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Konrad Adenauer hatte acht Kinder, das weiß heute fast niemand mehr, weil es damals kaum der Rede wert war. Helmut Kohl versuchte in den Siebzigern und Achtzigern den Deutschen das Ideal der heilen Kleinfamilie zu demonstrieren. Gerhard Schröder machte dann Patchwork auch im Kanzleramt bekannt. Und Angela Merkel? Sie hat keine Kinder, konzentriert sich auf die Arbeit, auch das kennen viele Deutsche. Wie sich unsere Gesellschaft verändert hat, zeigt sich auch an den Menschen, die dieses Land regiert haben. Und an ihren Familien. Ihre Vorstellungen von Familie wiederum haben Deutschland geprägt.…mehr

Produktbeschreibung
Konrad Adenauer hatte acht Kinder, das weiß heute fast niemand mehr, weil es damals kaum der Rede wert war. Helmut Kohl versuchte in den Siebzigern und Achtzigern den Deutschen das Ideal der heilen Kleinfamilie zu demonstrieren. Gerhard Schröder machte dann Patchwork auch im Kanzleramt bekannt. Und Angela Merkel? Sie hat keine Kinder, konzentriert sich auf die Arbeit, auch das kennen viele Deutsche. Wie sich unsere Gesellschaft verändert hat, zeigt sich auch an den Menschen, die dieses Land regiert haben. Und an ihren Familien. Ihre Vorstellungen von Familie wiederum haben Deutschland geprägt. So bremste Helmut Kohl stets eine Reform des Scheidungsrechts aus. Dominierten Sicherheit und Wirtschaft die Politik des Exsoldaten Helmut Schmidt. Und Gerhard Schröder tat so viel für die Gleichberechtigung von Mann und Frau wie kein anderer Kanzler.Die Journalisten Jochen Arntz und Holger Schmale entwerfen anhand der Kanzlerfamilien ein faszinierendes Panorama dieses Landes.
Autorenporträt
HOLGER SCHMALE, 1953 in Hamburg geboren, ist Autor der DuMont Hauptstadtredaktion. Er arbeitete ab 1979 als dpa-Korrespondent in West- und Ost-Berlin, Bonn und Washington. Seit 2001 war er politischer Korrespondent und Leiter des Bundesbüros der Berliner Zeitung, ab 2010 Chefkorrespondent der DuMont Hauptstadtredaktion.

JOCHEN ARNTZ, 1965 in Köln geboren, ist Chefredakteur der Berliner Zeitung. Nach dem Volontariat bei der Berliner Zeitung war er u. a. zehn Jahre lang verantwortlich für deren Reportage-Seite 3. 2007 wechselte er zur Süddeutschen Zeitung. 2014 wurde er Chefredakteur der DuMont Hauptstadtredaktion. 2013 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis für ein Porträt von Helmut Kohls zweiter Frau, Maike Richter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2017

Schöne Bilder und geheime Wirklichkeit
Ein Buch über die Bundeskanzler und ihre Familien

Nur die Leute der Generation der Babyboomer, die langsam, aber sicher das Rentenalter erreichen, kennen ihn noch: den "Wuermeling". Das war eine per Gesetz erzwungene Rabattaktion der damaligen Deutschen Bundesbahn, mittels derer die Kinder kinderreicher Familien Fahrkarten zum halben Preis erhielten. Die Idee stammte von Franz-Josef Wuermeling, einem Politiker der CDU, der unter Konrad Adenauer der erste Chef des Bundeskanzleramtes war und 1953 der erste Bundesminister wurde, der für Familienfragen zuständig war. Zwar war der Kanzler laut Überlieferung der Auffassung, "Kinder bekommen die Leute immer" - was er vor der Erfindung der "Anti-Baby-Pille" gesagt hatte und seiner eigenen Biographie entsprach. Vier Geschwister hatte er. Vater von acht Kindern wurde er. Doch auch ein anderer Satz von ihm ist überliefert: "Dann sterben wir ja aus." Da waren dem "Alten" Zahlen über die demographische Entwicklung der kleinen Bundesrepublik vorgelegt worden, und im Sinne seines Wortes, was ihn sein Geschwätz von früher angehe, überdachte er seine Erfahrung, Kinder bekämen die Leute sowieso. Das Kindergeld wurde erfunden und der "Wuermeling" auch.

Den spielerischen Brauch gibt es, Parallelen zu ziehen zwischen Fußball und Politik. Jochen Arntz und Holger Schmale, zwei Journalisten aus dem sogenannten Berliner Hauptstadtmilieu, haben - der These anhängend, das "Private" sei "politisch" - ein anderes Vergleichsmodell entwickelt: "Die Kanzler und ihre Familien". Parallelen sind auch hier offenkundig. Vom Patriarchen Adenauer, der, umgeben von der Schar der Enkel, seine Geburtstage öffentlich inszenierte, bis Helmut Kohl und seinen sommerlichen Ferien am Wolfgangsee, mit Frau, Söhnen und Hund. Vom mehrfach verheirateten Gerhard Schröder und seinem Leben in Patchworkfamilien bis zur kinderlosen Angela Merkel, die sich mit ihrem Mann, dem renommierten Naturwissenschaftler Joachim Sauer, auf den Grundsatz verständigte, jeder gehe seinem Beruf nach. Bundeskanzler, so hatte es einmal geheißen, spiegelten die "Kraftlinien" der Politik und der Gesellschaft in Deutschland wider. Die beiden Autoren greifen das auf - im politisch-analytischen Sinne. Sie haben das Buch nicht mit der Überschrift "Die Kanzler und ihre Affären" versehen.

