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"Was Neapel angeht, so fühle ich mich heute vor allem angezogen von Ortese. Wenn es mir gelänge, noch von dieser Stadt zu schreiben, würde ich versuchen, die Richtung zu erforschen, die sie gezeigt hat", schrieb Elena Ferrante und ermöglichte damit die Entdeckung von Anna Maria Orteses brillanten Erzählungen und literarischen Reportagen aus dem Neapel der Nachkriegsjahre. Mit großer erzählerischer Kraft und menschlicher Wärme fängt Ortese jenen armen Teil der Stadt ein, "der nicht am Meer liegt".

Produktbeschreibung
"Was Neapel angeht, so fühle ich mich heute vor allem angezogen von Ortese. Wenn es mir gelänge, noch von dieser Stadt zu schreiben, würde ich versuchen, die Richtung zu erforschen, die sie gezeigt hat", schrieb Elena Ferrante und ermöglichte damit die Entdeckung von Anna Maria Orteses brillanten Erzählungen und literarischen Reportagen aus dem Neapel der Nachkriegsjahre. Mit großer erzählerischer Kraft und menschlicher Wärme fängt Ortese jenen armen Teil der Stadt ein, "der nicht am Meer liegt".
Autorenporträt
Anna Maria Ortese (1914-1998) stammte aus a¿rmlichen Verha¿ltnissen. Sie verließ mit fu¿nfzehn Jahren die Schule, entwickelte danach aus eigener Kraft ihr großes literarischen Talent; als Zwanzigja¿hrige vero¿ffentlichte sie ihre ersten Texte. Ihr Werk wurde fru¿h mit literarischen Preisen ausgezeichnet, gro¿ßere Bekanntheit erreichte sie erst im letzten Jahrzehnt ihres Lebens.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2019

