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38 Kundenbewertungen

Die Sonne geht auf, es regnet, oder es schneit. Aber im Grunde startet jeder neue Tag mit derselben Chance. So sieht Martin Kühn es jedenfalls, an guten Tagen. In letzter Zeit allerdings hatte er eher selten gute Tage, seine Frau Susanne benimmt sich seltsam, und er selbst ist dabei, einen amourösen Fehltritt zu begehen. Auch der heutige Tag beginnt wechselhaft, denn Kühn soll mit seinem Kollegen Steierer den Mörder eines jungen Mannes finden. Die Ermittlungen führen ihn, den einfachen Polizisten und Berufspendler, in die Welt der Reichen und Wohltätigen. Diese neue Erfahrung setzt ihm doch…mehr

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Produktbeschreibung
Die Sonne geht auf, es regnet, oder es schneit. Aber im Grunde startet jeder neue Tag mit derselben Chance. So sieht Martin Kühn es jedenfalls, an guten Tagen. In letzter Zeit allerdings hatte er eher selten gute Tage, seine Frau Susanne benimmt sich seltsam, und er selbst ist dabei, einen amourösen Fehltritt zu begehen. Auch der heutige Tag beginnt wechselhaft, denn Kühn soll mit seinem Kollegen Steierer den Mörder eines jungen Mannes finden. Die Ermittlungen führen ihn, den einfachen Polizisten und Berufspendler, in die Welt der Reichen und Wohltätigen. Diese neue Erfahrung setzt ihm doch mehr zu, als Kühn es sich eingestehen will. Und während er auf der Terrasse der Verdächtigen selbstgemachte Limonade kostet, sucht Kühn die Antwort darauf, ob es überhaupt einen Ort gibt, an dem er in diesem Leben richtig ist.

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Autorenporträt
Weiler, Jan§Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, ist Journalist und Schriftsteller. Er war viele Jahre Chefredakteur des SZ Magazins. Sein erstes Buch »Maria, ihm schmeckt's nicht!« gehört zu den erfolgreichsten Büchern der vergangenen Jahrzehnte. Es folgten unter anderem: »Antonio im Wunderland« (2005), »Mein Leben als Mensch« (2009), »Das Pubertier« (2014), »Kühn hat zu tun« (2015), »Im Reich der Pubertiere« (2016) sowie zuletzt »Und ewig schläft das Pubertier« (2017) und »Kühn hat Ärger« (2018). Jan Weiler verfasst zudem Hörspiele und Hörbücher, die er auch selber spricht. Jan Weiler lebt in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.04.2018

