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»Diese Geschichten werden Ihr Herz brechen.« THE NEW YORK TIMES Den berüchtigten Eintritt in die »besten Lebensjahre« - die meisten Protagonisten der Erzählungen von Richard Russo haben ihn schon hinter sich. Die Menschen, die uns hier begegnen, haben in der Regel einen akademischen Hintergrund und sind durchaus gut situiert. Eines ist ihnen gemeinsam: Sie müssen sich langsam fragen, ob sie tatsächlich das Leben führen, das sie führen wollten. Da ist die aufstrebende Dozentin, die sich kurz vor Thanksgiving mit einem Plagiatsfall konfrontiert sieht und dabei ins Nachdenken über sich und ihre…mehr

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Produktbeschreibung
»Diese Geschichten werden Ihr Herz brechen.« THE NEW YORK TIMES Den berüchtigten Eintritt in die »besten Lebensjahre« - die meisten Protagonisten der Erzählungen von Richard Russo haben ihn schon hinter sich. Die Menschen, die uns hier begegnen, haben in der Regel einen akademischen Hintergrund und sind durchaus gut situiert. Eines ist ihnen gemeinsam: Sie müssen sich langsam fragen, ob sie tatsächlich das Leben führen, das sie führen wollten. Da ist die aufstrebende Dozentin, die sich kurz vor Thanksgiving mit einem Plagiatsfall konfrontiert sieht und dabei ins Nachdenken über sich und ihre eigene Institutskarriere gerät. Oder der gescheiterte Englischprofessor, der sich in Venedig und seinen Zweifeln verliert. Ein Makler, der an Krebs erkrankt ist, und ein gealterter Drehbuchautor komplettieren das Quartett. Mit einem Augenzwinkern weist Richard Russo uns hin - auf die Schmerzpunkte ihrer Existenz. Er tut dies auf hintergründige, intelligente und humorvolle Weise. So entstehen Geschichten, bei denen wir Leser erst laut auflachen und dann trocken schlucken müssen, Geschichten, die von einer leisen Melancholie getragen sind - und doch etwas ungemein Lebensbejahendes haben. Vier lange Erzählungen von Pulitzer-Preisträger Richard Russo

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Autorenporträt
RICHARD RUSSO, geboren 1949 in Johnstown, New York, studierte Philosophie und Creative Writing und lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Für >Diese gottverdammten Träume< (DuMont 2016) erhielt er 2002 den Pulitzer-Preis. Bei DuMont erschienen außerdem >Diese alte Sehnsucht< (2010), >Ein grundzufriedener Mann< und >Ein Mann der Tat< (beide 2017), sowie der Erzählband >Immergleiche Wege< (2018), der SPIEGEL-Bestseller >Jenseits der Erwartungen< (2020) und zuletzt >Sh*tshow< (2020).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.08.2018

Wir wissen, was du letzten Sommer getan hast

Der amerikanische Erzähler Richard Russo ist ein Meister der Kurzgeschichte, und seine beste führt eine Reisegruppe unterhaltsam durch Venedig. Doch ein unerhörtes Campus-Erlebnis vom anderen Kontinent beschwert alles.

Ein Paar kauft ein Haus mit einer zu engen Garage. Beide Ehepartner wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis einer zuerst das Auto beim Hereinfahren beschädigt, aber die Frau mag das Haus, und der Mann, obwohl überzeugt von der Fehlerhaftigkeit des Menschen, stemmt sich gegen diese zynische Weltsicht und willigt ein. Das geht eine Weile gut, "bis sich Ray eines Tages verschätzte und seinen Seitenspiegel abrasierte. Einen Monat später stieß Paula - okay, okay, sagte sie, sie sei eben in Eile gewesen - rückwärts in die Metallschiene des Garagentors, verbog sie und beschädigte dabei das Rücklicht." Die erwarteten Vorwürfe macht der Mann danach aber nicht: "Paula und er waren fast dreißig Jahre verheiratet, und das verdankte sich größtenteils der Tatsache, dass beide gewillt waren, es meistens bei einer hochgezogenen Augenbraue zu belassen."

