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3 Kundenbewertungen

Kien, ein bedeutender Sinologe, führt in seiner 25.000 Bände umfassenden Bibliothek ein groteskes Höhlenleben. Seine Welt ist im Kopf, aber sein Kopf ist ohne Sinn für die Welt. Als er, von seiner Haushälterin zur Ehe verführt, mit dem ganz »normalen« Leben konfrontiert wird, kann er sich nur noch in den Wahnsinn »retten«. Dieser Roman, 1935 in Wien zum ersten Mal veröffentlicht, nimmt in der Literatur des 20. Jahrhunderts einen zentralen Platz ein. Wie Joyce' 'Ulysses' ist 'Die Blendung' eine mächtige Metapher für die Auseinandersetzung des einsam reflektierenden Geistes mit der…mehr

Produktbeschreibung
Kien, ein bedeutender Sinologe, führt in seiner 25.000 Bände umfassenden Bibliothek ein groteskes Höhlenleben. Seine Welt ist im Kopf, aber sein Kopf ist ohne Sinn für die Welt. Als er, von seiner Haushälterin zur Ehe verführt, mit dem ganz »normalen« Leben konfrontiert wird, kann er sich nur noch in den Wahnsinn »retten«. Dieser Roman, 1935 in Wien zum ersten Mal veröffentlicht, nimmt in der Literatur des 20. Jahrhunderts einen zentralen Platz ein. Wie Joyce' 'Ulysses' ist 'Die Blendung' eine mächtige Metapher für die Auseinandersetzung des einsam reflektierenden Geistes mit der Wirklichkeit.

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
Autorenporträt
Elias Canetti, 1905 in Rousse (Rustschuk)/Bulgarien geboren, studierte nach Aufenthalten in England und Frankfurt Naturwissenschaften in Wien und schrieb seinen großen Roman 'Die Blendung'. 1938 musste er Österreich verlassen und emigrierte mit seiner Frau Veza nach England, wo sein soziologisches Hauptwerk 'Masse und Macht' entstand. Seit den späten 60er Jahren lebte er in London und Zürich, wo er 1994 starb. Elias Canetti erhielt 1981 den Nobelpreis für Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2009

Menschenhassprosa

Nein, ich kann nicht nüchtern und sachlich über dieses Buch schreiben. Denn es ist kein nüchternes Buch. Es ist ein von sich selbst besoffenes, von seiner eigenen grenzenlosen Misanthropie berauschtes Romanmonstrum. Es ist ein Buch, das mich gequält hat, und nun will ich es zurückquälen. Was natürlich auf siebenundachtzig Zeilen ein Ding der Unmöglichkeit ist: siebenundachtzig Zeilen gegen fünfhundert Seiten. Und so wird Canetti, den selbst die herzensgute Hilde Spiel einmal eine "wirkliche Giftspritze" genannt hat, auch in diesem Zweikampf wieder Sieger bleiben, wie in allen Zweikämpfen seines an Giften und Gegengiften reichen Lebens. Aber ganz unbeleidigt kommt mir der große Beleidiger diesmal dennoch nicht davon.

Die beiden Hauptfiguren der "Blendung" sind ein Sinologe namens Kien und seine Haushälterin Therese. Über die Frau heißt es einmal: "Sie hätte sich in ihre Hauptbestandteile, Rock, Schweiß und Ohren, aufgelöst, wenn der Hass gegen ihn, den er mit der Wollust eines Pedanten steigerte, nicht zu ihrem erhaltenden Zentrum geworden wäre." Der Sinologe seinerseits wird in einer Szene vorgestellt, in der er einen Jungen trifft, der sich für chinesische Bücher interessiert. Kien spricht freundlich mit ihm und verachtet sich anschließend dafür. Aber noch größer als sein Kinder- ist sein Frauenhass. Er hält sie für menschenähnlich aufgemotzte Tiere. Und wie ein Tier, ein Bluthund, kommt Therese über ihn.

Die Geschichte geht so, dass Therese Kien überredet, sie zu heiraten, aber schon in der Hochzeitsnacht werden die beiden zu Todfeinden, und von da an kämpfen sie verbissen um die fünfundzwanzigtausend Bände starke Bibliothek des Sinologen und das Geld, zu dem man sie machen könnte. Kien tut sich mit einem Zwerg und Zuhälter namens Fischerle zusammen, den er in der Bar "Zum idealen Himmel" kennengelernt hat, und Therese findet einen Beschützer in dem Hausmeister und Expolizisten Pfaff, der zuvor seine Frau und seine Tochter ins Grab gebracht hat. Am Ende kriegen alle ihre Strafe: Fischerle wird auf grausame Weise ermordet, Therese und Pfaff werden von Kiens Bruder kaltgestellt, und Kien selbst verbrennt in seiner Bibliothek.

Ich erinnere mich an den eisigen Winter von vierundachtzig, an den Fischgeruch vor dem Fenster, der sich mit dem Namen Fischerle und der fischigen Erscheinung Kiens verband, und an den Abscheu, mit dem ich die "Blendung" nach zwei Tagen verdrossener und vergrippter Lektüre in die Ecke warf. Noch heute weiß ich nicht, was schlimmer ist: die Selbstgefälligkeit, mit der Canetti gegen jede seiner Figuren recht behält, oder die kalte, methodische Arroganz seiner Menschenhassprosa. Es gibt schwache, unbeholfene, missglückte Bücher. "Die Blendung" ist der seltene Fall eines grauenhaft gelungenen Romans.

ANDREAS KILB

Elias Canetti: "Die Blendung". Verlag S. Fischer, 9,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der persönliche Tipp von Hans Altenhein:
"Gelehrter mit Bibliothek von ungewöhnlicher Größe sucht verantwortungs-bewusste Haushälterin" ' mit dieser Zeitungsannonce hat der ganze Wahnsinn angefangen. Denn: Professor Kien lebt nur mit seinen Büchern, da ist das weibliche Element ein Feind. Als er schließlich seine Wohnung verlassen muss, nimmt er die Bücher mit ' im Kopf. Für ihn ist das Unheimliche das Gewöhnliche. Wiener Volkstheater durch die Brille von Sigmund Freud gesehen. Erst hören, dann unbedingt lesen!
(hr2 Hörbuch-Bestseller)

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eigentlich kann Jochen Hieber nur den Kopf schütteln angesichts dieser recht barbarischen Kürzung von Canettis Roman, den er freilich selbst schon für "die frauenfeindlichste Prosaetüde der jüngeren deutschen Literatur" hält. Den Sprechern, Peter Simonischek als Erzähler, Libgart Schwarz und Felix von Manteuffel als Hauptfiguren, sei in dieser Produktion im übrigen kein Vorwurf zu machen. Was dann aber doch eine totale Verdammung verhindert, ist die Tatsache, dass die durch die rabiate Kürzung erfolgende "rasante Beschleunigung" den Parabelcharakter des Romans immerhin deutlich hervortreten lasse.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Es gibt keinen anderen Autor, der den Unwillen gegen den Tod mit solcher Hartnäckigkeit zu seinem ausschließlichen Beruf gemacht hat.« DIE ZEIT