Ein Planet aus Haus und Kindern
Die Romane des Schriftstellers Jan Weiler feiern die Mittelmäßigkeit, den Vorort, die Normalität. In „Kühn hat Ärger“,
dem zweiten Fall seines Münchner Kommissars, zeigt sich der Autor in großer Form
VON GERHARD MATZIG
Kühn hat zu tun“, so hieß der Krimi, den Jan Weiler vor drei Jahren rund um den Polizisten und Durchschnittsmenschen Martin Kühn verfasst hat. Jetzt ist der zweite Fall des Münchner Kommissars erschienen und der heißt nun: „Kühn hat Ärger“. Das Muster ist kaum zu übersehen: Sollten der Verlag, Piper, und der Autor, Weiler, ihrer Titel-Strategie treu bleiben, dann wird Kühn wahrscheinlich auch im dritten Fall etwas haben, die Frage ist nur, was das sein wird. Unser Vorschlag wäre: Kühn hat Zukunft. Denn Weiler hat einen großen Ermittler erschaffen. Einen Kommissar, der in der Weltrangliste literarischer Ermittler ganz oben mithalten kann und vielleicht irgendwo zwischen dem einbeinigen Cormoran Strike und dem zuckerkranken Kurt Wallander einzuordnen wäre. Martin Kühn ist ein Kommissar, dem man noch viele weitere Ermittlungen wünscht. Selbst dann, wenn man damit dem Verbrechen Auftrieb verschafft.
Das ist es einem wert, denn aus der Vororthölle des Münchner Pendler-Prekariats, in dessen Reihenhaus-Soziotop namens „Weberhöhe“ Kühn als mittelalter Repräsentant einer mittelhohen Besoldungsgruppe ein irgendwie mittleres, daher aber auch höchst bemerkenswertes, ein genau so typisches wie einzigartiges Leben lebt, möchte man auch nach zwei Bücher noch unbedingt mehr erfahren. Nicht nur über Verbrechen, Verderben und Tod. Mehr noch vom Leben selbst. Von der Welt des Martin Kühn.
Im Grunde ist das seltsam, denn durch die wochenendliche „Tatort“-Berieselung hat man mittlerweile das Gefühl, sehr wenigen Räubern stehen in Deutschland sehr viele Gendarme gegenüber, deren persönliche Angelegenheiten das Verbrechen regelmäßig in den Hintergrund drängen. Trotzdem bringen diese Filme das Kunststück fertig, dass einem die meisten Polizisten am Ende, wenn das Verbrechen aufgeklärt oder auch einfach vollends irrelevant geworden ist, immer noch sehr fremd sind. Wenn nicht egal. Trotz aller Ausleuchtung und vieler überflüssiger Details.
Bei Weilers Figur Kühn verhält es sich umgekehrt. Er kommt einem nah – und diese Nähe verstrickt den Leser strudelhaft ins Geschehen. Man fängt an, mit Kühns Blick auf die Welt des Verbrechens zu schauen. Man wird Partei, man befindet sich mitten im Krimi, statt sich nur hindurchzublättern.
Deshalb legt man das Buch, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand, denn man muss einfach wissen: Wer war es? Aber eben auch: Hält die Ehe? Hält die Prostata? Wird Kühn wieder einschlafen beim Elternabend? Wird er sich wieder und wieder an der immer zu heißen Kaffeetasse verbrühen? Und war der Mörder des siebzehnjährigen Armir Bilal wirklich jener, dem man von Anfang an einen grausamen Mord mit einem knuddelweichen Topfschwamm zugetraut hat?
Der Krimi ist im Grunde überschaubar konstruiert. Das ist kein Makel, Jan Weiler beherrscht das Handwerk des Erzählens als musikalisch rhythmisierte Abfolge von Dichte und Weite, von Verzögerung und Tempo, wie auch als ökonomisches Kalkül von Raum und Zeit souverän. Wenn er seine Figuren zeichnet, sitzt jeder Strich. Und viele Striche benötigt der Autor nicht, um seine Charaktere ins Leben zu holen. Oder auch, um sie daraus zu verabschieden.
Auf Seite 47 heißt es über Amir, den gewaltbereiten Sohn libanesischer Eltern, der der Polizei gut bekannt ist, aber gerade im Begriff, den Teufelskreis aus Verbrechen und Strafe zu durchbrechen, weil er sich in Julia verliebt hat, einem Mädchen aus höherem Münchner Hause, über diesen Amir heißt es also auf Seite 47: „Und später, wenn er fertig studiert hatte, würden sie gemeinsam zu einem neuen Planeten starten. Kinder haben. Ein Haus. Ein Leben.“ Nur wenige Stunden später, um 5 Uhr 11, geht bei der Polizei ein Notruf ein, weil an der Großhesseloher Brücke eine leblose Person gefunden wurde. Aus dem Leben auf einem neuen Planeten wurde doch nichts. Aus Amir, dessen Name „Herrscher“ bedeutet, und der kurz davor war, sein Leben herumzureißen, wird eine fürchterlich geschundene Leiche. Auch andere Welten sind gewaltbereit und herrisch und böse.
