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"... verpflichtet allein dem Gesetz, verantwortlich vor Gott und ihrem Gewissen" - die Worte, mit denen die neuen Richter des Volksgerichtshofes 1934 eingeführt wurden, sind der blanke Hohn. Denn das Sondergericht entwickelte sich besonders unter dem Vorsitz des hochintelligenten Psychopathen Roland Freisler zur effizientesten Mordmaschine der NS-Justiz. Erklärtes Ziel des Gerichtshofes war es, tatsächliche oder vermeintliche Widerständler gegen das Regime zu vernichten. Freisler demütigte die Angeklagten in abstoßenden Schauprozessen und zeichnete für rund 2600 Todesurteile verantwortlich,…mehr

Produktbeschreibung
"... verpflichtet allein dem Gesetz, verantwortlich vor Gott und ihrem Gewissen" - die Worte, mit denen die neuen Richter des Volksgerichtshofes 1934 eingeführt wurden, sind der blanke Hohn. Denn das Sondergericht entwickelte sich besonders unter dem Vorsitz des hochintelligenten Psychopathen Roland Freisler zur effizientesten Mordmaschine der NS-Justiz. Erklärtes Ziel des Gerichtshofes war es, tatsächliche oder vermeintliche Widerständler gegen das Regime zu vernichten. Freisler demütigte die Angeklagten in abstoßenden Schauprozessen und zeichnete für rund 2600 Todesurteile verantwortlich, darunter die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose und die Attentäter des 20. Juli 1944. Der Buchautor und Journalist Helmut Ortner beschreibt bestechend klar sowohl die Entstehung, Entwicklung und abstoßende Urteilspraxis des NS-Tribunals wie auch die Karriere, das Wirken und den Tod des 'Blutrichters' Roland Freisler.
Autorenporträt
Ortner, HelmutHelmut Ortner, Jahrgang 1950, ist Journalist, Medienentwickler und Publizist. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, die in über zehn Sprachen erschienen sind.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2015

Todesurteile am laufenden Band
Der Volksgerichtshof und sein Präsident Roland Freisler

Er schrie, tobte und erniedrigte Angeklagte mit Spott und Hohn. Die erhaltenen Filmaufnahmen von Roland Freisler prägen die kollektive Erinnerung an die nationalsozialistische Unrechtsjustiz. Der Präsident des "Volksgerichtshofes" machte mit seiner Verhandlungsführung den Gerichtssaal zur persönlichen Bühne. Das deutsche Rechtswesen verkam zum Justiztheater, doch für die Angeklagten war es blutiger Ernst. Helmut Ortner nutzt seine biographische Skizze von Roland Freisler, die sich im Wesentlichen auf dessen Karriere während des "Dritten Reiches" konzentriert, als Klammer, um die schnelle Gleichschaltung des Justizapparates, dessen Selbstentmachtung sowie dessen Willfährigkeit am Beispiel des "Volksgerichtshofes" einerseits und dem Umgang mit dieser Schuld nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes andererseits darzustellen.

1934 wurde der Volksgerichtshof als Instrument eingerichtet, um die Justiz stärker dem Willen Hitlers zu unterwerfen. Vor 1933 konnten in Deutschland lediglich drei Straftatbestände mit der Todesstrafe geahndet werden, 1944 waren es vierzig. Die Zahl der verhängten und vollstreckten Todesstrafen stieg vor 1939 spürbar und nach Kriegsbeginn steil an. Die Berufung Freislers zum Präsidenten des Volksgerichtshofes radikalisierte diese Entwicklung weiter. Allein dieses Sondergericht sprach über 5200 Todesurteile, rund 2600 davon verhängte Freislers Senat.

Dessen Verhandlungsführung war auch unter Nationalsozialisten umstritten. So fürchtete sein Vorgänger als Präsident des Volksgerichtshofes, Reichsjustizminister Otto Georg Thierack, sie könne den Respekt der Bevölkerung vor dem Gericht zerstören. Der Film über die Prozesse um das Attentat vom 20. Juli 1944 durfte wegen dieser und ähnlicher Bedenken nur ausgesuchtem Publikum vorgeführt werden. Hitler selbst war mit Freislers Inszenierungen offensichtlich zufrieden und zog erfreut den Vergleich mit den Schauprozessen Stalins. Freisler wurde am 3. Februar 1945 bei einem Bombenangriff getötet und musste sich nie für sein Tun verantworten.

Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit unterbliebenen oder auch gescheiterten Versuchen, die Verbrechen der Justiz als Teil der Mordmaschinerie des nationalsozialistischen Regimes durch die personell wenig veränderte Justiz der Bundesrepublik zu verfolgen. Dies erschöpft sich allerdings weitgehend in der Aufzählung von entsprechenden Urteilen der Nachkriegsgerichte und der Schilderung der Nachkriegskarrieren einiger Richter des Volksgerichtshofes. Die naheliegende Frage, ob und wie sich dieses Versäumnis auf das Rechtswesen der jungen Demokratie auswirkte, wird leider nicht gestellt.

KLAUS A. LANKHEIT

Helmut Ortner: Der Hinrichter. Roland Freisler - Mörder im Dienste Hitlers. Nomen Verlag, Frankfurt am Main 2014. 357 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es gelingt Ortner, den unfassbaren Dämon Freisler zur funktionierenden Todesinstanz in der realen Welt des Schreckens zurück zu verwandeln.« Der Spiegel

»Das Buch ist wichtig, lebenswichtig für unsere Demokratie.« Zeitschrift für Rechtspolitik

»Es wäre zu wünschen, dass Ortners faktenreiches Buch in keinem Verzeichnis der Pflichtliteratur angehender Juristen fehlt.« Neues Deutschland

»Ortners empörte Studie über Freisler und den Volksgerichtshof ist... weniger eine Biografie, vielmehr der Versuch einer Gesamtskizze einer deutschen Funktionselite, die auch zwei Dekaden nach ihrem erstmaligen Erscheinen nichts an Aktualität eingebüßt hat.« literaturkritik.de