Die Anekdote, mit der Richard Russos amerikanische Kurzgeschichte "Eingriffe" beginnt, belegt die Niedrigschwelligkeit seiner Erzählweise. Ein bisschen klamaukig und fast nach Ratgeber klingt sie. Aber wie Russo dann dieses etwas plakative Bild von der Unvollkommenheit der Existenz ausmalt, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch zunehmend tiefgründig. Ray ist Immobilienmakler im Bundesstaat Maine noch zur Obama-Zeit, und das von ihm erlebte Amerika erholt sich gerade erst von der Rezession. Die hat natürlich auch schon anderen Schriftstellern wie Paul Auster ein dankbares Sujet geliefert, und man kann sich einen amerikanischen Makler kaum noch vorstellen, ohne sofort an jenen Frank Bascombe zu denken, den Richard Ford in mehreren Büchern durchs Leben begleitet hat.

Aber Russo steht mit seiner etwas leichtfüßigeren Erzählweise dennoch ganz gut zwischen solchen Schwergewichten der amerikanischen Literatur, und wenngleich er nicht das ganz große Gesellschaftsporträt anstrebt, schimmern doch in der Figur Rays, die sich durch Vorbilder in Familie und Freundeskreis zum Hochstaplertum verleitet sieht, obwohl sie im Herzen eher guter Samariter ist, große Themen der amerikanischen Kulturgeschichte durch. Und wenn diese eher flapsig erzählte Geschichte langsam auch auf ihren Titel zusteuert, der den unvermeidlichen Eingriff verheißt, dann tut sie das mit einer ziemlich eigentümlichen Mischung aus Sarkasmus und amerikanischem Wiederaufstehgeist: "Sie schnippeln was weg, und du beginnst eine bestimmte Diät. Anschließend bekommst du deine Unterhose zurück und machst weiter."

"Eingriffe" steht für ein solides Niveau, das der Pulitzerpreisträger Russo immer erreicht. Das Niveau von "Stimme" aber ragt nicht nur unter den vier im vorliegenden Band versammelten Erzählungen heraus. Es handelt sich dabei um eine Novelle oder fast schon einen Kurzroman aus jenem Milieu, das Russo am besten beschreiben kann: dem akademischen.

Wir befinden uns auf einer Reise zur Biennale in Venedig mit älteren amerikanischen Ostküstenbewohnern aus der Region Central Massachusetts, darunter ein Literaturdozent namens Nate, ferner "der bucklige Bernard und eine Frau mit orangefarbenen Haaren", ein deutscher Reiseführer namens Klaus, die merkwürdigen Schwestern Eve und Renee sowie Nates eigener Bruder Julian.

Unter launigen Seitenhieben auf die moderne Kunst sowie den Tourismus wird der Leser - wiederum sehr unterhaltsam - mit der Depression der Hauptfigur und ihrer verkorksten Beziehung zum Bruder vertraut gemacht. Zwischen Tintenfischpasta und Thomas-Mann-Reminiszenzen stolpert man an den Kanälen entlang und verirrt sich mit den Figuren, die Erzählung derweil ins Komödiantische oder auch ins Unheimliche.

In dieses bunte Bild wird aber schon früh ein schwarzer Fleck gemalt. Die unerhörte Begebenheit, die gleich im ersten Absatz erwähnt wird, "der Vorfall mit Opal Mauntz", wird stückchenweise in Rückblicken in die Reisegeschichte eingestreut und hält diese so bis fast zum Schluss unter der Spannung, was es denn mit besagtem Vorfall auf sich habe. Opal Mauntz war eine Studentin von Nate, und zunächst erfährt man nur, dass sie "ein Problem mit Nähe" hatte: Sie durfte, ausweislich eines medizinischen Gutachtens, weder berührt noch angesprochen werden. Mindestens das Letztere ist keine gute Voraussetzung für ein Studium.