Der Planet, in dem sich die unterschiedlichen sozialen Sphären namens „Grünwald“ und „Neuperlach“ zu einem gemeinsamen Haus mit Kindern, Liebe und Zukunft verbinden lassen, muss dann doch erst noch entdeckt werden. München heißt dieser Planet jedenfalls nicht.
„Kühn ließ den Blick kreisen. Der rechte äußere Drahtsessel war voller Blut, ebenso der Boden. In seiner Vorstellung war der Mann auf dem Sessel sitzend mit Schlägen und Tritten traktiert, dann gefallen und weiter geschunden worden.“ Vom Herrscher über einen neuen Planeten zum Opfer im schmutzigen Kapuzenshirt, das an eine erst sehr verängstigte, dann auch bald sehr tote Ratte erinnert: Das geht bei Jan Weiler sehr schnell.
Alles andere befände sich auch in akuter Kitschgefahr, denn dass der Sohn libanesischer Flüchtlinge, der sich allein kraft der Liebe zu dem Grünwald-Töchterchens Julia van Hauten plötzlich inmitten eines Lebens aus Bonsaiparkett, Koi-Karpfen und Austernpartys wiederfindet, sich noch zum Romeo Montague mausert, wäre dann doch nicht zu erwarten. Bei Weiler dient das schillernde, märchenhafte Julia-Capulet-Leben der auf bizarre Weise reich gewordenen Familie van Hauten in ihrem Grünwalder Reichsten-Reich weniger dem Gegensatz zum Flüchtlingselend am Rande der Gesellschaft. Die lustvoll ausgestellten Exotismen des Geldes verfolgen andere Zwecke: Einmal geht es darum, dass sich der Hauptkommissar in seiner Mittelmaß-Existenz daran abarbeiten und das auch er einmal versehentlich in den Koi-Teich stapfen kann. Und zum Anderen darum, dass Niedrigkeit, Ekel und Wahnsinn auch dort beheimatet werden können, in der reinlichen Welt des Geldes.
Jan Weiler Krimi ist genau da angesiedelt ist, wo sich eine Highsmith-Thriller, eine Chabrol-Verfilmung und eine Derrick-Folge überschneiden würden. „Kühn hat Ärger“ ist auch deshalb so ein glänzender Krimi, weil er nicht nur die Exzentrik des Lebens an dessen Rändern in den Blick nimmt, sondern die Mitte selbst, mit anderen Worten: uns.
Man hat den Eindruck,
in Deutschland gebe es wenige
Räuber und viele Gendarme
Geschichten aus der Vorstadt: Die Romane des Schriftstellers Jan Weiler sezieren die Normalität.
Foto: Tibor Bozi 
Jan Weiler: Kühn hat Ärger. Roman. Piper, München 2018. 400 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jan Weiler hat mit seinem betont mittelmäßigen Vorort-Kommissar Martin Kühn einen Ermittler von "Weltrang" geschaffen, jubelt Rezensent Gerhard Matzig und scheut den Vergleich mit Cormoran Strike und Kurt Wallander keineswegs. Weil es Weiler nicht nur gelingt mit wenigen Strichen, Rhythmus-Gefühl und Gespür für Tempo und Verzögerung spannende Kriminalgeschichten zu erzählen, sondern auch, weil sein Kommissar dem Leser bereits im zweiten Fall so an Herz gewachsen ist, dass man nicht nur wissen will, wie es mit ihm weiter geht, sondern auch beginnt, die Welt durch dessen Augen zu sehen, versichert Matzig etwas treuherzig. Und wie Weiler in diesem Mordfall um einen gewaltbereiten Sohn libanesischer Flüchtlinge den Culture Clash zwischen Grünwald und dem Münchner Problembezirk Neuperlach inszeniert, hat dem Rezensenten ohnehin gut gefallen. Hier reichen sich Patricia Highsmith, Claude Chabrol und Derrick die Hände, schließt er überschwänglich.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Gesellschaftssatire im Gewande eines Kriminalromans mit hohem Lesegenuss.« General Anzeiger 20180519
»Spannend, tiefgründig, feine Sprache.« Alpe Adria Magazin
Ein Planet aus Haus und Kindern

