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Pierre wird von seinem älteren Bruder Jean und dessen Frau Jeanne zu einem Segeltörn vor der Küste Neapels eingeladen. Er kommt in Begleitung seiner neuen Freundin Lone zum vereinbarten Treffpunkt am Hafen, der Himmel ist weit, ach, das wird bestimmt wunderbar! Doch Pierre ahnt schon, wie trügerisch die Harmonie ist und dass ihn alles andere als ein harmloser Ausflug zu viert erwartet.Seine Affäre mit der Gattin des großen Bruders ist zwar schon einige Jahre her und fast vergessen, aber auf dem kleinen Boot vor der Kulisse von Capri kann man sich ja kaum aus dem Weg gehen ... Vincent Almendros…mehr

Produktbeschreibung
Pierre wird von seinem älteren Bruder Jean und dessen Frau Jeanne zu einem Segeltörn vor der Küste Neapels eingeladen. Er kommt in Begleitung seiner neuen Freundin Lone zum vereinbarten Treffpunkt am Hafen, der Himmel ist weit, ach, das wird bestimmt wunderbar! Doch Pierre ahnt schon, wie trügerisch die Harmonie ist und dass ihn alles andere als ein harmloser Ausflug zu viert erwartet.Seine Affäre mit der Gattin des großen Bruders ist zwar schon einige Jahre her und fast vergessen, aber auf dem kleinen Boot vor der Kulisse von Capri kann man sich ja kaum aus dem Weg gehen ... Vincent Almendros erzählt scharfsichtig und ironisch, mit viel Detailfreude und zugleich extrem verdichtet. Es ist dabei nicht allein die Geschichte eines Betrugs ... denn Jean und Jeanne spielen einander die Karten zu und in jedem Fall ein doppeltes Spiel.
Autorenporträt
Vincent Almendros, 1978 in Avignon geboren, lebt und schreibt in Paris. Sein zweiter Roman »Ein Sommer« wurde 2015 mit dem Prix Françoise Sagan ausgezeichnet, als »schönster Roman des Frühlings«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2017

Das Beiboot
heißt „Reviens“
Vincent Almendros erzählt eine
Vierecksgeschichte im Mittelmeer
Als ihr Segelboot in der Bucht von Capri sich in der leichten Abendbrise wiegt, müssen sie ihre Weingläser festhalten. Während gedämpfter Partylärm und Gesprächsfetzen von den unweit ankernden Yachten herüberklingen und Jean über die Selbstverjüngung bestimmter Quallenarten theoretisiert, fragt sich sein jüngerer Bruder Pierre erstmals, ob es eine gute Idee war, den Urlaub gemeinsam zu verbringen. Mit seiner neuen Freundin Lone ist Pierre der Einladung seines Bruder und dessen Lebensgefährtin Jeanne zum Segeln gefolgt, auch wenn er von Anfang an nicht verstanden hatte, „was daran einfach war“. Immerhin war er vor sieben Jahren mit Jeanne liiert und hat seit dem Moment der Trennung nie wieder ein Wort mit ihr gewechselt. Das Beiboot des kleinen Seglers trägt auch noch den Namen „Reviens – Komm zurück“. Kann das gut gehen?
In seinem zweiten Roman „Ein Sommer“, der in Frankreich 2015 als „schönster Roman des Frühlings“ mit dem Prix Françoise Sagan ausgezeichnet wurde, erzählt der französische Autor Vincent Almendros eine einfache Geschichte über komplizierte Verhältnisse. Während in seinem viel gelobten Erstling „Ma chère Lise“ über die Liebe eines Privatlehrers für seine ebenso verwöhnte wie frivole Schülerin beständige Ortswechsel die Erzählung strukturierten, spielt „Ein Sommer“ fast ausschließlich in der Enge des Einmasters. Was zunächst ein eher konventionelles Kammerspiel erwarten lässt, das mehr oder minder spannungsreiche Verwicklungen zwischen zwei Paaren mit dem Spiel erotischer Anziehung in sommerlich-sinnlicher Atmosphäre verbindet, entpuppt sich hier als beeindruckendes Beispiel dafür, wie man eine seit Goethes „Wahlverwandtschaften“ oft erprobte Handlungskonstellation gekonnt neu belebt.
„Das Meer ist ein Raum der Strenge und der Freiheit“, hat Victor Hugo geschrieben, und dieser Gedanke liegt auch Almendros’ Meeresroman zugrunde. Die vermeintlich grenzenlose Freiheit des Meeres und die sommerliche Leichtigkeit der Urlauber, die sich schnell als beklemmend eng und bleischwer erweisen, kontrastiert Almendros mit der knappen Strenge seiner Sprache und bleibt damit der Tradition seines Verlages Les Éditions de Minuit ebenso treu wie dem Stil seines Förderers Jean-Philippe Toussaint. Till Bardoux hat Almendros’ sorgfältig durchkomponierten Text nun stilgetreu ins Deutsche übertragen. Die Welt der Segler, das offene Meer, das „unruhiger und feindseliger“ ist als erwartet, das nächtliche Bad im von Plankton leuchtenden Wasser, jede kleinste Bewegung und jeden wortlosen Blick an Bord beschreibt Almendros’ misstrauischer Ich-Erzähler Pierre ebenso aufmerksam wie distanziert. Das vorsichtig Tastende dieser kurzen Erzählung erschafft vom ersten Satz an eine hypnotisierende Atmosphäre der Unsicherheit und Bedrohung. Von den vier Passagieren erfährt man äußerst wenig, aber es ist ausreichend, um jede Nuance in dieser höchst sensiblen Konstellation mitzuerleben.
Liegt es am Motor, der Probleme macht, am aufziehenden Unwetter oder an der subtilen, schreiend-stillen Spannung an Bord, dass dieser Segeltörn in bezaubernder Kulisse zwischen Neapel, Capri und Agropoli frühzeitig endet? Womöglich ist das eigentliche Ziel längst erreicht, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Knapp, treffsicher und wirkungsvoll zieht Vincent Almendros die Fäden langsam zu einem überspannten Knoten zusammen, und so ist auch die erlösende Pointe auf der letzten Seite. Wie könnte ein Urlaubsroman mehr Vergnügen bereiten?
CORNELIUS WÜLLENKEMPER
Vincent Almendros:
Ein Sommer. Aus dem Französischen von Till Bardoux. Wagenbach Verlag, Berlin 2017. 86 Seiten, 15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2017

