49,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

Als am Anfang der Dreißiger Jahre Ernst Jüngers Essays "Die totale Mobilmachung" und "Der Arbeiter" erscheinen, erkennt Heidegger in ihnen unmittelbar den Geist der sich vollendenden Neuzeit. Für ihn ist Jünger der wahrhaft zeitgemäße Vertreter von Nietzsches Philosophie, die der Philosoph als das Ende der abendländischen Metaphysik auslegt. Von 1934 an legt Heidegger in einer eindringlichen Auseinandersetzung immer wieder vor allem Jüngers "Der Arbeiter", aber auch andere Texte wie den Essay "Über den Schmerz" und das spätere Werk "Auf den Marmorklippen" aus. Im Januar 1940 ruft er einen…mehr

Produktbeschreibung
Als am Anfang der Dreißiger Jahre Ernst Jüngers Essays "Die totale Mobilmachung" und "Der Arbeiter" erscheinen, erkennt Heidegger in ihnen unmittelbar den Geist der sich vollendenden Neuzeit. Für ihn ist Jünger der wahrhaft zeitgemäße Vertreter von Nietzsches Philosophie, die der Philosoph als das Ende der abendländischen Metaphysik auslegt. Von 1934 an legt Heidegger in einer eindringlichen Auseinandersetzung immer wieder vor allem Jüngers "Der Arbeiter", aber auch andere Texte wie den Essay "Über den Schmerz" und das spätere Werk "Auf den Marmorklippen" aus. Im Januar 1940 ruft er einen kleinen Kreis von Kollegen an der Freiburger Universität zu einer "Aussprache über Jünger" zusammen. Anläßlich dieser Zusammenkunft entstehen Texte, in denen Heidegger sein Verständnis von Jüngers wichtigen Einsichten in den Charakter der Zeit ausführlicher darlegt. Ihm gelten sie als unverzichtbar für die Erfassung der durch den Willen zur Macht und der Technik geprägten, aus den Fugen geratenen Epoche. Zugleich unterzieht er sie einer destruierenden und zuweilen entschieden polemischen Deutung. Noch Jahre später, in der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre, als Jünger weitere Schriften wie "Der Friede" oder "Über die Linie" veröffentlicht, ringt Heidegger mit der "Gestalt des Arbeiters", in der er den Nachfahren von Nietzsches Übermenschen erblickt. Der Band enthält jene Aufzeichnungen der Dreißiger Jahre, die "Aussprache über Jünger" sowie ein Manuskript mit der Überschrift "Gestalt" aus dem Jahre 1954. Außerdem umfaßt er Randbemerkungen Heideggers sowie zwei Faksimiles aus dem ersten "Arbeiter"-Handexemplar. Der Band gibt darüber hinaus einen Einblick in die Herkunft derjenigen Gedanken, die Heidegger später zu seiner Erörterung des "Gestells" ausbaute.
Autorenporträt
Dr. phil. habil. Peter Trawny, geb. 1964 in Gelsenkirchen, lehrte zuletzt an den Universitäten Wuppertal, Wien und Shanghai. Er ist Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe und Autor einiger Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2005

Rechtzeitig erspähen, wann die Bühne wechselt
Arbeitsgang einer neuen Weltordnung: Martin Heideggers Aussprache über Ernst Jünger

Wie stand der Seins-Ausleger Heidegger zum Seins-Vergesser Jünger? "Lieber Herr Jünger! Bei unserer letzten Begegnung in München - während der Vorträge über ,Die Künste im technischen Zeitalter' erwachte in mir der Wunsch, Sie und Heisenberg und ich möchten zu einer guten Stunde in ein Gespräch kommen. Worüber? - werden Sie fragen. Über das, was zu erörtern keinem von uns als Einzelnem zusteht. Stunden eines solchen Gesprächs lassen sich nicht verabreden, Gespräche gar, in denen Name und Leistung und Person der Sprechenden verschwinden und das Ungesprochene für sie spricht, sind selten, vielleicht nur ein Traum." So steht es in Heideggers Entwurf eines Briefes an Ernst Jünger aus dem Jahre 1954. Ob der Traum eines Gesprächsstündchens je Wirklichkeit wurde, wo eine Verabredung doch ausdrücklich ausgeschlossen bleiben sollte?

