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New Yorker, die es sich leisten können, wohnen in Herbert's Retreat. Hier fährt man Jaguar im Partnerlook, hält sich zur intellektuellen Erbauung einen Theaterkritiker - und beherrscht die Regeln einer exklusiven Gesellschaft, die so eisern wie unklar sind. Vor allem aber verfügt man über eine Aussicht auf den Fluss und über die besten irischen Dienstmädchen. Aus deren Perspektive wirft Maeve Brennan einen Blick auf die noble Herrschaft, mit feinem Gespür für menschliche Schwächen, falsche Töne und eitle Gewissheiten. Bei allem Neid, bei aller Bösartigkeit im Ringen um Status, sind allesamt…mehr

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Produktbeschreibung
New Yorker, die es sich leisten können, wohnen in Herbert's Retreat. Hier fährt man Jaguar im Partnerlook, hält sich zur intellektuellen Erbauung einen Theaterkritiker - und beherrscht die Regeln einer exklusiven Gesellschaft, die so eisern wie unklar sind. Vor allem aber verfügt man über eine Aussicht auf den Fluss und über die besten irischen Dienstmädchen. Aus deren Perspektive wirft Maeve Brennan einen Blick auf die noble Herrschaft, mit feinem Gespür für menschliche Schwächen, falsche Töne und eitle Gewissheiten. Bei allem Neid, bei aller Bösartigkeit im Ringen um Status, sind allesamt verlorene Seelen, die versuchen, dem Leben etwas Glück abzutrotzen.
Autorenporträt
Maeve Brennan, 1917 in Dublin geboren, war Schriftstellerin und Journalistin. 1934 zog sie mit ihrer Familie nach New York. Von 1949 bis Anfang der 1970er Jahre arbeitete sie für den New Yorker und heiratete dessen Chefredakteur St. Clair McKelway. Maeve Brennan starb 1993 in New York.
Rezensionen
»Tanz der Dienstmädchen ist eine brillante Analyse der superreichen jungen Leute, die außerhalb von New York in etwas wohnen, das Herbert's Retreat heißt und enorm exklusiv ist. Damit aber jeden Tag ein neuer weißer Seidenpyjama auf dem täglich frisch bezogenen Bett liegt, braucht es eine Schar irischer Dienstmädchen, die man gemeinhin nicht wahrnimmt, aber wir Leser sitzen bei diesen Dienstmädchen in der Küche und sehen die erbärmliche Herrschaft durch deren Augen. Böser geht's nicht, zum Beispiel über Mr Harkey: 'Als unser Herrgott ans Kreuz genagelt wurde, hat er dabeigestanden und die Kiste mit den Nägeln gehalten.'« Elke Heidenreich stern

