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Verehrt, verboten, wiedergefunden - das Rätsel des Thomasevangeliums.
Wie lautete die Botschaft von Jesus wirklich? Wie hätte sich das Christentum entwickeln können, wenn sich »die andere Seite« durchgesetzt hätte? Diesen Fragen geht Elaine Pagels in diesem so lehrreichen wie spannenden Buch nach.
Unter den frühchristlichen Schriften, die 1945 in der Nähe der ägyptischen Stadt Nag Hammadi gefunden worden sind, war auch das Thomas-Evangelium. Dieses Evangelium ist den bekannten vier Evangelien sehr ähnlich und wahrscheinlich noch früher als sie entstanden. Die geheimen Jesusworte, die es
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Produktbeschreibung
Verehrt, verboten, wiedergefunden - das Rätsel des Thomasevangeliums.

Wie lautete die Botschaft von Jesus wirklich? Wie hätte sich das Christentum entwickeln können, wenn sich »die andere Seite« durchgesetzt hätte? Diesen Fragen geht Elaine Pagels in diesem so lehrreichen wie spannenden Buch nach.

Unter den frühchristlichen Schriften, die 1945 in der Nähe der ägyptischen Stadt Nag Hammadi gefunden worden sind, war auch das Thomas-Evangelium. Dieses Evangelium ist den bekannten vier Evangelien sehr ähnlich und wahrscheinlich noch früher als sie entstanden. Die geheimen Jesusworte, die es überliefert, weisen aber in eine radikal andere, eine mystische, geradezu buddhistisch anmutende Richtung. Wie ist dieses Evangelium entstanden? Warum wurde es nicht ins Neue Testament aufgenommen? Und kann es für uns heute noch von Bedeutung sein?

Elaine Pagels bietet nicht nur überraschende Einblicke in ein nahezu zwei Jahrtausende lang verschollenes Evangelium, ihr glänzend geschriebenes Buch ist auch ein sehr persönliches Plädoyer für ein Christentum, das sich auf seine ursprüngliche Weite und Vielfalt besinnt.
Autorenporträt
Elaine Pagels, Professorin für Religionswissenschaft an der Princeton University, ist als Expertin für die frühchristlichen Schriften international renommiert. Für ihr bahnbrechendes Buch über die gnostischen Evangelien 'Versuchung durch Erkenntnis' (1981) wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Rezensionen
"Ein Lesevergnügen. Das Buch von Pagels ist ein Musterbeispiel einer umsichtigen und durchdachten Gelehrsamkeit - in der lebendigen und spannenden Sprache einer guten Krimi-Autorin."
Publishers Weekly

"Elaine Pagels' klares, poetisches und zugleich wissenschaftlich fundiertes Buch ist ein Überraschungserfolg. Schon nach einem Monat hat es die Bestsellerlisten erobert und wurde mehr als 100.000mal verkauft."
Dinitia Smith, The New York Times

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2004

Theologie im Hause Beck
Elaine Pagels sucht und sucht und sucht / Von Klaus Berger

Es war einmal eine theologisch interessierte freundliche ältere Dame in den Vereinigten Staaten: Elaine Pagels. Herzergreifend konnte sie über das Schwimmen in Gefühlen im Weihnachtsgottesdienst berichten. Vor allem aber die interreligiöse Szene fand sie anregend. Als da waren mystisierende Rabbis, buddhisierende Benediktiner, interreligiös vagabundierende Trappisten, zenisierende Äbte und vor allem wunderbare Ketzer, lovely dissidents. Denn eigentlich wollte sie nur im wilden Garten unbegrenzter religiöser Kreativität herumtollen, in einem Garten, jugendstilig wuchernd und frei von jeder Wahrheitsfrage. Um Gnosis ging es ihr, und das war schon immer das "höhere", kreuzfreie Christentum.

Ein zweites Hobby der feinsinnigen Dame: Danksagungstabellen in ihrem Buch, aus denen hervorgeht, wen sie alles kennt und wen ein böser Rezensent alles gegen sich haben wird, kurz gesagt: alle. Eines Tages geschah es nun, daß das Thomas-Evangelium in die Hände von Frau Pagels geriet, also das Sprüche-Evangelium, nicht das gleichbenannte Kindheitsevangelium. Das koptische Thomas-Evangelium mit Jesusworten, entstanden wohl gegen Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus, kennt man erst seit 1947. Die Begegnung mit diesem Evangelium wurde für Frau Pagels der Beginn einer wundersamen Fehllektüre. Denn sie deutete es hemmungslos gnostisierend, und zwar so, wie sie es verstand, also in Richtung Buddha. Solche Fehlleistungen sind nicht strafbar, insbesondere wenn der Verlag voll hinter einem steht und die religiöse Unkenntnis der deutschen Leser schamlos ausnutzt. Denn je weniger Religion in der Bildung vorkommt, um so schutzloser sind die Menschen den Gurus ausgeliefert.

