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Europa zum Greifen nahe. Helen, eine junge Frau aus Nigeria, macht sich auf den Weg in ein besseres Leben, das sie nur in Europa zu finden glaubt. Die Reise wird zum Albtraum: Von Schleppern getäuscht, irrt sie mit ihrem Begleiter Benjamin durch die Sahara. Er rettet ihr das Leben und führt sie durch das Totenfeld nach Tanger, treibt sie jedoch, wie schon andere zuvor, in die Prostitution, die ihr das Geld für die Überfahrt verschaffen soll.

Produktbeschreibung
Europa zum Greifen nahe. Helen, eine junge Frau aus Nigeria, macht sich auf den Weg in ein besseres Leben, das sie nur in Europa zu finden glaubt. Die Reise wird zum Albtraum: Von Schleppern getäuscht, irrt sie mit ihrem Begleiter Benjamin durch die Sahara. Er rettet ihr das Leben und führt sie durch das Totenfeld nach Tanger, treibt sie jedoch, wie schon andere zuvor, in die Prostitution, die ihr das Geld für die Überfahrt verschaffen soll.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2011

Kontinentalverschiebung
Maxi Obexers Romandebüt „Wenn gefährliche Hunde lachen“ schildert unaufdringlich packend ein Flüchtlingsschicksal
„Sag allen, es geht mir gut“, so enden viele von Helens Briefen. „Es geht mir gut“ gehört vermutlich zu den Top Ten der Lügen in Briefen an die Familie – eine schwache Beruhigungsphrase für die Daheimgebliebenen, ein Optimismusmantra für den, der in ein neues Leben aufbricht. Helen schreibt diesen Satz dann, wenn die Angst besonders groß, wenn das Ziel, Europa, besonders fern ist, wenn die Wahrheit den Eltern ganz leise das Herz brechen würde.
Maxi Obexer, die sich bisher vor allem als Autorin von Hörspielen und Theaterstücken wie „Das Geisterschiff“ einen Namen gemacht hat, skizziert in ihrem Romandebüt in schnellen Schlaglichtern den Weg einer jungen Frau aus Nigeria über Spanien bis nach Deutschland. Ob sie allerdings wirklich hier ankommt, oder ob die unzuverlässig werdende Erzählung doch nur noch die letzten traurigen Fetzen eines Wunschbildes wiedergibt, will und muss die Autorin nicht eindeutig klären. „Wenn gefährliche Hunde lachen“ lässt Szenen von Helens Flucht aufblitzen, den Aufbruch voller Abenteuerlust, einen quälenden Fußmarsch durch die Wüste, Gefängnis und immer neue Abhängigkeiten: von Schleusern, von Grenzsoldaten, von Ben, der plötzlich wie ein Schutzengel auftaucht und sich ihrer nicht ohne Eigennutz annimmt. Er begleitet sie bis nach Tanger, wo die Lichter Europas nachts verheißungsvoll am Horizont leuchten.
Die Welt, die ihre Hauptfigur umgibt, skizziert Obexer in wenigen Absätzen, die an Regieanweisungen erinnern. Diese Miniaturen, in ruhigem fast poetischen Ton gehalten, werden abgelöst von Dialogen, Helens Gedanken und ihren Briefen. Schmerzliches vertraut sie darin nur ihrer Schwester Pat an, in Andeutungen oder verpackt in Berichte über eine fiktive Freundin. Für die Eltern gibt es postkartenhaft Buntes, für den kleinen Bruder lustige Episoden wie die von den Hunden, die völlig durchdrehen, wenn etwas Schnee fällt. „Sie sehen anders aus, wenn sie nach den Flocken schnappen, dann lachen sie nämlich, ja, sogar gefährliche Hunde lachen, wenn es schneit.“
Zwei Geschichten entwickeln sich so parallel, die eine soll helfen, die andere zu ertragen. Über all dem leuchtet die Utopie von Europa als einer Welt, in der ein freies, selbstbestimmtes Leben möglich ist, in der Helen wieder als Journalistin arbeiten will – ohne Einschränkung und Gängelung. Allein die Hoffnung lässt sie durchhalten, selbst dann noch, als sie zur Prostitution gezwungen wird, um das Geld für die Überfahrt zusammenzukriegen. „Wenn gefährliche Hunde lachen“ lässt Europa vor den Augen der Leser auseinanderdriften – hier die stolze Wertegemeinschaft, an die Helen glaubt, dort eine Gesellschaft in Abschottungshysterie, die jeden Migranten zuallererst als Bedrohung definiert. Dazwischen, im Strudel der ideologischen Plattentektonik, sinken überfüllte Boote, sterben Menschen.
Obexer schreibt auf unaufdringliche Weise packend. Sie lässt Helen vorsichtig nach Worten für das Unerträgliche suchen. Nie wird sie sensationsheischend, nie zu intim, tastet sich an der Grenze dessen entlang, was ein Mensch gerade noch in Worte fassen kann, ohne wahnsinnig zu werden. Denn das passiere vielen auf der Flucht, erzählt Ben, wenn das Ziel nicht mehr erreichbar erscheint, sei es mitten in einem Sandsturm, oder während des zermürbenden Wartens in den Fängen der deutschen Flüchtlingsbürokratie. CORNELIA FIEDLER
MAXI OBEXER: Wenn gefährliche Hunde lachen. Roman. Folio Verlag, Wien, Bozen 2011. 168 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Flüchtlingsdrama an Europas Toren schildert die Autorin in ihrem Debütroman auf eine Weise, die Cornelia Fiedler gut gefällt - weder sensationsheischend noch zu intim, sondern tastend nach Worten für das Unerträgliche. Packend erzählt erscheint Fiedler die Geschichte einer jungen Frau auf dem steinigen Weg von Nigeria nach Europa aber allemal. Die skizzenhaften Schlaglichter, die Maxi Obexer auf ihre Heldin wirft, der miniaturhafte, doch poetische Blick auf Abenteuerlust, Schleuserwillkür, Gefangenschaft und plötzlich auftauchende Schutzengel lässt vor Fiedlers Augen die "Utopie von Europa" erstehen, aber auch die Festung Europa.

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