschichte der Luise von Toscana alias Wettin alias Toselli, Spross einer habsburgischen Sekundogenitur, der Großherzöge der Toskana, hätte einen Aufsatz in einer Zeitschrift für Geschichte des Fin de Siècle oder der Adelsforschung abgegeben. Die in Wien geborene Germanistin Erika Bestenreiner hat sich entschlossen, ein Buch daraus zu verfertigen, und hierbei scheint ein bisschen etwas schief gelaufen zu sein.

Es gibt unzählige Anekdoten über das Erzhaus Habsburg, welches nach dem Ende der napoleonischen Kriege nicht einsehen wollte, dass absolutistische Monarchien und Dynastien ein Auslaufmodell waren. Vor allem in diesem speziellen Fall, wo sehr intensive Verwandtenehe bereits in jeder Generation zu den merkwürdigsten Ausformungen an Geschöpfen, manche ja nicht ohne gewisse Tragik, führte. Mehr oder minder bekannte Persönlichkeiten wie der beschränkte Kaiser Franz II. beziehungsweise I. von Österreich, sein trotteliger Nachfolger Ferdinand, der zur Pedanterie neigende Kommissknopf Franz Joseph, dessen homosexueller und deswegen lebenslänglich in einem Schloss bei Wien internierter Bruder Ludwig Viktor, genannt Luzivuzi, oder die auch verschwägerte Kaiserin Elisabeth aus der Familie Wittelsbach mit ihrem Frisuren- und Schlankheitswahn legen davon beredtes Zeugnis ab.

Wohl auch im Gefolge der vor hundert Jahren vorgenommenen Perforation letztgenannter Person und der zahlreichen Druckwerke, Ausstellungen bis hin zu Jubiläumspralinen anlässlich dieses Ereignisses erscheint nun in einem angesehenen Verlag die Biografie einer nicht ganz so bekannten Habsburgerin. Ihr Leben ist schnell zusammengefasst: Geboren 1870 in Salzburg, dem Exil der im Zuge der Einigung Italiens von dortselbst hinauskomplimentierten Familie, wurde sie 1891 mit dem Thronfolger Friedrich August von Sachsen verheiratet. Sie gebar in den folgenden elf Jahren sechs Kinder, von denen fünf überlebten, ging ein Verhältnis mit dem Hauslehrer der Kinder ein, flüchtete mit diesem nach der Schweiz, wurde geschieden, ging ihrer Titel verlustig, nicht jedoch einer fürstlichen Apanage, verließ auch den Liebhaber, heiratete 1907 einen jungen Musiker aus Italien und wurde 1912 auch von diesem geschieden. Bis zu ihrem Tode 1947 lebte sie in Brüssel, wo sie durch die Kriegswirren in ihren letzten Lebensjahren Not litt, weil die ihr ausgesetzte Rente sie nicht erreichen konnte.

Zwischendurch veröffentlichte sie 1911 unter dem wenig originellen Titel "Mein Leben" eine Autobiografie (Neuauflage Wien 1988) teils als Rechtfertigung, teils wohl auch als Abrechnung mit ihrer Schwiegerfamilie, wobei sie ihren ehemaligen Gatten sehr schonte. In vielen Passagen untersucht nun Bestenreiner dieses Werk; im Ergebnis kommt auch für ihr Buch nicht viel mehr als eine kritische Aufarbeitung dieser Erinnerungen heraus. Gestützt auf zahlreiche Zeitungsmeldungen der Zeit gelingt es ihr, das Bild etwas abzurunden und einige Nuancen hineinzubringen. Auch zieht die Verfasserin einige neuere Werke aus dem großen Bereich der Habsburgerforschung heran, doch benützt sie auf weiten Strecken lieber älteres Material. Das scheint doch ein bisschen zu kurz gegriffen für eine neue Arbeit. Zu sehr schreien Sätze wie: "Die Wahrheit wird wie so oft in der Mitte liegen", oder: "Von diesen Berichten abgesehen wird es jetzt still um Luise" nach einer neuerlichen Durchforstung der Archive, falls man sich wirklich für diese Histörchen interessiert.

Dafür hört man, was die zukünftige Königin von Sachsen bei ihrer Hochzeit anhatte (ein rosa Kleid aus mit weißen Veilchen und Maiglöckchen damasziertem Atlas) und was sie bei ihrer Ankunft im königlichen Schloss von Sachsen trug (ein hellblaues Kleid mit dunkelblauem Samtbesatz sowie ein braunes Cape - die Prinzessin fand es übrigens scheußlich). Man erfährt auch in einigen Kapiteln und auch so zwischendurch einiges über die Verwandtschaft: Tante Mathilde war "ein Blaustrumpf", Schwager Max (ein Priester) eine Art Gammler, Bruder Leopold Wölfling war auch mit einer Bürgerlichen durchgebrannt, Onkel Johann entsagte der Familie, nannte sich Johann Orth und fand vermutlich bei einem Sturm auf See 1890 den Tod - alles "Originale", wie Bestenreiner findet. Nicht umsonst war auch die kleine Großherzogin mit Kloster oder Irrenhaus bedroht worden, wenn sie als Kind nicht folgsam sein wollte. Der Napoleon zugeschriebene Satz vor der Schlacht bei Austerlitz zu seinen Offizieren: "Meine Herren, auf Sie blicken vierzig Degenerationen herab!" kommt einem unwillkürlich in den Sinn.

Und in Luises Leben gab es neben dem König noch die beiden Männer, die es offenbar auch der Verfasserin so angetan haben, dass sie diese fast wortgleich beschreibt: "Giron war schlank, schwarzhaarig und hatte einen kleinen, dunklen Schnurrbart." "Mit seinem dunklen, lockigen Haar, den feurigen Augen und dem kleinen Bärtchen auf der Oberlippe war Toselli zweifellos ein gutaussehender Mann." Für ein ernsthaftes wissenschaftliches Werk, auf welchen Anspruch zumindest der recht umfangreiche Anmerkungsapparat hinweist, sind solche Urteile doch ein wenig unscharf. Auch ständige Hinweise auf spätere Enthüllungen ("Wir werden sehen, ob seine Euphorie berechtigt war." oder immer wieder: "Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen") helfen nicht gerade dabei, diesen Eindruck zu zerstreuen.

Luise mag sich in ihren Memoiren bange Vorwürfe machen, weil vielleicht dereinst die Kinder für ihre, Luises, Fehler büßen müssen - aber seien wir doch ehrlich: wen juckt's? Das Buch eignet sich nicht einmal sehr als Geschenk für das Nachtkasterl der monarchistischen Erbtante - dazu ist es wieder zu wenig königstreu. Und wenn solche Affairen einer Egomanin von fürstlichem Geblüt, wie der Klappentext verheißt, der größte Skandal in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg gewesen sein sollen, dann ist dies wohl eine Frage des Standpunktes. Es mag ja auch Leute geben, die die Zensur im Reich, die brutale Unterdrückung der schlesischen Weber von 1844, die Sozialistengesetze von 1878, den Krieg gegen Frankreich von 1870 oder überhaupt das ganze System Bismarcks und des Kaiserreiches selbst für einen gewaltigen Skandal halten. Doch auch vom vorliegenden Werk einer Liebhaberin mag gelten: Ein höchst seltsamer Geschmack. Aber vielleicht sagt es dem Professor zu.

MARTIN LHOTZKY

Erika Bestenreiner: "Luise von Toscana". Skandal am Königshof. Piper Verlag, München 1999. 328 S., 9 Abb., geb., 39,80 DM.

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»Ein spannender Historien-Roman.« Morgenpost am Sonntag 20160821