Da sie aber mit Abstand die besten Essays schreibt, nämlich solche mit einer eigenen Stimme, gegen welche die Arbeiten ihrer Mitstudenten Nate fast lächerlich schwach und ohne Verstand kompiliert erscheinen, möchte er wider alle Warnungen zu ihrem besonderen Förderer werden und richtet bald seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie. In der Schlüsselszene - eine sogenannte Bacon-Party, bei der Nate sich zwischen der Gunst der anderen Studenten und seiner Obsession mit der einen entscheiden muss und schließlich einen gravierenden Fehler macht - lässt Richard Russo ein durchaus realistisches Ereignis so meisterhaft ins Groteske kippen, dass man Angst bekommt.

Dieses Ereignis hängt wie ein Gewicht an der gesamten Venedig-Erzählung, und es lässt den zunächst noch als Witz aufgefassten Ausspruch des Reiseführers, es wäre schon ein Erfolg, wenn am Ende keiner tot im Kanal liege, plötzlich ernst erscheinen. Die Beleidigung, die Julian einer Mitreisenden an den Kopf wirft, weil er sich offenbar selbst zutiefst beleidigt von Nate sieht, die missglückte Kommunikation und Wiederannäherung der beiden Brüder, der Ausblick schließlich noch auf Bernard, der eine Urne mit nach Venedig gebracht hat, die Asche aber aus Scham nicht selbst verstreuen kann - das alles könnte man nun als Spiegelungen der bösen Campusgeschichte lesen, als Kippmomente in Lebensläufen, von Russo hier zu einem erzählerischen Erdrutsch verdichtet, den er für einmal auch mit seinem Humor nicht mehr aufzuhalten weiß. "Ist es besser, ganz von den anderen gekannt zu werden oder das zu verbergen, was einen liebensunwürdig macht?", fragt Nate sich und den Leser.

Als Einzelpublikation, die diese Geschichte unter dem Titel "Nate in Venice" auf dem englischen Buchmarkt darstellte, wäre sie fast zu schwer erträglich. Hier wird sie zum Glück flankiert von einer weiteren gewitzten Campuserzählung über einen Plagiatsfall und einer Story aus dem Drehbuchschreiber-Milieu, das Russo aus eigener Erfahrung (etwa "Nobody's Fool", verfilmt mit Paul Newman) bestens vertraut ist.

JAN WIELE

Richard Russo:

"Immergleiche Wege"

Erzählungen.

Aus dem Englischen von Monika Köpfer. DuMont Buchverlag, Köln 2018.