Daß man zwischen den beiden Wegbereitern einer neuen Zeit zumindest übereinander, wenn schon kaum miteinander sprach, das zeigt der Band 90 der Gesamtausgabe Heideggers "Zu Ernst Jünger", welcher, wie der Herausgeber Peter Trawny schreibt, "zum erstenmal Zeugnisse von Martin Heideggers Auseinandersetzung mit Ernst Jünger aus dem Zeitraum von 1934 bis 1954 veröffentlicht". Daß einige dieser Zeugnisse schon bekannt waren - vereinzelte Hinweise finden sich etwa in Martin Meyers umfangreicher Jünger-Biographie von 1990 -, ändert nichts an dem großen Wurf, den die jetzige Veröffentlichung für die Heidegger- und Jünger-Forschung bedeutet. Der Band läßt auf eine jahrelange intensive Beschäftigung des Philosophen mit dem Literaten schließen. Man wird gewahr, wie Heidegger aus der Jünger-Lektüre wesentliche Aspekte für seine Auseinandersetzung mit der Technik und der Theorie des "Gestells" gewinnt.

Das einzige Buch Jüngers, das Heidegger wirklich schätzte, sei "Der Arbeiter" von 1932 gewesen, meinte Pierre Bourdieu. Ein Schlüsselbuch jedenfalls, in dem der Arbeiter als metaphysische Gestalt eines neuen Menschentums entfaltet wird, als heroischer Realist, der sich selbst so weit vergegenständlicht, daß ihm die stählernen Mittel seiner Macht zu eigenen Gliedmaßen werden - daß er also mit der Technik, die er zu seiner Selbstbehauptung verwendet, innerlich verschmilzt. Fest steht, daß es dieses Buch gewesen ist, das Heidegger im Winter 1939/40 zum Thema einer "Aussprache" im kleinen Kollegenkreis an der Freiburger Universität gemacht hatte. Das Manuskript, das er zu diesem Anlaß verfaßte, liegt hier nun zusammen mit Randbemerkungen vor, die Heidegger in seine Exemplare von Jüngers "Arbeiter" eingetragen hat. Zudem ist eine zwischen 1934 und 1940 entstandene Blattsammlung Heideggers über Jünger dokumentiert. Der Band nimmt auch die Notate auf, die Heidegger zu Jüngers Essay "Über den Schmerz" von 1934 niederschrieb, sowie solche zu dem Aufsatz "Über die Linie", den Jünger 1950 zu Heideggers sechzigstem Geburtstag vorgelegt hatte und den Heidegger fünf Jahre später zu Jüngers Sechzigstem mit dem Aufsatz "Zur Seinsfrage" beantwortete.

Für Heidegger steht Jüngers Größe als der allein würdige Sohn Nietzsches außer Zweifel: "Ernst Jünger ist der einzige echte Nachfolger Nietzsches; seine Schriften machen die bisherige Schriftstellerei ,über' Nietzsche wesenlos und überflüssig; denn Jünger übernimmt den Willen zur Macht nicht als Lehrmeinung, die noch beredet und vielleicht ausgebessert werden soll. Jünger sieht das Seiende mit kalten und scharfen Augen überall als Willen zur Macht. Nirgends zergliedert und beschreibt dieser denkende Krieger nur eine vorhandene geschichtliche ,Situation'; sein Denken selbst ist eine Gestalt des Willens zur Macht; in Jüngers Sprache: das Denken hat ,Arbeitscharakter'." Trotz der Singularität, die Heidegger mit derartigen Worten für Jünger reklamiert, legt es der Philosoph darauf an, den Literaten als bloßen "Beschreiber" gegenüber dem "Denker" zu deklassieren, der über Nietzsche "nicht hinauskommt". Das verwundert insofern, als doch Heidegger selbst immer wieder durchblicken läßt, daß Jüngers Beschreiben selbstverständlich schon eine Form des Denkens sei - mit eben jenem metaphysischen Arbeitscharakter, der das Denken so ahistorisch, dezisionistisch und intransigent macht, daß es wie ein Feuer "nur durch ein Gegenfeuer" (Jünger) bekämpft, nicht aber wie Argumente durch Gegenargumente widerlegt werden kann. Heideggers auf engstem Raum zusammengedrängte Randnotizen verraten eine durchgängige Faszination von der "Unangreifbarkeit" der Jüngerschen Sprache, auch wenn er sie polemisch als "Literatenvokabular" distanziert.

