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Der Klassiker von Alfred Döblin (1878 bis 1957) ist eine ungewöhnliche Novelle - mit knapper Wortwahl, fast gänzlich ohne Dialoge, dafür mit vielen Einblicken in das Seelenleben der Charaktere. Ein sachlicher Bericht über den Grund, den Vollzug und die Folgen eines kaltblütigen Giftmordes - nicht direkt ein echter Krimi, eher eine Aufzählung von Umständen und Tatsachen. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine erstaunliche psychologische Studie zu hören. Dieter Mann mit seiner angenehmen, warmen Stimme liest den "Bericht" passend nüchtern und verstärkt so die Dramatik zwischen den Zeilen.
© BÜCHERmagazin, René Wagner (rw)
Besseres Wissen:
Döblins „Giftmord“
Ein Giftmord, Berlin 1922. Die junge Elli bringt ihren Mann um, er hat sie gequält, vergeblich hat sie versucht, von ihm wegzukommen. „Er torkelte abends betrunken nach Hause, warf ihr das Essen an den Kopf, stieß sie über das Bett, verlangte Quetschkartoffeln. Darin bekam er die erste Giftdose.“ Eine andere Frau ist auch im Spiel, Grete, unglücklich verheiratet auch sie, Elli eine Freundin und Komplizin. Alfred Döblins Erzählung des Falls erschien als erster Band der Reihe „Außenseiter der Gesellschaft. Die Verbrechen der Gegenwart“. Er untersucht das Geflecht der Beziehungen, Abhängigkeiten, Motoren des Handelns – Sehnsucht nach dem Kindsein, Sadismus, gleichgeschlechtliche Liebe. Fürchterlich unklare Worte, klagt er im Epilog, um das zu beschreiben, kindisch, den Zugang zu den Tatsachen versperrend. Moment an Moment setzend, skizziert er, was geschehen sein könnte, bringt Schriftproben, eine „räumliche Darstellung der Seelenveränderung“. Keine definitive Erklärung: „Mit dem Kausalitätsprinzip frisiert man. Zuerst weiß man, dann wendet man die Psychologie an. Die Unordnung ist da ein besseres Wissen als die Ordnung.“
FRITZ GÖTTLER
Alfred Döblin: Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord. Nachwort von Hania Siebenpfeiffer.
Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2013. 140 S., 9,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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