304 S., geb., 23,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2018

Das Leben,
eine Flickschusterei
„Immergleiche Wege“: Die Helden in Richard Russos
Erzählungen sind nichts Besonderes – und unverwechselbar
VON MARTIN EBEL
Die USA, obwohl vom Nobelpreiskomitee seit Jahrzehnten sträflich ignoriert, verfügen über eine Menge großartiger Erzähler, und es kommen ständig neue dazu. Manche entdecken wir diesseits des Atlantik mit Verspätung, einen Meister wie Richard Yates sogar erst posthum. Für Richard Russo – der Yates übrigens viel verdankt – kommt die Anerkennung noch rechtzeitig. Seit der Dumont-Verlag sich seines Werks angenommen hat, begeistert sich auch das deutschsprachige Publikum an Romanen wie „Ein grundzufriedener Mann“ („Nobody’s Fool“, mit Paul Newman verfilmt) oder „Diese gottverdammten Träume“ („Empire Falls“, Pulitzer-Preis 2002).
Es entdeckt bei Russo heruntergekommene Kleinstädte im Nordosten, deren Fabriken verlassen vor sich hinrosten und deren Bewohner – „Unterhaltszahlungsverweigerer, Arbeitsunfähigkeitsvortäuscher, Obdachlose und weitere Volltrottel“ – die Pubs bevölkern (und wahrscheinlich Trump gewählt haben). Kleinstädte wie jenes Gloversville, die einstige Handschuhhochburg des Landes, aus der Russo selbst stammt.
Dieser Autor hat ein Näschen für Loser, die ihrem vermurksten Leben doch immer wieder mehr abgewinnen, als ihnen vermeintlich zusteht, und ein Händchen, sie in verwirrende Plots und rasend komische Dialoge zu verwickeln. Komik und Empathie sind überhaupt die Grundsubstanzen seines ganzen Werks, und sie prägen auch die vier Erzählungen, die jetzt unter dem Titel „Immergleiche Wege“ auf Deutsch erschienen sind.
Der Band erscheint wie komponiert, eine literarische Sinfonie, in der Abfolge der Sätze wie in der erzählungsübergreifenden Motivik. Alle vier Geschichten spielen auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit, und sie verfahren dabei wie ein analytisches Drama: ein weit zurückliegendes Ereignis taucht im Gedächtnis auf und wird erstmals und doppelt begriffen – nämlich in dem Sinne, den es seinerzeit hatte, und in seiner Bedeutung für das Hier und Jetzt.
Milieu und Personal sind „gehobener“ als in den genannten Romanen; „Reitersmann“ und „Stimme“ spielen an (nicht sehr renommierten) Colleges, der Held in „Eingriffe“ ist Immobilienmakler, „Milton und Marcus“ schließlich versetzt uns nach Hollywood, wo ein Drehbuchschreiber, dessen Erfolg weit zurück liegt, es noch einmal wissen will, mit einem Skript über ein alterndes Gaunerpärchen, das den letzten Coup plant: Russo arbeitet gewissermaßen auch mit erzählerischen Binnenreimen.
Auch wenn sie dem Mittelstand angehören: Siegertypen sind diese Helden nicht. Von den beiden College-Dozenten, einer jungen und einem schon pensionierten, wird in verdächtiger Formulierung gesagt, sie seien zwar fleißig und korrekt, aber „nicht gut“ – jedenfalls zuwenig für eine akademische Karriere. Den Makler hat die Immobilienkrise voll erwischt, eine Krebsdiagnose ängstigt ihn weniger wegen des wahrscheinlichen Ausgangs als wegen der Krankheitskosten. Beim Drehbuchschreiber ist es die Frau, die Krebs hat, und eine Krankenversicherung hat er gar nicht mehr. Das Elend klopft also auch an die Türen der vermeintlich oder nur vorläufig Bessergestellten. Und manchmal sind sie es selbst, die ihm aus Schusseligkeit die Tür öffnen.
Der alternde Dozent Nate hat seine Stellung verloren, weil er einer Studentin zu nahe getreten ist – nein, kein me-too-Fall, vielmehr eine Übersprungshandlung aus fehlgeleiteter Fürsorge. Er wollte die brillanteste Essayschreiberin seines Jane-Austen-Seminars, eine Autistin mit dem ostinatohaft zitierten Namen Opal Mauntz, aus ihrer Isolation herausholen, ihre „Stimme“ zum Erklingen bringen. Das geht fürchterlich schief, wird als Übergriff gedeutet und führt zu Nates Rauswurf. Noch ein Jahr später drückt ihn die Blamage, als er mit seinem Bruder Julian an einer Gruppenreise nach Venedig teilnimmt, die Russo zum tragikomödiantischen Höhepunkt des Bandes macht.
