Eins vorweg: Als Wertanlage taugen antike Münzen nicht. Zum einen ist die Sammlerschaft für einen stabilen Markt einfach zu klein, zum anderen sind die Auf- und Abgelder bei Auktionen so hoch, dass man einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 40 % braucht, um überhaupt Gewinne zu erzielen. Das ist
die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht: Antike Münzen sind in ganz besonderer Weise mit der…mehrEins vorweg: Als Wertanlage taugen antike Münzen nicht. Zum einen ist die Sammlerschaft für einen stabilen Markt einfach zu klein, zum anderen sind die Auf- und Abgelder bei Auktionen so hoch, dass man einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 40 % braucht, um überhaupt Gewinne zu erzielen. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht: Antike Münzen sind in ganz besonderer Weise mit der Geschichte verbunden, sie waren Wegbereiter für die Münzkunst und ihr stilistischer Einfluss reicht bis in die Gegenwart. Insbesondere die griechischen Münzen der Klassik haben teilweise eine Stempelschnittqualität, die erst wieder in der Renaissance erreicht wurde. Die Formen- und Variantenvielfalt ist unglaublich und das Wissen, das Numismatiker über die letzten Jahrhunderte zusammengetragen haben, ist es nicht weniger.
„Antike Münzen sammeln“ gibt einen hervorragenden Überblick von den ersten Münzen der griechischen Archaik bis zum Ende des byzantinischen Reichs. Der Praxisnutzen des Sammelns steht dabei ganz im Vordergrund. Es werden die strukturellen Grundlagen vermittelt (Nomenklatur, Prägetechnik) und alle Aspekte, die den Wert einer Münze bestimmen (Erhaltung, Seltenheit, Patina, Prägefehler, Fälschungen ...). Immer werden auch praktische Beispiele gezeigt, die das Beschriebene illustrieren, aber im Katalogteil gibt es auch noch weitere Hinweise und Beispiele.
Der Katalog ist im wesentlichen chronologisch aufgebaut und zeigt parallel zu der im Text beschriebenen numismatischen (oder historischen) Entwicklung reale Beispielmünzen aus dem Auktionshandel. Jede Münze ist in Originalgröße und in Farbe abgebildet, sowie mit den üblichen (Kurz)Beschreibungen, wie sie in Auktionskatalogen auftauchen. Die angegebenen Preise sind Zuschlagspreise aus Auktionen bis 2015, d.h. es fehlen noch die Aufgelder (üblicherweise um die 23 %), Preisentwicklungen nach 2015 sind nicht erfasst und Handelspreise sind dann noch einmal bedeutend höher. Mein Tipp: In aktuellen Auktionen bei erfahrenen Auktionshäusern fährt man am günstigsten.
Besonders fasziniert hat mich, wie sehr unsere heutige Münzkunst motivisch aus der Antike beeinflusst ist. Viele Prinzipien des Bildaufbaus oder der „Botschaft“ gelten heute wie vor 2500 Jahren. Genauso faszinierend ist, was Numismatiker aus Münzen herauslesen. Selbst das Gewicht lässt Rückschlüsse auf Krisen oder auch gewonnene Kriege zu. Interessiert hätte mich noch, wie die zahlreichen Münzstätten identifiziert wurden, aber irgendwo muss man auch eine Grenze ziehen.
Der hohe Praxisnutzen zeigt sich in den vielen Querverweisen auf meist kostenlose Internetressourcen, in denen man recherchieren kann. Darunter befinden sich ganze Fachbücher, Datenbanken, aber auch wichtige Artikel zu Einzelthemen. Erstaunlich viel Fachwissen ist online zugänglich. Die Bibliografie im Anhang des Buchs ist übrigens nicht weniger umfangreich.
Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: Wenn man nicht zu hohe Ansprüche an die Qualität einer Münze legt, sind viele Stücke ausgesprochen preisgünstig zu erwerben. Selbst eBay lohnt einen Blick, denn immerhin sind etwa 90 % der dort angebotenen Stücke wirklich echt, nur eben qualitativ für den Auktionshandel zu minderwertig. Teure Anschaffungen sollte man allerdings aus fachkundigen Händen vorziehen.