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Wie die Konzerne den Staat als Geisel nehmen und uns beherrschen Internationale Konzerne hinterziehen Steuern, schädigen die Umwelt, verstoßen gegen Menschenrechte und diktieren den Politikern die Gesetzesvorlagen. Und das oft ganz legal. Doch damit nicht genug: Sie werden immer dreister und nutzen die Freiräume und Schlupflöcher immer hemmungsloser. Thilo Bode zeigt erstmals das ganze Bild dieser neuen Diktatur der Konzerne, in deren Würgegriff wir Bürger zunehmend geraten. Anhand zahlreicher Beispiele erklärt er anschaulich die Zusammenhänge und stellt klar: Die Macht der Konzerne lässt sich brechen - wir können unsere Souveränität zurückerobern! …mehr

Produktbeschreibung
Wie die Konzerne den Staat als Geisel nehmen und uns beherrschen
Internationale Konzerne hinterziehen Steuern, schädigen die Umwelt, verstoßen gegen Menschenrechte und diktieren den Politikern die Gesetzesvorlagen. Und das oft ganz legal. Doch damit nicht genug: Sie werden immer dreister und nutzen die Freiräume und Schlupflöcher immer hemmungsloser. Thilo Bode zeigt erstmals das ganze Bild dieser neuen Diktatur der Konzerne, in deren Würgegriff wir Bürger zunehmend geraten. Anhand zahlreicher Beispiele erklärt er anschaulich die Zusammenhänge und stellt klar: Die Macht der Konzerne lässt sich brechen - wir können unsere Souveränität zurückerobern!
Autorenporträt
Thilo Bode, geboren 1947, studierte Soziologie und Volkswirtschaft. 1989 wurde er Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, 1995 von Greenpeace International. 2002 gründete er in Berlin die Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch, die er heute leitet. Thilo Bode ist Autor mehrer Bücher. 2003 erschien Die Demokratie verrät ihre Kinder, seine Streitschrift Abgespeist  (2007) wurde zum Bestseller. 2009 wurde Thilo Bode zum von der Schwab Stiftung zum »Social Entrepreneur des Jahres« gewählt. www.thilobode.de Christian Brückner, geboren 1943 in Schlesien, wuchs in Köln auf. Engagements am Theater, kontinuierliche Arbeit für Funk und Fernsehen. 1990 erhielt er den Grimme-Preis Spezial in Gold. Schwerpunkt seiner Arbeit heute: öffentliche Literaturlesungen, oft eingebunden in einen musikalischen Zusammenhang. 2000 Gründung des Hörbuchverlags parlando mit seiner Frau Waltraut. 2005 Auszeichnung des gesamten Programms mit dem Deutschen Hörbuchpreis. 2012 wurde Christian Brückner der Sonderpreis für sein Lebenswerk verliehen, 2017 erhielt er den Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik und 2018 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2018

