• Buch mit Leinen-Einband

72 Kundenbewertungen

Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Die Leben acht verschiedener Menschen überkreuzen sich durch Mattias' unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Lebensmutes.

Produktbeschreibung
Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Die Leben acht verschiedener Menschen überkreuzen sich durch Mattias' unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Lebensmutes.
Autorenporträt
Peter Zantingh, geboren 1983 in Heerhugowaard in der niederländischen Provinz Nordholland, studierte Wirtschaft und Digitale Kommunikation und arbeitet für die Wochenendausgabe des ¿NRC Handelsblad¿. Sein Romanerstling ¿Een uur en achttien minuten¿ war für diverse Literaturpreise nominiert, bei Diogenes erschien 2020 sein Roman ¿Nach Mattias¿. Peter Zantingh lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter in Utrecht.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Peter Zantinghs Roman „Nach Mattias“ ist ein leises Buch mit einer melancholischen Grundstimmung. Dabei steht eine Frage im Raum: Was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind? Erinnerungen und Geschichten – oder auch ein Fahrrad im Flur wie bei Amber. Seit Mattias Tod hat sie es nicht weggeräumt, sie kämpft noch mit dem Verlust. Er war ein lebenslustiger Mensch mit vielen Ideen, natürlich hatten sie auch Streit… Auch andere Weggefährten und flüchtige Bekannte melden sich in Zantighs Roman zu Wort und lassen Mattias so vor dem geistigen Auge noch einmal lebendig werden. Geschickt verwebt der Autor die einzelnen Geschichten zu einem großen Ganzen und zeigt uns einfühlsam und ohne Kitsch auf, wie groß die Lücke ist, die ein geliebter Mensch hinterlässt, aber auch, dass das Leben weitergeht. Anders zwar, aber nicht weniger hoffnungsvoll. Was den Leser, abgesehen von der präzise gewählten Sprache, bei der Stange hält und das Buch regelrecht verschlingen lässt, ist die quälende Frage nach dem Warum: War es ein Unfall? Oder gar Selbstmord? Warum musste Mattias sterben? Kapitel um Kapitel puzzelt der Leser sich so der Antwort ein Stückchen näher.

© BÜCHERmagazin, Tanja Lindauer (lin)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2020

Schmerz ist eine Schlange
Peter Zantinghs Roman "Nach Mattias"

Mattias ist weg, von einem auf den anderen Tag. Was bleibt, sind die Trauer und ein Fahrrad, das eine Woche danach geliefert wird. Wie ist es, wenn jemand plötzlich verschwindet? Wie verändert sich die Trauer? Und wie ist das passiert? Peter Zantingh lässt in seinem Roman "Nach Mattias" acht Menschen erzählen. Manche waren Mattias nah wie seine Freundin Amber oder seine Mutter, andere kannten ihn nur flüchtig.

Wer war Mattias? Diese Frage steht vermeintlich im Vordergrund. Amber sagt: "Mit Mattias war es, als könnten Tage und Stunden ausgedehnt werden, so dass immer noch etwas anderes hineinpasste." Zantingh webt die Informationen über Mattias so unmerklich und geschickt ein, dass sie manchmal in den Erzählungen der acht Protagonisten unterzugehen scheinen. Mattias liebte Musik, hatte genau im Kopf, wann in einem Lied seine Lieblingsstelle kam, spielte "Football Manager", konnte aber auch zynisch sein, schenkte seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit. Beiläufig werden von den Protagonisten auch essentielle Lebensfragen gestellt: Wie wichtig sind Freunde? Was zählt im Leben? Was bedeuten Familie und Einsamkeit? Die Unklarheit darüber, was dem Roman wichtig ist, lässt den Leser niemals gedanklich rasten.

Dass Mattias tot ist, wird in dem Roman niemals klar gesagt, immer heißt es nur "nach Mattias". Der Schmerz über den Verlust "lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter dem Rücken eine Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen", heißt es im einmal aus der Perspektive von Amber. Solche Umschreibungen verwundern, weil die Sprache dieses Buches sonst so kurz ist, so präzise und elliptisch - stilistisch wie inhaltlich.

Dagegen macht die Figurenzeichnung den Roman lesenswert, nicht nur die der Protagonisten, die Mattias nahestanden, sondern vor allem jener Personen, die ihn nur entfernt kannten. Gerade durch sie setzen sich nach und nach die Teile der Geschichte zusammen. Und dabei geht es längst nicht mehr nur um Trauer. Am Beispiel des blinden Chris, dessen Alltag geschildert wird, lässt sich fragen: Wie gestaltet sich unter diesen Umständen ein normales Familienleben? Wie ist es, wenn die Tochter langsam begreift, dass der Vater gar nichts sieht, dass sie am Strand Dinge sammelt, eine Sandburg baut, dass er das nur erfühlen kann? Zantingh lässt seine Leser in verschiedene Geschichten gleichzeitig blicken, doch sie müssen dabei immer wachsam bleiben, um nicht den nächsten Hinweis darauf zu verpassen, was mit Mattias passiert ist.

Denn da ist auch Nathan, ein Alkoholiker, der ein Strandhaus vermietet. Was hat er mit Mattias zu tun? Oder Issam, der den Verschwundenen nur aus der virtuellen "Football Manager"-Welt kennt, sich mit ihm jedoch verbunden fühlt, seitdem sein Computer aus einem Hotelzimmer gestohlen wurde und die mühselig aufgebaute Fußballmannschaft auf einmal weg war. Per Internet standen die beiden in Kontakt. Es ist ein in jeder Hinsicht von Zantingh perfekt gewebtes Netz, in dem der Roman agiert.

STEFANIE SIPPEL.

Peter Zantingh: "Nach Mattias". Roman.

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Diogenes Verlag, Zürich 2020. 240 S., geb., 22,- [Euro].

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