Elaine Pagels schnappte sich also das Thomas-Evangelium. Welch wundervolle Häresien es doch bot! Und so erging es der Dame wie weiland Rotkäppchen, denn sie verirrte sich immer tiefer im Wald. Dafür ein paar Beispiele. Frau Pagels findet besonderen Gefallen an ThomasEv 50, daß die Jünger "aus dem Licht kommen". Das ist an sich überhaupt nicht wunderbar häretisch, sondern Jesus selbst nennt seine Jünger (eben im Unterschied zu den Weltkindern!) "Kinder des Lichts" (Lk 16,8), ebenso Paulus und das vierte Evangelium. Und gleichfalls von den Jüngern sagt es auch Jesus nach Thomas. Und im Unterschied zu Frau Pagels ist das eben nicht so aufzufassen, als seien alle Menschen von Natur aus Kinder Gottes und aus dem Licht, sie müßten das nur wiederfinden. Nein, von Natur aus sind wir Geschöpfe, und im Glauben an Jesus können wir Kinder Gottes werden. Beides sagt die Bibel überdeutlich. Oder etwa ThomasEv 70: "Jesus sagt: Wenn ihr (lebendiges Feuer) in euch erzeugt, so wird es euch retten. Wenn ihr es nicht in euch habt, so wird das, was ihr nicht in euch habt (als fremdes Feuer, von außen her), euch töten (im Gericht)." Dieser Satz nennt dem unbefangenen Leser eine klare, harte Alternative in Gestalt einer unverhohlenen Drohung: Entweder man läßt sich in Begeisterung anstecken, oder man wird verbrannt. Eine so harte Alternative kann aber nun Frau Pagels nicht lieb sein. Also wird daraus: Hier werde nicht vorgeschrieben, was man glauben solle, sondern man solle sich auf die Suche machen. Toller kann man den Satz nicht verdrehen.

Der böse Wolf ist nach Frau Pagels' Konstrukt Irenäus von Lyon, Kirchenvater, Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus, oder die katholische Kirche. Das Wölfische an der Kirche ist der Glaubenszwang der Dogmen. Auch das vierte Evangelium, das Frau Pagels ständig dem Thomas-Evangelium entgegensetzen möchte, zeige diesen bereits. Das nennt sie dann so: ein enges dogmatisches Glaubenskorsett contra ursprüngliche Weite und Vielfalt. Diese schlichte Sicht der kirchlichen Lehrentwicklung verkennt nicht nur den Stellenwert des Dogmas - kein Katholik glaubt "den Denzinger" (ein Verzeichnis der dogmatischen Formulierungen) -, sondern übersieht geflissentlich das ernste und hochkarätige Ringen um Wahrheit zu jeder Zeit und den Glanz der Formulierungen. Aber auf dieser künstlichen Konfrontation ruht das ganze Denkgebäude der Autorin. Selbstbewußt berichtet sie von ihrer eigenen Jugend, sie sei aus der Kirche ausgetreten, weil ihr irgend jemand erklärt hatte, Juden kämen in die Hölle. O selige Einfalt! Ich hätte ihr gerne die zwanzig Cent für einen Anruf beim nächsten studierten Pfarrer geschenkt.

Man traut seinen Augen nicht, wenn man liest, die Adressaten des Thomas-Evangeliums seien die indischen Thomas-Christen. Waren sie eben nicht - warum sagt die Verfasserin nicht, daß die Adressaten dieser Schrift in Wahrheit unbekannt sind? Und im vierten Evangelium werde der zweifelnde Thomas als Irrlehrer und Abtrünniger dargestellt. In meinem Johannes-Evangelium ist dieser Thomas ein markanter Zeuge für die Wahrheit der Auferstehung, denn der Herr nimmt seinen Zweifel ernst. Doch das sind Irreführungen am Rande. Im großen und ganzen bleibt kein Auge trocken: Elaine Pagels behauptet mit Bestimmtheit, das Thomas-Evangelium sei verboten, unterdrückt, als Häresie verworfen worden. Das alles ist unwahr. Nie wurde es verboten (wie übrigens 95 Prozent der übrigen 68 außerkanonischen Evangelien auch nicht). Und keiner der Kirchenväter, die das Thomas-Evangelium griechisch zitieren, nennt es häretisch.

Im Grunde spielt die Autorin wie auch der Verlag in seiner Werbung ständig mit dem "Verschlußsache Jesus"-Effekt. Der Grund, weshalb das völlig ungnostische Thomas-Evangelium nicht im Kanon ist - was ich bedaure -, wird schlicht der sein, daß man es dort, wo man um das Jahr 200 den Kanon zusammengestellt hat, ganz einfach nicht kannte. Man hat es ja auch erst 1947 gefunden. Und Frau Pagels mag klagen, was das Zeug hält: Es steht immer noch nicht auf dem Index.

