Marktplatzangebote
19 Angebote ab € 0,90 €
  • Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

Good news: Isaac Sidel ist wieder da! Seit 1974 steigt der Cop aus der Bronx umso höher, je krimineller und mörderischer er agiert und je besser er als Mensch ist. Er ist inzwischen Vizepräsident der Vereinigten Staaten und muss dennoch New York City vor dem Zugriff gieriger Politicos beschützen: mit Hilfe von Verbindungen, die tief in die Geschichte der jüdischen Mafia zurückreichen - und auch wenn er dazu raus muss aus dem Big Apple und dem mythischen Hotel Ansonia. Ausgerechnet nach Texas.
Jerome Charyn "ist einer unserer wagemutigsten und interessantesten Schriftsteller", weiß die New
…mehr

Produktbeschreibung
Good news: Isaac Sidel ist wieder da! Seit 1974 steigt der Cop aus der Bronx umso höher, je krimineller und mörderischer er agiert und je besser er als Mensch ist. Er ist inzwischen Vizepräsident der Vereinigten Staaten und muss dennoch New York City vor dem Zugriff gieriger Politicos beschützen: mit Hilfe von Verbindungen, die tief in die Geschichte der jüdischen Mafia zurückreichen - und auch wenn er dazu raus muss aus dem Big Apple und dem mythischen Hotel Ansonia. Ausgerechnet nach Texas.

Jerome Charyn "ist einer unserer wagemutigsten und interessantesten Schriftsteller", weiß die New York Times schon lange. In seinem breiten uvre nehmen die Sidel-Romane einen wichtigen Platz ein und gehören zu den Großereignissen der zeitgenössischen Literatur. Sie sind harte Kriminalliteratur, urbane Mythomanien, metropole Visionen, realistische Alpträume und bewusstseinsverändernde Literatur.

"Unter dem Auge Gottes" wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis (International) und ist auf der KrimiZEIT-Jahresbestenliste 2013 vertreten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2016

Die Geheimnisse von Manhattan
Die einzigartigen Isaac-Sidel-Kriminalromane des New Yorker Schriftstellers Jerome Charyn erscheinen jetzt in einer Neuausgabe

Auch wer noch nie von einer Vossianischen Antonomasie gehört hat, der hat schon unzählige vor Augen gehabt. Es ist keine tückische Krankheit, sondern ein häufig und gern auch ironisch benutztes Stilmittel, wenn etwa jemand den Frank Sinatra der Steiermark kürt oder Mario Götze einen Judas nennt. Auch der New Yorker Schriftsteller Jerome Charyn ist schon zum "Homer der Bronx" und zum "Balzac von Manhattan" ernannt worden. Man muss gar nicht erst über die Angemessenheit der Titel streiten, aber man wird schnell feststellen, dass Charyn in seinen wilden Kriminalromanen um den Cop Isaac Sidel selbst gern mit Antonomasien arbeitet, weil sich in Raum und Zeit weit entfernte oder konträre Elemente auf diese Weise wunderbar zusammenbringen lassen. Oft sind diese Verbindungen so pointiert und farbig, dass der Obertitel, den der deutsche Verlag für die zwölf Sidel-Romane gewählt hat, perfekt passt: "eine halluzinatorische Chronik New Yorks".

Den Diaphanes-Verlag, der diese Serie in einer Neuausgabe in neuer Übersetzung und erstmals komplett auf Deutsch herausbringt, hat es nicht geschreckt, dass Charyn sich in Deutschland bisher nicht recht hat durchsetzen können, obwohl Heyne und dann Rotbuch es in den achtziger und neunziger Jahren mit einigen Sidel-Bänden probierten. Und man muss jetzt natürlich hoffen, dass dieser große Autor, der im nächsten Jahr achtzig Jahre alt wird, endlich auf eine Weise gewürdigt wird wie etwa in Frankreich.

Denn er hat ja nicht nur Romane geschrieben, sondern ein großes New-York-Buch namens "Metropolis" oder eine der schönsten Geschichten Hollywoods in "Movieland" oder eine Biographie Isaak Babels. Und in den langen Jahren, in denen er an der American University of Paris Filmgeschichte gelehrt hat, hat er auch Szenarien für Comics verfasst und ein unbedingt lesenswertes Buch über Tarantino mit dem schönen Titel "Raised by Wolves: The Turbulent Art and Times of Quentin Tarantino".

Weil das Einwandererkind Charyn in den Kinopalästen der Bronx der vierziger Jahre sozialisiert wurde, weil ihm die Gespenster aus Licht und Schatten an der Wand so wirklich wurden, hat er in Tarantino einen späten Wahlverwandten entdeckt. Fiktionen und Leben fließen ineinander, jedes Detail, jede Figur könnte ein Zitat sein, aufgeladen mit Geschichte. Und wer einmal mit Jerome Charyn durch Manhattan gelaufen ist, kreuz und quer durchs East Village, den Broadway entlang oder durch die Upper Westside, hat erlebt, wie schlafwandlerisch sicher, ohne je zu zögern, er seinen Weg geht und ihm zu beinahe jeder Ecke, jedem Gebäude eine kleine Anekdote einfällt.

