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Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch präsentieren rund 170 faszinierende Aufnahmen aus dem Bestand des Stadtarchivs, die einzigartige Erinnerungen an das Leben in der fränkischen Metropole zwischen 1970 und 1995 wecken. Dieser Bildband lädt zu einer kurzweiligen Reise in die Vergangenheit ein und dokumentiert anschaulich den Wandel der Stadt in den letzten Jahrzehnten. Zum Neu- und Wiederentdecken.

Produktbeschreibung
Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch präsentieren rund 170 faszinierende Aufnahmen aus dem Bestand des Stadtarchivs, die einzigartige Erinnerungen an das Leben in der fränkischen Metropole zwischen 1970 und 1995 wecken. Dieser Bildband lädt zu einer kurzweiligen Reise in die Vergangenheit ein und dokumentiert anschaulich den Wandel der Stadt in den letzten Jahrzehnten. Zum Neu- und Wiederentdecken.
Autorenporträt
Als "Haus der Nürnberger Geschichte" gehört das Stadtarchiv Nürnberg zu den größten Kommunalarchiven Deutschlands. Umfangreiche Dokumentenbestände, speziell aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie aus "privaten" Sammlungen, bilden das "Gedächtnis der Stadtverwaltung". Im Jahr 2015 feierte das Stadtarchiv Nürnberg seinen 150. Geburtstag. Seit seiner Neugründung 1864/65 ist es sechs Mal umgezogen und steht interessierten Bürgern nun seit dem Jahr 2000 in der Norishalle am Marientorgraben offen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.11.2019

Kontrovers, kolossal und kreativ
Die Siebzigerjahre mit ihren kantigen Stadtpolitikern, betonverliebten Architekten und schöpferischen Künstlern haben in Nürnberg
Marken gesetzt, die bis heute nachwirken. Ein neuer Bildband zeigt – mal überraschend, mal vertraut – den Zeitraum zwischen 1970 und 1995
VON OLAF PRZYBILLA
Nürnberg – Wie sehr die Stadt Nürnberg in den Siebzigerjahren geprägt worden ist, sieht man womöglich am besten auf diesem einen Bild. Im Vordergrund steht Andreas Urschlechter, der Mythos unter den Oberbürgermeistern der Stadt, ein Mikrofon in der Hand und offenbar in volkstümlicher Mission unterwegs. Man sieht, wie dieser Mann schon an Statur alle anderen überragt. Und man erkennt im Hintergrund den Norikus, die damals größte Wohnanlage in Bayern – ein kolossaler Komplex, orientiert offenbar an Le Corbusiers Idee eines Bauwerks, mit insgesamt 850 Wohnungen. Auf ein Hallenbad war man stolz, auf eine kleine Zeile für Läden, ein Blockheizwerk und die zu der Zeit größte private Tiefgarage in Süddeutschland.
Zu sehen ist das Bild im Buch „Nürnberg. 1970 bis 1995“. Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch vom Nürnberger Stadtarchiv haben den Band im Sutton Verlag herausgegeben und man darf unterstellen, dass er nicht deutlich weniger erfolgreich sein wird als der Vorgängerband „Nürnberg in Farbe. 1935 bis 1975“, der in mehreren Neuauflagen nachgedruckt werden musste. Die Bilder, die nun der neue Band versammelt, wirken oft fremd, manchmal vertraut, meistens aber beides zugleich. Und sie erzählen Geschichten: Urschlechter, das war mal der jüngste Oberbürgermeister Deutschlands und am Ende seiner Amtszeit dienstältester OB einer deutschen Großstadt. Und er war (nach seinem bundesweit schlagzeilenträchtigen Austritt aus seiner Partei) lange die klaffende Wunde der Nürnberger SPD. Geprägt hat er die Stadt wie kein anderer der ehemaligen Oberbürgermeister – und man darf gespannt sein, wie oft beim Abtritt des aktuellen Rathauschefs, Ulrich Maly, in ein paar Monaten der Name Urschlechter fallen wird. Manches vereint die beiden, allein dass Maly ebenfalls aus der SPD austritt, darf wohl als undenkbar gelten.
Aber das ist nicht das einzige, was einem in den Sinn kommen kann bei diesem Bild. Der Norikus galt in den Siebzigerjahren als angesagt, 30 Jahre später als eher trist und mitunter gar anrüchig. Und heute? Kann man geradezu von einer Renaissance dieses Komplexes reden. Das Gebäude wurde saniert, der Anstrich erneuert, der Wöhrder See entschlammt. Norikus-Bewohner leben heute an einer Bucht samt Sandstrand, der Zoom übern See – samt Norikus – dürfte eines der beliebtesten Fotomotive der Einheimischen sein. So leicht veränderbar ist der Blick auf Architektur.
Nicht viel anders verhält es sich mit Nürnberg-Langwasser. Zwar hat der Aufbau dieses Stadtteils schon Ende der Fünfzigerjahre begonnen, erst in den Neunzigern aber war er zumindest in Teilen abgeschlossen. Gleicht er einem prototypischen Betongetto? Oder ist dieses Viertel das Fallbeispiel einer gelungenen Trabantenstadt, in der 40 000 Einwohner friedlich – und wie zu hören ist – ziemlich zufrieden in urbaner Umgebung wohnen? Was das Viertel auf jeden Fall ist: robuster Blickfänger beim Besuch auf der Burg.
So zeigen die Bilder dieses Bandes, wie nachdrücklich die 25 Jahre des betreffenden Zeitraums der Stadt einen Stempel aufgedrückt haben. Aber es gibt eben, sagt Autorin Ruth Bach-Damaskinos, auch diese Fotografien, die bewusst werden lassen, wie schnell sich alles ändern kann in einem Ballungsraum. Die Fertigungshallen von Grundig im Stadtsüden waren ein Teil der Erzählung von der „Arbeiterstadt Nürnberg“. Die Formulierung findet sich heute zwar gelegentlich noch. Wird aber üblicherweise flankiert vom Zusatz „historisch“.
Die Kultur? Auch da hat sich Grundlegendes geändert, einerseits. Im Band findet sich ein Bild, gedruckt auf einer Doppelseite, das Menschen beim Schwimmen im Volksbad zeigt. 1994 wurde es stillgelegt. Es blieben ein Mythos (von ersten Schwimmversuchen in historischer Umgebung) – und eine neue Lust auf Spaßbäder. Die ist abgeflaut und im Moment deutet alles darauf hin, dass Schwimmen im Volksbad wieder möglich sein soll demnächst.
Geändert hat sich auch, dass man attraktive Rundfunksprecher mit Jeans bis knapp unter die Brustwarzen Preise beim Bardentreffen verleihen lässt. Aber dieses herrliche Siebzigerjahrewort „Bardentreffen“ – das gibt es noch. Das Festival natürlich auch. Es wird sogar immer beliebter.
Der Norikus galt als angesagt,
30 Jahre später als eher trist
und mitunter gar anrüchig
Die Formulierung „Arbeiterstadt“
wird heute üblicherweise
flankiert vom Zusatz „historisch“
Ein Blick auf Nürnbergs Südstadt, im Hintergrund sieht man die Häuser von Langwasser. Nach einem Brand musste der Turm der Christuskirche im Jahr 1993 wiederhergestellt werden.  Fotos: Stadtarchiv Nürnberg
Beim Bardentreffen wurden 1977 noch Preise verliehen – und Thomas Gottschalk moderierte.
Bei Grundig in
Langwasser wurden noch Fernseher in Fertigungshallen
produziert. Und von 1957 an war
Andreas Urschlechter
30 Jahre lang
Oberbürgermeister der Stadt.

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