Während er das Opal-Mauntz-Desaaster um und umwälzt, an all seinen Fähigkeiten, ja an seiner Berufswahl zweifelt (hätte er nicht lieber Handwerker werden sollen, ist nicht Handwerk etwas Ehrliches, Literaturwissenschaft bloß brillante Schwindelei?), verirrt sich Nate in den Gassen, verliert die Gruppe, kämpft mit seinem neuen Smartphone, „völlig verspult“, wie sein Bruder sagt. Der ist ein eitler Großkotz, aber eigentlich ein von einem Hausbrand schwer traumatisiertes Kind, außerdem pleite und zu feige, um den „Versager“ Nate um Geld zu bitten. Da reist er lieber heimlich ab und überlässt dem Bruder die Hotelrechnung.
Schon diese Erzählung, die zweite und mit 110 Seiten auch die längste des Buches, hat Breite, Tiefe und Fülle für einen Roman. Der Ton ist so, dass man gar kein Ende finden möchte: Slapstick und Melancholie gehen die schönsten Verbindungen ein. Und an jeder Ecke platziert der Autor wunderbare Beobachtungen, immer gefiltert durch das Bewusstsein eines kauzigen, liebenswerten Misanthropen, der an sich selbst irre wird.
So werden wir, eher kopfschüttelnd als aggressiv, über die „Verdachtskultur“ an amerikanischen Universitäten informiert – Russo, der an einigen Colleges unterhalb der „Ivy League“ gelehrt hat, weiß, wovon er spricht – und über das umgekehrt proportionale Verhältnis von Ansprüchen und Leistungen seiner Studenten. Die finden das öffentliche Vorlesen ihrer Essays „demütigend“, geben sich in diesen Essays aber „damit zufrieden, dass ihre Argumente irgendwo in ihrer verschwommenen Prosa herumlungerten, wo sie der Leser mühsam suchen musste“. Ansonsten: Copy & Paste wie in Guttenbergs Doktorarbeit.
Die Thematik der feindlichen oder auch nur extrem verschiedenen Brüder kehrt auch in „Eingriffe“ wieder, wo des Helden Vater, ein mit seiner eng umschriebenen Existenz zufriedener Mensch, von Onkel Jack immer wieder zu „todsicheren“ Geschäftsideen verführt, nein fast gewaltsam in sie hineingezerrt werden sollte. Der Vater will aber einfach „nichts besonderes“ sein, kein Glückssucher.
„Nichts besonderes sein“ – das durchzieht wie ein Leitmotiv die Erzählungen eines Autors, der einmal gesagt hat, es gebe „keine kleinen Leben“ und der jede seiner Figuren zu etwas Besonderem machen kann. Was ja die ureigenste Aufgabe und Leistung der Literatur überhaupt ist.
Die letzte, die Hollywood-Erzählung, versetzt einen „nicht besonderen“ Menschen in die Welt der Stars, die sich jeden Wunsch erfüllen können und alle, denen es nicht so geht, als Niemande betrachten. Aber kurz bevor man hier piefige Moral wittern könnte, verrät er, dass Superstar William Nolan von seinem Göttersitz aus bedauert, nicht mehr „just Bill“ zu sein, der unbeschwerte Jüngling, der einst mit dem Rucksack durch Griechenland zog. In dem zehn Jahre alten Gauner-Skript glaubt er jenen Bill wiederzufinden. Die Chance für den Drehbuchautor ist also zuvörderst eine für ihn selbst.
Russo gelingt es in dieser Erzählung, Glanz und Brutalität Hollywoods gleichsam auszubalancieren, so dass wir mit dem Helden fasziniert und angewidert zugleich sind. Auch dieses Milieu kennt Russo aus eigener Erfahrung. Er hat selbst etliche Drehbücher geschrieben und liefert, wie als Bonustrack, Ausschnitte aus „Milton und Marcus“, derart hinreißend, dass man unbedingt den Film realisiert sehen möchte.
Am Schluss der Geschichte schlägt Russo einen Bogen zur amerikanischen Verfassung, zum Glücksversprechen, das in ihr formuliert ist, zum Recht, nach Glück zu streben. Nach mehr, so versteht er es, als viele „kleine Leute“ glauben, dass ihnen zustehe. Tatsächlich enden alle vier Erzählungen mit der Hoffnung, es doch zu schaffen in der „elenden Flickschusterei“, die das Leben ist. Hoffnung: in seriöser Literatur ein eher schwieriges Schlussgefühl. Aber Russo beherrscht auch das.
Das Elend klopft auch an
die Türen der vermeintlich
oder vorläufig Bessergestellten
Am Schluss schlägt Russo einen
Bogen zum Recht eines jeden,
nach Glück zu streben
Richard Russo: Immergleiche Wege. Erzählungen.
Aus dem Englischen von Monika Köpfer. Dumont Buchverlag, Köln 2018.
304 Seiten, 23 Euro.
Richard Russo, 1949 in Johnstown, New York, geboren, erhielt 2002 für seinen Kleinstadtroman „Diese gottverdammten Träume“ den Pulitzer-Preis; hier in seinem Haus in Camden, Maine.
Foto: Robert F. Bukaty / AP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Russo [jongliert] technisch gekonnt mit diversen Handlungssträngen und Motiven zugleich, um sie am Ende alle in einer Art Epiphanie zusammenzubringen."
Christoph Schröder, DEUTSCHLANDFUNK

