7,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Am 11. November 1912 schreibt Kafka an Felice Bauer, der er ein Vierteljahr zuvor bei seinem Freund Max Brod begegnet ist: "Die Geschichte, die ich schreibe, und die allerdings ins Endlose angelegt ist, heißt, um Ihnen einen vorläufigen Begriff zu geben >Der Verschollene in den Vereinigten Staaten von Nordamerika." Es ist die Geschichte des sechzehnjährigen Karl Roßmann aus Prag, den seine Eltern verstoßen haben und der nun, in New York eingetroffen, auf der Suche nach Arbeit und Unterkunft ist. Wohlmeinend beginnt er seinen Weg, doch statt nach oben führt er ihn…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Am 11. November 1912 schreibt Kafka an Felice Bauer, der er ein Vierteljahr zuvor bei seinem Freund Max Brod begegnet ist: "Die Geschichte, die ich schreibe, und die allerdings ins Endlose angelegt ist, heißt, um Ihnen einen vorläufigen Begriff zu geben >Der Verschollene< und handelt ausschließlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika." Es ist die Geschichte des sechzehnjährigen Karl Roßmann aus Prag, den seine Eltern verstoßen haben und der nun, in New York eingetroffen, auf der Suche nach Arbeit und Unterkunft ist. Wohlmeinend beginnt er seinen Weg, doch statt nach oben führt er ihn auf eine zwanghafte Weise in die Tiefe menschlicher Isolation und Not.
Im Zeichen der Freiheitsstatue Der Verschollene ist der 16-jährige Karl Roßmann aus Prag, den seine Eltern verstoßen haben. Was er in New York sucht, ist Arbeit und eine Unterkunft. Doch jede Bleibe verwandelt sich in einen Ort des Schreckens. In immer kürzeren Fristen entpuppen sich Verwandte, Gönner und zufällige Weggefährten als bedrohlich und rachsüchtig. Wohlmeinend hatte er seinen Weg begonnen, doch der führt ihn statt nach oben in die Tiefe menschlicher Isolation und Not. "Ich habe nie eine Zeile von diesem Autor gelesen, die mir nicht auf das eigentümlichste mich angehend oder erstaunend gewesen wäre." Rainer Maria Rilke
Autorenporträt
Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren. Nach dem Jurastudium, das er 1906 mit der Promotion abschloss, trat er 1908 zunächst als 'Aushilfsbeamter' in die Prager 'Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt' ein, wo er bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung im Jahre 1922 angestellt war. Nebenher entstand sein literarisches Werk, das nach seinem Tod Weltruhm erlangte. Ende 1917 erlitt er einen Blutsturz als Folge einer Tuberkulose. Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 in einem Sanatorium in der Nähe von Wien. Sein Freund Max Brod veröffentlichte die fragmentarisch hinterlassenen Romane und gab 1935-1937 eine erste Ausgabe 'Gesammelter Schriften' heraus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2008

DAS HÖRBUCH
Lockende Zudringlichkeit
Franz Kafkas Romane in wunderbarer Lesung
Jemand musste einmal diese Idee haben, denn ohne dass es ein besonderes Wagnis wäre, dürfte dem Projekt der Erfolg sicher sein. Wenn die drei Romane Franz Kafkas zu gleicher Zeit als ungekürzte Lesungen erscheinen, liegen sie im Trend der aktuellen Hörbuchproduktion. Und dennoch spekulieren die Kafka-Produktionen des Rundfunks Berlin- Brandenburg nicht bloß auf Lese-Vermeidungsstrategien. Über einunddreißig Stunden Gesamtlaufzeit ergeben die Rezitationen von Peter Simonischek („Der Verschollene”), Peter Matic („Der Prozess”) und Ulrich Matthes („Das Schloss”), wenn man sie zusammennimmt. Und das sollte man tun, obwohl zwischen den Aufnahmen gut ein Dutzend Jahre liegen. Dass es sich bei den beiden erstgenannten um Aufzeichnungen aus den Jahren 1983 und 1995 handelt, und nur die Schloss-Lesung eine neue Produktion darstellt, ist marktstrategisch zwar geschickt im Kleingedruckten der CD-Beilage versteckt, aber unabhängig vom Aufnahmedatum ist allen drei Sprechern gemeinsam, dass sie die Anlagen der Romane zum mündlichen Vortrag auch umsetzen.