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.06.2010

Leopardenpantoffeln trägt man nicht
Die Besserverdienenden, von unten betrachtet: Maeve Brennans Erzählungsband „Tanz der Dienstmädchen“
Wer hört, dass Maeve Brennan, die es mit ihrer aus dem Nachlass herausgegebenen Novelle „The Visitor“ in den USA auf Anhieb zu einem der Klassiker des Genres gebracht hat, die Tochter des ersten Botschafters der irischen Republik in Amerika war; dass sie über Jahre der Redaktion des New Yorker angehörte, dass sie ihren Chefredakteur St. Clair McKelway heiratete; dass sie, ohne Rabatt wegen geistiger Leistung, als Schönheit durchging, die klug und witzig war, mit einer „Zunge, scharf wie eine Heckenschere“, der mag es etwas snobistisch finden, dass ausgerechnet sie die Welt der Reichen aus der Sicht der Untergebenen schildert, wie in dem jetzt auf Deutsch erschienenen Erzählungsband „Tanz der Dienstmädchen“.
Doch wenn man die Lebensumstände der 1917 in Dublin geborenen Schriftstellerin, die 1993 nach diversen Schizophrenieschüben einsam und verwahrlost in New York starb, etwas genauer betrachtet, wie es Angela Bourke in ihrer noch unübersetzten Biographie ( „Homesick at the ‚New Yorker‘“, Jonathan Cape, London 2004 ) unternommen hat, sieht die Sache doch etwas anders aus.
So war die New Yorker irische Botschaft nicht mit einem typischen Diplomaten, sondern, wie in jungen Staaten üblich, mit einem Kämpfer für die siegreiche Sache besetzt: Bob Brennan, Sohn eines Viehhändlers aus Wexford, war Journalist geworden, landete aus politischen Gründen oft im Gefängnis, entging der Hinrichtung nur durch Glück. Mit der rebellischen Tochter eines Großfarmers zog er nach Dublin, und eine typische Hauptstadt-Familie mit ländlichem Hintergrund entstand. Auch das Haus 48. Cherryfield Ave., in dem Maeve Brennan aufwuchs und das in ihren Dubliner Erzählungen wie in der „Besucherin“ auftaucht, war Middle-Class, anders als jene Szene, die Brennan im „Tanz der Dienstmädchen“ beschreibt.
Schauplatz der meisten Erzählungen ist „Herbert’s Retreat“, das der über zweihundert Jahre alten, auf der Ostseite des Hudson nahe bei New York in einem Wäldchen versteckten Siedlung Sneden’s Landing nachgebildet ist, wohin Brennan nach der Heirat mit McKelway für einige Jahre zog. Heute läuft die Ansammlung eigenwilliger Häuser unter dem Namen „Palisades“, und einfache Leute wie Al Pacino, Mihail Baryshnikov oder Björk haben Einzug gehalten. Im Buch ist Herbert’s Retreat ein sozialer Raum eigener Art, in dem 39 große, weiße Häuser stehen, ergänzt von Cottages, bewohnt von feinen Herrschaften, alle betreut von irischen Dienstmädchen. Was auch in Sneden“s Landing so gewesen sein muss und bei Maeve Brennan eine produktive Spannung erzeugte. Nie ganz zur gut abgehangenen Herrschaftlichkeit passend, spürte sie den Blick der Hausangestellten auf sich und die karikaturhaft besondere Umgebung, fügte ihm ihren eigenen hinzu.
Wobei die soziale Durchmischung im Buch auch anders da ist. Die Frauen der Hausbesitzer sind oft Aufsteigerinnen. Leona zum Beispiel, eine ehemalige Sekretärin, die eines der begehrten Häuser mit Flussblick ihr eigen nennen darf, weil Tom, dem sie den Wohnsitz verdankt, bei einem Autounfall verschied. Leonas zweiter Mann, ein Kreditmanager („der letzte Abschaum“ wie die Dienstmädchen damals sagen), spielt eine geringe Rolle, die von der Charles Runyons weit übertroffen wird, einem ältlichen Literatur- und Theaterkritiker, der für Zeitungen des Mittleren Westens eine Kolumne schreibt.
Doch in Herbert’s Retreat ist „Gott“, wie die Dienstmädchen den Mann mit den rosa-weißgestreiften Hemden nennen, für Geschmack zuständig, bei Leona hat er ein Wochenend-Zimmer, was beide erhebt.
Im Gegensatz zu Brennans Dubliner Stories, die meist karg von schwierigen Gefühlen zwischen Paaren oder Familienmitgliedern erzählen, ist der „Tanz der Dienstmädchen“ ein spitzes, amüsantes, aber nicht weniger gelungenes Buch. Das liegt nicht zuletzt an Brennans vielfach verspiegeltem Blick, den sie auf ihre Erzählerin überträgt. Was etwa bedeutet, dass sie Bridie, Stasia, Angie zu Protagonistinnen macht, die das Leben der Herrschaft spöttisch kommentieren, dabei jedoch, ganz unidealistisch gesehen, selber neidisch, muffig und boshaft bleiben.
Alle Erzählungen aus dem „Tanz der Dienstmädchen“ wurden zuerst im New Yorker gedruckt und bilden zusammen eine Art Episodenroman, in dem sich neue und bekannte Figuren treffen und verändern. So ist Charles Runyon in der zweiten Erzählung ein friedlicher Leopardenpantoffelträger, der eine Reihe von Pannen erlebt, die mit dem Platzen eines Hemdknopfs beginnen. In der Titelerzählung aber, wird er zum abgefeimten Stück, das den einstigen Frauenhelden Eduard, der Herbert’s Retreat verlassen hat, in der Welt gestrauchelt ist und nur zurück kehrt, um Schnaps zu bekommen, gnadenlos zerkleinert – obwohl auch Charles auf Leona angewiesen ist. Doch Bridie und Angie hören, was Schmarotzer Charles und die Freundinnen von sich geben. Worauf die Dienstmädchen und Polizisten aus dem Dorf beim allseits beliebten „Dienstmädchenball“ nicht mit den Herrschaften tanzen, dabei aber ganz freundlich bleiben.
Als Gipfelpunkt der Infamie haben sie dort, wo vergebens gewartet wird, ein Mikrofon aufgestellt. Ziemlich brillant wirkt Brennans einfacher, unauffälliger Stil, den Brennan-Bewunderer Edward Albee mit Tschechow und Flaubert verglichen hat, auch in der Geschichte, die von einem zweiten Highlight im Dienstmädchenleben ausgeht, dem gemeinsamen sonntäglichen Messebesuch.
Aber heute ist Stasia in sich zerrissen. Sie will nicht verpassen, wie das Haus erwacht. Harrys zweite Frau hatte gestern Besuch von einer Ex-Liebhaberin Harrys, als Harry mit dem aktuellen Mädchen eintraf. Am Ende beschäftigten sich alle vier zerstritten und sturzbetrunken mit der Freilegung eines Kamins, den Harry der Exfrau zuliebe hatte zumauern lassen, wovon die neue, eine Kaminliebhaberin, noch nichts wusste.
Von Erzählung zu Erzählung entsteht das bissige, aber fein akzentuierte Porträt einer mit sich selbst beschäftigten Gesellschaft. Dass Maeve Brennan aber auch anders konnte als böse und leicht, erfährt man in den letzten beiden Erzählungen des Bandes, die den Untertitel „New Yorker Geschichten“ rechtfertigen. Leise, melancholisch, privat, dabei nicht weniger genau, stammen sie aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, als die von Trinker McKelway geschiedene, kranke, verarmte und immer launischere Maeve Brennan an Wahnvorstellungen zu leiden begann, sich in Hotels der 42Street allmählich auf die makabre Existenz in einem Zimmerchen hinter den Toiletten des „New Yorker“ vorbereitete. Dort wurde sie lange geduldet, bis sie Leute zu belästigen begann. Vielleicht in vager Erinnerung an ihre erste publizierte Erzählung „The Holy Terror“, in der sie eine intrigante Klofrau porträtiert hatte.
HANS-PETER KUNISCH
MAEVE BRENNAN: Tanz der Dienstmädchen. New Yorker Geschichten. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Steidl Verlag, Göttingen 2010. 232 Seiten, 18 Euro .
Harrys zweite Frau hatte
gestern Besuch von einer
Ex-Liebhaberin Harrys . . .
Die Schriftstellerin Maeve Brennan arbeitete zeitweilig für Harper’s Bazaar und probierte die Mode aus, über die sie schrieb – so im Dezember 1944 diese Brille.
Foto: Time
Life Pictures
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2010

