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Ein Blick zurück: Vilnius im Juni 1941.Die Familie des 8-jährigen Algis wird von sowjetischen Soldaten geweckt. Sie haben nur wenige Minuten Zeit, um zu packen. Algis nimmt seinen Ganter Martin unter den Arm und sein Vater drückt ihm einen Eimer Äpfel in die Hand. Dann werden sie mit vielen anderen Litauern in Eisenbahnwaggons gepfercht, ahnungslos, wohin die Reise gehen wird. Die Endstation ist ein Lager in Sibirien. Die Bedingungen sind unmenschlich, der Hunger groß, die Winter bitter. Mit Galgenhumor und bewundernswertem Ideenreichtum begegnet die Lagergemeinschaft ihrem Elend. Algis' Tante…mehr

Produktbeschreibung
Ein Blick zurück: Vilnius im Juni 1941.Die Familie des 8-jährigen Algis wird von sowjetischen Soldaten geweckt. Sie haben nur wenige Minuten Zeit, um zu packen. Algis nimmt seinen Ganter Martin unter den Arm und sein Vater drückt ihm einen Eimer Äpfel in die Hand. Dann werden sie mit vielen anderen Litauern in Eisenbahnwaggons gepfercht, ahnungslos, wohin die Reise gehen wird.
Die Endstation ist ein Lager in Sibirien. Die Bedingungen sind unmenschlich, der Hunger groß, die Winter bitter. Mit Galgenhumor und bewundernswertem Ideenreichtum begegnet die Lagergemeinschaft ihrem Elend. Algis' Tante schwärmt für Japan und hat es geschafft, ein Buch mit japanischen Haiku ins Lager zu schmuggeln. Es ist nicht zuletzt diese karge Poesie, die die gefangenen Litauer nicht verzweifeln lässt. Und um ihr Heimweh zu lindern, gründen sie auch einen Chor: den Apfelchor. Apfelbäume wachsen in Sibirien zwar nicht, aber das Singen gibt der Hoffnung Auftrieb, dass dieser Albtraum bald vorüber seinwird.
Schließlich gib es eine Vereinbarung, dass zumindest Kinder nach Litauen zurückdürfen. Und so entkommen Algis und seine Schwester dem Schrecken. Jurga Vil schildert diese ungeheuerliche Geschichte aus der kindlichen Perspektive von Algis - ihrem eigenen Vater. Die Illustratorin Lina Itagaki hat dazu eine einzigartige Bildwelt geschaffen, in welcher sich Text und Bild zu einem vielschichtigen Gesamtkunstwerk verweben, ergreifend und ermutigend zugleich.
Autorenporträt
Jurga Vil¿ ist die Autorin der litauischen Graphic Novel «Sibiro Haiku». Sie wurde 1977 in Vilnius geboren. Sie studierte an der Universität Vilnius französische Philologie, danach an der Pariser Sorbonne Filmwissenschaft und Audiovisuelle Medien. Danach lebte sie einige Jahre in New York und in Spanien, bevor sie 2018 nach Litauen zurückkehrte. Hier ist sie nun beim Film sowie als Autorin und Übersetzerin tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.12.2020

Der Geist des
Ganters
Litauische Kinder in einem
sibirischen Straflager
Etwa 130 000 Menschen aus Litauen wurden zwischen 1941 und 1952 nach Sibirien verschleppt. Die Graphic Novel „Sibiro Haiku“ basiert auf realen Ereignissen aus der Zeit von Stalins Terrorregime. Algis, der Vater der litauischen Autorin Jurga Vilė, war acht Jahre alt, als seine Familie wegen angeblicher antisowjetischer Gesinnung nach Sibirien deportiert wurde, wo sie, Schwerstarbeit verrichtend, Hunger, Kälte, Schikanen und Krankheiten trotzen musste. Nach fünf Jahrzehnten brutaler Besatzung erlangte Litauen 1991 seine Unabhängigkeit wieder. Nun erst konnten die ehemaligen Häftlinge das verordnete Schweigen brechen. Die Autorin war ein Teenager, als sie auf ein kleines Notizbuch ihrer Großmutter Ursula, also Algis Mutter stieß, in dem diese sich in lakonischer, klarer Sprache an den Schmerz erinnert, aber auch die Freundlichkeit der Einheimischen nicht vergisst. Dieses Notizbuch sowie die Erzählungen des Vaters inspirierten Jurga Vilė zu ihrer Graphic Novel.
Die Geschichte wird in Algis kindlicher Perspektive dargestellt: Er und die anderen Kinder im Lager entwickeln Überlebensstrategien, indem sie die unvorstellbaren Zustände als Abenteuer sehen, sind erschöpft, durchfroren – und stark. Schon auf dem Weg ins Straflager wird Algis geliebtes Haustier, der Ganter Martinerschossen. Außerdem muss der Junge den Tod geliebter Menschen verkraften. Das gelingt ihm, indem er sich vorstellt, sie würden sein Leben als Schutzgeister begleiten. Einmal überbringt der Geist des Ganters dem Onkel in Litauen einen Brief, nicht der einzige magische Moment im Buch. Ein Eimer voller Äpfel spielt eine wichtige Rolle, für die Hoffnung, die Heimat wiederzusehen. Gelungen sind auch die Charakterisierungen der Personen, besonders der japanbegeisterten Tante Petronella, die alle zum Dichten von Haikus anstiftet. Die Graphic Novel, in Handschrift verfasst, erinnert an ein Tagebuch. Es gibt ein Rezept für „Wassersuppe“, die Grundzutat ist Liebe, und eine Origami-Faltanleitung für einen Kranich. Die Künstlerin Lina Itagaki, deren Großvater ebenfalls verbannt wurde, hat bei der Zeichnung der Figuren auf Fotografien ihrer eigenen Familie und die der Autorin zurückgegriffen. (ab 13 Jahre)
VERENA HOENIG
Jurga Vilė / Lina Itagaki: Sibiro Haiku – Eine Graphic Novel aus Litauen. Aus dem Litauischen von Saskia Drude. Baobab, Basel 2020, 237 S., 25 Euro.
Illustration aus Jurga Vilé / Lina Itagaki: Sibiro Haiku, Graphic Novel aus Litauen.
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