Gleichzeitig ist es diese Suggestion der Unangreifbarkeit, der Fraglosigkeit, welche Heidegger Jünger gerade zum philosophischen Vorwurf macht. Jünger sei letztlich einer, "der sich in einen Bereich wagt, für den ihm die Rüstung fehlt, wobei nicht an sachliche Kenntnisse gedacht ist, sondern an Grunderfahrungen und Schärfe und Klarheit und Übersicht des Fragens". Damit sei auch er nur ein Pionier der Seinsvergessenheit: "Jünger begnügt sich, die neuen ,Werte' zu sehen, d. h. kopfüber in dieses Wirkliche zu stürzen und Ja zu sagen und mitzumachen." Der Literat sei ein "Rechtbehalter", der nur rechtzeitig erspähen will, "wenn die Bühne wechselt" (Jünger), und der nicht sehe, "daß Rechtbehalten noch keine Wahrheit erbringt im Sinne einer Entfaltung des Wesens, sondern Rechtbehalten ist nur die Versteifung auf eine Art von Wahrheit, die selbst nicht in Frage gestellt wird und werden kann". Doch was unterscheidet das Rechtbehalten am Ende von der Wesensentfaltung? Haben nicht beide Wissensformen Jasager hervorgebracht?

Philosophisch anregend ist der an Jüngers metaphysische Arbeitergestalt geknüpfte Befund Heideggers, "daß die Umkehrung des Platonismus niemals dessen Überwindung sein kann, sondern umgekehrt zu einer Erneuerung des Platonismus führt - die nur nicht mehr weiß, daß sie das ist". Tatsächlich hat es Jünger später stets abgelehnt, die Gestalt des Arbeiters mit einer platonischen Idee oder mit dem Übermenschen zu identifizieren - eher mit Goethes Urpflanze, welche prägnant auch im Marxismus Wurzeln geschlagen habe.

Heidegger spricht in diesem aufregenden Band nicht nur durch die Randbemerkungen, die er machte, sondern natürlich auch durch jene, die er sich ersparte. Im "Arbeiter" las der Philosoph: "Es versteht sich, daß eine neue Weltordnung als Konsequenz der Weltherrschaft sich nicht als ein Geschenk des Himmels oder als Erzeugnis einer utopischen Vernunft ergibt, sondern über den Arbeitsgang einer Kette von Kriegen und Bürgerkriegen führt." Sieht man richtig, so ist Heidegger zu solchen Arbeitsgängen Jüngers nichts Wesentliches eingefallen, das sie am Rande fragwürdig gemacht hätte.

CHRISTIAN GEYER

Martin Heidegger: "Gesamtausgabe". Zu Ernst Jünger. IV. Abteilung: Hinweise und Aufzeichnungen. Band 90. Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt 2004. 472 S., br., 44,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2018