Das "Privatleben" der Kanzler und der Kanzlerin wird in den Zusammenhang gesellschaftlicher Entwicklungen und ihres politischen Handelns gestellt. Die Erfindung des Kindergeldes; die Demonstrationen gegen §218 zu Zeiten Willy Brandts; familienpolitische Leistungen zu Zeiten Schröders. Reformen des Eherechts in den siebziger Jahren. Dass Ehefrauen von Kanzlern (früher natürlich) "Heimchen am Herd" waren, wird widerlegt. Die Prägung der Kanzler durch ihre Jugend und ihre ersten Schritte in die Politik werden beschrieben: Adenauers bürgerliche Herkunft und seine Verfolgung durch die Nationalsozialisten; Schröder und sein Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen in der Nachkriegszeit; Merkels Leben im Pfarrhaushalt in der DDR.

Eine Fragestellung der Autoren lautet: "Wie das Privatleben die deutsche Politik prägt". Der Frage, wie das Leben als Spitzenpolitiker deren Privatleben prägt, widmen sie sich auch. Es ist der unbedingte Wille zur Macht, der aus "einfachen" Abgeordneten Kanzler werden lässt. Dass das Familienleben einem solchen Aufstieg unterzuordnen ist, gehört zur politischen Gesetzmäßigkeit. Dass Kinder und Ehefrauen darunter auch zu leiden haben, dass Verwerfungen die Folgen sein können, wird beschrieben, nicht aus der Perspektive des Boulevardjournalismus, sondern auf Quellen gestützt, der Söhne Willy Brandts etwa und noch mehr der von Helmut Kohl. Die schönen Bilder von Kanzlern und Familien entsprachen nicht der Wirklichkeit. Wie sollte es auch anders sein? Kanzler halten ihr wahres "Privatleben" geheim. Angela Merkel ist eine Meisterin darin.Vorsicht ist geboten: Die vermeintlichen Sonnenseiten des Lebens können ziemlich rasch und auf nicht kalkulierbare Weise ein hässliches Gesicht bekommen.

GÜNTER BANNAS

Jochen Arntz, Holger Schmale: Die Kanzler und ihre Familien. Wie das Privatleben die deutsche Politik prägt. Dumont Verlag Köln. 2017. 272 Seiten. 22 Euro.

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»Zeitgeschichte als Familiengeschichte - eine smarte Idee. Was man da alles erfährt, beim Blick durch das Schlüsselloch der Republik. Kleine Komödien reihen sich an Tragödien.« Sarah-Maria Deckert, MYSELF »Ihnen gelingt es in ihrer spannenden Untersuchung, die Geschichte der Republik als Summe der Biografien ihrer Kanzler und deren Familien zu verdichten.« Thomas Kliemann, GENERAL-ANZEIGER »Der Blickwinkel von Arntz und Schmale ist erfrischend anders als die üblichen Politik verstehenden Biografien. Das Buch bietet neue Zugänge zu diesem Wissen und zeigt neue Zusammenhänge auf, ohne psychologisieren zu wollen.« Ruppert Mayr, DEUTSCHE PRESSE AGENTUR »In ihrem Buch entwerfen [Jochen Arntz und Holger Schmale] ein Sittengemälde, das den Zusammenhang von Privatem und Politischem aus ungewohnter Perspektive veranschaulicht.« Lars Friedrich, ttt - Titel, Thesen Temperamente »Bundeskanzler, so hatte es einmal geheißen, spiegelten die 'Kraftlinien' der Politik und der Gesellschaft in Deutschland wider. Die beiden Autoren greifen das auf - im politisch-analytischen Sinne.« Günter Bannas, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Wie jemand privat lebt, hat durchaus Auswirkungen auf sein politisches Handeln, lehrt uns dieses Buch, das den Schlüssellochblick vermeidet.« Claudia Fuchs, SWR 2 »Denn die Vorstellungen, die sich unsere Spitzenpolitiker von der Familie machen, haben Einfluss auf unser aller Leben.« Lars Friedrich, MDR ARTOUR »Das Buch 'Die Kanzler und ihre Familien' zeichnet ein faszinierendes Panorama unserer Gesellschaft.« Christoph Bungartz, NDR KULTURJOURNAL »Kenntnisreich, spannend, lesenswert.« Sieglinde Neumann, EXPRESS »Das Familienleben unserer Kanzler hat zweifellos Spuren in der Politik hinterlassen.« Thomas Geisen, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Ein Buch über Politiker als Urlaubslektüre? Ja, unbedingt - wenn es so spannend und kenntnisreich geschrieben ist wie das von Jochen Arntz und Holger Schmale über die Kanzlerfamilien.« OFFENBACH-POST…mehr