Die Säulen
der Macht
Thilo Bodes leidenschaftliche Kritik am Einfluss
der Konzerne könnte mehr Nuancen vertragen
VON STEFFEN VOGEL
Skandale wie diese machen verstärkt Schlagzeilen: Der Unkrautvernichter Glyphosat des Chemieriesen Monsanto (jüngst übernommen von der Bayer AG), wird in der EU weiter zugelassen, obwohl er einigen Studien zufolge als krebserregend gilt. Und in der VW-Dieselaffäre kommen seit Jahren immer neue Details ans Licht. Streng genommen dürfte man hier allerdings nicht von Skandalen sprechen. Denn folgt man dem neuen Buch von Thilo Bode, so hat all dies System: Die großen Unternehmen setzen ihre Interessen rücksichtslos auf Kosten der Allgemeinheit durch – maßgeblich unterstützt von der Politik. Längst habe sich dabei ein informelles Machtgefüge herausgebildet, das Bode den „politisch-industriellen Komplex“ nennt. Diesem rückt er in „Die Diktatur der Konzerne“ materialreich zu Leibe und zeichnet dabei ein düsteres Bild.
Bode beobachtet die Geschäftspraktiken der Konzerne seit Jahren aus kritischer Distanz, erst als Greenpeace-Chef, später als Mitgründer der NGO Foodwatch. Er ist aber, das betont er ausdrücklich, kein Antikapitalist. Vielmehr hält er, außer der politischen Konkurrenz, auch den ökonomischen Wettbewerb für unverzichtbar. Doch eben diesen Wettbewerb sieht er bedroht: Global agierende Monopolisten schlucken Start-ups, schlagen Konkurrenten aus dem Feld und machen dem Mittelstand das Leben schwer.
Das hat gravierende Folgen für die Demokratie, weil mit der marktdominierenden Stellung auch die politische Macht wächst. Da werden Banken so groß, dass sie irgendwann als „systemrelevant“ gelten und im Krisenfall mit exorbitanten öffentlichen Mitteln vor der Pleite gerettet werden müssen. Da inszeniert sich die deutsche Autoindustrie als „staatstragende Branche“ (Bode) und erreicht so, dass die Bundesregierung in Brüssel auf schwächere Abgasnormen dringt. Vor allem aber gönnen sich die Großunternehmen Heerscharen gut bezahlter Lobbyisten und locken Mandatsträger mit lukrativen Posten nach Karriereende. Dieser bekannte Drehtüreffekt kann nicht ohne Folgen für das Selbstverständnis von Politikern bleiben, argumentiert Bode: Wem eine solche Zweitkarriere winkt, der dürfte kaum vorrangig das Gemeinwohl im Blick haben.
Wie Konzerne diesen Einfluss in ihrem Sinne nutzen, zeigt Bode unter anderem am Beispiel des Klimawandels. Wissenschaftler wie James Hansen von der Nasa hatten schon Ende der 1980er-Jahre überzeugend darlegen können, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. Dennoch verging ein Vierteljahrhundert bis zum Pariser UN-Klimavertrag von 2015. Diese gefährliche Verzögerung erklärt Bode wesentlich mit dem Einfluss von Lobbyisten und konzernfinanzierten Schein-NGOs. So haben Shell und andere insbesondere in den USA – entgegen eigenen Erkenntnissen – lange den Klimawandel geleugnet oder heruntergespielt. Und bis heute behauptet die traditionelle Energiewirtschaft, Alternativen zu fossilen Brennstoffen seien nicht gangbar, unsicher oder zumindest teuer. Damit haben sie selbst im Land der Energiewende einigen Erfolg: Die große Koalition hat zuletzt den Ausbau der Erneuerbaren ausgebremst und verzögert auch den Kohleausstieg. Angela Merkel, schreibt Thilo Bode, sei keine „Klimakanzlerin“, sondern eine „Konzern- und Kohlekanzlerin“.
Das liest sich in dieser komprimierten Gesamtschau stellenweise durchaus erschreckend. Bode kritisiert zu Recht bestehende Machtasymmetrien. Die sind etwa gegeben, wenn eine Finanzaufsicht mangels qualifizierten Personals auf externe Experten ausgerechnet jener Finanzkonzerne zurückgreifen muss, die sie eigentlich kontrollieren soll. Selbst der Vorwurf, der Staat verhalte sich großen Unternehmen gegenüber zuweilen regelrecht unterwürfig, ist nicht von der Hand zu weisen. So legt Bode den Finger in die Wunde, wenn er fragt, warum der Dieselskandal hierzulande – anders als in den USA – bisher so wenige Konsequenzen nach sich gezogen hat. Die rechtlichen Möglichkeiten dazu bestehen durchaus: Das Kraftfahrtbundesamt könnte beispielsweise pro manipuliertem Auto ein Bußgeld von maximal 5000 Euro gegen VW verhängen, bei 2,4 Millionen betroffenen Fahrzeugen wäre das eine empfindliche Sanktion.
Leider jedoch überzeugt Bodes Erklärung für diese Phänomene nicht restlos. Er hantiert mit starken Begriffen, die in seinem Buch aber nicht systematisch diskutiert werden: Regierung und Manager, schreibt er, seien zu einer „interessenkonformen Elite“ verschmolzen. Gegen die Großunternehmen ließen sich daher keine politischen Entscheidungen mehr fällen. Wir lebten faktisch in einer „Diktatur der Konzerne“. Konsequenterweise müsste Bode dann eigentlich von oligarchischen Tendenzen sprechen. Wenn jedoch die Bundesrepublik schon von den Multis beherrscht sein soll, als was bezeichnen wir dann ausgewachsene Oligarchien vom Schlage Russlands?
