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Leo von Klenze (1784-1864) gehört neben Karl Friedrich Schinkel zu den herausragenden Architekten des 19. Jahrhunderts. Wie kein anderer hat er als Hofbauintendant von König Max I. Joseph und Ludwig I. sowie als Leiter der Obersten Baubehörde durch spektakuläre Monumentalbauten das Stadtbild des 'Neuen München' und die Baukunst Bayerns geprägt. So populär Klenzes klassizistische Architektur bis heute erscheinen mag: Sie war nicht unumstritten und blieb Einheimischen, Zugereisten und Touristen oft fremd. Der vorliegende Architekturführer schärft das künstlerische Verständnis des Betrachters,…mehr

Produktbeschreibung
Leo von Klenze (1784-1864) gehört neben Karl Friedrich Schinkel zu den herausragenden Architekten des 19. Jahrhunderts. Wie kein anderer hat er als Hofbauintendant von König Max I. Joseph und Ludwig I. sowie als Leiter der Obersten Baubehörde durch spektakuläre Monumentalbauten das Stadtbild des 'Neuen München' und die Baukunst Bayerns geprägt. So populär Klenzes klassizistische Architektur bis heute erscheinen mag: Sie war nicht unumstritten und blieb Einheimischen, Zugereisten und Touristen oft fremd. Der vorliegende Architekturführer schärft das künstlerische Verständnis des Betrachters, indem er die Werke anschaulich charakterisiert und die eigenwillige Baugestalt jeweils aus dem historischen Kontext ihrer Entstehungszeit erläutert. Zentrale Aspekte seiner Architekturtheorie und einige programmatische Gemälde Klenzes vervollständigen die Publikation. Adrian von Buttlar erschließt in einer prägnanten, übersichtlichen Darstellung anlässlich des 150. Todesjahres Klenzes Geschichte und Bedeutung dieses einzigartigen Architekturerbes.
Autorenporträt
Adrian von Buttlar ist Professor für Kunstgeschichte an der TU Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Gartenkunst, Architekturgeschichte sowie Denkmalpflege und Denkmalpolitik. Von 1996 bis 2009 war er Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2017