Die Bienen und Drohnen von der Fifth Avenue

Maeve Brennan, die wiederentdeckte Erzählerin, lässt in ihren New Yorker Geschichten "Tanz der Dienstmädchen" kein gutes Haar an der feinen Gesellschaft.

Die Symbiose zweier Menschen bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese einander auch mögen. Charles zum Beispiel, der spitzzüngige Kritiker mit dem welken Ruhm, würde ohne seine Gönnerin Leona ein kümmerliches Dasein fristen - obwohl er sie insgeheim verachtet. Leona wiederum braucht Charles als Lehrer in Fragen des kultivierten Lebensstils. Ungeachtet dessen, dass sie sich nicht grün sind, versichern sich Charles und Leona beständig ihres Ranges auf dem gesellschaftlichen Parkett. Es stört sie nicht, dass Leonas Mann für die vielen Geschenke und Dinnerpartys aufkommt. Der Musenfreund und seine gelehrige Schülerin finden es jedoch degoutant, dass dieser Gatte sein Geld mit schnöder Erwerbsarbeit verdient.

Um Bienen und Drohnen, subtile Machtspiele und offene Hackordnungen geht es in Maeve Brennans Erzählungsband "Tanz der Dienstmädchen". Die mondäne New Yorkerin, 1917 in Irland geboren, veröffentlichte ihre sarkastischen Erzählungen und Kolumnen in den fünfziger und sechziger Jahren in der Kulturzeitschrift "New Yorker". Maeve Brennan starb 1993 verwirrt und vereinsamt. Seit ein paar Jahren gibt nun der Steidl-Verlag die Werke der brillanten, an Oscar Wilde erinnernden Stilistin in deutscher Übersetzung heraus.

Schauplatz der Handlung ist Herbert's Retreat, ein vornehmes kleines Wohnviertel in der Nähe von New York. Die Bewohner der rund vierzig Häuser am Hudson River sind im Grunde Mitglieder eines exklusiven Clubs, in den man einheiraten, aus dem man aber - durch geschäftlichen Ruin - auch wieder ausscheiden kann. Man übertrumpft sich gegenseitig bei Ausbau und Einrichtung der Häuser und träumt davon, einen alteuropäischen Lebensstil mit ererbtem Vermögen und feinem Geschmack auch jenseits des Großen Teiches fortzuführen.