Des Pudels Kern ist immer wieder die Anklage des "Glaubenskorsetts" der Kirche, das in Gegensatz zur "ursprünglichen Weite und Vielfalt" gesetzt wird. Spätestens seit dem dreizehnten Jahrhundert steht auch bei Katholiken das Gewissen über der kirchlichen Autorität. Es ist der stetig erneuerte Gouvernantenkomplex, den die Verfasserin gegenüber der Kirche formuliert. Immer wieder dasselbe Schema: Die Kirche verlangt Gehorsam. Frau Pagels möchte lieber suchen. Seit wann ist das eigentlich eine Alternative? Oder verbirgt sich hinter dem bekämpften Popanz doch auch nur eine Sehnsucht nach Wahrheit, Verbindlichkeit und heilsamem Gehorsam? Bis dahin aber liest sich das Buch wie eine Monographie zum Thema "Rotkäppchen im Glaubenszwang".

Wenn man fragt: Was hilft gegen soviel Unterstellung, Irreführung und Halbwahrheit, muß ich sagen: ein Schuß jüdischer Witz, der keine wabernde Esoterik verschont - und der Blick auf das Kreuz. Ist es das, was Frau Pagels so erbaut, daß von Kreuz und Sünde hier nicht die Rede ist, so wie es auch hierzulande von freien Begräbnisrednern erwartet wird? Denn völlig jenseits aller angeblich versklavenden Züge der Kirche gilt angesichts des Mörderischen, das wir so anrichten: Es gibt Vergebung der Sündenschuld durch Jesu Blut und Tod. Und was zählt ein wenig mehr oder weniger Autonomie angesichts dessen, daß wir mit unserer Welt auf einer Notfallstation sind?

Wie segensreich gerade die Bekämpfung der leibfeindlichen gnostischen Häresie war, wird klar an der entschiedenen Ausmerzung des Katharertums, das den "Ketzern" seinen Namen gab. Ich möchte keinem der heutigen Möchtegerngnostiker wünschen, dieser Sex-, Leib-, Lust- und Frauenverachtung auch nur einen Tag lang ausgesetzt zu sein.

Freilich bedient schon der Verlag mit der Titelei des Buches hemmungslos antikirchliche Klischees. Denn so lautet der Untertitel: "Warum die Bibel nur die halbe Wahrheit sagt". Man bedenke: "die Bibel"! Das heilige Buch von vier Milliarden Menschen. So ist es: Erst das Thomas-Evangelium in der Sicht von Frau Pagels bringt mit seinen 114 Sprüchen auf 23 Druckseiten die ganze Wahrheit. Angesichts solcher verlagsgesteuerter Hybris muß der Rezensent wohl an das Märchen "Vom Fischer und siner Fru" erinnern, speziell an dessen Ausgang. Spätestens an dieser Stelle erwacht der Leser mit einem Ruck. Es war ein Albtraum.

Elaine Pagels: "Das Geheimnis des fünften Evangeliums". Warum die Bibel nur die halbe Wahrheit sagt. Aus dem Englischen von Kurt Neff. C. H. Beck Verlag, München 2004. 239 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.01.2005