Die Romane des Schriftstellers Jan Weiler feiern die Mittelmäßigkeit, den Vorort, die Normalität. In „Kühn hat Ärger“,
dem zweiten Fall seines Münchner Kommissars, zeigt sich der Autor in großer Form

VON GERHARD MATZIG

Kühn hat zu tun“, so hieß der Krimi, den Jan Weiler vor drei Jahren rund um den Polizisten und Durchschnittsmenschen Martin Kühn verfasst hat. Jetzt ist der zweite Fall des Münchner Kommissars erschienen und der heißt nun: „Kühn hat Ärger“. Das Muster ist kaum zu übersehen: Sollten der Verlag, Piper, und der Autor, Weiler, ihrer Titel-Strategie treu bleiben, dann wird Kühn wahrscheinlich auch im dritten Fall etwas haben, die Frage ist nur, was das sein wird. Unser Vorschlag wäre: Kühn hat Zukunft. Denn Weiler hat einen großen Ermittler erschaffen. Einen Kommissar, der in der Weltrangliste literarischer Ermittler ganz oben mithalten kann und vielleicht irgendwo zwischen dem einbeinigen Cormoran Strike und dem zuckerkranken Kurt Wallander einzuordnen wäre. Martin Kühn ist ein Kommissar, dem man noch viele weitere Ermittlungen wünscht. Selbst dann, wenn man damit dem Verbrechen Auftrieb verschafft.

Das ist es einem wert, denn aus der Vororthölle des Münchner Pendler-Prekariats, in dessen Reihenhaus-Soziotop namens „Weberhöhe“ Kühn als mittelalter Repräsentant einer mittelhohen Besoldungsgruppe ein irgendwie mittleres, daher aber auch höchst bemerkenswertes, ein genau so typisches wie einzigartiges Leben lebt, möchte man auch nach zwei Bücher noch unbedingt mehr erfahren. Nicht nur über Verbrechen, Verderben und Tod. Mehr noch vom Leben selbst. Von der Welt des Martin Kühn.

Im Grunde ist das seltsam, denn durch die wochenendliche „Tatort“-Berieselung hat man mittlerweile das Gefühl, sehr wenigen Räubern stehen in Deutschland sehr viele Gendarme gegenüber, deren persönliche Angelegenheiten das Verbrechen regelmäßig in den Hintergrund drängen. Trotzdem bringen diese Filme das Kunststück fertig, dass einem die meisten Polizisten am Ende, wenn das Verbrechen aufgeklärt oder auch einfach vollends irrelevant geworden ist, immer noch sehr fremd sind. Wenn nicht egal. Trotz aller Ausleuchtung und vieler überflüssiger Details.

Bei Weilers Figur Kühn verhält es sich umgekehrt. Er kommt einem nah – und diese Nähe verstrickt den Leser strudelhaft ins Geschehen. Man fängt an, mit Kühns Blick auf die Welt des Verbrechens zu schauen. Man wird Partei, man befindet sich mitten im Krimi, statt sich nur hindurchzublättern.

Deshalb legt man das Buch, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand, denn man muss einfach wissen: Wer war es? Aber eben auch: Hält die Ehe? Hält die Prostata? Wird Kühn wieder einschlafen beim Elternabend? Wird er sich wieder und wieder an der immer zu heißen Kaffeetasse verbrühen? Und war der Mörder des siebzehnjährigen Armir Bilal wirklich jener, dem man von Anfang an einen grausamen Mord mit einem knuddelweichen Topfschwamm zugetraut hat?

Der Krimi ist im Grunde überschaubar konstruiert. Das ist kein Makel, Jan Weiler beherrscht das Handwerk des Erzählens als musikalisch rhythmisierte Abfolge von Dichte und Weite, von Verzögerung und Tempo, wie auch als ökonomisches Kalkül von Raum und Zeit souverän. Wenn er seine Figuren zeichnet, sitzt jeder Strich. Und viele Striche benötigt der Autor nicht, um seine Charaktere ins Leben zu holen. Oder auch, um sie daraus zu verabschieden.

