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Heidegger gehört zu den wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts - und zu den umstrittensten. Seine Habilitationsschrift Sein und Zeit (1927) gilt als philosophischer Klassiker. Oliver Jahraus zeichnet besonders klar und verständlich Heideggers Biographie und philosophische Entwicklung nach; einen weiteren Schwerpunkt bildet die Heidegger-Rezeption (Sartre, Adorno, Derrida, Luhmann).

Produktbeschreibung
Heidegger gehört zu den wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts - und zu den umstrittensten. Seine Habilitationsschrift Sein und Zeit (1927) gilt als philosophischer Klassiker. Oliver Jahraus zeichnet besonders klar und verständlich Heideggers Biographie und philosophische Entwicklung nach; einen weiteren Schwerpunkt bildet die Heidegger-Rezeption (Sartre, Adorno, Derrida, Luhmann).
Autorenporträt
Oliver Jahraus, geb. 1964, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie in München. Er hat sich 2001 mit einer Arbeit über Literatur als Medium habilitiert, die 2003 veröffentlicht wurde. Zur Zeit ist er Privatdozent für Neuere deutsche Literatur an der Universität Bamberg. Er hat Monographien zu Thomas Bernhard (1992), zur Avantgarde und Aktionskunst (2000), zur Systemtheorie (2001) und zum Amour fou (2003) veröffentlicht und ist Herausgeber u. a. von 'Interpretation, Beobachtung, Kommunikation '(1999), 'Beobachtungen des Unbeobachtbaren '(2000), 'Lyrik Lesen '(2000), 'Bewußtsein Kommunikation Zeichen '(2001), 'Niklas Luhmann, Aufsätze und Reden '(2001), 'Kafkas "Urteil" und die Literaturtheorie '(2002), 'Theorie Prozess Selbstreferenz '(2003), 'Der erotische Film '(2003) sowie 'Europa in den europäischen Literaturen der Gegenwart '(2003). Daneben hat er zahlreiche Aufsätze in seinen Forschungsschwerpunkten Literaturtheorie, literaturwissenschaftliche Methodologie, Medien

- und Kulturtheorie, Systemtheorie und Philosophie sowie zur Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart vorgelegt.
Rezensionen
Die Einführung des Bamberger Privatdozenten überzeugt durch ihre sachliche, unabhängige Darstellung von Heideggers Denken. Außerdem zeichnet das Buch die Rezeption des Werks nach und beleuchtet die Verstrickung des Denkers in den Nationalsozialismus. Gut geeignet für Studierende und philosophisch interessierte Leser.
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2004