Wo weiß Walhalla auf dem Hügel ruht
Adrian von Buttlar gibt den Cicerone zum Werk Leo von Klenzes, und Carl Laubin versammelt alle seine Bauten auf einem Bild
Schöner könnten sich die Anstrengungen eines Autors, der sich mit dem architektonischen Werk eines Architekten beschäftigt, und die Bemühungen eines Malers, der ganz unabhängig davon dieses Werk möglichst exakt und vollzählig reproduzieren will, nicht ineinanderfügen als in dem Panoramabild, das der 1947 in New York geborene, seit vielen Jahren in England lebende Architekturmaler Carl Laubin exakt in jenen Monaten gemalt hat, in denen der deutsche Kunsthistoriker Adrian von Buttlar seinen Führer zu den Bauten von Leo von Klenze verfasst hat.
Und so findet sich am Ende der mustergültig handlichen Gesamtwürdigung aller Klenze-Architekturen jenes Gemälde mit dem Titel „Klenzeana“, das sich wie eine schlüssige Aneinanderreihung aller zuvor im Buch charakterisierten und mit Farbabbildungen vors Auge gehobenen Bauten genießen lässt.
Wie in seinen früheren Capriccios, die jeweils das Gesamtwerk eines italienischen oder englischen Baumeisters zusammenfassten, hat Laubin auch bei seiner Hommage an Klenze die Einzelobjekte so in einer Hügellandschaft verteilt, dass der zugeteilte Standort Hinweise gibt auf die reale Situation, in der sich das Bauwerk heute befindet. So erhebt sich die in Baden-Baden auf dem Michaelsberg errichtete Stourdza-Kapelle am linken Bildrand sachgemäß auf einem Hügel. Dass der Weg dahinter zum bedeutendsten Bauwerk hinaufführt, das Klenze außerhalb Deutschlands errichten durfte, zum Museumstrakt der Eremitage in St. Petersburg, das zeigt, wie genüsslich Laubin im Bild verschränkt, was in der Wirklichkeit streng getrennt ist.
In der rechten Hälfte unseres Gemäldes sind vorwiegend Bauten aus München und Bayern übereinandergeschichtet. Der Blick schweift vom Festsaalbau der Münchner Residenz und vom Hofgarten ganz unten über die Glyptothek, die Propyläen, das Postgebäude und die Ruhmeshalle aus München heraus hinüber zur Befreiungshalle bei Kelheim, zu den Festungsbauten in Ingolstadt und schließlich hinauf zum Tempelbau der Walhalla und zur Wallfahrtskirche St. Salvator auf dem Felsen bei Donaustauf, die Klenze klassizistisch überformt und hoch über der Donau mit der Walhalla in Beziehung gesetzt hat. Wer Buttlars Führer gut studiert hat, wird auf Laubins Bild aber noch viele andere ungewöhnliche Baulichkeiten entdecken: etwa die technisch kühne Brücke, mit der Klenze den Ludwig-Donau-Main-Kanal über die Schwarzach hinweggeführt hat.
Ein für Kenner klassizistischer Architektur besonders spannendes Kapitel konnte Buttlar in seinen Detailbeschreibungen der für Laien irgendwie gleich aussehenden Wohnbauten an der Münchner Ludwigstraße eröffnen. Klenze hat die aus Italien herbeizitierten Fassadenmuster – auch im Bild sind sie sauber nebeneinander aufgereiht – von Haus zu Haus so subtil variiert, dass man nach Lektüre des Textes staunend Beifall zollt. Als Experte für das Baugeschehen um 1800 konnte Buttlar in seiner Einleitung den Entwicklungsweg Klenzes zu einem der führenden Baukünstler seiner Epoche pointiert zusammenfassen. Und in dem als Nachwort angehängten Essay charakterisiert er die Besonderheiten von Klenzes historistisch-romantischem Klassizismus.
GOTTFRIED KNAPP
Adrian von Buttlar: Leo von Klenze. Führer zu seinen Bauten. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2016. 288 Seiten, 290 Abb., 22 Euro.
In seinem neuesten Architektur-Capriccio hat sich der Maler Carl Laubin mit dem architektonischen Werk Leo von Klenzes beschäftigt, dessen Hauptbauten in München stehen.
Foto: Laubin / Deutscher Kunstverlag
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2000

Der Traum blieb im Skizzenbuch
Adrian von Buttlar weist Leo von Klenze seinen Platz zu

Unter Baumenschen und ihrem Publikum ist heute die Klage über den Verlust des Bauherrn verbreitet. Wo sich Architekten mit anonymen Konsortien herumschlagen, kann, so heißt es, Qualität nicht entstehen. Desinteresse, Kostenlimit, Termindruck und mangelnde Dialogbereitschaft töten die besten Ideen. Die Vita des bayerischen Stararchitekten Leo von Klenze (1784 bis 1864) zeigt, wie es im frühen und mittleren neunzehnten Jahrhundert einem Hochbegabten trotz und wegen seines engagierten Bauherrn ergehen konnte: nämlich auch schlecht.

Zwar hätte Klenze ohne die Gunst des Bayernkönigs Ludwig I. nicht München zu einer nach Norden versetzten Metropole des Südens ausbauen können. Der Charakter der Residenzstadt als Isar-Athen war Ausdruck der philhellenischen Politik Ludwigs, die schließlich seinem zweiten Sohn Otto vorübergehend auf den griechischen Thron verhalf. Aber das "bodenlose Detail-Einmischen" und die Anforderung immer neuer Varianten, die Insistenz des Monarchen auf historischen Vorbildern und sein Wankelmut in den Entscheidungen müssen die Arbeit für Klenze und seine Fachgenossen zu einem Albtraum gemacht haben. "Welche Kämpfe habe ich deshalb oft zu bestehen gehabt!"

Adrian von Buttlars kritische, doch nicht ohne Sympathie geschriebene Darstellung ersetzt die Monografie Oswald Hederers, mit der man sich seit fast vierzig Jahren begnügen musste. Hederer, damals nicht ohne Verdienste, hatte sein Buch im getragenen Ton frühbundesrepublikanischer Heldenverehrung gehalten ("Sein Dienst war Hingabe"). Sichtlich war er bemüht, Klenze bei der Siegerehrung der bayerischen Trias Carl von Fischer, Klenze und Friedrich von Gärtner ein kräftig erhöhtes Mittelpodest zu sichern. Stets fand sich ein beschönigendes Wort für Klenzes Machtbewusstsein und Intrigantentum ("geschmeidige Klugheit"). Der OEuvre-Katalog erwies sich als lückenhaft und ist inzwischen durch Einzelforschungen vieler Autoren erweitert worden.