Wir sind damals in den neunziger Jahren auch am "Ansonia" zwischen der 73. und 74. Straße auf der Upper Westside vorbeigekommen. Und alles, was Charyn über diese "Kalksandsteinburg" erzählte, die früher ein Hotel war, in dem Toscanini oder Babe Ruth abstiegen, das tauchte dann in dem Sidel-Roman "Unter dem Auge Gottes" viele Jahre später wieder auf - inklusive der Farm, die es früher auf dem Dach des "Ansonia" gab, mit Hühnern, Kühen und einem Bären.

Dieser Roman, der elfte, stand am Anfang der Neuedition, weil Chronologie eben auch nicht alles ist. Er war ein unverhofftes Wiedersehen mit Sidel nach 13 Jahren Pause. Sidel, den Charyn sich immer als einen Proteus vorgestellt hat, als jüdischen Alleinerben der Keystone Cops, als gerissenen Don Quijote von Manhattan, als gefährliche Mischung aus Pate und Polizist, dieser Isaac Sidel ist in dem Roman schon lange Bürgermeister von New York gewesen und befindet sich auf dem Weg zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten. Das ist ein langer Weg aus dem New York der siebziger Jahre, in das einen jetzt die ersten Romane "Blue Eyes" oder "Marilyn the Wild" noch einmal zurückreisen lassen: zu Manfred Coen, dem blauäugigen Detective und Protegé Sidels, zu den Guzmans oder dem durchgeknallten Chino Reyes, Sohn einer Chinesin und eines kreolischen Vaters, oder zu Patrick Silver, dem versoffenen jüdisch-irischen Synagogenwächter.

Es gibt in diesen Romanen zwar immer eine Art Grundstruktur, so etwas wie einen Plot, der jedoch weit mehr von Exzentrik und Unberechenbarkeit der Figuren vorangetrieben wird als von Verfahrensregeln zur Lösung eines Rätsels. In "Blue Eyes" ist das Coens Auftrag, die Tochter eines Kunst-Mäzens zu finden und auf diesem Wege auch einen Zuhälter aus der Bronx in die Falle zu locken, mit dem er zur Schule gegangen ist. Und natürlich ist der Mastermind hinter diesem Plan Isaac. In "Marilyn the Wild", nach "Blue Eyes" erschienen, aber zeitlich davor angesiedelt, geht es auch schon um die Guzmans, vor allem aber darum, Coen von Sidels mit 25 Jahren bereits mehrfach geschiedener Tochter fernzuhalten.

Man sollte nicht erwarten, dass hier ordentlich Morde begangen, aufgeklärt und fachmännisch Spuren gesichert werden, bis am Ende alle Handlungsfäden, zu einer schönen Schleife gebunden, beim Leser abgeliefert sind. In der einzigartigen Beleuchtung, die Charyns rhythmische, schnelle Prosa erzeugt, entsteht ein hyperreales, phantastisches oder eben "halluzinatorisches" New York. Coen in Boxershorts im Tischtennisraum mit Dienstmarke und Dienstwaffe im Holster; Coen, der mit Chino nach Mexico City reist, um das Mädchen zurückzuholen, das gleich mit vier Mexikanern verheiratet ist, wie gefälschte Papiere ausweisen; Spanish Arnold, der Spitzel mit dem orthopädischen Schuh, den Chino klaut; Odile, die eigentlich Odette heißt (oder ist es umgekehrt?), die Pornoqueen, vor der Kamera "balancierte sie Dessertlöffel auf den Schamlippen, und bekam Orgasmen von den Löffelkanten". Oder die Guzmans, Marranen aus der Bronx, Lotterieeinnehmer, Zuhälter, Juden, die sich tarnen, indem sie Schweinefleisch essen und unbeschnitten bleiben - und die davon auch Jahrhunderte nach Ende der Inquisition nicht lassen können.

All diese Figuren bilden nun keine Freakshow, kein Kuriositätenkabinett. Sie sind die Geschöpfe eines großzügigen Erzählers, der jedem seinen Auftritt gönnt und ihn entsprechend inszeniert. In diesen Noir-Romanen, die manche weiter hartnäckig als "Krimis" bezeichnen, ist Isaac Sidel von Frauen und Männern mit wilden und verzehrenden Obsessionen umgeben - und selbst von ihnen beherrscht. Isaacs Ambivalenz, seine "fanatische Hingabe an den modus operandi von Verbrechern und korrupten Cops", lässt ihn skrupellos auch Coen ausnutzen, der beinhart ist und hypersensibel zugleich; dessen Eltern einen Eierladen in der Bronx hatten, und als der pleite war, den Kopf in den Gasherd steckten. "Er hat mit seiner Frau Grillhähnchen gespielt", sagt der Bruder des Vaters, Onkel Sheb, der schon immer ein wenig verrückt war und den Coen wöchentlich in einem Heim besucht.