Sonne, Wasser, Haut, viel davon
Ein kurzer Roman über das Feuer einer Affäre, das gegen alle Vernunft weiterflackert: Vincent Almendros' "Ein Sommer"

Müsste man die Qualitäten eines guten Sommerbuchs zusammenfassen, käme man mit folgenden Ingredienzien recht einvernehmlich weiter. Man nehme: Sonne, viel Sonne, brennende, drückende Sonne. Wasser, viel davon, salziges, das erfrischt und auf der Haut weiße Spuren hinterlässt. Natürlich Haut, warme, nackte Haut. Und vielleicht noch eine komplizierte Liebesgeschichte, in der es um Versuchung und Verbot geht, in der jeder weiß, was er tun und lieber lassen sollte, es wegen der Sonne, dem Wasser und all der nackten Haut aber dann doch irgendwie kurz vergisst.

Der Franzose Vincent Almendros hat mit seinem Buch, das auf Deutsch wie Französisch den vielversprechenden Titel "Ein Sommer" trägt, einen Roman geschrieben, der all diese Qualitäten und noch ein paar andere (etwa die Kürze der Erzählung) besitzt. Viel passiert auf den knapp hundert Seiten nicht. Sie verstreichen wie die besten Tage des Sommers. Langsam, fast träge, man taumelt durch sie hindurch, wie benommen von der Hitze, dem Nichtstun, dem Wein, der Schönheit. Man wäre sogar fast versucht zu behaupten, es passiere gar nichts oder zumindest fast nichts, was allerdings vor allem daran liegt, dass jedes Ereignis unter dem gnadenlos hell strahlenden Licht Süditaliens schnell verblasst, wie Motive auf einem zu lange beleuchteten Polaroid.

Denn natürlich geschehen zwischen all den Eindrücken, die so gut beschrieben sind, dass man mitfühlt und mitriecht, ein paar Dinge. Alles beginnt sehr friedlich. Pierre, der Erzähler, und seine neue Freundin Lone treten eines kühlen Morgens am Hafen von Neapel zu einem Segeltörn mit Pierres Bruder Jean und seiner Freundin Jeanne an. Das Schiff legt ab in Richtung Capri, man schmiert sich ein mit Sonnencreme, döst ein bisschen, isst auf einem sonnigen Platz der schönen Insel, riecht an Pfirsichen, erfreut sich am leuchtenden Pink der Bougainvilleen, spricht über Banalitäten. Urlaub eben.

Nur kein wirklich fröhlicher, kein leichter. Wie man bereits nach ein paar Seiten erfährt, ist Pierre sich unsicher, ob diese Reise eine gute Idee war, eine gute Idee ist. Schließlich verbindet ihn mit Jeanne (die man sich nicht nur wegen des Namens, sondern vor allem wegen ihrer fordernd-herben Sinnlichkeit ein bisschen vorstellt wie Jeanne Moreau) weniger sein Bruder als eine Affäre. Eine dieser Sorte, die nicht ordentlich zu Ende gelebt wurde und deren Feuer deshalb, entgegen aller Vernunft, weiterflackert.

Man muss wohl nicht weiter erklären, was dann geschieht, nur spielt es am Ende kaum eine Rolle. Zumindest nicht bis zum Herbst, nicht bis die kühleren Tage den Verstand wieder schärfen und die Sinne nicht mehr neblig, sondern klar wahrnehmen. Dann führt Almendros uns für eine überraschende Pointe nach Paris. Bis dahin ist "Ein Sommer" ganz Atmosphäre, ganz Sinnlichkeit, ganz weich und schön. Wie ein feines Rauschen in der Bucht von Neapel.

Annabelle Hirsch

Vincent Almendros: "Ein Sommer". Aus dem Französischen von Till Bardoux. Wagenbach, 96 Seiten, 15 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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