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»Da wir uns eigentlich - damals - hätten kennen sollen« Mit diesem Satz eröffnet Imma von Bodmershof den Briefwechsel mit Martin Heidegger und spielt damit auf ihre Zugehörigkeit zur gleichen Generation an. Zu den besonderen Umständen gehört für beide Briefpartner ihre Vertrautheit mit dem Werk Hölderlins. Imma war mit Norbert von Hellingrath verlobt und nahm regen Anteil an der von ihm betreuten Hölderlin-Ausgabe. Dort wurden erstmals die späten Dichtungen veröffentlicht und als Höhepunkt dieses Werkes herausgestellt. Martin Heidegger verdeutlicht seinerseits, daß er sich bereits von 1909 bis…mehr

Produktbeschreibung
»Da wir uns eigentlich - damals - hätten kennen sollen«
Mit diesem Satz eröffnet Imma von Bodmershof den Briefwechsel mit Martin Heidegger und spielt damit auf ihre Zugehörigkeit zur gleichen Generation an. Zu den besonderen Umständen gehört für beide Briefpartner ihre Vertrautheit mit dem Werk Hölderlins. Imma war mit Norbert von Hellingrath verlobt und nahm regen Anteil an der von ihm betreuten Hölderlin-Ausgabe. Dort wurden erstmals die späten Dichtungen veröffentlicht und als Höhepunkt dieses Werkes herausgestellt. Martin Heidegger verdeutlicht seinerseits, daß er sich bereits von 1909 bis 1913 mit der Dichtung Hölderlins auseinandersetzte und wieviel er diesem Ereignis verdankte.

Imma von Bodmershof tritt als eigenständige Schriftstellerin und Dichterin in Erscheinung und findet in Martin Heidegger einen aufmerksamen Zuhörer und Leser ihres Sizilien-Romans und ihrer Haiku-Dichtung.

Die Briefedition wird durch wichtige Anmerkungen ergänzt. Das Nachwort hebt die Bedeutung Norbert von Hellingraths für den vorliegenden Briefwechsel und die Hölderlin-Forschung hervor.
Autorenporträt
Heidegger, MartinMartin Heidegger wurde am 26. September 1889 in Meßkirch geboren und starb am 26. Mai 1976 in Freiburg. Er ist einer der einflussreichsten und bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.10.2000

Lesetipp zum Wochenende
Die Wüste wächst
Martin Heidegger im Briefwechsel
mit Imma von Bodmershof
Die Wüste wächst – das ist eine Art Motto für diesen Briefwechsel zwischen Martin Heidegger und Imma von Bodmershof, der die sechziger Jahre und die erste Hälfte der siebziger umfasst. Am 6.  Juni haben sie sich kennen gelernt, bei einem Vortrag von Heidegger in München über „Hölderlins Erde und Himmel”, bis zum Tod Heideggers im Jahr 1976 ist der Kontakt, die Beziehung nicht mehr abgebrochen.
Die Wüste wächst – „in diesem Wort”, seufzt Martin Heidegger, „hat Nietzsche das Geschick unseres Zeitalters vorausgedacht. ” Den Gegenspruch, diese Resignation zu bannen, hat er vor allem in drei Hölderlin-Zeilen parat, über die „Titanen”, die auch zu denen gehören, die er an seinem Grab zitieren lassen wird: „Nicht ist es aber / Die Zeit. Noch sind sie / Unangebunden. Göttliches trifft untheilnehmende nicht. ”
Hölderlin ist der Dritte im Bunde in diesem kuriosen, merkwürdig getragenen, manchmal ein wenig monotonen Briefwechsel. Und der Vierte ist Norbert von Hellingrath, der Verlobte der jungen Imma, damals ein Fräulein von Ehrenfels, der mit ihr in den Jahren 1912 bis 1914 in Heidelberg sich an das Spätwerk von Hölderlin machte und durch die Herausgabe des vierten Hölderlin-Bandes das Denken und das Leben der jungen Intellektuellen damals (mit) in Bewegung brachte. Bei Kriegsausbruch hat sich Hellingrath freiwillig gemeldet, am 14. Dezember ist er bei Douaumont gefallen. Heidegger gedenkt regelmäßig des Toten, und seine Hölderlinzitate und -rekurse beantwortet Imma von Bodmershof mit kleinen Haikus – sie gehört zu denen, die diese japanische Kunstform ins Deutsch zu bringen versuchten. Da die beiden nie zusammenkommen können, behelfen sie sich mit Fotos – unter anderem wird der Blick auf den Brunnen vor Heideggers Arbeitszimmer zur Inspiration.
Martin Heidegger war theilnehmend – in vieler, in besonderer, in eigentümlicher, auch verbohrter Hinsicht. Man liest gewöhnlich Briefwechsel nicht um der Inhalte, der theoretischen Erkenntnisse willen. Dieser will keineswegs das Bedürfnis nach Enthüllung befriedigen. Er ist eine kuriose, monotone Litanei, in der die Wiederholungen besonders wichtig werden – ein Versuch, jenes Gefühl in Sprache zu bannen, das nach dem Zweiten Weltkrieg jene packte, die eigentlich vor diesem Krieg lebten und damit nie aufgehört hatten. Und der Versuch, in einem Gefühl der Evidenz (weiter) zu leben, das von den anderen nicht mehr geteilt wird, jenes merkwürdige Gemenge von Dichten, Denken und Dankbringen zu erforschen. „Les preuves fatiguent la verité”, zitiert Heidegger einen wunderschönen, sanften Satz von Braque.
Erschöpfung hört man auch heraus aus manchen Diagnosen, die Heidegger der modernen Zeit stellt. „Die jungen Biologen dagegen sind hier alle leidenschaftliche Kybernetiker; zunächst wird die ,Biophysik‘ zur Herrschaft gelangen, für die der Mensch ,das einzige Tier bleibt, das seine Entwicklung lenken kann‘, wobei ,Entwicklung‘ heißt: Fortschritt in der Richtung auf eine unbeschränkte Beherrschung von allem. Die so ,Denkenden‘ sind so ausschließlich in ihrem Wahn verstrickt, dass sie außerstande bleiben, diese Verstrickung als das zu erkennen, was sie ist: Das Unvermögen, sich selbst zu lenken. Die ,Wahrheit‘ der Physik ist durch die von ihr ausgehende technische Effizienz so selbstverständlich und der Sinn des bios so entleert, dass man den Schock nicht mehr vernimmt, der allein schon vom Titel ,Biophysik‘ ausgeht. ”
„Man hält solche Überlegungen leicht für pessimistisch”, schreibt Heidegger an anderer Stelle: „ Sie sind es nicht. Sie entspringen dem kleinen Licht, das die Umsicht in der eigenen Werkstatt nötig hat. ”
FRITZ GÖTTLER
MARTIN HEIDEGGER, IMMA VON BODMERSHOF: Briefwechsel 1959 – 1976. Hrsg. Bruno Pieger. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2000. 211 S. , 38 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Privates über Heidegger bietet dieser Briefwechsel kaum, betont Rezensent Fritz Göttler. Er findet ihn "kurios", sogar "ein wenig monoton", würdigt aber den Versuch Heideggers, beharrlich an dem Lebensgefühl einer vergangenen Zeit festzuhalten. Ausführlich wird eine - eher resigniert als heftig ablehnende - Äußerung Heideggers gegen die "Biophysik" zitiert, auch Hölderlin spielt eine nicht näher erläuterte Rolle.

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