Charyn kann zwischen Stimmungen und Tonlagen blitzschnell wechseln, er reagiert so rasch wie beim Pingpong - und Charyn ist, ganz nebenbei, auch ein exzellenter Tischtennisspieler, der in seinen Pariser Jahren gerne mit Georges Moustaki an der Platte stand. Wie er schreibt, das ist die maßgefertigte Prosa für eine wilde, weite Stadtlandschaft, für Unterwelt und Halbwelt, so real wie eine Luftspiegelung, aber exakt im kleinsten Detail, weil Charyns kleiner Bruder Harvey in den siebziger Jahren bei der Mordkommission des New York Police Department gearbeitet und seine Erfahrungen brüderlich geteilt hat.

Wenn man nun die ersten vier Bände verschlungen hat, warten zum Glück weitere Exkursionen. Man kann sich auf Joe Barbarossa freuen, Detective und Abkömmling des Häuptlings der Nez Percé, auf "Marias Mädchen" und "Montezumas Mann"; auf unglaubliche, aber eben nicht: unglaubwürdige Ereignisse und Geschichten.

Realisten gibt es ja wie Sand am Meer. Schlafwandler wie Charyn, die mit offenen Augen durch die Stadt ihrer Kindheit und der jeweiligen Gegenwart gehen, deren Phantasie sich an dieser Mischung entzündet, findet man nur sehr selten. Und gerade weil Jerome Charyn das Genre beherrscht und schätzt, weicht er immer wieder so elegant wie einleuchtend vom Typischen und Erwartbaren ab. Nur so bleibt ein Genre ja lebendig. Und deshalb lesen sich die Sidel-Romane aus den siebziger oder den neunziger Jahren auch heute noch so, als wären sie ihrer Zeit voraus.

PETER KÖRTE.

Bislang erschienen sind bei Diaphanes: "Blue Eyes", "Marilyn the Wild", "Patrick Silver" und "Secret Isaac", übersetzt von Sabine Schulz, alle kosten 14,95 Euro. Dazu kommt der elfte Band der Serie, "Unter dem Auge Gottes", übersetzt von Jürgen Bürger, 16,95 Euro. Im September erscheint dann "Der gute Bulle" und im Oktober "Marias Mädchen".

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Krimiplots sind nicht leicht anzupreisen. Fritz Göttler probiert es dennoch. Das wilde Konstrukt aus Spiegelungen und Wiedergängern vor dem Hintergrund eines surrealen New York, das Jerome Charyn in diesem Isaac-Sidel-Roman zeichnet wird nicht wirklich durchsichtig. Für Göttler muss es das auch nicht. Indem der Autor mit der Chandler-Linie bricht und mit "wilder Vitalität" ein mythologisches Setting und Tragödienfiguren von antiker Größe schafft, macht er den Rezensenten zum glücklichen Leser.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Hinsichtlich Tempo, Sprachwitz und der avantgardistischen Geschichtsschreibung von New York kann es niemand mit Jerome Charyn aufnehmen." Rolling Stone

"Leute, es gibt wieder Champagner. Man kann ihn nicht immer trinken, aber wenn es welchen gibt, dann sollte man ihn saufen. 'Unter dem Auge Gottes' ist Champagner." Tobias Gohlis

"Charyns Krimiserie um den guten Cop und Vizepräsidenten Isaac Sidel ist, was Kriminalromane selten sind - Weltliteratur." Elmar Krekeler, DIE WELT

"Charyn lesen ist Rausch." Tobias Gohlis, DIE ZEIT

"Charyn führt die ins Mythische gesteigerte Geschichte New Yorks und ihrer Gangster, das Charisma seines Helden mit der Glock und der großen Liebe zu magischen Frauen und den ewigen Kampf um die Erhaltung einer Welt, in der ein Mann in Pantoffeln ein Gangsterimperium leiten kann, zusammen." Nordwestradio

"Sidel ist unwiderstehlich. Sein Charme reißt Vorurteile und Königreiche nieder. Er verzeiht wie Jesus, mordet wie Herodesund ist die Inkarnation aller Detektive und Verbrecher, die es je gab." Tobias Gohlis, DIE ZEIT

"Niemand schafft solch elegante Überblendungen zwischen Realität und phantastischen Szenarien wie Jerome Charyn. Und niemand schreibt dabei derart Action-satte, von Seite zu Seite überraschende hard-boiled-Krimis." Frauke Meyer-Gosau, Literaturen

"Die Menschen lieben Sidel. Für so jemanden muss Gott einfach ein Auge zudrücken." DIE WELT