Das Schlimmste ist das Feuilleton
Neues von Martin Heidegger: Denktagebücher aus den Jahren 1948 bis 1951 und eine erfreulich offene philosophische Biografie
„Bei der Persönlichkeit eines Philosophen hat nur das Interesse: Er war dann und dann geboren, er arbeitete und starb.“ So sprach Martin Heidegger im Mai 1922 an der Freiburger Universität, als er vor 36 Hörerinnen und Hörern ausgewählte Abhandlungen des Aristoteles zur Ontologie und Logik interpretierte. Zwei Jahre später, nunmehr als Star in Marburg lehrend und zum Professor aufgestiegen, wiederholte er bewusst diesen Satz zu Beginn seiner ersten Vorlesung an der neuen Wirkungsstätte. Gehörte doch das steigende Interesse an dem, was man geläufig „Leben und Werk“ nennt, zu jenen nicht gerade wenigen Phänomenen, die für Heidegger den Verfall des Denkens kennzeichneten.
Im Laufe der Jahre jedoch entwickelte er ein besonderes Interesse an einer ganz bestimmten Biografie: nämlich seiner eigenen. Vor allem nachdem Heidegger 1934 nach nur knapp einem Jahr als Rektor der Universität Freiburg zurückgetreten war, mehrten sich die selbstbezogenen Äußerungen in erheblichem Maße. In den folgenden Jahren widmete er sich neben Nietzsche und Hölderlin vor allem einem Werk: dem eigenen. Seinem im japanischen Exil befindlichen Schüler Karl Löwith konnte Heidegger im Juli 1937 deshalb ohne Anflug von Ironie mitteilen: „Ihre Bücher habe ich noch nicht lesen können, da ich in den letzten Monaten sehr gesammelt in meinem eigenen Geschriebenen las.“
In der neuesten Lieferungen der sogenannten „Schwarze Hefte“ (SZ vom 25.3. 2014 und vom 21.3. 2015), die die „Anmerkungen VI-IX“ enthalten und vom Herausgeber Peter Trawny als Texte aus den Jahren 1948/49 – 1951 vorgestellt werden, findet sich das gerade Gesagte Seite um Seite bestätigt. Heidegger liest nur noch Heidegger, nur gelegentlich auch anderes: „Aber das Schlimmste an der Zeitung sind nicht die Mord- und Skandalgeschichten, sondern das Feuilleton, weil es sich ausgibt, als wahre es den Geist“, ja schlimmer noch: „Es ist selber der Mord des Denkens und der Skandal des Geistes.“
Doch solche Ausbrüche sind selten, anders als in den Vorgängerbänden. Die „Machenschaft“ tobt sich noch ein wenig aus, schließlich ist der Endkampf versäumt worden. Dass in diesem Band alles in allem die „Ruhe nach dem Sturm“ herrscht, ist keine Überraschung. Heidegger wurde zwar nach dem Krieg zwangspensioniert, doch in der Folge sehr schnell zu einer gewichtigen Stimme. Der sich neu formierenden Gesellschaft gab er zweierlei mit: Tiefgründiges aus dem alten Griechenland und Beunruhigendes für die Zukunft.
Beides hörte man gern. Vor allem die schlechten Aussichten lenkten von den eigenen Taten ab. Erneut bekommt der einstige „Kampfgenosse“ Karl Jaspers sein Fett weg, und so wundert es nicht weiter, dass der Schwung aufnehmenden Heidegger-Exegese nur Fehllesungen attestiert werden. Gelegentlich, wie im Falle der Rektoratsrede von 1933, werden die richtigen Deutungen, also die Heideggers, nachgeliefert.
„Man beschäftigt sich bereits mit der eigenen Autorschaft“, konstatiert der Denker zugleich und sieht diese Tendenz als Ergebnis des Zusammenspiels von dominanter Wissenschaft und ihr Steigbügelhalterdienste liefernder Philosophie. Er selbst bleibt von dem Vorwurf naturgemäß ausgenommen.
Insgesamt bietet dieser Band nur etwas für Spezialisten, die genauestens mitvollzogen haben, wie Heidegger „die Philosophie“ in ihren diversen Endgestalten durch das „Denken“ ablösen möchte. Die in diesem Ablösungsgeschehen vollzogene Ersetzung von Begriffen und Inhalten findet in dem neuen Band intensiver denn je statt. Der bereits in Arbeit befindliche Nachfolgeband wird dann eine Art Dechiffrierfunktion für das hier notwendig unverstanden Bleibende haben.