Man sieht zu viel
im Licht von Neapel
Elena Ferrantes großes Vorbild: Erzählungen
von Anna Maria Ortese zum ersten Mal auf Deutsch
VON MAIKE ALBATH
Anna Maria Ortese war vermutlich die rätselhafteste Schriftstellerin Italiens, und ihr Leben glich einer ewigen Flucht. Schon ihr Vater zog mit seinen sieben Kindern von Ort zu Ort, immer auf der Suche nach einer ertragreichen Anstellung, getrieben von nie realisierbaren Träumen. Ortese, die im Sommer 1914 geboren wurde, lernte ihn erst nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg kennen. Wenn er ihnen abends „Die Elenden“ von Victor Hugo vorlas, schien es keinen großen Unterschied zwischen Literatur und Lebenswelt zu geben. Für die Mutter seien sie und ihre Geschwister wie „Spielzeuge“ gewesen, „manchmal bedrängte sie uns mit ihrer Zuwendung, dann wieder vergaß sie uns komplett“, erinnerte sich Ortese später. Nach Stationen in Apulien, Neapel, der Basilikata und dem nordafrikanischen Tripolis kehrte die Familie aus purer Not 1928 nach Neapel zurück.
Die Schule hatte Anna Maria Ortese nur unregelmäßig besucht und schließlich abgebrochen, aber schon als Neunzehnjährige veröffentlichte sie erste Erzählungen. Ihr Debütband kam 1937 heraus, und sie entschied, ihr Leben komplett der Literatur zu widmen. Unterstützt wurde sie bei dieser ungewöhnlichen Entscheidung für eine junge italienische Frau von ihrer älteren Schwester Maria, die bei der Post arbeitete, und mit der sie von Unterkunft zu Unterkunft tingelte, eine Zeit lang in Mailand Fuß fasste, sich dann in Rom niederließ und ab 1975 in Rapallo lebte. Die Lage der Schwestern blieb prekär. Anna Maria Ortese arbeitete zwar auch als Journalistin, schrieb markante Reportagen, reiste bis nach Moskau und prägte ein Genre, das zwischen Essay und Erzählung changierte. Aber Abgabetermine für Bücher hielt sie häufig nicht ein, weil sie ihre Manuskripte nicht aus der Hand geben mochte.
In ihrer Ästhetik war sie ebenso konsequent wie isoliert. Anna Maria Ortese hielt wenig von dem kargen Neorealismus, der die italienische Literatur der Nachkriegszeit bestimmte, und erfand eine poetische Erzählweise, in der surreale Elemente und Traumsequenzen die Geschehnisse bestimmten. Auch in der allmählich einsetzenden Politisierung der Kulturszene um 1968 hatte diese Art von Literatur keinen Platz – Ortese war zwar unter Eingeweihten ein Name, versank aber allmählich in Vergessenheit. Der wunderbare Band „Neapel liegt nicht am Meer“, von Marianne Schneider mit viel Gespür für die irisierenden Sprachbilder Orteses erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt, sorgfältig ediert und mit einem klugen Nachwort von Franz Haas versehen, nimmt eine Schlüsselstellung im Werk der Schriftstellerin ein. Es handelt sich um sieben Erzählungen, teils mit einer bitteren Pointe, teils essayistisch verdichtet. Ein kurzsichtiges Mädchen aus einer schimmligen Souterrainwohnung bekommt unter großen Entbehrungen von ihrer Tante eine Brille spendiert, und auf einmal bedrängt sie nicht nur die Armut ihrer Familie, sondern auch das wimmelnde Leben in den Gassen auf unerträgliche Weise. Sie sieht zu viel.
Der Hof ist ein „klebriger Trichter mit der Spitze himmelwärts“, umgeben von „aussätzigen Mauern“, die riesenhaften Menschen rücken ihr „schreiend alle auf den Leib in den zwei verhexten Kreisen der Brille“. In einer anderen Geschichte betritt eine greinende Mutter mit zwei Kindern am Rockzipfel das Pfandleihhaus und verschafft sich mit ihrem Gejammer trotz der seit Stunden ausharrenden Menschenschlange sofort Zugang zum Schalter. Mit stiller Ironie kommt Ortese der Frau auf die Schliche – die Kinder sind Staffage, die Tränen gespielt. Kurz brandet Zorn auf, aber dann sind die Wartenden plötzlich von einem großen Schmetterling gebannt.
In einer dritten, reportageartigen Geschichte besucht die Ich-Erzählerin, hinter der sich unverkennbar die Autorin verbirgt, einen riesigen Kornspeicher am Hafen, der als Armenhaus dient und wo unvorstellbares Elend herrscht – es sei ein „nächtliches Land“. Den wabernden Untergrund bildet immer die Stadt selbst mit ihrer wilden Härte und dem gleißenden Licht, das in seiner Maßlosigkeit das Kümmerliche der Wohnungen und Menschen überhaupt erst zutage treten lässt. Viele Teile Neapels lägen eben nicht am Meer, erklärt Ortese, „il mare non bagna Napoli“, das Meer berühre und benetze sie nicht. In den Gassen wisse man nichts von der hellen Weite, hier herrschten die niederen Instinkte oder, wie sie es ausdrückt: „In diesem finsteren Graben leuchtete nur das Feuer des Geschlechtlichen unter dem schwarzen Himmel des Übernatürlichen.“