Auf Seite 47 heißt es über Amir, den gewaltbereiten Sohn libanesischer Eltern, der der Polizei gut bekannt ist, aber gerade im Begriff, den Teufelskreis aus Verbrechen und Strafe zu durchbrechen, weil er sich in Julia verliebt hat, einem Mädchen aus höherem Münchner Hause, über diesen Amir heißt es also auf Seite 47: „Und später, wenn er fertig studiert hatte, würden sie gemeinsam zu einem neuen Planeten starten. Kinder haben. Ein Haus. Ein Leben.“ Nur wenige Stunden später, um 5 Uhr 11, geht bei der Polizei ein Notruf ein, weil an der Großhesseloher Brücke eine leblose Person gefunden wurde. Aus dem Leben auf einem neuen Planeten wurde doch nichts. Aus Amir, dessen Name „Herrscher“ bedeutet, und der kurz davor war, sein Leben herumzureißen, wird eine fürchterlich geschundene Leiche. Auch andere Welten sind gewaltbereit und herrisch und böse.

Der Planet, in dem sich die unterschiedlichen sozialen Sphären namens „Grünwald“ und „Neuperlach“ zu einem gemeinsamen Haus mit Kindern, Liebe und Zukunft verbinden lassen, muss dann doch erst noch entdeckt werden. München heißt dieser Planet jedenfalls nicht.

„Kühn ließ den Blick kreisen. Der rechte äußere Drahtsessel war voller Blut, ebenso der Boden. In seiner Vorstellung war der Mann auf dem Sessel sitzend mit Schlägen und Tritten traktiert, dann gefallen und weiter geschunden worden.“ Vom Herrscher über einen neuen Planeten zum Opfer im schmutzigen Kapuzenshirt, das an eine erst sehr verängstigte, dann auch bald sehr tote Ratte erinnert: Das geht bei Jan Weiler sehr schnell.

Alles andere befände sich auch in akuter Kitschgefahr, denn dass der Sohn libanesischer Flüchtlinge, der sich allein kraft der Liebe zu dem Grünwald-Töchterchens Julia van Hauten plötzlich inmitten eines Lebens aus Bonsaiparkett, Koi-Karpfen und Austernpartys wiederfindet, sich noch zum Romeo Montague mausert, wäre dann doch nicht zu erwarten. Bei Weiler dient das schillernde, märchenhafte Julia-Capulet-Leben der auf bizarre Weise reich gewordenen Familie van Hauten in ihrem Grünwalder Reichsten-Reich weniger dem Gegensatz zum Flüchtlingselend am Rande der Gesellschaft. Die lustvoll ausgestellten Exotismen des Geldes verfolgen andere Zwecke: Einmal geht es darum, dass sich der Hauptkommissar in seiner Mittelmaß-Existenz daran abarbeiten und das auch er einmal versehentlich in den Koi-Teich stapfen kann. Und zum Anderen darum, dass Niedrigkeit, Ekel und Wahnsinn auch dort beheimatet werden können, in der reinlichen Welt des Geldes.

Jan Weiler Krimi ist genau da angesiedelt ist, wo sich eine Highsmith-Thriller, eine Chabrol-Verfilmung und eine Derrick-Folge überschneiden würden. „Kühn hat Ärger“ ist auch deshalb so ein glänzender Krimi, weil er nicht nur die Exzentrik des Lebens an dessen Rändern in den Blick nimmt, sondern die Mitte selbst, mit anderen Worten: uns.

Man hat den Eindruck,
in Deutschland gebe es wenige
Räuber und viele Gendarme

Geschichten aus der Vorstadt: Die Romane des Schriftstellers Jan Weiler sezieren die Normalität.

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Jan Weiler: Kühn hat Ärger. Roman. Piper, München 2018. 400 Seiten, 20 Euro.

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