Der Großteil der fünfzehn Storys dreht sich um Charles und Leona. Charles, der "einen unbestimmten, aber mit Bestimmtheit erworbenen Ruf als geistreicher Mensch und Epigrammatiker" besitzt, lebt in einem heruntergekommenen New Yorker Hotel, das niemand außer ihm betreten darf. Mr. Gott, wie Leonas Personal ihn nennt, stiehlt auch gern einmal die Zeitungen der anderen Gäste. Erst durch Leonas Einladungen nach Herbert's Retreat lebt der grundeitle Feuilletonist auf. Nach den geselligen Abenden ist er von seinem Triumph überzeugt: "Jede Plattform hob ihn höher hinaus, so dass er die Welt und die Männer und Frauen darin noch besser überblicken konnte. Meine Bühne und meine Darsteller, sagte er bei sich, meine Arena."

Neben den luxurierenden Größen der Gesellschaft spielen die Dienstboten eine zentrale Rolle in Maeve Brennans Geschichten. Keineswegs wollen sie sich in die ihnen zugedachte Rolle als dienstbare Hausgeister fügen. Sie hassen ihre Arbeitgeber und versuchen, diese so oft wie möglich in Verlegenheit zu bringen. In der Titelgeschichte verschwört sich das Personal beim Tanz der Dienstmädchen gegen die anwesende "Herrschaft": Keiner der Damen und Herren wird zum Tanzen aufgefordert. Ein besonders galliges Mädchen behauptet sogar, dass unter dem Tisch der Herrschaften ein Mikrofon versteckt gewesen sei. Diese müssen nun fürchten, dass ihre enttäuschten Bemerkungen im ganzen Lokal zu hören waren.

Die Erzählung "Der Anachronismus" handelt von einem anderen Paar in Herbert's Retreat, das sein Leben dem genussreichen Ausgeben von Geld gewidmet hat. Während Tom seine Tage in einem vornehmen New Yorker Club zubringt, richtet seine hyperschlanke Frau Liza das Heim im modernen Stil ein. "Eines von Lizas Lieblingswörtern war ,makellos'. Das Wort, das ihr am wenigsten gefiel, war ,Appetit'. Trotzdem war es ein Wort, das sie oft verwendete. ,Ich habe auf nichts Appetit', sagte sie, manchmal auch: ,Ich glaube nicht an Appetit. Das hat so was Gewöhnliches.'"

Als Liza eines Tages hört, dass es in England ein skurriles altes Dienstmädchen mit legendärem Ruf gibt, scheut sie keine Mühen, um die Frau in ihr Haus zu holen. Damit erweist sie sich jedoch einen Bärendienst - das griesgrämige Luder ist nicht nur äußerst geldgierig, sondern tut sich auch mit Lizas Mutter zusammen. Diese hatte bislang vergeblich dagegen rebelliert, mit einem Brei abgefüttert zu werden, der "sämtliche notwendigen Vitamine enthielt, um eine alte Frau ohne Gewichtszunahme gesund und am Leben zu halten". Die Palastrevolte kündigt sich mit folgenden Worten an: "Von jetzt an werde ich mein Gebiss über Nacht im Badezimmer liegen lassen."

JUDITH LEISTER

Maeve Brennan: "Tanz der Dienstmädchen". New Yorker Geschichten. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Verlag Steidl, Göttingen 2010. 232 S., geb., 18,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Offenbar mit Vergnügen hat Rezensentin Judith Leister diesen Band gelesen, der weitere Erzählungen der New Yorker Autorin Mave Brennan versammelt, deren Bissigkeit seit einigen Jahren wieder sehr geschätzt wird. Allerdings hält sich Leister mit einem Urteil zurück und beschränkt sich auf die süffige Nacherzählung. Brennan seziert in ihren Geschichten mit boshafter Freude die gehoben Kreise, die sich in den New Yorker Vorort Herbert's Retreat vor den Zumutungen des gewöhnlichen Lebens geflüchtet haben. Zu den um Noblesse und den europäischen Stil des geerbten Vermögens ringenden Gesellschaftsgrößen gesellen sich boshafte Dienstboten oder auch ein Feuilletonist, von dem nicht mehr klar ist, woher sein einst so guter Ruf rührte.

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