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Vierzig Jahre bewegtes, ereignisreiches Leben der selbstbewussten, von Männern unabhängigen Antonia, deren Hof zu einem Auffangbecken für Außenseiter und schrullige Individuen wird. Am Tag ihres Todes blickt die Sterbende zurück und lässt Erinnerungen an ihre Tochter, Enkelin, Ur-Enkelin und deren selbstbestimmte Entwicklung Revue passieren. Antonias Welt erzählt die Lebensgeschichte von Antonia und ihren - weiblichen - Vorfahren. Eine ungewöhnliche Familiensaga, eine matriarchale Utopie in unserer Zeit, erzählt mit einer wunderbaren Leichtigkeit, voller Witz und Melancholie.
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Produktbeschreibung
Vierzig Jahre bewegtes, ereignisreiches Leben der selbstbewussten, von Männern unabhängigen Antonia, deren Hof zu einem Auffangbecken für Außenseiter und schrullige Individuen wird. Am Tag ihres Todes blickt die Sterbende zurück und lässt Erinnerungen an ihre Tochter, Enkelin, Ur-Enkelin und deren selbstbestimmte Entwicklung Revue passieren. Antonias Welt erzählt die Lebensgeschichte von Antonia und ihren - weiblichen - Vorfahren. Eine ungewöhnliche Familiensaga, eine matriarchale Utopie in unserer Zeit, erzählt mit einer wunderbaren Leichtigkeit, voller Witz und Melancholie.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.1996

Die mit der Stute tanzt
Die Erbfolge, die Scholle und die Tomaten bleiben weiblich im holländischen Matriarchat: "Antonias Welt" im Kino

Nicht vielen holländischen Filmen gelingt der Weg in unsere Kinos, aber wenn, dann darf man mit einer Überraschung rechnen. Jüngst erst frappierten der randständige Fliegenschnapper und ein manisches Jägerlein auf den Pirschwegen, die sie der Theatermann Alex van Warmerdam schickte. Schon länger zurück liegen die kauzigen Dorfgeschichten eines Bert Haanstra und eines Jost Stelling. Der seltsame, oft derbdreiste, doch satirisch ausgefeilte Unsinn erinnert an wohlbekannte Genrebilder des siebzehnten Jahrhunderts und mag eine vorschnelle Frage nach dem niederländischen Nationalcharakter provozieren. Sie sei dahingestellt, nicht jedoch die Ahnung, daß die ausgeschmückte Skurrilität dieser Filme das bunte Kostüm eines am Idyllischen hängenden Bewußtseins darstellt, dessen Traumwege, indem sie ausgelebt werden, zu Fluchtwegen werden, auf denen der Phantast munter in die Sackgasse schreitet.

Auch die vierte Arbeit der achtundvierzigjährigen Marleen Gorris, "Antonias Welt", von den Juroren des Oscar in diesem Jahr als "bester fremdsprachiger Film" erkannt, ist mit merkwürdigen Typen besetzt: einer einsamen Protestantin, die den Vollmond anzubellen pflegt, einem Mädchen, vor dessen innerem Auge Tote erwachen, einem philosophierenden Dorfkauz, der sich im Alter freilich erhängt, und als Zugabe mit einem Kaplan, der die Kutte fröhlich lachend von sich wirft. Das Opus gleicht einem Ausstattungsstück oder eben einem Tafelgemälde, auf dem der Betrachter neben dem handfesten Vorgang im Zentrum viele amüsante Nebenszenen entdeckt, die er mit folgenlosem Wohlgefallen genießen könnte, wenn da nicht eine Absicht, um nicht zu sagen eine Tendenz, deutlich hervorschimmerte.

Antonia ist keine junge Frau mehr, wenn sie in die Handlung des Films eintritt, 1945, mit einer halbwüchsigen Tochter an der Seite. Sie kehrt ins heimatliche Dorf zurück, um ihre Mutter zu begraben und das Erbe des Hofes anzutreten. Erfahrungen in der Welt der Männer und des Krieges liegen hinter ihr. Von nun an regiert die Frau souverän ihre Wirtschaft und die am Ende der Handlung schon ins vierte Glied reichende Nachkommenschaft. Am liebsten thront sie an der üppigen Festtafel im weiträumigen Hof und genießt die Früchte des bäuerlichen Fleißes wie den Respekt der Nachbarn, von denen bei solcher Gelegenheit auch einige Männer willkommen sind. Sonst braucht man die in Antonias Welt nur für gelegentliche Schäferstündchen. Der Tochter Daniella genügt gar eine einzige davon, im exklusiven Hotelbett genossen, fürs ganze Leben. Die der Turnstunde entsprungene Therese wird sich ganz den Zahlen und der Musik zuwenden, nebenbei aber ebenfalls ein Mädchen zur Welt bringen. Die Erbfolge auf diesem Hof bleibt, für ein Matriarchat unabdingbar, streng weiblich.

"Das ist der einzige Tanz, den wir kennen", bekennt die gealterte Antonia (Willeke van Ammelroy) ihrer Urenkelin Sarah, die den entschiedenen Charakter der Ahnherrin geerbt zu haben scheint, und reitet, die Kleine an sich gedrückt, ein letztes Mal auf breiter Stute über die Flur. Wenige Szenen darauf kehrt der Film zu seinem Anfang zurück, dem Tag, an dem die Bäuerin am Morgen weiß, daß sie am Abend sterben wird. Die Rahmenkonstruktion verleiht dem lebenspraktischen, wenngleich idyllisierenden Materialismus des Films die Form; die wohlgefälligen, ruhigen Kamerablicke auf das handfeste Tun und Lassen der ihre Unabhängigkeit als höchstes Gut verteidigenden Frauen wollen diesen Geist an den staunenden, nie durch eine Frage irritierten, vielmehr suggestiv beeinflußten Zuschauer vermitteln.

Man mag seinen Spaß haben an der sichtlichen Fabulierfreude wie am inszenatorischen Talent von Marleen Gorris, reibt sich am Ende allerdings die Augen. Was war da eigentlich zu sehen? Aus Phantasie plus Erfahrung gewonnene Spiegelbilder des Lebens oder die Tagträume einer Feministin? Marleen Gorris gibt offen zu, keineswegs autobiographisches Material verarbeitet zu haben. Ein derartiger Film wäre denn wohl auch spannungsreicher, problematischer geworden. Nicht, daß von einem Kinowerk die präzisen Aussagen einer sozialgeschichtlichen Abhandlung verlangt werden dürften, aber wie die Jahrzehnte der Nachkriegsgeschichte an den Figuren spurlos vorüberziehen, die sorglos - von keiner europäischen Agrarreform je berührt - nach Väter- oder besser Mütterart Feld und Hof bestellen, ansonsten aber in ihrem privaten Zirkel verharren können, das verwundert doch und verleiht dem Werk etwas Unwirkliches. Daß Frauen ihr Dasein zu schönster Blüte und Reife zu führen vermögen, wenn sie nur die Männerherrschaft abstreifen, diesem nicht mehr sonderlich originellen Wunschtraum verdanken sich die bildschönen Illusionen von "Antonias Welt". HANS-JÖRG ROTHER

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