Was fast neoexpressionistisch anmutet, ist doch immer auch der Versuch, dem Charakter der Stadt und den Ursachen für die Armut auf die Schliche zu kommen. Dass niemand Neapel gerecht wird und man der Stadt entweder haltlos verfällt oder sie ausschlachtet, steht im Zentrum der längsten Erzählung, die programmatisch „Das Schweigen der Vernunft“ heißt. Dieser Text wurde 1953 bei der Erstveröffentlichung der Sammlung zum Auslöser einer scharfen Polemik. Einstige Weggefährten warfen Ortese Illoyalität vor, es kam zu Streit, und in der Folge verließ die Schriftstellerin Neapel.
Wieder herrscht eine somnambule Atmosphäre, wieder begibt sich die Erzählerin auf einen Gang durch die Straßen der Stadt. Dieses Mal sucht sie allerdings nicht die Benachteiligten und Kranken auf, sondern die Intellektuellen, mit denen sie zwischen 1945 und 1947 in der legendären Zeitschrift Sud zusammengearbeitet hatte, darunter die Autoren Luigi Compagnone, Domenico Rea, Raffaele La Capria und Pasquale Prunas.
Mit großem Engagement hatte die Gruppe durch eigene Texte die Wahrnehmung Süditaliens in eine neue Richtung lenken und mit Veröffentlichungen von Jean Paul Sartre, T. S. Eliot und Dylan Thomas den Anschluss an die europäische Moderne finden wollen. Was wie eine traumwandlerische Beschwörung einer verlorenen Zeit daherkommt, ergänzt durch spitzzüngige Vignetten und Porträtstudien der Freunde, war eine scharfe Kritik an deren passiver Haltung, der Eitelkeit und der Neigung, sich mit den Verhältnissen zu arrangieren. Man ließe sich einspinnen von der Labilität der Gegend.
Aber Anna Maria Ortese nimmt sich selbst nicht aus. „Sobald man sich in Neapel befindet, verliert die Erde einen Teil ihrer Schwerkraft, man hat kein Gewicht mehr und keine Richtung. Man geht ohne Ziel, man spricht ohne Grund (…). Es ist, als hätten alle die Möglichkeiten einer Logik verloren und segelten im tiefen, vollständig Abstrakten der reinen Vorstellung.“ Zwischen Erfundenem und Wirklichem zu unterscheiden, schien ihr verkehrt, denn gerade in dieser Sphäre lag für sie das Wahrhaftige eines Ortes verborgen. Neapel war für die Schriftstellerin auch ein Reservoir des Wundersamen.
Nach den Auseinandersetzungen mit den Freunden, die sie in einer erhellenden Nachbemerkung zur zweiten Ausgabe von „Neapel liegt nicht am Meer“ von 1994 skizziert, kehrte Anna Maria Ortese der Stadt am Golf endgültig den Rücken. Ihre Sehnsucht hielt an: Neapel blieb der heiße Kern ihres Schreibens. Durch die Neuauflagen ihres Werkes bei dem renommierten Mailänder Verlagshaus Adelphi setzte Ende der 1980er-Jahre dann doch noch eine Wiederentdeckung ein. Sie wurde zum Bezugspunkt für Autorinnen wie Fabrizia Ramondino und bald auch für Elena Ferrante, die bis heute auf sie zurückkommt.
Von Obdachlosigkeit bedroht, war Anna Maria Ortese 1986 die erste Schriftstellerin, die von dem Bacchelli-Gesetz für verdiente Persönlichkeiten profitierte und in den Genuss einer Künstlerpension des italienischen Staates kam. Sie war inzwischen eine wunderliche alte Dame, die ausschließlich nachts schrieb und sich der Vereinnahmung durch die Literaturszene entzog.
Nicht einmal Fotos von ihr durften kursieren, weshalb überall ein Jugendbild in schwarz-weiß abgedruckt wurde. Es zeigte das klare Gesicht einer jungen Frau mit einem entschiedenen Zug um den Mund. 1993 landete sie mit ihrem magisch-versponnenen Märchen „Die Klage des Distelfinken“ fünf Jahre vor ihrem Tod im März 1998 noch einen Überraschungserfolg.
Der Schauplatz? Neapel. Nicht immer ist das Licht dort blendend und gleißend. Es kann auch so zart sein wie im Inneren einer Muschel.
Anna Maria Ortese: Neapel liegt nicht am Meer. Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Mit einem Nachwort von Franz Haas. Friedenauer Presse, Berlin 2019. 232 Seiten, 22 Euro.
Am Ende war sie eine
wunderliche alte Dame,
die ausschließlich nachts schrieb
Anna Maria Ortese, 1914 in Rom geboren, kam in den späten Zwanzigerjahren nach Neapel.
Foto: mauritius images / Alamy / Historic Images
Neapel im noch jungen zwanzigsten Jahrhundert: die Piazza San Fernando und das Castello San Elmo. Als Anna Maria Ortese 1928/29 als Jugendliche in die Stadt kam, beendete sie dort ihrer Schulausbildung.
Foto: Süddeutsche Zeitung Photo
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2020