Es ist gleichwohl in jeder Hinsicht erstaunlich, wie Heidegger den selbstgeschaffenen Raum mit Assoziationen, wenn man so will, postphänomenologischen Reihungen und Wortspielen, füllt. Zugleich stellt sich nach mehrfachem Lesen der Eindruck einer Endlosschleife ein, fast so, als dürfe es keine Lücke in dem gleichzeitig betriebenen Ab- und Aufbauwerk geben. Dazu muss man wissen: In einer Art zweitem Nachlass warten unter anderem Abertausende Zettelchen, die Heideggers permanentes Niederschreiben von Gedachtem dokumentieren: „Mühsal ist das Denken, wenn zu ihm als Gang, der gehen muß statt zu reden und zu schreiben über … gleichwohl die Sage gehört – wenn sein Gehen ein Sagen ist.“ In gewisser Weise ist es das, was Heidegger antrieb – was er aber wohl aufschreiben musste.
Alles ist in diesen „Anmerkungen“ ins „Ereignis“ verlagert, genauer: ins „Ereignis des Unter-schiedes“, womit an die alte „ontologische Differenz“ von Sein und Seiendem erinnert wird.
Daher wird auch die Wiederbegegnung Heideggers mit Hannah Arendt im Jahr 1950 ins bloß Angedeutete geschoben, nicht einmal die berühmte Auseinandersetzung mit Heraklits „Logos“-Fragmenten findet einen merklichen Widerhall. In Heideggers komplexer Anordnung von exoterischen und esoterischen Schriften, so viel ist sicher, haben wir es mit dem zweiten Teil der „Anmerkungen“ mit einem extremen esoterischen Band zu tun.
Liest man anschließend Peter Trawnys „Heidegger-Fragmente“, die ausweislich des Untertitels eine „philosophische Biographie“ darstellen, muss man zunächst an den klassischen Satz des Heidegger-Schülers und -Biografen Walter Biemel denken: „Hier ist es nicht das Leben, durch das wir etwas über sein Werk erfahren können, sondern sein Werk ist sein Leben.“ Aus der Maxime entstand eine der besten, weil konsequentesten rororo-Bildmonografien. Herrlich in ihrer völligen Einseitigkeit, weil sie wirklich jedem Leser Seite um Seite nahelegte, dass alles ganz anders gewesen sein muss. Heidegger war von dem Büchlein begeistert.
Peter Trawny geht einen anderen Weg. Seine „Fragmente“ sind mal streng exegetisch, offenherzig persönlich, gelegentlich polemisch, stets freimütig assoziativ, doch darin sehr präzise. „Meine Sicht auf Heidegger, auf dieses Leben – dieses Heidegger-Leben – ist meine. Dieses Buch ist also ein persönliches.“ Das stimmt natürlich immer, aber Trawny hält sich nicht daran, sondern er bezieht zumeist klare und durchaus verallgemeinerbare Positionen zu dem wohl schwierigsten „Fall“ in der Philosophiegeschichte.
Dass das Eingangszitat dieser Besprechung von ihm als Anekdote missverstanden wird, ist merkwürdig. Dass Trawny den von Heidegger 1938 benutzten Begriff „Fernkampfflugzeug“ als Widerlegung der vorgenommenen Datierung ansieht, verdankt sich seiner Unkenntnis. Aber das sind Kleinigkeiten innerhalb eines erfreulich offenen, kritischen, zum Glück auch selbstkritischen Buches. Trawny gehörte zu jenen Autoren, die im Zusammenhang mit den scharfen Auseinandersetzungen um die „Schwarzen Hefte“ allzu schnell Gesamtdeutungen anboten. Er ist aber der einzige von diesen, der zur Korrektur fähig ist. Das Buch ist ein weiterer, noch immer erster Schritt zu einer Biografie Heideggers.
THOMAS MEYER
Martin Heidegger: Gesamtausgabe Bd. 98: Anmerkungen VI – IX (Schwarze Hefte 1948/49 – 1951). Hrsg. von Peter Trawny, Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2018. 422 Seiten, 58 Euro (Leinen), 49 Euro (Kartoniert).
Peter Trawny: Heidegger-Fragmente. Eine philosophische Biographie. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018. 320 Seiten, 25 Euro.
Die „Heidegger-Fragmente“ von
Peter Trawny sind offenherzig
polemisch, assoziativ
Martin Heidegger im Jahr 1959. Seine Denktagebücher, die „Schwarzen Hefte“, erscheinen im Rahmen der Gesamtausgabe.
Foto: epd-bild / akg-images / Gert Schütz
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr