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Vera Hillyard wurde als eine der letzten Frauen in England 1950 gehenkt. Seitdem überschattet dieses Ereignis das Leben der Familie Longley. Denn: "Mord ist eine Sache der ganzen Familie. Er zeichnet das Kainsmal auf viele Stirnen." Jahre später versucht die Nichte, Licht in die Vergangenheit zu bringen. Ist sie wirklich die geborene Mörderin?

Produktbeschreibung
Vera Hillyard wurde als eine der letzten Frauen in England 1950 gehenkt. Seitdem überschattet dieses Ereignis das Leben der Familie Longley. Denn: "Mord ist eine Sache der ganzen Familie. Er zeichnet das Kainsmal auf viele Stirnen." Jahre später versucht die Nichte, Licht in die Vergangenheit zu bringen. Ist sie wirklich die geborene Mörderin?
Autorenporträt
Barbara Vine (alias Ruth Rendell), geboren 1930, lebte in London. Ihre Bücher erhielten zahlreiche Auszeichnungen. 1996 erhielt sie von der Queen den Ehrentitel Commander of the British Empire und 1997 schließlich den Grand Master Award der Mystery Writers of America für das Gesamtwerk. Sie wurde auf Vorschlag von Tony Blair geadelt und ins House of Lords berufen. Barbara Vine starb 2015 in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.09.2006

Band 34
Düstere Familiengeheimnisse
Barbara Vines „Die im Dunkeln sieht man doch”
Das zweite Gesicht des Menschen ist ein klassisches Motiv unheimlicher Literatur. Wenn Dr. Jekyll zu Mr. Hyde wird, verwandelt er sich in ein unberechenbares Monster; wenn Ruth Rendell hingegen zu Barbara Vine wird, verwandelt sich die britische Thriller-Autorin in eine der besten psychologischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Während in den klassischen Inspektor-Geschichten Rendells die Verbrecher wie üblich gejagt werden, liegen in den unheimlichen Romanen Vines die Verbrechen meist lange zurück, selbst die Schuldigen stehen oft fest, was indes keinesfalls zu Lasten der Spannung geht. Denn die Art, wie sie die mysteriösen Abgründe der menschlichen Seele auslotet, überlässt dem Leser durch geschickte Montage der notwendigen Fakten jene detektivische Arbeit, die sonst der Kommissar zu leisten hat.
Auch „Die im Dunkeln sieht man doch” ist ein klassischer Whydunnit, dessen Faszination im biografischen Rätsel einer psychotischen Familienstruktur liegt. Hier geht es um Vera Hillyard, die 1950 wegen des Mordes an ihrer fünfzehn Jahre jüngeren Schwester Eden zum Tod verurteilt wurde. Bewegung kommt in die angestaubte Geschichte, als der Schriftsteller Stewart drei Jahrzehnte später „eine biografische Neubewertung des Falls” plant. Der Widerstand, auf den er stößt, hat vor allem mit den fatalen Folgen des Geschwistermordes zu tun, der die gesamte Familie damals auseinander fallen ließ. Allen voran litt John, Veras Bruder und der Vater der Erzählerin Faith, der sämtliche Briefe und Fotografien seiner Schwestern in eine Kassette verschloss, um durch nichts mehr an das Leid, das sie über die Familie gebracht hatten, erinnert zu werden.
Mit den Augen von Faith, der Hüterin des Gedächtniskästleins, das nun nach all den Jahren wieder geöffnet wird, sehen wir, wie sich die Geschichte der ungleichen Schwestern entfaltet. Während des Zweiten Weltkriegs wird die junge Faith immer wieder zu ihren Tanten aufs Land geschickt, wo sie zur Zeugin der gefährlich engen Beziehung zwischen Vera und Eden wird. Vera hatte einst ihrer spät nachgeborenen Schwester Eden das Leben gerettet. Als mit Jamie, Veras zweitem Sohn, ein anderes spätes Baby zwischen sie und die frisch verheiratete Eden tritt, verwandelt sich das vormals vertraute Verhältnis der Schwestern in einen bis in den Wahnsinn eskalierenden Kampf um das Sorgerecht des Kindes. Bei seinen Recherchen stößt der Schriftsteller dann in der unmittelbaren Umgebung Veras auf mehrere nie aufgeklärte Kindsmorde, und die Heldin gewinnt die tragischen Qualitäten einer Märtyrerin.
Die entscheidende Pointe darf hier natürlich nicht verraten werden, der literarische Winkelzug der Geschichte hingegen schon: Der Schriftsteller bricht das Buch zur Erleichterung aller ab, da er plötzlich auf die Lösung einer viel brennenderen Frage stößt – die Aufklärung der Kindsmorde. Ein Kriminalroman als Verhinderung des Buches beim Schreiben – eine Finte, die zum gewieften Handwerk Vines passt.
ECKHART NICKEL
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