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Ein Außerirdischer, gerade gelandet auf dem Planeten Erde, in der Stadt München, hat einen geheimen Auftrag zu erfüllen, der möglicherweise einen berühmten Fußballer namens Franz Beckenbauer betrifft. Dazu sind einige Recherchen, die Besorgung gewisser Materialien und die Kenntnis der Lebens- und Bewegungsformen auf der Erde notwendig. Dieses Wesen erweist sich als rechter Tollpatsch, der auf Wikipedia nachschauen muss, wo genau er gelandet ist. Er bewegt sich komisch, spielt schlecht Fußball und fährt zu schnell. Er versucht, Rezepte von Eckart Witzigmann nachzukochen und träumt nachts vom…mehr

Produktbeschreibung
Ein Außerirdischer, gerade gelandet auf dem Planeten Erde, in der Stadt München, hat einen geheimen Auftrag zu erfüllen, der möglicherweise einen berühmten Fußballer namens Franz Beckenbauer betrifft. Dazu sind einige Recherchen, die Besorgung gewisser Materialien und die Kenntnis der Lebens- und Bewegungsformen auf der Erde notwendig.
Dieses Wesen erweist sich als rechter Tollpatsch, der auf Wikipedia nachschauen muss, wo genau er gelandet ist. Er bewegt sich komisch, spielt schlecht Fußball und fährt zu schnell. Er versucht, Rezepte von Eckart Witzigmann nachzukochen und träumt nachts vom blauen Licht seiner fernen Heimat. Er späht seine Nachbarin durchs Küchenfenster aus und beginnt unerwartet Gefühle zu entwickeln, wird immer normaler, also menschlicher.
Wie blickt ein Alien auf diese Welt? Auf München und seine Bewohner? Was macht er mit seiner Angst? Was mit der Nachbarin?
Gibt es Franz Beckenbauer überhaupt? Und vor allem: Wie schreibt man das alles auf?
Autorenporträt
Kratzert, Armin
1957 Augsburg. Studium Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in München. Er gehört zu den Initiatoren der Kultursendung "Capriccio" und leitet die Literatursendung "lesezeichen" im Bayerischen Fernsehen, interviewt dort regelmäßig Autoren der aktuellen Literatur und produziert Dokumentarfilme über Literatur und Kunst. Im Sommer 2008 trat er als Kurator der Ausstellung "Kafkas Welt" im Literaturhaus München in Erscheinung. Kratzert lebt in München und im Chiemgau, schreibt Gedichte, Theaterstücke und Romane. Für seine Arbeit wurde Kratzert 2003 mit dem Preis Literavision ausgezeichnet. 2005 war er Finalist beim Alfred-Döblin-Preis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kann gut sein, dass dieser Roman etwas albern ist, Rezensent Alexander Gorkow möchte sich da nicht ganz festlegen, tendiert aber zu lokalpatriotisch befeuerter Begeisterung. Armin Kratzert erzählt in seinem München-Roman die Abenteuer des Anatol Hinueber, einem Alien von Planeten Koho, der zur Erde geschickt wird, um zwecks Genanalyse einen perfekten Menschen ausfindig machen soll. Statt an Franz Beckenbauer gerät das Marsmännchen an den Hausmeister Friedrich Beckenbauer, an den FC Bayern und Haxn. Gorkow schwärmt von der "explosiven Heiterkeit" dieses Buchs, das so schön von Absurditäten erzähle, und dies in klarer und feiner Sprache. Aber klar: Es geht um München, und da bleibt, weiß Gorkow, "Verzauberung nicht aus".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2012

