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Deutschlands Rolle in Europa und der Welt hat sich seit dem Ende des Kalten Kriegs dramatisch gewandelt. Zahlreiche Umwälzungen und Gefahren zwingen die Bundesrepublik seither, ihre traditionelle Zurückhaltung aufzugeben und mehr Führung zu übernehmen. Stephan Bierling schildert und analysiert die Herausforderungen, mit denen die deutsche Außenpolitik in den letzten 25 Jahren umzugehen hatte: die Militäreinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan, die Stabilisierung der östlichen Nachbarstaaten, das zunehmend schwieriger werdende Verhältnis zu den USA und vor allem die europäische Integration,…mehr

Produktbeschreibung
Deutschlands Rolle in Europa und der Welt hat sich seit dem Ende des Kalten Kriegs dramatisch gewandelt. Zahlreiche Umwälzungen und Gefahren zwingen die Bundesrepublik seither, ihre traditionelle Zurückhaltung aufzugeben und mehr Führung zu übernehmen. Stephan Bierling schildert und analysiert die Herausforderungen, mit denen die deutsche Außenpolitik in den letzten 25 Jahren umzugehen hatte: die Militäreinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan, die Stabilisierung der östlichen Nachbarstaaten, das zunehmend schwieriger werdende Verhältnis zu den USA und vor allem die europäische Integration, die durch die Euro-Krise gefährdet ist. Sein Buch ist eine unverzichtbare Einführung für jeden, der sich mit den Grundlagen der deutschen Außenpolitik in der Gegenwart vertraut machen will.
Autorenporträt
Stephan Bierling lehrt Internationale Politik an der Universität Regensburg und ist einer der angesehensten deutschen Experten für Außenpolitik. 2013 wurde er deutschlandweit zum Professor des Jahres gewählt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Macht und
Einfluss
Ansichten eines Rüstungsfetischisten:
Stephan Bierling über Außenpolitik
VON RAINER STEPHAN
Stephan Bierling ist Politikwissenschaftler, er lehrt an der Universität Regensburg. Sein Buch über „die deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart“ handelt nur begrenzt von dem, was der Titel verspricht. Der Autor befasst sich nahezu ausschließlich mit Deutschlands Rolle innerhalb des transatlantischen Bündnisses und, in geringerem Umfang, mit der Europapolitik während der Kanzlerschaften Helmut Kohls (vom Jahr 1990 an), Gerhard Schröders und Angela Merkels. Sie bilden den Zeitrahmen für die drei großen Kapitel des Buchs, das – ohne Neues zu berichten oder Hintergründe aufzuhellen – die Geschehnisse aus allgemein zugänglichen Archiven referiert und sie mit Blick auf Deutschlands potenzielle Rolle als Führungsmacht kommentiert.
  Unberücksichtigt bleibt, dass die deutsche Außenpolitik seit 1990 dezidiert und notgedrungen dabei ist, ihre Arbeitsbereiche zu erweitern. Neben Menschenrechten sind Rohstoffsicherheit, Wasserressourcen, Migration und Datentechnologie zentrale Felder, auf denen Deutschland den Herausforderungen der Globalisierung zu begegnen trachtet. Dazu gehört auch, dass deutsche Politiker nach „wertegeleiteten“ (so das Auswärtige Amt) Einflussmöglichkeiten auf neu entstehende geopolitische Kraftfelder und Krisenherde sucht.
  Zwar streift Bierling Deutschlands Rolle beim Klimaschutz bis 2005, und handelt, auch nur bis zu diesem Zeitpunkt, in einem Kurzabschnitt mit dem bezeichnenden Titel „Am Rande der Welt: Mittlerer Osten, Asien, Afrika, Lateinamerika“ pauschal die deutschen Wirtschaftsbeziehungen zu jenen Regionen ab. Von politischen Zielsetzungen ist aber dabei kaum die Rede.
  Zudem treten als Akteure ausschließlich die Kanzler, ihre Außenminister und zuweilen die Finanzminister auf, und das auch nur als bloße Amtsinhaber, die nirgends einen Hauch von individueller Kontur gewinnen. Andere außenpolitische Handlungsträger oder Interessengruppen wie etwa das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder die Nichtregierungsinstitutionen werden komplett ignoriert.
  Auch wenn Gründlichkeit und strukturiertes Arbeiten erkennbar nicht zu Stephan Bierlings Stärken gehören, lassen sich derart gravierende Versäumnisse nicht einfach mit einem Hang zur Nonchalance erklären. Schwerer wiegt: Die Untersuchung verweigert sich jedweder Methode in einem Ausmaß, das sie sich als wissenschaftliche Arbeit schlicht disqualifiziert. Auch Begriffe, die selbst im Rahmen einer seriösen populären Darstellung geklärt werden müssten, verwendet Bierling voraussetzungs- und diskussionslos. Es kommt ihm nicht einmal in den Sinn, mögliche Inhalte und Formen von „Außenpolitik“ wenigstens rudimentär in einen historischen oder institutionellen Zusammenhang zu stellen.
  Die enorm verengte Sicht des Autors auf ein Fachgebiet, in dem er – seinem Verlag zufolge – als einer „der angesehensten Experten“ gelten soll, verlangt nach Erklärungen. Ein erster Hinweis findet sich im Einleitungskapitel. Bierling beschreibt da, was die Außenpolitik der Bundesrepublik vor 1990 kennzeichnete: Sie verfolgte ihre „Interessen mit Mitteln, die wenig mit denen des Nationalstaats des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu tun hatten. Nationale Alleingänge, militärische Macht, Drohpolitik, und Dominanzstreben galten nach 1945 als diskreditiert und kontraproduktiv“.
