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Wolfgang Muthspiel, vom New Yorker als "ein leuchtendes Licht" unter den heutigen Jazzgitarristen bezeichnet hat, kehrt nach zwei umjubelten Quintettveröffentlichungen und seinem Trio-Debüt nun mit Angular Blues, dem vierten ECM-Album als Leader, zum Trio-Format zurück. Wie bereits auf Driftwood - die 2014 erschienene Trio-Scheibe, die von JazzTimes als "filmisch" und "eindringlich" betitelt wurde sitzt auf Angular Blues Muthspiels langjähriger Mitstreiter Brian Blade am Schlagzeug; aber statt Larry Grenadier am Bass ist es Scott Colley, dessen besonders erdiger Klang diesem Trio seine eigene…mehr

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Produktbeschreibung
Wolfgang Muthspiel, vom New Yorker als "ein leuchtendes Licht" unter den heutigen Jazzgitarristen bezeichnet hat, kehrt nach zwei umjubelten Quintettveröffentlichungen und seinem Trio-Debüt nun mit Angular Blues, dem vierten ECM-Album als Leader, zum Trio-Format zurück. Wie bereits auf Driftwood - die 2014 erschienene Trio-Scheibe, die von JazzTimes als "filmisch" und "eindringlich" betitelt wurde sitzt auf Angular Blues Muthspiels langjähriger Mitstreiter Brian Blade am Schlagzeug; aber statt Larry Grenadier am Bass ist es Scott Colley, dessen besonders erdiger Klang diesem Trio seine eigene Dynamik verleiht. Muthspiel wechselt zwischen akustischer und elektrischer Gitarre, und neben seinen charakteristisch melodischen Eigenkompositionen - darunter Highlights wie "Hüttengriffe" und das nachdenkliche Stück "Camino" - veröffentlicht er die ersten Standards seiner ECM-Zeit ("Everything I Love" und "I'll Remember April") sowie seine erste Melodie über Bebop-Changes auf Platte ("Ride"). Angular Blues enthält auch ein reines Gitarrenstück, "Solo Kanon in 5/4", bei dem Muthspiels elektronisches Delay die barockartigen Runden mit einem hypnotischen Glanz durchzieht.
Trackliste
CD
1Wondering00:07:20
2Angular Blues00:05:56
3Hüttengriffe00:05:15
4Camino00:07:42
5Ride00:03:51
6Everything I Love00:06:53
7Kanon in 6/800:07:42
8Solo Kanon in 5/400:03:34
9I'll Remember April00:05:41
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2020

Ist Blues rund oder schräg?
Wolfgang Muthspiel führt seine Gitarre in einsame Trio-Höhen

Wie wichtig der Bass im musikalischen Gefüge ist, wird selten so deutlich wie im Auftaktsong von Wolfgang Muthspiels neuem Album "Angular Blues": Auf "Wondering" übernimmt nämlich nicht der Gitarrist, sondern der Bassist Scott Colley die Melodielinie. Der New Yorker, der in Los Angeles geboren wurde, ist ein Meister seines Fachs - was Engagements bei Herbie Hancock, Pat Metheny oder Jim Hall belegen - und der neue Mann im Trio des österreichischen Gitarristen. Muthspiel kennt ihn allerdings schon lange. Er hat in den neunziger Jahren selbst in New York gelebt und ist damals oft mit Colley aufgetreten. Dritter Mann im Bunde ist Brian Blade. Auf "Wondering" klingt er wie die gerade erst verstorbene Schlagzeug-Legende Jon Christensen, aber natürlich ist er selbst ein großer Stilist, und das beileibe nicht nur im Jazz. Der aus Louisiana stammende Blade hat auch schon für Joni Mitchell, Bob Dylan und Norah Jones getrommelt und auf dem berühmten Blue-Note-Label Platten mit seiner Band Fellowship aufgenommen, die der Musik aus den Südstaaten viel zu verdanken haben.

Wolfgang Muthspiel spielt harmonische Musik auf hohem Niveau, scheut sich aber auch nicht, ein geradezu simples Stück wie "Hüttengriffe" auf "Angular Blues" - was so viel wie "schräger Blues" bedeutet - unterzubringen. Die einfache Melodie entwickelt schnell Suchtpotential, und Blades schlichter Country-Beat, nur von vereinzeltem Beckenrauschen unterbrochen, ist genau das, was dieser Song braucht. Lieder in diesem einfachen Idiom schreibt Bill Frisell gerne, ein so schönes ist ihm allerdings lange nicht mehr gelungen. Aber was sind eigentlich "Hüttengriffe"?

"Das sind jene Griffe auf der Gitarre, die man als Allererstes lernt", sagt Muthspiel grinsend. "Es sind die Griffe, die man auf einer Almhütte spielt, auf der eine Gitarre an der Wand hängt, und aus solchen Akkorden besteht eben auch das Stück. Zum Schluss wird es allerdings schon ein bisschen avancierter."

Der Gitarrist ist schon lange ein Fan des Dreierformats. Schon in den neunziger Jahren unterhielt er ein Trio mit Marc Johnson und Paul Motian, später eins mit den Brüdern Matthias und Andreas Pichler. Mit Brian Blade und wiederum Marc Johnson hat er vor fünfzehn Jahren das Standards-Album "Air, Love & Vitamins" aufgenommen.

Sein neues Trio hat sich auch wieder den Standards zugewandt. Das hat damit zu tun, dass es für Auftritte in einem Jazzclub in Tokio zusammengefunden hat. Für amerikanische Jazzmusiker ist es bei Liveauftritten einfach selbstverständlich, besonders gegen Ende des ersten Sets oder im Zugaben-Teil, Standards zu spielen, und auch Muthspiel sind die Stücke aus dem "Great American Songbook" seit seiner Zeit in den Vereinigten Staaten zur zweiten Natur geworden. Zwei davon haben Muthspiel, Colley und Blade dann auch im Studio aufgenommen.

"Everything I Love" stammt von Cole Porter, und auch der Pianist Bill Evans hat es gerne gespielt. Muthspiel kennt es allerdings durch eine Aufnahme von Keith Jarrett, der davon einst eine eigene Transkription angefertigt hat.

"I'll Remember April" wurde etwa zur gleichen Zeit von Gene DePaul für die Abbott-&-Costello-Komödie "Ride 'Em Cowboy" geschrieben, in der übrigens auch Ella Fitzgerald mitwirkt, die das Lied dort allerdings nicht singt. Es wurde aber zum Beispiel von Nat "King" Cole gesungen und wurde zum Jazz-Standard, weil die Bebopper Charlie Parker und Bud Powell ein Faible für die Nummer hatten. Wolfgang Muthspiel kennt das Lied von Frank Sinatra. "Bei dem Song soliere ich kaum", sagt der Gitarrist, der sich angesichts solch klassischen Repertoires ganz bescheiden gibt: "Wie in vielen Momenten bei diesem Trio geht es darum, mit dem Raum zu spielen: Ihn zu verlassen, ihn zu schaffen, ihn zu füllen."

ROLF THOMAS.

Wolfgang Muthspiel: "Angular Blues".

ECM 2655 (Universal)

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