Lieber Himmel
Der letztgültige Münchenroman, auf den keiner gewartet hat, hier ist er: Armin Kratzerts herrliche Erzählung „Beckenbauer taucht nicht auf“
Ist das komisch oder albern? Ein Autor schickt ein Alien namens Anatol Hinueber nach München, das einen hervorragenden Menschen finden und entführen soll, damit der genetisch ausgewertet werden kann. Gedacht ist an Franz Beckenbauer, von dem sich auf dem Lichtjahre entfernten Koho herumgesprochen hat, es handele sich um eine Lichtgestalt. Mindestens hält man diese Idee zunächst für einen müden Scherz.
Allerdings ist Armin Kratzert, Jahrgang 1958, schon in seinem Roman „Magnolia“ durch eine glasklare, feine Sprache aufgefallen, die schnelle Effekte meidet, was einen Liebesroman schmückt wie auch eine Farce. Im Fall von „Beckenbauer taucht nicht auf“ könnte man von einer Farce sprechen, vor allem aber von Hochkomik. Kratzers Kniff ist dabei so schlicht wie hollywoodreif. Er funktionierte schon bei Filmen wie „Star Wars“, „Nummer 5 lebt“, „E.T.“ oder „Super 8“: Erzählt wird die Geschichte von Menschmaschinen, die wie eben Nummer fünf oder R2D2 mit kindergleicher Unschuld auf Menschen schauen oder eben Menschen ausgesetzt sind. So eine Idee mag als solche bescheuert wirken, allenfalls wie ein Startschuss für ein Kinderbuch. Aber gute Regisseure wie Autoren wissen: Großes schlecht erzählen können viele, eine Kunst ist es, Absurdes schön zu erzählen, mit Sorgfalt, Witzigkeiten meidend, nahezu naturwissenschaftlich. In diesem Genre ist Armin Kratzert ein Meister, sein Märchen ist von rührender, explosiver Heiterkeit.
Kratzert lässt seinen mit Daten vollgestopften Anatol Hinueber auf der Suche nach Franz Beckenbauer einigermaßen staunend durch München laufen, sich einrichten, Bekanntschaften schließen mit Kindern, Frauen, sogar mit einem schlecht gelaunten Hausmeister namens Friedrich Beckenbauer aus Giesing, den er unter „F. Beckenbauer“ im Telefonbuch ausfindig macht.
Das Alien ist – wie Beckenbauer – etwas blasiert. Es ist aber – anders als Beckenbauer – unvollkommen. Zwar hat man auf Koho darauf geachtet, Hinueber in Gestalt eines irgendwie attraktiven Mannes nach München zu schicken. Andererseits trägt er einen blöden Namen und eher stumpfe Haare, auch unterlaufen ihm Missgeschicke: Beim Spaziergang zur Bayern-Zentrale an der Säbener Straße nimmt er eine Geschwindigkeit von sechzig Kilometern auf, beim Kicken mit einem Kind schießt er den Ball auf Nimmerwiedersehen in den Münchner Himmel.
München, Sex, Kochrezepte von Witzigmann, der FC Bayern; all sein Wissen kopiert Hinueber (wie es große Geister der Gegenwart eben tun) aus Wikipedia und anderen Nachschlagewerken und macht dann das Beste draus, zum Beispiel folgendes Gericht für die perplexe Mutter eines kleinen Bayernfans: lauwarmen Lauchsalat mit Périgord-Trüffeln, Hechtschwanz mit Senfbutter und Kapern, schließlich Lebkuchen-Soufflé mit Altbier-Sabayon.
Der Ton, den Kratzert anschlägt, ist der der leisen Unschuld,was seit den großen Stummfilmstars sehr komisch ist. Es entsteht so ein Kontrast zum monströsen Chaos, das diese Unschuld vom Planeten Koho anzurichten im Stande ist. Gleich zu Beginn der Erzählung geht das los, nachdem Hinueber nicht geil, sondern vollkommen ratlos seiner Nachbarin durchs Fenster beim Masturbieren mit Gemüse zugeschaut hat: „Ich vermesse die Stadt, zähle ihre Einwohner, schätze wesentliche Parameter, ich kalkuliere die für meine Pläne wirksamen Faktoren, erwäge, ein kleines Exemplar der hier verbreiteten Spezies zu fangen und in Scheiben zu schneiden.“
Sonderbar, dieses Buch, nach dessen Lektüre man über Selbstverständlichkeiten staunt, da vom Erstaunen des Aliens über unser Sosein in dieser Stadt („München liegt auf einer Ebene mit ziemlich unschönem Bewuchs und einigen Gewässern, im Süden stört Gebirge“) berichtet wird: Dass wir in schachtelartigen Behausungen leben, Haxn essen („mumifizierte Schweinefüße“), dass wir uns beim Sex ständig irgendwelchen Körperöffnungen widmen . . .
Beckenbauer erstmals ansichtig wird Hinueber dann bei dessen Stammfriseur, dem Vidal Sassoon am Odeonsplatz, dort saugt er auch erste Proben einer enttäuschend minimalistischen Frisur ein.
Da es um München geht, bleibt dann selbst beim Alien Verzauberung nicht aus. Hinueber kriegt Gefühle, und Kratzert setzt im Finale an zu einer der allerzartesten Hymnen, die seiner Heimat je zuteil wurden: „An schönen Tagen gibt es manchmal eine halbe Stunde zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit, in der die Stadt München in dieses azurne Licht getaucht ist, das direkt vom Himmel kommt, das die Luft ganz klar macht und die Dinge leicht. Farben und Gerüche verschwinden in diesem Moment, Bewegungen verwischen, alles zeigt sich, wie es wirklich ist, offenbart Struktur, Masse, Kern. Ich fühle mich sicher und gut, ich liebe dieses Blau, ich brauche diese Stimmung, und weiß ja nun, dass es Franz genauso geht.“
Der letztgültige Münchenroman, auf den seit der Wende 1989/90 wirklich kein Mensch gewartet hat: Hier ist er. Er isteine kleine, große und überaus herrliche Erzählung.
ALEXANDER GORKOW
ARMIN KRATZERT: Beckenbauer taucht nicht auf. Roman. Peter Kirchheim Verlag, München 2012. 168 Seiten, 19,95 Euro.
„Es ist nun an der Zeit, seiner tatsächlich habhaft zu werden“, beschließt Kratzerts gewissenhaftes Alien. Unser Bild zeigt das Objekt der Begierde, die Lichtgestalt Beckenbauer, mit Pelzmantel und Pudelmütze während des Pokalspiels Bayern gegen Unterbohingen, 1976 im Münchner Olympiastadion auf der Ersatzbank neben Bayern-Manager Robert Schwan.
Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2012

Literatur Den Preis für den blödesten Plot der Saison, den kann sich Armin Kratzert hier in der Redaktion gern mal abholen. Für seinen Roman "Beckenbauer taucht nicht auf" (Kirchheim, 19,95 Euro) kann er ihn sich abholen, in dem ein Außerirdischer auf die Erde kommt, weil er das personifizierte Glück entführen möchte: also Franz. Und der Außerirdische findet es aber dann so herrlich in München und mit dem Franz, dass er natürlich hierbleibt, verwandelt, in Franz für immer. Und wie Kratzert aus diesem miesen Plot ein irre weises Buch der Fußballfeier, Münchenfeier, Lebensfeier gemacht hat, das müssen Sie nachlesen. Das ist herrlich!

vw

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