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  • Hersteller: NAXOS Audiovisual / Naxos
  • Erscheinungstermin: 24. April 2020
  • FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
  • Sprachen: Unbestimmt
  • EAN: 0747313565856
  • Artikelnr.: 58658420
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2004

Tafelrunde
Blockbuster II: "King Arthur" will die Freiheit und findet Amerika

Die Vereinigten Staaten von Amerika wurden vor mehr als fünfzehnhundert Jahren gegründet, auf einer nebligen Klippe hoch über der Küste von England, wo Arthur, der neue König aller Briten, sein Volk mit ein paar Zitaten aus dem Jahr 1776 überraschte: Er glaube, sagte Arthur, daß die Menschen gleich seien und zur Freiheit geboren und daß sie unveräußerliche Rechte hätten.

"Life, liberty and the pursuit of happiness": So steht es in der Unabhängigkeitserklärung der dreizehn Gründerstaaten - und wenn jener König Arthur, den wir bislang eher für einen Mythos als für Thomas Jefferson hielten, daraus fast wörtlich zitiert, klingt das vielleicht ein bißchen anachronistisch, wirkt letztlich aber doch plausibel: Schließlich waren seine Briten bis dahin weder gleich noch frei.

Wenn das Kino aus Hollywood zurückschaut in die Weltgeschichte, dann entdeckt es dort immer nur Amerika, es entdeckt jedenfalls immer nur solche Konflikte und Probleme, die sich auf die amerikanische Art am besten lösen lassen. Was kein Zeichen von Borniertheit ist, sondern eher Ausdruck eines unbedingten Glaubens an die Universalität der amerikanischen Werte. Die Leute in Hollywood waren schon immer Interventionisten: So, wie die meisten in Washington glauben (oder zumindest so tun, als ob), daß die Freiheit, die Gleichheit und das Streben nach Glück nicht von irgendwelchen Mullahs oder Diktatoren mit dem Hinweis auf andere kulturelle oder religiöse Bedingungen eingeschränkt werden dürfen, so sind die Leute in Hollywood fest davon überzeugt, daß sich auch die Kleopatras, die Alexanders, Ludwigs und Elisabeths der Weltgeschichte gefälligst an die Grundwerte der amerikanischen Verfassung zu halten haben. Man kann es auch so sagen: Hollywood schaut nicht auf die Vergangenheit. Hollywood marschiert in die Geschichte ein.

Und so, wie die amerikanischen Soldaten in den eroberten Ländern manchmal die Orientierung verlieren, so kann das auch den Truppen aus Hollywood passieren. In "King Arthur" sind eigentlich alle Amerikaner. Obwohl sie einander blutig bekämpfen.

Denn der Film hat ein Dreifrontenproblem: Rom, die einzige Supermacht der Epoche, herrscht noch, ist aber schon im Rückzug begriffen. Die keltischen Briten lieben die Freiheit und führen gegen die Römer einen Guerrillakampf. Und dann ist auch noch die Invasionsarmee der germanischen Sachsen gelandet, blonde Barbaren, deren Vormarsch so schwer zu stoppen ist wie ein Angriff der U. S. Army.

"King Arthur" will die wahre Geschichte erzählen, das Drehbuch sucht hinter der Legende den historischen Kern und verzichtet deshalb auf den ganzen sagenhaften Zauber: kein Gral, keine Magie, kein Camelot. Das erotische Dreieck zwischen Arthur, seiner Frau Guinevra und dem Ritter Lancelot ist ebenso gestrichen, wie es die Fee Morgaine und die Nebel von Avalon sind. Arthur ist hier halb Römer und halb Brite, ein Heerführer im Dienst des Imperiums, und die Ritter der Tafelrunde sind Fremdarbeiter aus Sarmatien, Elitesoldaten der römischen Armee.

Wer das für wahrer als die schöne, rätselhafte Artussage hält, versteht vom Mythos sowenig wie von der Geschichte - es kann ja sein, daß Merlin nie gezaubert, daß Artus nie das Schwert aus dem Felsen gezogen hat. Was aber nur heißt, daß diese Erzählung mehr zu bieten hat als bloß das Protokoll der britischen Ereignisse zur Zeit der angelsächsischen Invasion. Und umgekehrt kann es ja sein, daß es einen Kommandanten Arturius und die sarmatischen Krieger gab - was aber auch nichts daran änderte, daß "King Arthur" die reine Fiktion ist, ein Film, welcher, wenn der Pomp des Anfangs sich gelegt hat (und der Pomp von Hans Zimmers Musik in den Hintergrund tritt), im Kern wie ein Western nach dem Vorbild der "Glorreichen Sieben" oder von Anthony Manns "Bend of the River" funktioniert. Ein paar Männer haben einen Auftrag zu erledigen, sie reisen durch ein feindliches Land, verlieren sich fast zwischen den Fronten und erkennen erst spät, welches die Sache ist, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Es ist, naturgemäß, die Sache der Briten, die amerikanische Sache, es ist also die richtige Sache. Aber manchmal wünscht man sich trotzdem, die Nebel von Avalon zögen auf oder Merlin führte ein Zauberkunststück vor.

CLAUDIUS SEIDL

"König Arthur" kommt am Donnerstag, "Catwoman" bereits am Dienstag ins Kino.

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