"Russo steht mit seiner etwas leichtfüßigeren Erzählweise dennoch ganz gut zwischen [...] Schwergewichten der amerikanischen Literatur."
Jan Wiele, FAZ

"Der Band erscheint wie komponiert, eine literarische Sinfonie, in der Abfolge der Sätze wie in der erzählungsübergreifenden Motivik."
Martin Ebel, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

"Wie [Richard Russo] mal mit zartem Humor, mal mit melancholischer Grundierung schreibt, macht seine Kunst aus."
Rainer Moritz, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR

"Ein Erzählungsband, der die Lektüre lohnt."
Thomas Andre, HAMBURGER ABENDBLATT

"Was Richard Russo ausmacht, sind sein eleganter Stil und sein menschenfreundlicher Blick. [...] Dieses Buch lässt seine Leser ein klein wenig erstarkt und mit einem Schmunzeln zurück."
Bianca Schwarz,NDR Kultur

"Richard Russo ist ein realistischer, geradliniger Autor, der seinen Figuren mit Wärme, Humor und einem Augenzwinkern begegnet."
Roana Brogsitter, BR

"Richard Russo findet treffsicher die Schmerzpunkte seiner Figuren. Er schont sie nicht, aber schenkt ihnen auch ein Leuchten."
Christoph Schröder, DER TAGESSPIEGEL

"'Immergleiche Wege' [...] ist auf jeden Fall verdammte Literatur, und gut lesbare noch dazu."
Britta Bode, BERLINER MORGENPOST

"Lesen Sie Richard Russo!"
Mona Grosche, WAZ

"Alles sehr einfühlsam und wohlformuliert, man glaubt, im Hintergrund die Nocturnes von Chopin zu hören."
Ingrid Mylo, BADISCHE ZEITUNG

Russos Geschichten sind so komplex wie das Leben eben ist."
Helmut Schneider, WIEN LIVE

"Russo gelingt es, Glanz und Brutalität Hollywoods gleichsam auszubalancieren, sodass der Held uns zugleich fasziniert und anwidert."
Martin Ebel, TAGES-ANZEIGER

"[...] ganz großer Literatur. Jede Figur ist psychologisch fein gezeichnet, jede Metapher stimmig. Was so mühelos wirkt als sei es einfach runtererzählt, ist echte Kunst."
Welf Grombacher, FREIE PRESSE

"Meistererzähler der amerikanischen Kleinstadt."
Bianca Schwarz, HR2 Kultur

"Von seinen Geschichten wünscht man sich, dass sie nie zu Ende gehen."
Katja Lückert, WDR5 BÜCHER

"Die Literatur gewähre uns 'winzige Einblicke in das Leben anderer', 'die uns nach mehr hungern lassen', heißt es an einer Stelle des Buches. Genau das tun auch die Erzählungen Richard Russos."
Elke Biesel, KÖLNER STADT-ANZEIGER MAGAZIN

"Komik und Empathie sind überhaupt die Grundsubstanzen seines ganzen Werks, und sie prägen auch die vier Erzählungen, die jetzt unter dem Titel 'Immergleiche Wege' auf Deutsch zu lesen sind."
Martin Ebel, DLF Büchermarkt
…mehr