Eine Stadt wider Willen

Wo die Erde einen Teil ihrer Schwerkraft verliert: Anna Maria Orteses Prosaband "Neapel liegt nicht am Meer" erscheint nun vollständig auf deutsch.

Der Welterfolg von Elena Ferrantes Neapel-Tetralogie kam aus dem Schatten der Anonymität, doch er kam nicht aus dem Nichts. Die bekannte Unbekannte hat Vorläuferinnen: Anna Maria Ortese, die, geboren 1914 in Rom, gestorben 1998 in Rapallo, an vielen Orten und zweimal länger in Neapel gelebt hat, ist die bedeutendste von ihnen. Die Bestsellerautorin fühlt sich von ihr "angezogen" und erweist ihr in "Meine geniale Freundin" die Reverenz. So wird die Metapher des Titels "Neapel liegt nicht am Meer", für den Ortese 1953 der Premio Viareggio zugesprochen wurde, aufgegriffen: Erst als die Freundinnen Lenù und Lila aus ihrem Armenviertel herauskommen und, nur wenige Kilometer entfernt, auf der Flaniermeile Via Chiaia die eleganten Damen und Mädchen ("Sie waren vollkommen anders als wir") bestaunen, sehen sie ein anderes Neapel, eines, das am Meer liegt. "Es war, als hätten wir eine Grenze passiert." Damit endet ihre Kindheit.

Anna Maria Ortese, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und Autodidaktin, hat nicht den großen Atem für eine Familiensaga, nicht die Distanz zu einer fernen Kindheit und kein Vertrauen in konventionelle Erzählweisen. Fasziniert von Neapel, wo "die Erde einen Teil ihrer Schwerkraft (verliert)", leidet sie umso mehr an seiner Verwahrlosung und Zerrissenheit.

Der Band enthält fünf Geschichten - zwei Erzählungen, zwei Reportagen und einen Essay -, die eine unruhige, unmittelbare Prosa auszeichnet und, geschult am Neorealismo, phantastische und surreale Elemente durchschießen: Schlaglichter auf die Nachkriegszeit, in denen sich vielstimmig und perspektivenreich die Wirklichkeit der Stadt verdichtet, auf Klassengräben und Geschlechterrollen, Vitalität und Gewalt, Frömmigkeit und Flehrufe, Lärm und Musik auf den Straßen.

Die Erzählung "Die Brille" lässt sich als Metapher für eine Literatur lesen, die unter die Oberfläche des Augenscheinlichen blicken lässt. Auf die Brille setzt die in einem ärmlichen Basso wohnende, fast blinde Eugenia ihre ganze Glückserwartung, doch als das Mädchen sie endlich auf der Nase hat, beginnt sich die Welt, die nun ihr monströses Elend enthüllt, zu drehen, so dass es sich erbricht. In der scheiternden Emanzipation steckt die Parabel einer Unterdrückung: Dass sie die teure Brille bezahlt, nutzt Nunzia, die großzügige Tante, aus, um sich zu bemitleiden und die Nichte zu Demut und Dankbarkeit zu disziplinieren. Der emotionale Missbrauch macht Eugenias Enttäuschung vollkommen.