Mystik und Normierung
Wie setzte die Kirche ihren Kanon durch? Elaine Pagels über das Thomas-Evangelium von Nag-Hammadi
Es sei gleich gesagt: Das Buch hat seinen Titel nicht verdient. Was sich der Verlag vor allem mit dem peinlichen Untertitel gedacht hat, bleibt wohl besser ein Geheimnis. Die Autorin jedenfalls sieht sich in einem Vorwort zur Distanznahme gegenüber dem deutschen Titel ihres eigenen Buches genötigt. Elaine Pagels, Religionswissenschaftlerin in Princeton, gehört zu den besten Kennern der Funde von Nag-Hammadi. Dies ist der Ort in Oberägypten, an dem 1945/46 bei Ausgrabungen unter Papyrushandschriften auch das vollständige Thomasevangelium geborgen wurde, ein apokryphes Evangelium, von dem zwar die Existenz, nicht aber der Wortlaut bekannt war. Vermutlich im zweiten Jahrhundert in Syrien entstanden, enthält es eine Sammlung von Sprüchen Jesu, von denen ein Teil bis zur Entdeckung unbekannt war. Dieses Evangelium war Bestandteil einer bedeutenden und verbreiteten Strömung urchristlicher Mystik.
Weshalb aber wurde dieses Evangelium nicht in die christliche Bibel aufgenommen, geriet in Vergessenheit und verschwand dann buchstäblich? Wie Pagels erläutert, zeichnet die Spruchsammlung ein Bild der im Inneren der Gläubigen bereits angebrochenen Gottesherrschaft. Der Jesus des Thomasevangeliums leitet dabei die wahren Gläubigen zur Entdeckung dieses „Lichtes” in ihrem Inneren an. In diskussionswürdiger Weise macht Pagels das Johannesevangelium zum direkten Gegenspieler: Thomas und Johannes markieren für sie die extremen Pole frühchristlichen Glaubens. Dort die Vorstellung einer vom einzelnen Gläubigen über Askese zu erschließenden innerlichen Gegenwart des Gottesreiches, hier der Gedanke der einmaligen göttlichen Gegenwart in Jesus Christus, die nur im Glauben erkannt werden kann.
Nach Pagels Darstellung erschien dem kirchlichen Anspruch auf Alleingeltung die johanneische Lehre von der Nachfolge geschmeidiger, die individualistische Thomastradition hingegen wurde scharf verurteilt und ausgegrenzt. Die entscheidenden Stationen bei der autoritären Verkirchlichung des Christentums waren nach Pagels die erfolgreiche Einsetzung eines „Kanons der Wahrheit” durch den Lyoner Bischof Irenäus, sodann die Verabschiedung des Nizänisches Glaubenbekenntnisses und schließlich die Bildung der Römischen Reichskirche in Folge der „konstantinischen Wende”. Zwar sei die Kirche durch diese Institutionalisierungsvorgänge nicht zu einem monolithischen Block geworden, doch habe sie die in und neben ihr vielgestaltig existierenden Gruppen isoliert und zur Bedeutungslosigkeit verurteilt.
Wenn Pagels damit auch sicher einiges trifft, ist diese Konstruktion zu einseitig auf die Durchsetzung kirchlicher Autorität gegenüber den Häretikern fixiert. Hier macht sich der hermeneutische Ausgangspunkt des Buches unglücklich geltend: Die Religionswissenschaftlerin ist darauf aus, die Geschichte der Kirchenbildung mit ihrem eigenen „spirituellen Erkundungszug” zu verbinden. Das eigene Unbehagen an bestimmten Stücken der christlichen Lehre und die persönliche Sympathie für eine mystische Frömmigkeit in der Art des Thomasevangeliums nehmen Pagels spürbar gegen kirchliche Normierungsversuche ein. Da sich dies aber in einer latent aufgeregten Darstellung mit populistischer Kirchenkritik niederschlägt, wirkt Pagels’ Analogie zwischen der existenziellen Situation der Sinnsucher unserer Zeit und den Häretikern der ersten christlichen Jahrhunderte überzogen.
Vor allem liegt Pagels’ Konstruktion eine problematische Auffassung von Kanon und Bekenntnis zugrunde. Ihre Aufgabe war und ist es nicht, eine die Christen auf den Buchstaben verpflichtende Norm des Glaubens vorzugeben, sondern vielmehr haben sie eine regulative Funktion für die immer vorschwebende Einheit der Christenheit. Der im Bewusstsein des unendlichen Wertes der Menschenseele geführte Protest gegen die Auffassung, dass es „außerhalb der Kirche kein Heil” gibt, hat mehr, als Pagels es annimmt, innerhalb des Christentums immer wieder seinen Ort gehabt und weltgeschichtliche Folgen gezeitigt. Diese christliche Überzeugung war nämlich durchaus nicht exklusiv dem Thomasevangelium vorbehalten - vielleicht ist ja gerade das ein Grund für sein Verschwinden.
FRIEDEMANN VOIGT
ELAINE PAGELS: Das Geheimnis des fünften Evangeliums. Warum die Bibel nur die halbe Wahrheit sagt. C.H. Beck Verlag, München 2004. 239 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Annerkennend, wenn auch kritisch hat Rezensent Ekkehard W. Stegemann diese Studie der in Princeton lehrenden Religionsgeschichtlerin Elaine Pagel gelesen. Als charakteristisch für ihre Arbeit sieht er eine Verbindung von gelehrter historisch-kritischer Exegese und gegenwartsrelevanter Fragen. So rekonstruiere sie im vorliegenden Buch eine alternative christliche, die gnostische Spiritualität, die spätestens im Konzil von Nicäa vom offiziellen katholischen Glauben ausgeschlossen wurde, auch um die eigene religiösen Erfahrung gegenüber der kirchlichen Autorität geltend zu machen. Zwar räumt Stegemann ein, dass Pagels Darstellung dieser Geschichte äußerst kenntnisreich und differenziert vorgeht und keineswegs der Schwarzweißmalerei verfällt. Dennoch erscheint ihm der Gegensatz der gnostischen Evangelien zur Orthodoxie, den Pagel akzentuiert, als zu einfach. Und so stellt er ihr Buch in eine Tendenz einer "modisch gewordenen Kritik" am "orthodoxen" jüdisch-christlichen Monotheismus.

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