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Die aus dem Jahre 1848 stammende Musiknovelle Der arme Spielmann führt den Leser in das Wien des 19. Jahrhunderts. Der österreichische Dichter Franz Grillparzer (1791 - 1872) schildert seine Begegnung mit einem alten Hagestolz, der den Besuchern eines Jahrmarktes mit der Geige aufspielt. In das innige Spiel des Musikanten ist eine bittersüße Liebesgeschichte eingeflochten, deren Verlauf wir alsbald aus dem Munde des Geigers erfahren. Die in einigen Zügen autobiographische Erzählung, die "zum festen Bestandteil klassischer Erzählkunst gehört", wurde von Adalbert Stifter und Franz Kafka als Meisterwerk gewürdigt.…mehr

Produktbeschreibung
Die aus dem Jahre 1848 stammende Musiknovelle Der arme Spielmann führt den Leser in das Wien des 19. Jahrhunderts. Der österreichische Dichter Franz Grillparzer (1791 - 1872) schildert seine Begegnung mit einem alten Hagestolz, der den Besuchern eines Jahrmarktes mit der Geige aufspielt. In das innige Spiel des Musikanten ist eine bittersüße Liebesgeschichte eingeflochten, deren Verlauf wir alsbald aus dem Munde des Geigers erfahren. Die in einigen Zügen autobiographische Erzählung, die "zum festen Bestandteil klassischer Erzählkunst gehört", wurde von Adalbert Stifter und Franz Kafka als Meisterwerk gewürdigt.
Autorenporträt
Grillparzer, FranzFranz Grillparzer (15. 1. 1791 Wien - 21. 1. 1872 ebd.) wirkte vor allem als Dramatiker, der große Erfolge am Wiener Burgtheater feierte. Seine Stücke unterschiedlichster Gattungen greifen u. a. die Tradition des Wiener Theaters und der Weimarer Klassik auf und erweitern die Ausdruckformen durch psychologische Momente und die Reflexion zeitgeschichtlicher Themen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2004

»DER ARME SPIELMANN«

Lieblingsbücher habe ich mehrere, aber nur dieses überwältigt mich auch nach vielen Jahren noch wie beim ersten Kennenlernen. Warum mich ausgerechnet Grillparzers Erzählung "Der arme Spielmann" so wehrlos macht, weiß ich nicht. Jedesmal, wenn ich sie wiederlese, lese ich eine andere Geschichte.

Zuerst war ich hingerissen vom grandiosen Anfang, der großen Volksbelustigung im Prater, die der Erzähler als "leidenschaftlicher Liebhaber der Menschen" neugierig durchstreift, bis er den selig lächelnden, kläglich seine Violine kratzenden Alten entdeckt und "mit anthropologischem Heißhunger" dessen Lebensspuren folgt. Der tiefe Fall von der Ebene allgemeiner Menschenbetrachtung in den Abgrund eines gescheiterten Lebens erlebte ich als Tragödie.

Dann kam meine "französische" Lektüre. Ich begriff Grillparzer als den Generationsgenossen Balzacs. Die herrliche Prater-Szene hat ihr Pendant, vielleicht sogar ihr Vorbild, im berühmten Paris-Porträt am Anfang vom "Mädchen mit den Goldaugen". Und der engste literarische Verwandte des Spielmanns ist sicher Balzacs gutmütiger Vetter Pons. Grillparzer ist anders als Balzac, aber hier ist er ihm ebenbürtig.

Beim nächsten Wiederlesen irritierte mich Grillparzers Sprache: ein Österreichisch voll von sperrigen Fremdwörtern und eleganter juristischer Präzision. Dieser Katalog des Menschenlebens weiß für jede Tatsache des Lebens den richtigen Begriff, nichts bringt den grausam gleichmütigen Erzähler aus dem Takt. Schreibt Kafka nicht wie ein prussifizierter Grillparzer?

Grillparzer hat die Seele seines Jahrhunderts porträtiert. Christentum und Menschenrecht, die Ideale der Revolution und der klassisch-romantischen Kunst: alles ist noch da, aber alles ist verkümmert und verrottet. Nur hier und da flackert ein Flämmchen Menschlichkeit und Hoffnung - Licht genug freilich, um die Ruinenschönheit einer groß geträumten Menschheitsepoche zum Leuchten zu bringen.

Was für eine Erzählung. Nie komme ich damit zu Ende.

WILFRIED WIEGAND

Informationen zu "Unsere Besten - Das große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

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