Alfred Irgang ist Sammler. Doch er ist kein gewöhnlicher Sammler von Briefmarken oder Ähnliches. Nein, Alfred Irgang sammelt schlichtweg alles, was ihm auf seinen Streifzügen durch die Stadt in die Hände fällt. Seien es nun beispielsweise weggeworfene Zeitungen, Prothesen jeder Art und Form oder
Brillen. Alfred Irgang ist ein Messie und hat so nicht nur seine Wohnung mit all den Fundstücken…mehrAlfred Irgang ist Sammler. Doch er ist kein gewöhnlicher Sammler von Briefmarken oder Ähnliches. Nein, Alfred Irgang sammelt schlichtweg alles, was ihm auf seinen Streifzügen durch die Stadt in die Hände fällt. Seien es nun beispielsweise weggeworfene Zeitungen, Prothesen jeder Art und Form oder Brillen. Alfred Irgang ist ein Messie und hat so nicht nur seine Wohnung mit all den Fundstücken vollgestopft, sondern auch mehrere angemietete Kellerabteile.
Einmal die Woche trifft er sich am Stammtisch eines italienischen Restaurants mit seinen Freunden. Darunter befinden sich u.a. Professoren, Künstler, Schriftsteller und Sozialhelfer. Dabei muss er sich immer wieder die gutgemeinten Ratschläge anhören, wie z.B. dass er all den "Müll" entsorgen muss...
Evelyn Grill erzählt auf berührende Weise die Geschichte eines Messies, der sich vielmehr als Künstler sieht und auf seine eigene Art Widerstand gegen die Wegwerfgesellschaft leistet. Die Autorin versteht es dabei meisterhaft, beide Seiten zu beleuchten. Da wäre nämlich auf der einen Seite Alfred und seine Sammelleidenschaft. Denn schließlich kann man nie wissen, wozu man das eine oder andere Fundstück noch gebrauchen kann. Und vielleicht ist das, was er tut, tatsächlich Kunst. Außerdem ist er eine erwachsene Person und es steht ihm frei, zu tun, wonach ihm ist. Auf der anderen Seite sind Alfreds - zum teils langjährige - Freunde, die ihn mit gut gemeinten Ratschlägen überhäufen und der festen Überzeugung sind, dass nur sie wissen, was gut für Alfred ist. Aber auch sie und ihr Leben werden im Laufe des Romans beleuchtet, so dass sich der Leser selbst ein Bild von allen beteiligten Personen machen kann.
Dem Leser bleibt es selbst überlassen, auf welche Seite er sich im Endeffekt schlagen möchte und sich Fragen zu stellen wie z.B.: Wie sehr darf ein Mensch Individualität zeigen? Muss man sich immer den gesellschaftlichen Standards unterordnen, um "normal" zu sein? In wieweit dürfen Außenstehende in das Leben eines anderen Menschen eingreifen, statt ihn nach seinem eigenen Gutdünken leben zu lassen und darin sein Glück zu finden?
Die Geschichte ist dabei zugleich traurig, sarkastisch, intelligent und packend geschrieben. Einziger Kritikpunk dabei dürfte sein, dass sich in der direkten Rede keine Anführungszeichen befinden, sondern im Fließtext eingearbeitet sind. Dies verlangt dem Leser ein bisschen mehr an Konzentration, um diese Passagen als solche zu erkennen.