Abgesehen von diesen begrifflichen Unschärfen ist das beschworene Bild auch zu grob gerastert. Inwiefern war denn der Atomausstieg anders als eine Entscheidung gegen die scheinbar so übermächtigen Konzerne? Den vier AKW-Betreibern sind mit der erzwungenen Stilllegung ihrer Meiler schließlich enorme Profite entgangen. Ärgerlich ist zudem, dass Bode dazu neigt, pauschal „die“ Politik als Ganzes zu kritisieren. Damit trägt er – wohl gegen seine Intention – zum Eindruck bei, die abgehobene Berliner Elite kümmere sich nicht um die Anliegen der Bevölkerung, sondern nur ums eigene Vorankommen. Gerade in populistischen Zeiten sollte Kritik genauer und nuancierter sein.
Dann müsste Bode aber auch auf die griffige Gegenüberstellung verzichten, mit der er durchgängig operiert: hier das betrogene Volk, dort die korrumpierte Elite. Diese Argumentationsfigur verleiht dem Buch einerseits seine Wucht. Bode tritt gewissermaßen als Anwalt der geprellten Bürger auf, in deren Namen er Anklage erhebt. Andererseits jedoch lässt es ihn übersehen, wie sehr die Gesellschaft selbst ein Teil der von ihm beschriebenen Probleme ist. So fielen die politischen Reaktionen auf den VW-Skandal ja nicht nur deshalb zahm aus, weil der Konzern so mächtig ist, sondern weil viele Bürger sich daran offenbar nicht grundsätzlich stören. Zu einem Kundenboykott gegen VW ist es bislang jedenfalls nicht mal in Ansätzen gekommen.
Auch ist längst bekannt, dass die Autounternehmen enge Verbindungen zu den regierenden Parteien insbesondere jener Bundesländer pflegen, in denen sie ihren Firmensitz haben. Dennoch stimmen viele Wähler weiterhin für die niedersächsische SPD oder die CSU in Bayern – oder gerade deswegen: Das deutsche Exportmodell erfreut auch die Beschäftigten in Autowerken oder Zulieferbetrieben und gilt in den jeweiligen Regionen als Wohlstandsgarant. Darüber hinaus hat das Freiheitsversprechen des motorisierten Individualverkehrs seinen tückischen Glanz längst nicht verloren. Forderungen nach autofreien Innenstädten, Tempolimits auf Autobahnen oder gar einer Verkehrswende sind nach wie vor ein Minderheitenprogramm. Und das liegt nicht nur am intensiven Lobbying der Konzerne, sondern eben auch an der Attraktivität etablierter Verhaltensmuster und Konsumnormen.
So ist Thilo Bodes Buch ein flüssig geschriebener und faktenstarker Appell, die Macht der Konzerne demokratisch zu kontrollieren. Mehr Schattierungen hätten seiner Kritik allerdings gutgetan.
Steffen Vogel ist Sozialwissenschaftler und Redakteur bei den „Blättern für deutsche und internationale Politik“.
Bode nennt Angela Merkel
„Konzern- und Kohlekanzlerin“
Die Konsumenten sehen
vieles nicht so eng wie Bode
Thilo Bode:
Die Diktatur der Konzerne. Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören. S. Fischer Verlage Frankfurt 2018.
240 Seiten, 18 Euro.
E-Book: 16,99 Euro.
Er läuft und läuft und läuft …: Neu gebaute VW-Pkw
in Salzgitter. Dass der Konzern vom Dieselskandal gebeutelt wird, stört die Kunden kaum. Sie kaufen.
Foto: S. Stein/dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Steffen Vogel lässt sich Thilo Bodes Generalangriff auf die Konzerne als Appell gefallen, die Macht globaler Unternehmen demokratisch zu kontrollieren. Wenn Bode darlegt, wie Konzerne ihre wachsende Marktmacht in politischen Einfluss ummünzen, sieht der Kritiker den einstigen Greenpeace- und Foodwatch-Chef auf der richtigen Spur. Seit den achtziger Jahren unterminierten Konzerne schließlich den Kampf gegen den Klimawandel, und in Deutschland zumindest geht an der Autoindustrie nichts vorbei. Doch Vogel missbehagt die Brachialität, mit der Bode argumentiert. Diktatur der Konzerne? Korrumpierte Politik? Betrogenes Volk? Das ist dem Rezensenten zu grob geschnitzt. Schließlich habe eine Bundesregierung den Atomausstieg durchgesetzt, und die Reaktionen auf die Dieselaffäre fallen vielleicht auch deshalb so zahm aus, weil sich die Leute nicht sonderlich an den Manipulationen stören, wie Vogel den steigenden Absatzzahlen entnimmt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Deutlicher und eloquenter kann man vor der Macht der Konzerne kaum mehr warnen. Aus diesem Grund sind dem Buch möglichst viele Leser zu wünschen. Johannes Kaiser Südwestrundfunk 20181106
Die Säulen
der Macht

Thilo Bodes leidenschaftliche Kritik am Einfluss
der Konzerne könnte mehr Nuancen vertragen

VON STEFFEN VOGEL

Skandale wie diese machen verstärkt Schlagzeilen: Der Unkrautvernichter Glyphosat des Chemieriesen Monsanto (jüngst übernommen von der Bayer AG), wird in der EU weiter zugelassen, obwohl er einigen Studien zufolge als krebserregend gilt. Und in der VW-Dieselaffäre kommen seit Jahren immer neue Details ans Licht. Streng genommen dürfte man hier allerdings nicht von Skandalen sprechen. Denn folgt man dem neuen Buch von Thilo Bode, so hat all dies System: Die großen Unternehmen setzen ihre Interessen rücksichtslos auf Kosten der Allgemeinheit durch – maßgeblich unterstützt von der Politik. Längst habe sich dabei ein informelles Machtgefüge herausgebildet, das Bode den „politisch-industriellen Komplex“ nennt. Diesem rückt er in „Die Diktatur der Konzerne“ materialreich zu Leibe und zeichnet dabei ein düsteres Bild.

Bode beobachtet die Geschäftspraktiken der Konzerne seit Jahren aus kritischer Distanz, erst als Greenpeace-Chef, später als Mitgründer der NGO Foodwatch. Er ist aber, das betont er ausdrücklich, kein Antikapitalist. Vielmehr hält er, außer der politischen Konkurrenz, auch den ökonomischen Wettbewerb für unverzichtbar. Doch eben diesen Wettbewerb sieht er bedroht: Global agierende Monopolisten schlucken Start-ups, schlagen Konkurrenten aus dem Feld und machen dem Mittelstand das Leben schwer.

Das hat gravierende Folgen für die Demokratie, weil mit der marktdominierenden Stellung auch die politische Macht wächst. Da werden Banken so groß, dass sie irgendwann als „systemrelevant“ gelten und im Krisenfall mit exorbitanten öffentlichen Mitteln vor der Pleite gerettet werden müssen. Da inszeniert sich die deutsche Autoindustrie als „staatstragende Branche“ (Bode) und erreicht so, dass die Bundesregierung in Brüssel auf schwächere Abgasnormen dringt. Vor allem aber gönnen sich die Großunternehmen Heerscharen gut bezahlter Lobbyisten und locken Mandatsträger mit lukrativen Posten nach Karriereende. Dieser bekannte Drehtüreffekt kann nicht ohne Folgen für das Selbstverständnis von Politikern bleiben, argumentiert Bode: Wem eine solche Zweitkarriere winkt, der dürfte kaum vorrangig das Gemeinwohl im Blick haben.

Wie Konzerne diesen Einfluss in ihrem Sinne nutzen, zeigt Bode unter anderem am Beispiel des Klimawandels. Wissenschaftler wie James Hansen von der Nasa hatten schon Ende der 1980er-Jahre überzeugend darlegen können, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. Dennoch verging ein Vierteljahrhundert bis zum Pariser UN-Klimavertrag von 2015. Diese gefährliche Verzögerung erklärt Bode wesentlich mit dem Einfluss von Lobbyisten und konzernfinanzierten Schein-NGOs. So haben Shell und andere insbesondere in den USA – entgegen eigenen Erkenntnissen – lange den Klimawandel geleugnet oder heruntergespielt. Und bis heute behauptet die traditionelle Energiewirtschaft, Alternativen zu fossilen Brennstoffen seien nicht gangbar, unsicher oder zumindest teuer. Damit haben sie selbst im Land der Energiewende einigen Erfolg: Die große Koalition hat zuletzt den Ausbau der Erneuerbaren ausgebremst und verzögert auch den Kohleausstieg. Angela Merkel, schreibt Thilo Bode, sei keine „Klimakanzlerin“, sondern eine „Konzern- und Kohlekanzlerin“.

Das liest sich in dieser komprimierten Gesamtschau stellenweise durchaus erschreckend. Bode kritisiert zu Recht bestehende Machtasymmetrien. Die sind etwa gegeben, wenn eine Finanzaufsicht mangels qualifizierten Personals auf externe Experten ausgerechnet jener Finanzkonzerne zurückgreifen muss, die sie eigentlich kontrollieren soll. Selbst der Vorwurf, der Staat verhalte sich großen Unternehmen gegenüber zuweilen regelrecht unterwürfig, ist nicht von der Hand zu weisen. So legt Bode den Finger in die Wunde, wenn er fragt, warum der Dieselskandal hierzulande – anders als in den USA – bisher so wenige Konsequenzen nach sich gezogen hat. Die rechtlichen Möglichkeiten dazu bestehen durchaus: Das Kraftfahrtbundesamt könnte beispielsweise pro manipuliertem Auto ein Bußgeld von maximal 5000 Euro gegen VW verhängen, bei 2,4 Millionen betroffenen Fahrzeugen wäre das eine empfindliche Sanktion.