Auf sie kann Buttlar sich in seiner Synthese stützen. Früh- und Spätwerk erforderten neue Recherchen. Besonderen Wert legt der Kieler Kunsthistoriker auf den Einfluss Jean-Nicolas-Louis Durands. Das systematische Denken des Pariser Architekturlehrers und seine auf dem Raster gründende Entwurfspraxis haben den jungen Klenze in Paris beeindruckt. Eine Spur rationalistischer Trockenheit, aber auch latenter Modernität führt von hier aus durchs spätere Werk. Im Charakterbild Klenzes wird dessen Opportunismus nicht schöngeredet. Gerechterweise hält Buttlar die Ausfälle von Mannesmut vor Fürstenthronen dagegen, die Klenze gelegentlich auch riskierte. Die unterschiedlichen Interessen von Architekt und Bauherr arbeitet Buttlar mit großem Scharfsinn heraus: bei Ludwig eine effektvoll inszenierte Architektur der Erinnerung, bei Klenze ein modernisierungsfähiges Antikenideal, das bildhafte Wirkungen gleichfalls nicht ausschloss.

Jedem Klenze-Autor bietet sich der Vergleich mit dem um drei Jahre älteren Berliner Kollegen an, mit Karl Friedrich Schinkel. Auch Buttlar ließ sich diese Chance kontrastierender Profilierung nicht entgehen. Schinkel und Klenze kamen aus dem Berliner Kreis um Vater und Sohn Gilly. Wie Schinkel Berlin prägte, so Klenze München. Beide waren renommiert genug, um im europäischen Ausland zu planen oder als Gutachter aufzutreten. Schinkel wie Klenze kompensierten frustrierende Verwaltungs- und Nebenjobs, zu denen sie in ihren Ämtern gezwungen waren, durch freie Kunsttätigkeit als Zeichner und Maler. Beide untermauerten ihr Werk durch Theorie. Das Verhältnis zum Hof war auch für Schinkel nicht einfach. Anders als sein angeheirateter bayerischer Verwandter griff der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. allerdings nicht als dilettierender Mitarchitekt ein, sondern verdross seine Baumeister durch ausgeprägtes Kostenbewusstsein. Gegen Geiz lässt sich nicht leichter argumentieren als gegen Sprunghaftigkeit und Besserwisserei.

Buttlars Wertung fällt eindeutig aus, wie sein Buch es überhaupt weder an klarem Urteil noch an flüssigem Stil fehlen lässt. Klenze ist für ihn wie für viele vor ihm der zweitbedeutendste deutsche Architekt des neunzehnten Jahrhunderts, nach Schinkel. Klenze bestand auf dem Vorbild der griechischen Antike und der italienischen Renaissance, nicht aus historisierendem Respekt vor der Geschichte, sondern weil er in der griechischen Baukunst die ewig gültigen Gesetze des Bauens ausgedrückt fand. Es galt, sie den Forderungen der Gegenwart, ihren raumgreifenden Zwecken und neuen Konstruktionen anzugleichen.

Schinkel war der Liberale und Freiere von beiden, die Amplitude, in der seine Sensibilität ausschlug, breiter. Neben dem "Blick in Griechenlands Blüte" beeindruckten ihn gotische Kathedralen und Herrensitze zeitweise ebenso wie die ägyptische Monumentalität englischer Fabriken, und er wusste, dass nur ein neues Element, "ein Mehr", neue Geschichte erzeugt. Doch auch Klenze konnte zu Formen gelangen, die jenseits jeder Verpflichtung auf die Historie lagen. Die Rotunde der Kelheimer Befreiungshalle, die er über Gärtners Sockelgeschoss entwickelte, ist ein origineller Raumgedanke und ihr Dachkegel eine innovative Eisenkonstruktion: Hightech der Jahrhundertmitte.