Die ambivalenten Abhängigkeiten verwandtschaftlicher Beziehungen werden in "Familie - Eine Innenansicht" bis in feinste Nadelstiche und abgefeimte Schikanen seziert: Am Morgen des ersten Weihnachtstags fegt der Gruß eines Mannes, den sie früher einmal im Sinn hatte, wie ein Sturm in die wunschlose, windstille Existenz der Anastasia Finizio und weckt in ihr dunkle, außergewöhnliche Gefühle. Die ledige Frau, "an der Schwelle der Vierziger", lässt sich auf Phantasien, Hoffnungen und Träume ein, die sie vor der Mutter, die das Machtgefüge der Familie zusammenhält, und ihrer jüngeren Schwester Anna für sich behalten muss. In Gedanken erlebt sie die Illusion eines geborgten Glücks, von dem am Abend nichts mehr übrig ist.

"Dieses Neapel lag nicht am Meer." Der Satz fällt in der Reportage "Gold in Forcella", die sich in das enge, wuselige, von Bettlern und Gläubigen, unbekleideten Kindern und süßen Madonnen bevölkerte Altstadtquartier begibt, wo noch beim Warten im Pfandhaus, diesem "großen Werk des Erbarmens", mit Verstellung, Tricks und Theater um Vorteile gekämpft wird. Eine Art Elendswimmelbild zeichnet die Erkundung der Granili III und IV, zwei gigantischen Lagerhäusern am Hafen, wo Obdachlose ins Asyl gepfercht wurden. Der Titel "Die Stadt wider Willen" steht auch für das niedrige Neapel, das hier in Fäulnis übergeht: Seine Menschen erscheinen als "Larven eines Lebens, in dem es einmal Wind und Sonne gab, woran sie aber keine Erinnerung mehr haben".

"Poesie ist die Kunst, in einem Wasserglas das Meer rauschen zu lassen." Diese Sentenz von Italo Calvino einzulösen gelingt Anna Maria Ortese mit vier kleinen Gläsern, von denen jedes randvoll gefüllt ist. Der Essay nimmt, immer wieder abschweifend, einen längeren Weg: In "Das Schweigen der Vernunft" durchstreift die Autorin die Stadt, um Kollegen der legendären Zeitschrift "Sud" (Süden), zu deren Mitarbeitern sie gehörte, für eine Reportage mit dem Titel "Was machen die jungen Schriftsteller von Neapel" zu besuchen. Dabei geht sie über ein literarisches Porträt weit hinaus, kommt auf Eitelkeiten und Rivalitäten, Indolenz und politische Naivität zu sprechen, schildert Zufallsbegegnungen und Impressionen. Ihr kritisches Gruppenbild wurde ihr als Urteil "gegen Neapel" derart übelgenommen, dass sie die Stadt verlassen hat und nur "ein einziges Mal für ein paar Stunden" zurückgekehrt ist. Noch als Achtzigjährige wurde sie dafür angegriffen, so von Erri de Luca, der ihr sachliche Fehler vorrechnete und diese über die literarische Freiheit und Qualität stellte. Wie das der Autorin zugesetzt und sie in ihrem Einzelgängertum isoliert hat, legt Franz Haas in seinem kenntnisreichen Nachwort dar.

Schon einmal ist "Il mare non bagna Napoli" (wörtlich: "Das Meer umspült Neapel nicht"), das noch heute in den Buchhandlungen der Stadt in der ersten Reihe steht, auf Deutsch erschienen: In der Übersetzung von Charlotte Birnbaum kam der Band 1955, um das Gruppenporträt gekürzt, unter dem unglücklichen Titel "Neapel, Stadt ohne Gnade" heraus. Ihn erstmals komplett auf Deutsch vorzulegen gereicht dem Verlag zur Ehre - und könnte ihn ermutigen: Anna Maria Orteses großer Neapel-Roman "Il porto di Toledo" ("Der Hafen von Toledo"), 1975 veröffentlicht und das Buch, das sie für ihr wichtigstes hielt, wartet noch immer auf seine Übersetzung.

ANDREAS ROSSMANN

Anna Maria Ortese: "Neapel liegt nicht am Meer". Erzählungen.

Aus dem Italienischen von Marianne Schneider.

Nachwort von Franz Haas. Friedenauer Presse, Berlin 2019. 236 S., geb., 22,- [Euro].

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