Leider jedoch überzeugt Bodes Erklärung für diese Phänomene nicht restlos. Er hantiert mit starken Begriffen, die in seinem Buch aber nicht systematisch diskutiert werden: Regierung und Manager, schreibt er, seien zu einer „interessenkonformen Elite“ verschmolzen. Gegen die Großunternehmen ließen sich daher keine politischen Entscheidungen mehr fällen. Wir lebten faktisch in einer „Diktatur der Konzerne“. Konsequenterweise müsste Bode dann eigentlich von oligarchischen Tendenzen sprechen. Wenn jedoch die Bundesrepublik schon von den Multis beherrscht sein soll, als was bezeichnen wir dann ausgewachsene Oligarchien vom Schlage Russlands?

Abgesehen von diesen begrifflichen Unschärfen ist das beschworene Bild auch zu grob gerastert. Inwiefern war denn der Atomausstieg anders als eine Entscheidung gegen die scheinbar so übermächtigen Konzerne? Den vier AKW-Betreibern sind mit der erzwungenen Stilllegung ihrer Meiler schließlich enorme Profite entgangen. Ärgerlich ist zudem, dass Bode dazu neigt, pauschal „die“ Politik als Ganzes zu kritisieren. Damit trägt er – wohl gegen seine Intention – zum Eindruck bei, die abgehobene Berliner Elite kümmere sich nicht um die Anliegen der Bevölkerung, sondern nur ums eigene Vorankommen. Gerade in populistischen Zeiten sollte Kritik genauer und nuancierter sein.

Dann müsste Bode aber auch auf die griffige Gegenüberstellung verzichten, mit der er durchgängig operiert: hier das betrogene Volk, dort die korrumpierte Elite. Diese Argumentationsfigur verleiht dem Buch einerseits seine Wucht. Bode tritt gewissermaßen als Anwalt der geprellten Bürger auf, in deren Namen er Anklage erhebt. Andererseits jedoch lässt es ihn übersehen, wie sehr die Gesellschaft selbst ein Teil der von ihm beschriebenen Probleme ist. So fielen die politischen Reaktionen auf den VW-Skandal ja nicht nur deshalb zahm aus, weil der Konzern so mächtig ist, sondern weil viele Bürger sich daran offenbar nicht grundsätzlich stören. Zu einem Kundenboykott gegen VW ist es bislang jedenfalls nicht mal in Ansätzen gekommen.

Auch ist längst bekannt, dass die Autounternehmen enge Verbindungen zu den regierenden Parteien insbesondere jener Bundesländer pflegen, in denen sie ihren Firmensitz haben. Dennoch stimmen viele Wähler weiterhin für die niedersächsische SPD oder die CSU in Bayern – oder gerade deswegen: Das deutsche Exportmodell erfreut auch die Beschäftigten in Autowerken oder Zulieferbetrieben und gilt in den jeweiligen Regionen als Wohlstandsgarant. Darüber hinaus hat das Freiheitsversprechen des motorisierten Individualverkehrs seinen tückischen Glanz längst nicht verloren. Forderungen nach autofreien Innenstädten, Tempolimits auf Autobahnen oder gar einer Verkehrswende sind nach wie vor ein Minderheitenprogramm. Und das liegt nicht nur am intensiven Lobbying der Konzerne, sondern eben auch an der Attraktivität etablierter Verhaltensmuster und Konsumnormen.

So ist Thilo Bodes Buch ein flüssig geschriebener und faktenstarker Appell, die Macht der Konzerne demokratisch zu kontrollieren. Mehr Schattierungen hätten seiner Kritik allerdings gutgetan.

Steffen Vogel ist Sozialwissenschaftler und Redakteur bei den „Blättern für deutsche und internationale Politik“.

Bode nennt Angela Merkel
„Konzern- und Kohlekanzlerin“

Die Konsumenten sehen
vieles nicht so eng wie Bode

Thilo Bode:
Die Diktatur der Konzerne. Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören. S. Fischer Verlage Frankfurt 2018.
240 Seiten, 18 Euro.
E-Book: 16,99 Euro.

Er läuft und läuft und läuft …: Neu gebaute VW-Pkw
in Salzgitter. Dass der Konzern vom Dieselskandal gebeutelt wird, stört die Kunden kaum. Sie kaufen.
Foto: S. Stein/dpa

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