  Was Bierling an dieser Stelle nicht offen sagt, was er aber – die Ahnung wird sich im Lauf der Lektüre zur Gewissheit verdichten – offenbar meint: Exakt diese Machtpolitik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gibt ihm das Ideal und die Kriterien vor, an denen er die deutsche Außenpolitik nach dem Ende des Kalten Kriegs misst.
  Notdürftig verschleiert wird dieser – einzige! – Leitgedanke des Buchs mit der programmatischen Gegenüberstellung von deutschem „Sicherheitsimport“ (per Rückgriff auf das transatlantische Verteidigungsbündnis) während des Kalten Kriegs und „Sicherheitsexport“ als nationaler Bestimmung des mit dem Zerfall des Ostblocks „groß gewordenen“ Deutschland. Wobei „Sicherheitsexport“ für Bierling ausschließlich entschlossene Hochrüstung und – wo immer sich dafür eine Möglichkeit bietet – militärische Intervention bedeutet. Entsprechend fällt seine Bewertung der Außenpolitik aus, die sich solche Maximen nie zu eigen machen mochte und daher in seinen Augen überall, von Serbien und dem Kosovo über Afghanistan, Irak, Kongo, Mali und die Ukraine mehr oder weniger jämmerlich versagt hat.
  Es versteht sich, dass diplomatische, humanitäre und infrastrukturbildende Operationen oder militär-logistische Hilfen für Bierling nichts mit dem Exportgut Sicherheit zu tun haben, sondern geradezu als Verweigerung von „Sicherheitsexport“ gelten, nämlich „als Ausdruck des Unwillens, militärische Maßnahmen als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu verstehen“ – oder, wie es im Satz darauf heißt, als „Alibifunktion, um nicht an Kampfeinsätzen mitwirken zu müssen“.
  Auch wo es zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr kam, finden diese kaum Gnade in Bierlings Augen: Zu seinem Bedauern sah Deutschland sie „stets als Last, nicht als Chance, Macht zu demonstrieren oder Einflusszonen zu gewinnen“. Schuld an solcher Drückebergerei ist für Bierling die von ihm durchgehend gerügte pazifistische Grundhaltung der nur auf ihr Wohlergehen bedachten deutschen Bevölkerung und deren unheilvoller Einfluss auf den Bundestag wie auf die Justiz.
  Auch in dieser Hinsicht habe die Bundesregierung versagt: Sie „kämpfte nicht gegen die Machtausweitung von Parlament und Verfassungsgericht an“. Derartig anrüchige Argumentationshilfen möchte man sich auch dann verbitten, wenn man, angesichts der aktuellen IS-Barbarei, eine deutsche militärische Intervention für notwendig hält.
  Milder beurteilt Bierling die Europapolitik; da habe sich Deutschland unter Merkel tatsächlich zur führenden Macht entwickelt. Ganz zufrieden stimmt ihn das aber nicht: „Was die Kanzlerin (...) versäumte, war, die definitorische Lufthoheit über die Eurokrise zu gewinnen.“ Fehlt bloß noch die Beherrschung der Weltmeere. Das ist leider kein Witz: Gegen Ende seines Pamphlets outet Bierling sich auch noch als Wiedergänger des unseligen Tirpitz: „Vor allem gilt es, die Marine zu stärken.“ Na denn, Sieg Heil!
Stephan Bierling: Vormacht wider Willen. Deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart. C.H.Beck, München 2014. 304 Seiten, 16,95 Euro.
Der Mittlere Osten, Asien und
Afrika liegen in einem Kapitel
Bierlings „am Rande der Welt“
Die Bundesregierung,
meint Bierling, habe
in mancher Hinsicht versagt
Bundeswehrsoldaten bei einer Übung. Stephan Bierling beklagt den Unwillen, „militärische Maßnahmen als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu verstehen“.
Foto: Fabrizio Bensch/Reuters
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Stephan Bierlings neuem Buch "Vormacht wider Willen" geht Rezensent Rainer Stephan hart ins Gericht. Zunächst einmal wirft der Kritiker dem Regensburger Politikwissenschaftler vor, seinem Untertitel "Deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart" nicht gerecht zu werden, da er sich im Wesentlichen ausschließlich mit Deutschlands Rolle innerhalb des transatlantischen Bündnisses befasse. Und dann erfährt der Rezensent hier auch noch wenig Neues, findet keine Hintergründe und vermisst Detailliertes zu Deutschlands Rolle beim Klimaschutz oder zu den Wirtschaftsbeziehungen zu Asien, Afrika, Lateinamerika oder dem Mittleren Osten. Zunehmend verärgert stellt Stephan fest, dass Bierling lediglich die Kanzler, ihre Außenminister und ab und an Finanzminister auftreten lässt, den Großteil der Akteure aber schlichtweg ignoriert. Auch bemängelt der Kritiker das Fehlen von Struktur und Methode; und wenn er schließlich ahnt, dass Bierling in der deutschen Außenpolitik nach 1945 "Nationale Alleingänge, militärische Macht, Drohpolitik und Dominanzstreben" vermisst, kann der Rezensent seinen Ärger kaum noch bändigen.

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