Das sind zunächst die vielfältigen rhetorischen Situationen, die Befragungen und Verhöre, die sich ebenso in der direkten Rede konstituieren wie ihre sprachlichen Gegenstücke, die Selbsterklärungen und sachlichen Darlegungen. Der junge Karl Roßmann, der Verschollene aus dem Amerika-Roman, stolpert von Rechtfertigung zu Rechtfertigung, die K.-Figuren aus den beiden anderen Romanen von Belehrung zu Belehrung über die krypto-bürokratischen Funktionsweisen von Gericht und Schloss-Administration. Kafkas Literatur entsteht zu einem großen Teil in den Sprech- und Hörszenen von Rede und Widerrede.
Zwar äußerte sich Kafka in einem Brief an Felice Bauer missbilligend über die Verbreitung der Grammophone, gegenüber der Teilzeitverlobten bezeichnete er deren bloße Existenz schon als Bedrohung. Das tut dem Interesse für die Koppelung von Technik und gesprochenem Wort aber keinen Abbruch. Es ist jedoch eine andere Gerätschaft, die vorrangig in den Texten auftaucht: Es wird viel telefoniert. Schon im Büro des Kapitäns, dessen Schiff Karl Roßmann nach Amerika bringt, dann im Hotel Occidental, wo er als Aufzugsjunge arbeitet, und selbstverständlich im Schloss-Roman.
Viel wird geflüstert
Die Frage des Verstehens oder Missverstehens entspringt den vielfältigen Möglichkeiten der Artikulation. Wie etwas gemeint ist, hängt auch davon ab, wie es gesagt wird. Viel ist über den Blick bei Kafka geschrieben worden, als Werkzeug der sozialen Kontrolle und Selbstkontrolle. Dieser Mechanismus wäre zu ergänzen um den des Hörens und Gehörtwerdens. Man achte einmal darauf, wie häufig gesellschaftliche Erwartungen oder der Vorwurf einer Verfehlung in der Rede mitschwingen. Auch, wie viel bei Kafka geflüstert wird, um niemanden zu stören. Wie zahlreich die Ausrufe der Verwunderung, die Worte der Empörung, die lockenden Sätze der Zudringlichkeit sind.
All dies ist in einer Hörfassung ungleich besser darzustellen. Es kann deshalb nicht verwundern, dass Kafka die Tauglichkeit seiner Texte selbst im mündlichen Vortrag gegenüber der Schwester und dem Freund Max Brod getestet hat. Und übten auch Grammophon und Radio noch keine Wirkung auf die Präsentation der Literatur aus, so verdankt Kafka seinen ersten Bekanntheitsschub doch einem Tonträger. Er hieß Ludwig Hardt, war professioneller Rezitator und hatte zwar noch nicht die Romane, aber doch einige Erzählungen Kafkas im Programm.
Die Romanlesungen von Simonischek, Matic und Matthes berühren also wesentliche Momente in Kafkas Werk. Die Wirkkraft wird vielleicht durch die technische Aufzeichnung als Hörbuch noch verstärkt. Denn die Faszination der Romane speist sich aus einem internen Widerspruch: Nicht zuletzt im Kampf mit einer von unübersichtlichen Mechanismen durchdrungenen modernen Welt bietet sie vielfach die Möglichkeit zu Identifikationen. Andererseits ist diese Welt dem Alltag weit entrückt, beklemmend, wie im Dorf des Schloss-Romans, surreal, wie auf den gerichtlichen Dachböden des Prozess-Romans, von grotesken Gestalten bevölkert und gerade deshalb unheimlich reizvoll. Die Stimme des Hörbuchs setzt diese Welt nun in Szene, erhöht damit besonders in der Figurenrede ihre Greifbarkeit und nimmt ihr doch, durch die Abstraktion von jeglicher Körperlichkeit, durch das Gespenstische des entschwindenden Klangs, jede konkrete Verortung. Mag Kafka die technische Aufzeichnung der Stimme für bedrohlich gehalten haben, hier zeigt sie sich als Mittlerin des ästhetischen Genusses. CHRISTOPH SCHMAUS
FRANZ KAFKA: Der Verschollene. Gelesen von Peter Simonischek. Deutsche Grammophon, Berlin 2008. 8 CD, 10 Stunden 12 Min., 29,99 Euro.
FRANZ KAFKA: Der Prozess. Gelesen von Peter Matic. Deutsche Grammophon Berlin 2008. 7 CD, 8 Stunden 15 Min., 29,99 Euro.
FRANZ KAFKA: Das Schloss. Gelesen von Ulrich Matthes. Deutsche Grammophon, Berlin 2008. 10 CD, 13 Stunden 20 Min., 29,99 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
"In der Männerwelt des Romans dominieren die mächtigen Agenten deramerikanischen "Disziplin". Der Onkel, der Kapitän, der Oberkellner, Delamarche - sie handeln so entschlossen wie rätselhaft." Klaus Hermsdorf