Preußens Oberbaudirektor und Bayerns Hofbauintendant haben sich gegenseitig ihrer Hochachtung versichert, Klenze übrigens mit mehr Nachdruck als Schinkel. Beim Ausbau Athens zur Residenz Ottos I. kamen sich ihre Projekte in die Quere. Schinkel ersann für den Wittelsbacher König eine romantisch-klassizistische Phantasmagorie, die auf und neben den antiken Ruinen die Akropolis krönen sollte. Den "herrlichen und reizenden Sommernachtstraum eines großen Architekten" nannte Klenze den Entwurf des Rivalen diplomatisch und nicht ohne Hintersinn. Denn Sommernachtsträume gehören in die Grafikmappe und halten dem Tageslicht nicht stand. Klenze dachte realistischer und denkmalpflegerisch korrekter. Das neue Schloss sah er am Rande der Neustadt vor, wo es zumindest den Baubestand des antiken Burgtempels nicht gestört hätte. Ausgeführt wurde auch Klenzes Projekt nicht.

Das Leben hat es mit Klenze, die Nachwelt mit Schinkel besser gemeint. Klenze verbrachte sein Alter in einem Wohlstand, wie er diesem Metier nicht allzu oft vergönnt ist, während Schinkel im Sterben lag, als sein Gönner, der Kronprinz, als Friedrich Wilhelm IV. die Herrscherrolle übernahm. Andererseits war Klenze keine opulente Veröffentlichung seines Lebenswerks beschieden. Im Gegensatz zur posthumen Schinkel-Verehrung gab es in München keine jährlichen Klenze-Feste, keine Klenze-Gedenkreden, keine "Friends of Klenze", wie sie im Falle Schinkels noch heute im fernen Minneapolis tagen. Es gab auch keine vergleichbaren Inanspruchnahmen wie durch Arthur Moeller von den Bruck, der Schinkel zum Helden des "preußischen Stils" ausrief, durch Moderne und "Drittes Reich" (obwohl auch Klenzes Münchener Königsplatz zum "Königlichen Platz" umgepflastert wurde) oder durch die Postmoderne.

Im kommenden Jahr allerdings steht Klenze auf dem Kalender. Nach der Veröffentlichung von Buttlars großem, aber angemessen dimensionierten Opus werden das Münchener Stadt- und das Architekturmuseum der Technischen Universität eine Ausstellung veranstalten, zu der ein umfangreicher Katalog angekündigt ist. Der "große Meister", den seine Gegner einen "ungewöhnlich begabten Hilfsarbeiter" nannten, hat eine späte Chance wenn nicht der Neubewertung, so doch der Detaillierung und Differenzierung.

WOLFGANG PEHNT

Adrian von Buttlar: "Leo von Klenze". Leben, Werk, Vision. Verlag C. H. Beck, München 1999. 512 S., 544 Abb., davon 51 farbig, geb., bis 31. März 98,-, danach 128,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Erst lässt Rezensent Roman Hollenstein einige Münchner Bauten Leo von Klenzes aufleuchten, einem "Hauptmeister des europäischen Klassizismus". Dann wendet er sich Adrian von Butlars "methodisch überzeugender" Monographie zu, die Hollensteins Ansicht nach "weit über die hymnische Monographie eines Oswald Hederer (1964)" hinausgeht. Endlich erfahre der Architekt Ludwigs I. die Würdigung, die seinem preußischen Kollegen Schinkel schon lange zuteil geworden sei. Man erfährt viel über von Klenzes baugeschichtliche Einordnung, biographische Details und auch einiges über die Gründe der verspäteten Wahrnehmung von Klenzes: angefangen bei zeitgenössischen Querelen bis hin zur Vereinnahmung des Klenzeschen Klassizismus durch nationalsozialistische Architekten, der Klenze allerdings, so Hollenstein, mit seiner "Verquickung von neuhellenischer Architektur und arischer Rassenideologie selbst Vorschub" geleistet hat. Hollenstein lässt an vielen Stellen durchblicken, dass ihn von Buttlars Prachtband ziemlich beeindruckt hat. Eine ideale Ergänzung, findet er, zu einem Werkverzeichis, das ab Mitte Mai 2000 eine Klenze-Ausstellung im Münchner Stadtmuseum begleitet.

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