Dies reine nackte Dadadasein
Grammatische Witze: Oliver Jahraus hat in Heidegger den Nonsensedichter erkannt
Als eine „Einführung” getarnt und ohne es offen zu deklarieren, hat der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Oliver Jahraus eine philosophiegeschichtliche Leerstelle gefüllt. Er ist dem zwar amüsanten, aber doch recht vagen Hinweis in Rüdiger Safranskis Heidegger-Biographie gefolgt und hat breit ausgeführt, wie sehr die ersten und letzten Fragen dieses Meisterdenkers im Geist des Dadaismus gestellt und beantwortet worden sind. Auch wenn Dada nicht manifest in dieser Einführung auftaucht, so ist es doch latent anwesend in seiner Abwesenheit.
Es beginnt nicht zufällig 1918, als im „dadaistischen Manifest” der gewaltige Hokuspokus des Daseins gefeiert wird,das die Nerven jedes echten Dadaisten in Schwingung versetze. Auch Heidegger, gerade Privatdozent an der Freiburger Universität geworden, bringt gegen alle bildungsbürgerlichen Schlagworte von Ethik, Kultur und Innerlichkeit ein reines und nacktes „Da” in Stellung. Er will das Dasein für sich selbst wach machen, indem er das Präfix „da” zu einem eigenen Begriff erhöht: Im Sein des „Da” sei ein räumlich erschlossenes Seiendes, das Sinn habe und nur, insofern es Sinn habe, auch als Da-Sein da sei. Diese frühe räumliche Daseinsanalyse von Sein und Raum, die bereits Peter Sloterdijk in seinen „Sphären I / Blasen” als „keimhaft revolutionär” gelobt hat, wird dann zu Sein und Zeit verzeitlicht. Mit dadaistischem Sprachwitz kommentiert Jahraus die „grandiose” Leistung von Heideggers „Sein und Zeit” (1927): „Es ist die Zeit, die, da sie der Sinn von Sein ist und es dem Dasein um sein Sein geht, das Dasein erst zum Dasein macht.” So werde eine zeitliche Antwort auf eine räumliche Frage gegeben, die sich erst so als Frage nach dieser Antwort habe stellen lassen.
Ins Zentrum seines Buches hat Jahraus Heideggers Frage nach dem Sinn von Sein gestellt. Sie sei das Zentralmotiv seiner gesamten Philosophie, das sich in einer relbstreflexiven Schleife selbst in Frage stelle: „Die Frage nach dem Sinn von Sein ist zugleich der Sinn der Frage nach dem Sein.” Wie oder was ist das Sein? Wie kann man überhaupt nach dem Sein fragen und danach, „dass” es Sein ist? Man solle bei solchen Fragen auf die „sprachlich-grammatischen Fallstricke achten”, wenn man das alltäglich gebrauchte Verb „sein” zu einem philosophischen Fachbegriff „Sein” hypostasiere, der das Sein wie einen benannten Gegenstand vorspiegle.
Der verspielte Witz, dass Dada nichts bedeuten wollte und deshalb das Nichts feierte, hat dann vor allem durch Heideggers Apotheose des Nichts und seine „Kehre” zum Sein selbst seinen philosophischen Doppelgänger gefunden. Weil das Sein ein Absolutes und schlechthin Transzendentes sein soll, kann es sprachlich nicht dargestellt werden. Jede Benennung lasse das Sein nicht Sein sein. Jeder verobjektivierende Ausdruck evoziere seine Unzugreifbarkeit und Unsagbarkeit. So werde das Sein selbst zu einem Nichts, über das sich, streng genommen, wiederum nichts Sinnvolles aussagen lasse. Leider hat Jahraus nur nebenbei erwähnt, dass Heideggers eigentümliches philosophisches Lebenswerk etwas deutlichere Konturen gewinnen könnte, wenn man es mit Ludwig Wittgensteins Überwindung des philosophischen Unsinns vergleichen würde. Es wäre erhellend gewesen, Wittgensteins Kritik an all den Verhexungen des Verstandes zu folgen, die entstehen, wenn die Sprache feiert.
Man solle, Wittgenstein zufolge, nicht auf die „grammatischen Täuschungen” hereinfallen, auf die das große philosophische Pathos falle, wenn von „Sein” oder „Nichts” die Rede sei. Missdeutungen unserer Sprache spiegeln Tiefe nur vor. Deshalb empfinden wir einen „grammatischen Witz” als tief. (Und das ist ja die philosophische Tiefe.) Schade, dass Jahraus diese Un-Tiefe Heideggers nur latent zur Sprache brachte. Die Dadaisten haben doch manifestiert, wie Heidegger zu lesen sei, der sich selbst in seinem Spätwerk nicht zufällig der Dichtung und der Kunst zuwandte, um an ihnen zu verstehen, was Philosophie vergeblich zu verstehen suche, ganz im Sinne Wittgensteins: „Philosophie dürfe man eigentlich nur dichten.”
MANFRED GEIER
OLIVER JAHRAUS: Martin Heidegger. Eine Einführung. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2004. 271 Seiten, 6,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

So recht ist aus dieser Rezension von Manfred Geier nicht schlau zu werden. Ob es dem Autor dieser Reclam-Einführung zum existenzialistischen Philosophen Martin Heidegger nämlich wirklich Ernst ist mit dem Scherz, die Nähe zu Dada zu betonen, das ist daraus nicht recht zu entnehmen. Schließlich hat Heidegger selbst die ins "Zentrum" des Bandes gestellte "Frage nach dem Sinn von Sein" in einiger geistiger Unabhängigkeit von den Kapriolen des Dadaismus zu beantworten gesucht. Über die genauen Zusammenhänge klärt einen Geier leider nicht auf, dafür gibt er der eigenen Abschweifung zu Wittgenstein breiten Raum und bedauert, dass Jahraus es nicht ebenso gehalten hat. Mit Wittgenstein sei nämlich leicht zu erkennen, wie viel Sprachtäuschung in den "Un-Tiefen" der Heideggerschen Verrenkungen stecke. Mit Geier aber ist nicht zu erkennen, wie viel Dada in Heidegger und auch in Jahraus steckt.

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